3. Liga
Longerich, Opladen und Aldekerk stark – und die Eagles einfach peinlich
Der LSC gewinnt in Minden II mit 32:24, der TuS 82 gegen Schalksmühle mit 27:25, Aldekerk mit 32:26 in Gladbeck. Aufstiegs-Kandidat HSG Krefeld Niederrhein blamiert sich beim 23:40 in Spenge.

Jaaaaa! Valentin Inzenhofer war als Torhüter ein sicherer Rückhalt für die Longericher, mit denen er sich in Minden über den vierten Sieg in Folge freuen konnte. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV GWD Minden II – Longericher SC 24:32 (12:15). Die Longericher bleiben den Bergischen Panthern im Rennen um Tabellenplatz drei auf den Fersen. Nachdem die Panther mit dem 29:28 bei der Ahlener SG am Freitagabend vorgelegt hatten und jetzt bei 25:11 Punkten stehen, verkürzte der LSC den Rückstand durch seinen Erfolg wieder auf einen Zähler (24:12). Beide Teams liegen im Kampf um Platz drei deutlich hinter den Topteams TV Emsdetten (33:3) und der HSG Krefeld Niederrhein (27:7) und knapp vor dem TuS Spenge (23:13). Für die Longericher war es zudem der vierte Sieg in Folge und entsprechend glücklich zeigte sich LSC-Trainer Chris Stark nach dem Spiel: „Ich bin froh, dass wir derart dominant gewonnen haben gegen ein Minden, dass während der Länderspielpause der 1. Bundesliga Verstärkung aus der ersten Mannschaft bekommen hatte. Wir waren von der ersten Sekunde mental auf dem Platz da und auch körperlich präsent. Anfangs war das Spiel noch relativ ausgeglichen, da wir unsere Torchancen nicht effektiv genug genutzt haben. Das wurde im Laufe des Spiels immer besser und dadurch war es am Ende ein hochverdienter deutlicher Sieg.“

Malte Nolting eröffnete die Begegnung für die Gäste bereits nach 38 Sekunden mit dem 1:0. Aber der Tabellenletzte Minden (5:31 Punkte) fand ebenfalls gut in die Partie und in der Anfangsphase spielten beide Teams auf Augenhöhe. Mitte der ersten Halbzeit war es Longerich, das sich durch einen 4:0-Lauf vom 5:6 (9.) auf 9:6 (18.) erstmals etwas absetzen konnte. Der Tabellenletzte blieb aber dran und die Gäste schafften es nicht, den Vorsprung weiter zu vergrößern. Dies änderte sich kurz nach dem Seitenwechsel; Nico Pyszora erzielte das 22:15 (40.), die bisher höchste Führung an diesem Abend. Nach dem 23:16 (43.) durch Lukas Martin Schulz versuchte Minden in einer Auszeit noch einmal gegenzusteuern, doch der LSC ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen. Knapp zehn Minuten vor Ende der Partie war das Spiel beim Stand von 27:19 (51.) bereits entschieden.

Longericher SC: Inzenhofer, Briese – Gerfen (1), Zerwas (1), Pyszora (5), Richter (4), Lincks (2), Wolf, Zimmermann (1), Schulz (5/3), Johnen (1), Nolting (6), Rinke, Dahlke (6).

 

TuS 82 Opladen – SG Schalksmühle/Halver Dragons 27:25 (14:12). Den Opladenern fiel nach der Schluss-Sirene eine Riesenlast von den Schultern. Die Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt beendete mit dem Erfolg über die Gäste aus Schalksmühle eine Serie von sechs Partien ohne Sieg und einer erschreckenden Bilanz von 1:11 Zählern, die den TuS gefährlich nahe an die Abstiegszone herangebracht hatte. Klar: Alle in Opladen hatten sich vorgenommen, dass das Duell mit den zuvor punktgleichen Dragons die Trendwende einleiten sollte. Und zumindest am Samstagabend sah die Welt in der Bielerthalle deutlich freundlicher aus, denn Voigts Team verbesserte sich auf 17:19 Punkte und Platz sieben. Die Gäste sind dagegen mit 15:19 Zählern Zehnter und haben nur noch vier Punkte Vorsprung vor dem VfL Gladbeck auf Platz elf (bedeutet am Ende die Teilnahme an einer Abstiegsrunde) und fünf vor dem Team HandbALL Lippe II auf dem ersten sicheren Abstiegsrang zwölf. „Wir sind jetzt erst einmal froh, dass wir diese zwei Punkte auch verdient holen gegen einen Gegner, der nie aufgegeben hat. Das war natürlich ein wichtiges Spiel, das hat man gemerkt. Und trotzdem war das auch mental für meine Jungs ein Riesenschritt. Solche Vier-Punkte-Spiele musst du auch mal haben“, meinte Voigt.

Den Start in die Partie verschliefen die Hausherren und es dauerte bis zur siebten Minute, bis Maurice Meurer mit dem 1:3 das erste Mal erfolgreich war. Der Rückraumspieler auch in der Folge ebenfalls immer wieder für die wichtigen Opladener Tore zuständig und am Ende des Tages mit acht Treffern der beste Werfer des Abends. Jeweils der 4:4- (12.) und 6:6-Ausgleich (15.) gingen auf Meurers Konto, ebenso die erste Führung der Gastgeber – 8:7 (19.). Vom 9:9 (22.) konnte sich Voigts Team bis zum 14:11 (29.) dann erstmals ein wenig absetzen. Die beste Phase hatten die Opladener dann direkt nach dem Seitenwechsel: Im Eiltempo ging es vom 14:13 (31.) durch einen 6:0-Lauf auf 20:13 (42.).

Der Vorsprung hielt bis zum 22:15 (46.), bevor die Partie in der Schlussphase doch wieder enger wurde. „Wir haben wirklich 45 bis 48 Minuten ein gutes Spiel gemacht, hatten alles im Griff und waren mit sieben Toren vor. Irgendwie kommt es dann zu einer Manndeckung, wir verwerfen, die anderen machen ihre Dinge rein und dann hat der Kopf angefangen. Aber wir haben so hart gearbeitet die Woche und die Jungs haben immer dran geglaubt“, fand Voigt, der zunächst sah, wie die Führung auf 24:21 zusammenschmolz (53.). Markus Sonnenberg mit dem 25:21 (54.) und Birger Dittmer mit dem 26:22 (57.) fanden jeweils passende Antworten und hielten ihr Team vorne. In den letzten Sekunden wurde es trotzdem noch einmal eng, als Schalksmühle tatsächlich herankam – 26:25 (60.). Der finale Treffer war anschließend wieder Meurer vorbehalten, der mit dem 27:25 genau 28 Sekunden vor dem Ende den Deckel auf den Opladener Sieg machte.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler, Meurer (8), Nitsche, Branding (3/3), Leppich (1), Schröder (3), Dittmer (1), Nitzschmann (1), Jagieniak (3), Hinrichs (2), Boelken, Johannmeyer, M. Sonnenberg (5), Klein.

 

VfL Gladbeck – TV Aldekerk 26:32 (15:15). Die Aldekerker lassen sich auf ihrem Weg zum Klassenhalt zurzeit nicht aufhalten – und die Partie in Gladbeck, die der spielende Trainer Tim Gentges vorher in einer mathematischen Neu-Schöpfung als „Sechs-Punkte-Spiel“ bezeichnet hatte, brachte ihnen tatsächlich die nächsten wichtigen Zähler, deren Wert sich beim Blick auf die Tabellen erst richtig erschließt: Der TVA steht nach seinem Erfolg im Duell der Aufsteiger auf Rang sechs bei 21:15 Zählern, während Gladbeck als Elfter mit zehn Punkten weniger (11:25) jenen Rang elf einnimmt, der den Beginn der heißen Gefahrenzone markiert – und nach dem derzeitigen Stand der Dinge gemeinsam mit dem Team Handball Lippe II (10:24), dem ASV Hamm-Westfalen II (7:29) und dem TSV GWD Minden II (5:31) absteigen müsste. Ans Abheben oder eine ähnliches Verhalten denkt rund um die Vogteihalle trotzdem niemand – und Gengtes schon gar nicht: „Wir wissen alle, dass das ein immens wichtiger Sieg für uns gewesen ist. Wir bleiben immer noch auf dem Teppich, es kommen noch genug Aufgaben auf uns zu und die Saison ist noch lang. Wir haben uns aber eine unfassbar gute Ausgangslage erspielt. Die wollen wir natürlich nutzen, um so früh wie möglich den erstmaligen Klassenerhalt einer Herren-Mannschaft des TV Aldekerk in der 3. Liga klarzumachen.“

Für den nächsten Schritt in die erhoffte Richtung mussten die Gäste defensiv wie offensiv eine Menge investieren, weil auch Gladbeck die Bedeutung der Partie klar war. Nach dem schnellen 1:0 (1.) von Julian Mumme legte Aldekerk immer wieder vor und mit dem 8:5 (13.) oder 9:6 (15.) sogar drei Tore zwischen sich und die Hausherren, musste aber mit dem 9:9 (18.) wieder den Ausgleich hinnehmen und geriet nach dem eigenen 12:10 (20.) sogar ins Hintertreffen – 13:14 (26.), 14:15 (27.). Für die zweite Halbzeit reagierte Gentges: „Hinten raus hatten wir in der ersten Halbzeit ein paar Probleme mit einem Gladbecker Spielzug. Wir haben es dann in der Abwehr ein bisschen umgestellt und da muss ich Roman Grützner ein Kompliment machen, der in der Abwehr für sehr viel Stabilität gesorgt hat.“ Für gut achte Minuten fanden die Hausherren bis zum 20:20 (39.) trotzdem immer wieder ein Mittel für den Ausgleich, ehe sich Alderkerk mit dem 23:20 (42.) etwas Luft verschaffte und wenig später entscheidend auf den Weg zum Sieg einbog – als es auf dem 23:22 (43.) durch vier Tore hintereinander die 27:22-Führung machte (49.) und auf der Zielgeraden jederzeit Herr der Lage blieb. Als es beim 28:24 (54.) vielleicht noch einmal etwas enger hätte werden können, schob Cedric Linden das 29:24 (57.) nach und das 29:25 (58.) baute Julian Mumme zum 30:25 (59.) aus – und Aldekerk durfte wenig später seinen zehnten Erfolg in der laufenden Saison feiern.

„Ich bin mega-glücklich. Wir gewinnen hier aufgrund der zweiten Halbzeit verdient“, stellte Gentges fest, „wir spielen vorne durchweg einen sehr guten Ball. Von den taktischen Kniffen, die wir setzen wollten, hat sehr viel funktioniert. Das war vorne richtig gut geleitet und gelenkt durch Julian Mumme, ein David Hansen war heute sehr stark drauf wie auch Frederic Linden. Alle drei treffen super Entscheidungen. Paul Keutmann wurde im Tor immer besser und es war schön zu sehen, dass du dich auf jeden Einzelnen in der Mannschaft verlassen kannst. Da bin ich sehr stolz drauf.“ Ganz nebenei: Die Aldekerker holten zum dritten Mal hintereinander beide Punkte – 34:25 beim ASV Hamm-Westfalen II, 32:26 gegen die Ahlener SG, 32:26 in Spenge. Was das für die Aufgabe am nächsten Samstag gegen den Letzten Minden II heißt? Gentges würde definitiv diese Antwort geben: „Nichts.“

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme, Grützner, Görden (2), Plhak (8/3), Upietz, Gentges, Küsters (1), Hansen (6), Julian Mumme (6), Rutten (2), Linden (7).

TuS Spenge – HSG Krefeld Niederrhein 40:23 (19:11). Das hätten die Krefelder nicht nur wahrscheinlich, sondern ganz bestimmt kaum für möglich gehalten. Der Fünfte TuS Spenge musste selbstredend als starker Gegner gelten, der ihnen das Leben so schwer wie möglich machen würde. Aber ein derartiges Debakel und die höchste Saison-Niederlage, die in ihrer desaströsen Form so herzlich wenig bis rein gar nichts mit dem Anspruch auf einen Platz in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga zu tun hatte? Dürfte fürs erste Spiel der Eagles im Jahr 2023 außerhalb jeder Vorstellungskraft gelegen haben. Das Team von Trainer Mark Schmetz ließ diesmal über weite Strecken jeden Nachweis von gehobener Qualität vermissen und bekam dafür die völlig verdiente Quittung. Absurd: Der Schaden in der Tabelle hielt sich sogar halbwegs in Grenzen – obwohl es sich die HSG mit nun 27:7 Punkten ziemlich sicher abschminken muss, dass sie den Spitzenreiter TV Emsdetten (33:3) auf dem Weg zur Meisterschaft abfangen kann. Der bescheidene Trost: Auf den Dritten Bergische Panther (25:11) und den Vierten Longericher SC (24:12) sowie auf Spenge (23:13) hat Krefeld bis auf Weiteres ausreichend Vorsprung. Viele zusätzliche Aussetzer wie jenen an diesem Samstagabend dürfen sich die Eagles aber nicht mehr leisten, weil sonst der ebenfalls zur Teilnahme an der Aufstiegs-Qualifikation berechtigende Rang zwei plötzlich doch in Gefahr geraten könnte. Am kommenden Samstag wird sich gegen den Siebten TuS 82 Opladen (17:19) zeigen, wie Schmetz‘ Mannschaft den schweren Unfall in Spenge überstanden hat. 

Nach dem 0:1 (2.) gerieten die Gäste zwar immer wieder ins Hintertreffen, lieferten allerdings übers 6:6 (9.) und 8:8 (12.) bis zum 9:10 (18.) immerhin eine Partie auf Augenhöhe. Was nach diesem Treffer von Merten Krings mit den Krefeldern passierte, wird vermutlich nicht mal das intensivste Video-Studium aufklären können: Nach den kurz hintereinander verhängten Zeitstrafen gegen Matija Miric (18.) und Pascal Noll (19.) zerfiel der Tabellenzweite im Schnellverfahren in seine Einzelteile. Die Gegentore zum 9:11 (19.), 9:12 (19.) und 9:13 (20.) waren auf die Unterzahl zurückzuführen – nicht aber die sich anschließende Rat- und Hilflosigkeit mit vier erneuten Gegentoren bis zum 9:17 (27.). Mit dem 10:17 (28.) von Lars Jagieniak ging nun der schwierige 0:7-Lauf zu Ende, doch die allgemeine Chancenlosigkeit und Teilnahmslosigkeit der Krefelder blieb. Und es wurde nach dem 11:19 (30.) am Ende der ersten Halbzeit keineswegs besser, sondern eher schlimmer – was grundsätzlich kaum möglich zu sein schien. Mit dem 21:11 (33.) am Anfang des zweiten Durchgangs lag Spenge zum ersten Mal mit einer zweistelligen Differenz vorne und geringer wurde das Polster des TuS in der Folge nicht mehr. Die Hausherren, die längst viel Gefallen an diesem selbst für sie ungewöhnlichen Abend gefunden hatten, erreichten als Zwischenstation das 30:15 (43.), ehe sie als Ziel die durchaus selten erreichte Marke von 40 selbst erzielten Toren anpeilen konnte. Gut viereinhalb Minuten vor der Schluss-Sirene war es so weit: Vincent Hofmann erzielte für Spenge das 40:20 (56.) und die HSG lag plötzlich mit 20 Treffern hinten. Peinlicher ging es fast nicht und der Rest bis zum 23:40 war nichts als belanglose Ergebniskosmetik – für ein Team, das diesmal außer hohen Ansprüchen wenig zu bieten hatte. Für eine Pleite in dieser Höhe müsste im Übrigen selbst ein gegen den Abstieg kämpfender Klub um Entschuldigung bitten. Wobei die Eagles nicht mal Kampf anzubieten hatten.

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krings (3), Klasmann (3), Pöter, Noll (4/1), Hahn (3), Athanassoglou, Schulz (1), Brüren (1), Kaysen (3), Jagieniak (3), Dommermuth (2), Obranovic, Bitzel, Mircic.