Regionalliga Nordrhein
Essen vergrößert Neusser Sorgen, Aachen deckt nicht
TuSEM II dreht gegen Schlusslicht NHV einen Rückstand zum 31:26-Sieg. BTB erzielt 35 Treffer, geht aber in Rheinhausen leer aus.

Ich halt dann mal gut: Essens Trainer Lukas Ellwanger bescheinigte seinem 18 Jahre jungen Keeper Mats Haberkamp nach dem Sieg gegen Neuss eine überzeugende Leistung. (Foto: Thomas Schmidt)

TuSEM Essen II – Neusser HV 31:26 (15:16). Etwas mehr als eine Halbzeit lang durften die geplagten Neusser hoffen, dass ihre lange Serie an Niederlagen in zweiten Spiel im neuen Kalenderjahr zu Ende geht. Da lieferte die Mannschaft von Trainer Julian Fanenbruck den Essenern einen gleichwertigen Kampf, sodass sie durchaus für einen Sieg in Frage kam – was ihr zuletzt vor einer gefühlten Ewigkeit am 16. September 2022 mit dem 29:26 beim Bergischen HC II gelungen war. Anschließend schaffte der NHV trotz immer wieder erkennbarer guter Ansätze nun schon zum elften Mal hintereinander keinen Punktgewinn mehr – was den Tabellenletzten mit jetzt 2:26 Zählern mehr denn je zum Abstiegskandidaten Nummer eins macht. Der direkt davor liegende Vorletzte MTV Rheinwacht Dinslaken (5:23) ist drei Punkte entfernt und der Bergische HC II (8:20) auf Rang zwölf sogar schon sechs. Daraus folgt: Wenn das mit dem Klassenerhalt doch etwas werden soll, müsste Neuss am kommenden Samstag gegen den BHC II dringend gewinnen. Wesentlich entspannter ist die Lage für TuSEM, das durch sein 34:32 kürzlich in Solingen und den Sieg über Neuss bei 14:16 Punkten und Platz acht im sicheren Mittelfeld angekommen ist.

Die Gäste lagen ab dem 3:2 (5.) bis zum 10:8 (19.) regelmäßig vorne und drehten das 10:11 (22.) oder 11:12 (24.) wieder in eine eigene Führung – 15:13 (28.), 16:15 (30.). Mit dem 17:16 (33.) legte der NHV zum letzten Mal vor und die Waage begann sich trotz erheblicher Neusser Gegenwehr Stück für Stück auf die andere Seite zu neigen – 21:18 (40.), 21:20 (43.), 23:20 (45.), 26:22 (49.), 29:25 (56.). Fabian Neher (57.) und Mathis Stumpf (59.) machten auf der Zielgeraden durch zwei späte Treffer endgültig alles klar für die Hausherren, deren Trainer Lukas Ellwanger entsprechend zufrieden wirkte: „Durch die Leistung in der zweiten Halbzeit haben wir verdient gewonnen. In der ersten Halbzeit kriegen wir gar keine Abwehrleistung auf den Platz, das war dann deutlich verbessert. Die Einstellung stimmt und wir führen die Zweikämpfe so, wie wir es wollen. Mats Haberkamp macht das im Tor sehr gut. Das ist wichtig für uns, wir haben nächste Woche ein schweres Auswärtsspiel. Da müssen wir noch mal eine Schüppe drauflegen.“ Mit der kommenden Aufgabe meint der die Partie am Samstag beim Vierten HC Gelpe/Strombach (20:10 Punkte).

Der NHV-Coach war vor allem nachdenklich. „Mir fehlen ein bisschen die Worte. Es ist bitter, wie das ausgegangen ist, es fühlt sich traurig an, dass das Spiel sich so gewendet hat“, fand Fanenbruck, „ich bin enttäuscht – gar nicht mal unbedingt von der Mannschaft, sondern von mir. Ich hätte durchaus ein bisschen was anders machen können. Die erste Halbzeit machen wir es wirklich gut, in der zweiten Halbzeit wandelt es sich komplett ins Gegenteil. Da haben wir am Ende alleine elf Fehlwürfe und vier, fünf Ballverluste. Wir fallen aus unserem Konzept und aus dem, was wir noch in der Pause besprochen haben. Es wäre drin gewesen, dass wir das Ding gewinnen.“ Was immerhin sicher ist: Die Neusser werden nicht aufgeben und sie wollen in den nächsten Wochen weiter alles geben.

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach Domingo – Ernst (2), Fabian Neher (13/4), Kämper (3), Reidegeld, Daamen (1), Frederic Neher, Schmidt (1), Schenderlein (3), M. Stumpf (2), Telohe (3), Wolfram (3).

Neusser HV: Schroif, Wiese (1) – Menze, Rosendahl, Dicks (2), Murawski (3), Küpper Ventura (2), Zwarg (6/1), Merten (10/4), Rothkopf (1), Franz (1), Bauer, Kauwetter.

 

OSC Rheinhausen – BTB Aachen 39:35 (18:14). Es ist der 10. September 2022. Die Aachener und die Rheinhausener produzieren zusammen in 60 abwechslungsreichen Minuten bei der 33:37-Heimniederlage des BTB immerhin 70 Tore. Viereinhalb Monate später fühlte sich Aachens Trainer Simon Breuer am Sonntagnachmittag nach insgesamt 74 Treffern an diese Partie erinnert: „Das war, wie im Hinspiel, ein Spiel ohne erkennbare Abwehrreihen. Vorne zeigen beide Mannschaften eine Top-Leistung, hinten entsprechend nicht.“ Den Faden verloren die Gäste diesmal auf der Zielgeraden der ersten Halbzeit und sie konnten den Kontakt später nicht mehr herstellen – was für Breuer zu einem eindeutigen Urteil führte: „Wir sind ab Mitte und gegen Ende der ersten Halbzeit dem Rückstand hinterhergelaufen. Wir hatten sicher hier und da die Chance, das Spiel zu drehen, sind aber nicht mehr rangekommen. Deswegen ist es am Ende natürlich ein verdienter Sieg für Rheinhausen.“ Der OSC, der aus den vergangenen acht Spielen ohne Niederlage sehr starke 15:1 Punkte erzielte, verbesserte sich mit jetzt 21:9 Zählern auf Rang drei hinter Interaktiv.Handball (29:1) und dem TV Korschenbroich (22:4). Aachen, das seinen ersten Einsatz im Kalenderjahr 2023 hatte, liegt als Zehnter mit 10:16 Punkten weit genug entfernt von der Abstiegszone.

Übers 3:5 (8.) und 6:8 (11.) legten die Gäste durch Tim Schnelle das 10:9 (18.) vor, doch die Führung hielt nicht lange. Rheinhausen glich zum 10:10 (18.) aus, ehe Simon Bock für den BTB einen Strafwurf nicht zu nutzen wusste – was in der 19. Minute irgendwie zum folgenden Verlauf der Partie aus Aachener Sicht passte. Vom schnell nachgelegten 13:10 (22.) erhöhte der OSC auf 17:12 (27.) und am Anfang der zweiten Halbzeit machte er aus dem 18:14 (30.) direkt das 19:14 (31.) und 20:14 (32.). Beim 17:20 (35.) oder 19:22 (36.) war Breuers Team zwar jeweils wieder bis auf drei Tore herangekommen, doch eine richtige Wende zeichnete sich nie ab. Die Hausherren hatten immer wieder passende Antworten, um ein ausreichendes Polster zu behaupten – 28:22 (41.), 30:24 (44.), 32:27 (47.), 35:29 (50.), 37:32 (55.). „Der entscheidende Unterschied ist letztlich, dass Rheinhausens Torhüter einfach acht, neun, zehn Bälle mehr gehalten hat als wir“, sagte der BTB-Coach, „keine Mannschaft hat es über einen längeren Zeitraum hinbekommen, gut zu verteidigen. Wir haben deutlich mehr liegen lassen.“ Dass die Aachener trotzdem ebenfalls zwei Treffer mehr erzielten als in jenem September, löste deshalb auch keine große Begeisterung aus.

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert (1) – Adrian (3), Milde (6), Edners, Bekston, Kamp, Wetteborn, Kaiser, Büttner (3/1), Ranftler (9/1), F. Molsner (6), Rennings (3), Käsler (8).

BTB Aachen: Schüler, Elsen – Wydera, Saive-Pinkall (1), Oslender, Boekmann, Horn, Rückels, Kaesgen (9/2), Kepp (4), Sevenich, Schnalle (14/1), Bock (7/1).