Oberliga Mittelrhein
Spitzenspiel ohne Sieger, Siebengebirge rückt ran
Die beiden Top-Teams aus Dormagen und Nümbrecht trennen sich am Sonntag 32:32. Die HSG hat gegen den HC Weiden II keine Probleme. Im Keller gewinnt Schlusslicht Stolberg gegen den TV Jahn Köln-Wahn und zieht diesen noch tiefer in den Abstiegskampf.

Was heißt das jetzt? Matthias Broy und der TSV Bayer Dormagen II mussten erst einmal überlegen, ob sie mit dem 32:32-Unentschieden im Spitzenspiel gegen den SSV Nümbrecht zufrieden sein konnten. (Foto: Thomas Schmidt)

Vermutlich können sie im Nachhinein beide mit dem Resultat irgendwie etwas anfangen. Der TSV Bayer Dormagen II verteidigte durch das 32:32-Unentschieden gegen den SSV Nümbrecht schließlich die Tabellenspitze in der Oberliga Mittelrhein und die Mannschaft von Trainer Martin Berger führt die Klasse mit jetzt 29:5 Punkten an. Die Gäste aus dem Oberbergischen bleiben zwar mit 28:6 Zählern Zweiter, aber nach zuvor drei sieglosen Partien in Serie und dem derben 26:40 zuletzt beim TV Palmersheim muss das Remis in Dormagen für den SSV eher als Erfolg durchgehen. So sah es auch Nümbrechts Trainer Manuel Seinsche: „Ich denke, es war ein gerechtes Unentschieden, und ich hoffe, dass uns das jetzt noch einmal ein bisschen Aufwind gibt für die nächsten Wochen.“ Nach einem ausgeglichenen Beginn erspielten sich die Gäste vom 4:4 (7.) über das 8:4 (11.) und 10:5 (14.) Vorteile. Dormagen schlug aber zurück, glich erst zum 10:10 (20.) aus und drehte das 11:14 (25.) noch vor der Pause mit dem 15:14 (28.) zur allerersten eigenen Führung. Auch nach dem Seitenwechsel schien es so, als bekäme Bergers Team die Sache in den Griff – 19:15 (35.), 22:16 (41.). Doch Nümbrecht kämpfte sich wieder heran und agierte nun vor allem gegen Sören Steinhaus und Lucas Rehfus aus dem Dormagener Zweitliga-Kader offensiver. Der 25:25-Ausgleich (49.) durch Dominik Donath war schließlich der Auftakt zu einer spannenden Schlussphase. Zunächst neigte sich die Waage wieder zugunsten der Hausherren, die mit dem 31:28 (56.) und 32:20 (58.) auf dem Weg zu zwei Punkten zu sein schienen. Doch 21 Sekunden vor dem Ende besorgte Jannik Lang den erneuten Ausgleich. Weil der TSV trotz einer letzten Auszeit im finalen Angriff nicht mehr zum Erfolg kam, blieb es bei dem vielleicht am Ende gerechten Resultat. „Was Nümbrecht da auf die Platte gespielt hat, war echt sehr, sehr stark. Schlussendlich war es ein verdientes Unentschieden. Wir hätten gerne doppelt gepunktet, das hätte uns ein bisschen Puffer gegeben. Man merkt jetzt schon die Doppelbelastung bei den Jungs. Von daher wird das noch eine lange Saison“, fand Berger.

Hinter dem Spitzenduo hat die HSG Siebengebirge auf Platz drei die besten Aussichten, in den nächsten Wochen mit in den Titelkampf einzugreifen. Das 37:21 über den HC Weiden II war dabei bereits das elfte Spiel in Folge ohne Niederlage und bei 26:8 Punkten hat die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt durchaus alle Möglichkeiten für den Rest der Serie. Gegen die gefährdeten Weidener (14./9:25) war bereits das 7:1 (9.) die Basis für den deutlichen Erfolg. Über das 16:10 (28.) und bis zum 22:17 (38.) konnten die Gäste den Rückstand zumindest halten, doch ab Mitte der zweiten Halbzeit brach der Weidener Widerstand in sich zusammen, während die HSG konsequent erhöhte – 28:17 (43.), 36:19 (58.). „Abgesehen von zwei etwas schwächeren Phasen Mitte der ersten Halbzeit und Anfang der zweiten Halbzeit haben wir wirklich sehr dominant gespielt. Wir haben aufs Gaspedal gedrückt und ein hohes Tempo gehabt. Insofern war es eine vernünftige Leistung von uns – vor allem, weil wir auch hinten raus die Motivation hatten, nicht nachzulassen“, fand Degenhardt.

Die Mannschaft der Stunde bleibt der TV Palmersheim. Nach dem furiosen 40:26 über Nümbrecht und dem 34:31 über den Longericher SC setzte das Team von Trainer Peter Trimborn ihre Erfolgsserie beim TuS 82 Opladen II fort. Durch das 26:25 holte der TV den dritten Sieg innerhalb von sieben Tagen, verbesserte sich auf Platz neun (16:18 Punkte) und hat für den Rest der Saison eine deutlich angenehmere Ausgangsposition. „Ich denke, in der Hinrunde hätten wir das Spiel verloren. Die Moral ist im Moment wirklich supergut und der Charakter der Mannschaft macht Riesenspaß“, meinte Trimborn, dessen Team mit dem 7:3 (11.) besser in die Partie kam. Opladen fand aber ebenfalls ins Spiel und drehte über die Pause hinweg den 10:13-Rückstand (29.) zur 14:13-Führung (35.). Beim 21:17 für die Hausherren (45.) nahm Trimborn eine Auszeit, die Früchte trug: Durch die Umstellung drehte Palmersheim die Partie durch einen 7:1-Lauf zum eigenen 24:22 (56.). Nach dem 26:23 (58.) kam Opladen zwar noch zu zwei Treffern, die allerdings nicht mehr für einen Zähler reichten. Entsprechend enttäuscht war TuS-Coach Philipp Jäger: „Das war eine sehr vermeidbare Niederlage, weil wir sehr, sehr lange ganz gut gespielt haben. Wir hatten viele Momente, wo wir sehr kreativ Handball spielen. Die zerschießen wir uns leider durch unheimlich viele Fahrkarten, die wir werfen aus besten Positionen, und durch sehr, sehr einfache technische Fehler, die uns letzten Endes das Genick brechen. In der Abwehr haben wir lange Perioden, wo wir sehr, sehr gut verteidigen. Und am Ende kriegen wir doch noch ein blödes Gegentor oder eben einen blöden Gegenstoß aus dem technischen Fehler. Von daher ist das ein sehr, sehr bitteres Gefühl, nach einem ordentlichen Spiel ohne alles dazustehen.“

Der TV Rheinbach sicherte sich in einem dramatischen Finale ein 34:33 über den MTV Köln. Timm Schwolow erzielte den Siegtreffer vom Siebenmeterstrich erst fünf Sekunden vor dem Ende und sicherte die zwei Punkte für sein Team, das zuvor einen klaren Vorsprung verspielt hatte. Die Rheinbacher lagen nur vor der Pause mal etwas klarer hinten (19./7:10), hatten die Partie danach aber eigentlich im Griff – 13:13 (24.), 17:16 (28.), 22:18 (36.). Nach der Roten Karte gegen Kölns Michael Kalisch (34./dritte Zeitstrafe) und dem Lauf zum 30:23 (47.) sahen die Gastgeber wie der sichere Sieger aus. Doch der MTV gab sich noch nicht geschlagen und schaffte durch sieben Tore in Serie tatsächlich wieder den Ausgleich – 30:30 (56.). In Führung gingen die Gäste in den letzten Minuten jedoch nicht und Rheinbach hatte letztlich die Nase vorn. „Kompliment an die Jungs, dass sie sich in der Schlussphase wieder gefangen haben“, fand TV-Trainer Dietmar Schwolow. Deutlich weniger konnte sein Kölner Kollege Moritz Adam mit dem Ausgang des Spiels anfangen: „Der frühe Verlust von Michael Kalisch zwingt uns dazu, äußerst unorthodox zu decken, und wir geraten deutlich in Rückstand. Danach kann man den Jungs nur ein Kompliment machen, wie wir zurück ins Spiel kommen und am Ende äußerst unglücklich verlieren.“

Im Abstiegskampf sicherte sich Fortuna Köln durch das 30:29 über den ASV SR Aachen zwei sehr wichtige Zähler. Die Kölner zogen damit nach Punkten mit den Gästen gleich und beide Teams stehen nun bei einer Bilanz von 13:21. Für die Aachener standen die Vorzeichen schlecht, denn die Mannschaft von Trainer Cornelius Hesse reiste bereits extrem ersatzgeschwächt an. „Wir fahren nach Köln mit einem Kader von sechs Feldspielern plus zwei Auswechselspielern und müssen zeitweise mit vier Rückraumspielern auf dem Feld stehen. Und trotzdem schaffen wir es, gegen Fortuna fast den Sieg rauszuholen. Wir spielen guten Handball, irgendwann geht uns halt die Puste aus aufgrund der schmalen Bank. Dann kommen auch dumme Fehler dazu“, berichtete der Coach, der tatsächlich sogar wieder selbst auf die Platte musste. Bis zum 20:19 (38.) lag der ASV vorne, bevor die Fortuna die Partie drehte – 21:20 (39.), 25:22 (47.), 30:26 (57.). Durch drei späte Treffer kam Aachen am Ende noch einmal heran, das 29:30 durch Till Huckemann fiel aber zu spät. „In der Crunchtime müssen wir es nicht mehr so spannend machen“, fand Kölns Trainer Tobias Marquardt, der vor allem erleichtert über die zwei Punkte war: „Wir haben den Gegner heute, auch aufgrund der ganzen fehlenden Leistungsträger, augenscheinlich nicht ganz ernst genommen und wären damit fast auf den Mund gefallen.“

Eine Bauchlandung erlebte dafür der TV Jahn Köln-Wahn, denn die Mannschaft von Trainer Thomas Radermacher unterlag beim Schlusslicht Stolberger SV mit 27:29. Während die Stolberger ihr Konto durch den zweiten Sieg in Folge auf 5:29 Punkte aufstockten, sind die Wahner nun Vorletzter und sie stecken mit 9:25 Zählern ganz tief im Abstiegskampf. „Es war aus meiner Sicht ein gutes Oberligaspiel mit zwei guten Mannschaften auf Augenhöhe. In den letzten fünf, sechs Minuten haben wir einfach vorne Wurfpech und hinten prallt der Abpraller zweimal direkt in die Hände vom Gegner. Eine sehr unglückliche Niederlage und vom Spielverlauf her wäre ein Unentschieden gerecht gewesen“, fand Radermacher, dessen Team bis zum 24:20 (45.) auf dem richtigen Weg war. Die Gastgeber fanden aber den Schlüssel zur Wende und drehten die Partie über das 26:26 (55.) zum 28:26 (59.). Radermacher bleibt trotz der Niederlage optimistisch: „Wir müssen uns jetzt für das Derby gegen Köln wieder aufrichten. Das werden wir auch tun, wir werden gut trainieren und schauen guter Dinge in die Zukunft.“

 

TSV Bayer Dormagen II – SSV Nümbrecht 32:32 (15:14).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Dobiey – Pedack (2), Boehnert (5), Kasper (1), Böckenholt (4), Emmerich (2), Ostrowski, Szabo (2), Rehfus (5/3), M. Schmidt (2), J.-C. Schmidt (2), Steinhaus (7/2).

SSV Nümbrecht: Rydzewski – Opitz (1), Benger (6), Euteneuer, Urbach (4), J. Lang (15/2), Meister, Sonka, Deilmann (1), Dissmann (1), D. Donath (4), Soentgerath, Ufer.

 

HSG Siebengebirge – HC Weiden II 37:21 (18:10).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (5), Nahry (2), Hayer (2), Dziendziol (7/4), Marcinkovic (5), Ghussen (2), Koch (3), Picard, Gebel (2), Al-Zaidi, Sivanathan (9).

HC Weiden II: Keller, Kremers – Schröder (1), Kemper (6), T. Lütz (3), K. Lütz (1), Pieper (4), Kraus (1), Langhammer, Leonhardt, Akintunde (3), von den Driesch, Jansen, Signon (2/2).

 

TV Rheinbach – MTV Köln 34:33 (18:17).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven (3) – T. Schwolow (5/3), Engel, Pohl (7), Stürmann (1), Schmitz (8/1), Hoffstadt (4), Bittner (2), Ollefs, L. Kazimierski (4).

MTV Köln: Vieker, Theisen, Schmitz – Bonstein (4), Kalisch (4/3), Epple (1), Hilbert, Göddertz (1), Diederich (11/3), Ziegler, Bathen (3), König (8), Becker (1).

 

Fortuna Köln – ASV SR Aachen 30:29 (15:17).

Fortuna Köln: Hoffmann, Musacchio – Künkele (2), Stutzki, Lammer (10/8), Stabauer (2), Birkhölzer (1) Kötzle (7), Hofmann (5), Bartke, Lehmann, Gremmelspacher (3).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – Happersberger (3/1), Signon (1), Huckemann (11/4), Durst (4), Hesse (1), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (4), Böckenholt (5), Oliva Cifuentes.

 

Stolberger SV – TV Jahn Köln-Wahn 29:27 (16:16).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (3/1), M. Költer (2), Müllejans, Kilburg (5/1), Kleinhöfer (1), Lange (3), Lesker (1), K. Frauenrath (4/1), Lozano (4), Redding (3), Steiner (1), Y. Költer, Reinold (2).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (3), Eberlein (4/1), Fromme (2), Westmeier (3), Kluge, Bröxkes (4/2), Welter, Kolbe, Giacobbe (5), Lange (3), Ruell (2), Lütticke (1).

 

TuS 82 Opladen II – TV Palmersheim 25:26 (11:13).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (9/5), Sänger, Bosdorf, Maurer, Kreutzer (3), Ewen (2), Schuster (1), Munkel (4), Dambacher (3), Ißling (3).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel, Fiedler, Blesse, Lönenbach (13/5), Adolph (2), Schouren (5), Mayer, Maeser, Schneider (3), Bernads, J. Grevelding, L. Königshoven, M. Königshoven (3).