2. Bundesliga
Neues Jahr, alte Sorgen: Dormagen muss improvisieren
Dem TSV Bayer fehlen weiter drei Linkshänder für den Rückraum. Und Bundesligist Wetzlar hat den ausgeliehenen Ole Klimpke zurückgerufen.

Damals: Ole Klimpke (beim Wurf) steuerte zum 33:28 gegen Motor Zaporizhzhia zwei Treffer bei – wie kurz darauf beim 25:28 gegen Dessau-Roßlau. Dass Klimpke nun doch wieder in Diensten seines Stammvereins HSG Wetzlar steht, sieht vermutlich auch Dormagens Kreisläufer Patrick Hüter (Nummer 25) als Verlust. (Foto: Thomas Ellmann)

Das ist mal sicher: Dormagen gehört definitiv zum Rheinland – in dem der Karneval ja zumindest hier und da eine gewisse tragende Rolle einnimmt. Da mag diesem oder jenem die Idee gekommen sein, dass jener 21. Spieltag in ungefähr drei Wochen vielleicht nicht so ganz gut passt, zumal ohnehin die für die Tabelle bedeutungslos Partie gegen den Zweitliga-Gaststarter HC Motor Zaporizhzhia auf dem Programm gestanden hätte – die aber relativ frühzeitig von der Tagesordnung mit neun weiteren Partien vom 17. bis 19. Februar genommen wurde. Nun trifft die Mannschaft von TSV-Trainer Matthias Flohr bereits am kommenden Samstag auf den Meister der Ukraine und sie startet damit sechs Tage früher als die anderen, die ab dem 3. Februar wieder loslegen und anschließend in der Regel bis Ende dieses Monats insgesamt fünfmal im Einsatz sind – im Gegensatz zu den Dormagenern, die nach der Aufgabe jetzt gegen Motor sowie den Auswärtshürden am 3. Februar beim HC Empor Rostock und am 11. Februar beim Dessau-Roßlauer HV zunächst wieder pausieren. Weiter geht es erst am 22. Februar bei der HSG Konstanz und am 25. Februar gegen die Wölfe Würzburg.

Unterschied für den TSV zwischen dem Duell mit Zaporizhzhia und den folgenden Dienstreisen nach Mecklenburg-Vorpommern/Sachsen-Anhalt: Weil die Ukrainer außer Konkurrenz an der 2. Liga teilnehmen, werden keine für Aufstieg/Abstieg oder eine sonstige Tabellenposition zu verwertende Punkte vergeben. Das war auch schon vor knapp fünf Monaten so, als der TSV im Rahmenprogramm des Supercups zwischen dem THW Kiel und dem SC Magdeburg im großen Düsseldorfer PSD-Bank-Dome die Zweitliga-Saison 2022/2023 mit einem 33:28-Sieg eröffnete. Flohr war damals eher halb begeistert: „Das war eine tolle Mannschaftsleistung von allen. Schade ist, dass die Mannschaft dafür nicht wirklich mit zwei Punkten belohnt wird.“ Die größten Probleme hatte Dormagen seinerzeit mit den Motor-Rückraumspielern Ihor Turchenko (sechs Treffer), der in der an dieser Stelle ebenfalls inoffiziellen Torjägerliste der 2. Liga auf dem zweiten Platz steht (116 Tore/25 per Siebenmeter), und Dmytro Horiha (sieben). Trotzdem hatte Flohrs Team das Geschehen fast jederzeit unter Kontrolle, geriet kein einziges Mal in Rückstand und gewann unter dem Strich sicher.

Gegen eine Wiederholung hätte Flohr selbstredend wenig einzuwenden, weil ein Erfolg nach der relativ langen Pause über Weihnachten/Silvester und über die WM in Polen und Schweden als Schwungrad für den weiteren Verlauf der Saison sehr hilfreich sein könnte. Dabei ist die personelle Situation allerdings – wie auf der Zielgeraden des Jahres 2022 – ziemlich problematisch und betroffen vor allem der rechte Rückraum: Weil in André Meuser, Artur Karvatski und Florian Träger weiterhin alle für diese Position vorgesehenen Linkshänder verletzt sind, muss Flohr dort erneut improvisieren. Gleichzeitig geht es um die gerade jetzt zentral wichtige Belastungssteuerung bei den zur Verfügung stehenden Spielern. Dazu gehören ab Donnerstag wieder Patrick Hüter und Ian Hüter, der zumindest Teilzeithilfe auf der rechten Seite beisteuern könnte, aber praktisch – wie sein Bruder als Kreisläufer – bis eben für die Nationalmannschaft der USA bei der Weltmeisterschaft im Einsatz war. „Wir müssen abwarten und wir werden bei keinem ein Risiko eingehen“, betont Flohr, für den die nächste Meisterschafts-Aufgabe in Rostock rein sportlich den deutlich höheren Wert besitzt – woraus sich nicht folgern lässt, dass er das Spiel gegen Motor unbedingt herschenken möchte. Erfolge schaffte der HC in den vergangenen Monaten gegen eben jene Rostocker (27:24), gegen die Wölfe Würzburg (28:24), beim VfL Potsdam (33:27) sowie zuletzt beim HSC Coburg (30:23). Hinzu kam ein Unentschieden beim TV Großwallstadt (27:27).

In Luft aufgelöst hat sich bei den Dormagenern inzwischen die Hoffnung, im neuen Jahr durchgehend wieder auf den vom Bundesligisten HSG Wetzlar per Zweitspielrecht ausgeliehenen Ole Klimpke (21) zurückgreifen zu können. Der Rückraumspieler hatte für Bayer gerade die Zweitliga-Partien gegen Zaporizhzhia und Dessau bestritten, als er Mitte September 2022 im Training einen Mittelfußbruch erlitt und dadurch fortan auf Eis lag. Nun kehrt er nach auskurierter Verletzung auf die Platte zurück – allerdings für die Wetzlarer, die Klimpke unmittelbar nach dem Wiederbeginn des Trainings kurzfristig zurückriefen, sodass er Flohr unter veränderten Vorzeichen zumindest bis auf Weiteres gar nicht mehr zur Verfügung steht. Der TSV-Coach beklagt die Lage insgesamt trotzdem nicht zu sehr, weil Jammern aus seiner Sicht wenig bringt: „Irgendwer muss ja spielen. Und wir wollen das nutzen, um uns einzuspielen.“ Tatsächlich geht in einer Woche in Rostock mit dem letzten Hinrunden-Spieltag der Ernst des Zweitliga-Lebens wieder los: Dormagen sieht zurzeit auf Platz 13 mit 14:18 Punkten einigermaßen gesichert aus – anders als Empor, das als Vorletzter bei 8:24 Zählern einen der drei Abstiegsränge einnimmt und unter größerem Druck steht. Das darf wohl aus Bayer-Sicht gerne so bleiben.