26. Januar 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Die ersten Entscheidungen rücken näher in der Gruppe West der 3. Liga und es spricht manches dafür, dass in einem Punkt bereits nach dem kommenden Wochenende einiges vom Tisch ist – immer vorausgesetzt, die Dinge entwickeln sich halbwegs normal. Das wäre wohl angesichts der Entwicklung in den vergangenen Wochen und Monaten ein Erfolg der auf Rang drei bestens positionierten Bergischen Panther im Duell mit dem Aufsteiger VfL Gladbeck, der acht Plätze dahinter als Elfter tief im Kampf gegen den Abstieg steckt. Gewinnt das Team von Trainer Marcel Mutz, verbessert es sich auf 27:11 Zähler – und Gladbeck stünde bei 11:27 Punkten. Bei dann sieben ausstehenden Aufgaben in der Saison 2022/2023 käme der VfL nicht mal mehr theoretisch an die Panther heran. Ähnlich ist die Situation rund um den Longericher SC, der direkt hinter dem Nachbarn auf der Lauer liegt und mit einem Sieg über das Team Handball Lippe II auf 26:12 Punkte käme, während der Drittletzte bei 10:26 Punkten stünde. Gewinnt Longerich nach dem 31:32 aus der Hinrunde mit mindestens zwei Toren Differenz, bleibt es über den direkten Vergleich ebenfalls auf jeden Fall vor den Gästen – selbst dann, wenn er seine letzten sieben Partien anschließend verliert. Das hat die Mannschaft von Trainer Christopher Stark allerdings ganz und gar nicht vor – was sie wiederum mit den Panthern vereint.
Gemeinsam haben sie auch den Blick auf die Top-Teams TV Emsdetten (33:3) und HSG Krefeld Niederrhein (27:7), die jeweils den Einzug in die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga anstreben und das wohl auch schaffen werden – Emsdetten vermutlich auf jeden Fall, die Eagles zumindest wahrscheinlich. Und Panther sowie der LSC bekommen es im Laufe der nächsten Wochen noch mit dem Spitzenreiter und dem Tabellenzweiten zu tun. Longerich trifft dabei kurz vor Karneval am 10. Februar auf Krefeld und muss direkt nach Karneval am 25. Februar nach Emsdetten, sodass durchaus ein paar tolle Tage drin sind. Die Panther erwarten am 3. März die Krefelder, ehe sie am 17. März im Emsland gefordert sind. Der Illusion, irgendwie selbst auf den zweiten Platz vorstoßen zu können, geben sich weder Mutz noch der Kollege Stark hin – wohl aber gehen sie davon aus, dass es unter Umständen ein lohnendes Ziel sein könnte, Platz drei oder vier über die Ziellinie zu bringen. Diese beiden Ränge berechtigen schließlich zur Teilnahme an einer Pokalrunde der Drittligisten, die durchaus freiwillig ist – und auf der anderen Seite mit der möglichen Qualifikation für den DHB-Pokal lockt. Direkter Konkurrent in diesem Bereich ist vor allen Dingen der Fünfte TuS Spenge (23:13 Punkte), der zuletzt mit seinem spektakulären 40:23 über die Krefelder sehr beeindruckend seine Ansprüche auf die Platte bringen konnte. Nach Spenge muss Longerich am 4. Februar, die Panther fahren am 25. Februar nach Ostwestfalen – in einem letzten Drittel der Saison, das viel Spannung verspricht. Longericher und Panther dürfen sich womöglich zunächst über den vorzeitigen Klassenerhalt freuen und anschließend auf ein paar weitere Handballfeste.
Danach steht durchaus auch dem auf Platz sechs folgenden Aufsteiger TV Aldekerk (21:15 Punkte) der Sinn, der allerdings keinen einzigen Gedanken an gesteigerte Ambitionen verschwendet, sondern den Fokus weiter ausschließlich auf den Klassenerhalt richtet. Daran hat sich durch die drei Siege hintereinander (34:25 beim ASV Hamm-Westfalen II, 32:26 gegen Ahlener SG, 32:26 beim VfL Gladbeck) ziemlich wenig verändert. Deshalb ist der Heim-Auftritt gegen den Letzten TSV GWD Minden II (5:31) für den spielenden Trainer Tim Gentges in erster Linie eine gute Gelegenheit, den Abstand nach unten zu festigen oder sogar auszubauen. Rechenspiel am Rande: Gewinnt der TVA, kann er nicht mehr Letzter werden. Trotz ganz guter Voraussetzungen warnt Gentges intensiv: „Auch hier sollte man sich nicht vom Tabellenplatz täuschen lassen. Jeder weiß um die Qualitäten bei Minden II, sie haben immer top ausgebildete Jungs. Es ist immer gefährlich, gegen Mannschaften zu spielen, die vermeintlich abgeschlagen in der Tabelle stehen.“
Die Einstimmung auf den nächsten Samstag ist deshalb so intensiv wie immer. „Wir wissen um die Bedeutung dieses Spiels“, sagt Gentges, „wir könnten den Sieg in Gladbeck vergolden. Wir haben uns die letzten Tage schon sehr gut auf Minden vorbereitet, wir haben akribisch Video geguckt. Es kommt einfach wieder darauf an, dass wir wieder eine sattelfeste Abwehr hinstellen mit einem guten Torwart hinten drin, und dass wir daraus unseren Profit schlagen. Das Spiel wird dadurch entschieden, wer weniger Fehler macht – wer klar im Kopf ist, wer sich an die Taktik hält, wer die Disziplin hält. Wenn wir so agieren wie seit Jahresbeginn, haben wir sehr, sehr gute Chancen, ein weiteres positives Ergebnis für uns zu holen. Wir wollen gewinnen, dass wir so früh wie möglich das schaffen können, was wir vorhaben.“ Und das ist eben nichts anderes, als nach dem Aufstieg dem ersten Jahr in der 3. Liga das Recht auf ein zweites hinzuzufügen. Beim Blick auf das Aldekerker Restprogramm wird ebenfalls klar, warum das Duell mit Minden eine Schlüsselrolle einnimmt: Anschließend folgt am 4. Februar beim Team Handball Lippe II (Zwölfter/10:14) das letzte Duell mit einem Gegner aus der unteren Hälfte. Danach bekommt es der TVA erneut mit der Konkurrenz aus der oberen Hälfte zu tun – mit den Partien gegen den Fünften TuS Spenge (11. Februar), beim Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (25. Februar), beim Ersten TV Emsdetten (4. März), beim Vierten Longericher SC (11. März), beim Siebten TuS 82 Opladen (25. März) und gegen den Dritten Bergische Panther (1. April). Die Hinrunden-Ausbeute aus diesen Vergleichen: Fünf Niederlagen, ein Unentschieden, 1:11 Punkte. Da tut ein entsprechendes Polster ganz gut.
Was der TuS 82 Opladen von der Aufgabe bei den Krefeldern halten sollte, ist schwierig einzuschätzen. Erst mal war das Team von Trainer Fabrice Voigt am vergangenen Wochenende heilfroh, dass es durch den 27:25-Erfolg über die SG Schalksmühle/Halver Dragons den belastenden Trend an Niederlagen durchbrechen konnte – nachdem es zuvor in sechs Spielen hintereinander ohne Erfolg ein Unentschieden und fünf Pleiten am Stück gegeben hatte. Gleichzeitig kletterten die Opladener, die jetzt bei 17:19 Zählern stehen, zurück auf den siebten Platz und damit in die obere Tabellenhälfte. Die sechs Punkte Distanz bis zu Rang elf, auf dem die Gladbecker (11:25) den Beginn der direkten Abstiegszone markieren, sehen inzwischen wieder beruhigender aus, zumal die Opladener gegen Schalksmühle zumindest teilweise früher häufiger greifende Qualitäten auf die Platte brachten: Kampf und Leidenschaft sowieso. Der TuS 82 machte den Eindruck, dass er die kommenden Wochen mit einem Wechsel aus höchsten Hürden und vermeintlichem Pflichtprogramm ganz gut wird bewältigen können. Klar: In Krefeld sind die Opladener der Außenseiter, während sie anschließend am 4. Februar gegen den stark gefährdeten ASV Hamm-Westfalen II in eigener Halle sicher für beide Punkte in Frage kommen (müssen). Anschließend hat der TuS 82 gegen Emsdetten (11. Februar) erneut wenig zu verlieren.
Eine ganze Menge haben zurzeit wohl die Eagles zu verlieren, die am vergangenen Wochenende für Aufsehen sorgten – mit ihrem in dieser Form erstaunlichen 23:40-Desaster beim Fünften Spenge. Logisch: Die Verantwortlichen fordern eine schnelle Wiedergutmachung, die aus Sicht der HSG nur ein überzeugender Sieg gegen die Opladener sein kann. Das Erinnern ans Pflichtenheft im Aufstiegskampf, in dem definitiv unter anderem was von Einsatz und Emotionen steht, ist für Krefeld nicht zuletzt deshalb wichtig, weil in gut einer Woche am 4. Februar das Gipfeltreffen in Emsdetten (33:3 Punkte) auf dem Programm steht. Das drei Monate alte 33:29 über den Zweitliga-Absteiger aus der Hinrunde war einer jener Nachweise fürs Potenzial des Tabellenzweiten (27:7), der sich vermutlich mit dieser Position bis zum Ende der Normalrunde wird begnügen müssen. Selbst ein Erfolg im Emsland würde lediglich ausreichen, um den direkten Vergleich zu gewinnen – der allerdings am Ende bloß bei Punktgleichheit zwischen zwei Kontrahenten zum Tragen kommt. Was der Angelegenheit eventuell und wenigstens teilweise die Brisanz nimmt: Für die Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga werden zwei Tickets vergeben. Also brauchen die Krefelder „nur“ den Dritten Panther und den Vierten Longerich hinter sich zu halten. Dazu existiert im Übrigen der passende Terminplan: Am 11. Februar stehen in Köln und am 3. März im Bergischen noch direkte Duelle auf dem Programm. Das könnte echt spannend werden.