3. Liga
Die Gegensätze: LSC, Panther und Eagles gewinnen, Aldekerk und Opladen trauern
Für den Aufsteiger TVA war das 37:38 gegen Minden II im Kampf um den Klassenerhalt ernüchternd. TuS 82 sah beim 26:29 in Krefeld eine verpasste Chance.

Wir stehen wieder auf! Jonas Mumme (links) und Cedric Linden (vorne) erzielten zusammen zwölf Treffer, konnten die schmerzhafte Niederlage der Aldekerker gegen Minden II aber dadurch nicht verhindern. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Aldekerk – TSV GWD Minden II 37:38 (18:17). Es ist ja keineswegs so, dass der 32:26-Erfolg vom vergangenen Wochenende beim VfL Gladbeck nun plötzlich nichts mehr wert wäre. Aber der Aufsteiger hatte sich sein Heimspiel gegen den Tabellenletzten aus Ostwestfalen definitiv anders vorgestellt und auf die nächsten beiden Punkte für den Klassenerhalt gehofft – um den Sieg in Gladbeck, einen der direkten Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg, zu veredeln. Am Ende ging aber eher eine warnende Einschätzung des spielenden TVA-Trainers Tim Gentges in Erfüllung: „Es ist immer gefährlich, gegen Mannschaften zu spielen, die vermeintlich abgeschlagen in der Tabelle stehen.“ Als besonders gefährlich erwies sich dabei Mindens Rückraumspieler Fynn-Lukas Hermeling, den die Hausherren praktisch nie unter Kontrolle bekamen. Der 20-Jährige war für das Schlusslicht mit am Ende 16 Treffern (ohne einen einzigen Siebenmeter) einer der Schlüssel zum Sieg in Aldekerk, das in dieser Saison noch nie so viele Gegentreffer hinnehmen musste. Das Beste an dem für die Hausherren enttäuschenden Abend zeigte hinterher der Blick auf die Tabelle: Dort steht der TVA mit 21:17 Punkten weiter auf Rang sechs – und das Polster zum ersten richtig gefährlichen Platz elf ist vor den letzten sieben Spielen weiter ausreichend: Die Gladbecker stehen nach ihrer 21:36-Niederlage bei den Bergischen Panthern zehn Zähler zurück bei 11:27 Punkten. Dass die Mindener (7:31) von ganz hinten noch ans rettende Ufer gelangen können, bleibt möglich – und eher unwahrscheinlich. Gentges war nachvollziehbar eher mit den einen Dingen beschäftigt und zunächst traurig: „Wenn du zu Hause 37 Tore wirft, darfst du ein Handballspiel nicht verlieren. Natürlich sind wir enttäuscht, weil wir wieder einen enormen Schritt hätten machen können. Aber bei uns war heute keine Abwehr- und Torhüterleistung vorhanden und dann haben wir auch verdient verloren.“

Beide Seiten legten von Beginn an offensiv ein fast wahnwitziges Tempo vor und beim 10:8 (11.) für die Gastgeber waren bereits 18 Tore gefallen. Ab dem 12:9 (15.) leisteten sich die Aldekerker allerdings die einzige Durststrecke, weil sie fast zehn Minuten keinen eigenen Treffer anbringen konnten und hinten weiter zahlreiche Lücken einbauten – was ihnen den 13:16 (24.)-Rückstand einbrachte. Typisch für den abwechslungsreichen Abend: Über die Pause hinweg drehte der TVA ein 15:17 (28.) in ein 19:17 (31.), ehe sich bis zum 26:26 (42.) niemand nur einen Millimeter zu lösen wusste. Was bald doch eine noch größere Herausforderung für Aldekerk war: Mit dem 27:30 (49.) begann ein beinahe verzweifelt wirkendes Hinterherlaufen – 29:32 (50.), 31:34 (52.). Beim 34:35 (56.) durch Cedric Linden war der Aufsteiger wieder dran, beim 34:37 (57.) kurz darauf wieder so gut wie draußen. Drei weitere Linden-Tore zum 35:37 (57.), 36:37 (58.) und 37:37 (60.) nährten die Hoffnung, wenigstens einen Zähler zu behalten – die Hermeling kurz darauf mit dem 38:27 (60.) für Minden zerstörte. Aldekerk fand nach einer letzten Auszeit in den restlichen 17 Sekunden keinen Weg mehr zum erneuten Ausgleich.

Gentges war bei aller Enttäuschung weit davon entfernt, der Mannschaft einen Vorwurf zu machen: „Der Wille war da, wir haben es versucht, aber wir waren in allem einen Schritt zu spät. Dann kannst du das auch mit seiner sehr guten Angriffsleistung nicht mehr kitten.“ Die ungewohnte abwesende Vorstellung der Defensive will er mit dem Blick auf den Rest der Serie trotzdem nicht auf sich beruhen lassen. „Das müssen wir dringend aufarbeiten“, fand der Aldekerker Spielertrainer, „wir müssen uns irgendwo diese zwei Punkte wiederholen. Aber das beweist, was ich immer gesagt habe. Wenn wir nicht an unsere Leistungsgrenze gehen, können wir in dieser Liga gegen jeden verlieren. Glückwunsch an Minden, die verdient gewonnen haben.“ Am nächsten Samstag steht beim Team HandbALL Lippe II (Zwölfter/10:26 Punkte) erneut eine für den Klassenerhalt wichtige Partie auf dem Programm.

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme (4), Grützner, Görden (2), Plhak (4/2), Upietz, Gentges, Küsters (1), Hansen (6), Julian Mumme (3), Rutten (9/2), Linden (8).

 

Longericher SC – Team HandbALL Lippe II 34:28 (18:15). Es dauerte gut 40 Minuten, bis die Longericher die gewohnte Souveränität ausstrahlen konnten und dies nach zuvor vier Siegen in Folge mit mindestens acht Toren Differenz auch am Spielstand sichtbar wurde. Durch den Sieg sorgte das Team von Trainer Chris Stark auch dafür, dass Longerich (26:12 Punkte) im Kampf um den dritten Platz an den Bergischen Panthern (27:11) dranbleibt. Und nebenbei sicherte sich der LSC, der natürlich andere Ansprüche hat, bereits vorzeitig den Klassenerhalt. „Ich bin super zufrieden mit dem Team. Es war eine mannschaftlich geschlossene Leistung und am Ende war es ein verdienter Erfolg“, sagte Stark, „der Schlüssel zum Sieg Mitte der zweiten Halbzeit waren einige Paraden von Valentin Inzenhofer und unsere Zielstrebigkeit im Angriff. Letztlich war es ein souveräner Sieg.“ An den nächsten drei Meisterschafts-Wochenenden geht es für Longerich zum Tabellenfünften TuS Spenge (4. Februar) und dann zuhause gegen den Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (10. Februar) und zum Spitzenreiter TV Emsdetten (25. Februar).

Die Partie begann gut für die Gastgeber, denn Lukas Schulz traf bereits nach 46 Sekunden zur 1:0-Führung. Malte Nolting legte direkt das 2:0 (2.) nach, Leve Carstensen antwortete für die Gäste zum 1:2 (3.). HandbALL Lippe II kam nun ebenfalls gut ins Spiel – 4:4 (10.). Darauf folgten drei LSC-Tore in nicht einmal zwei Minuten und eine 7:4-Führung (11.) ehe sich beide Teams bis zur Pause wieder auf Augenhöhe begegneten. Aus der Kabine kamen dann die Gäste mit mehr Schwung und sie erzielten bald den 21:21-Ausgleich (36.), den Longerich mit einem weiteren 3:0-Lauf kurz darauf zum 26:23 (43.) konterte. Anschließend zogen die Hausherren im Stile einer Spitzenmannschaft weiter davon und ließ dem Gegner keine Chance, noch einmal zu verkürzen. Spätestens durch das 33:25 (54.) von Matthias Peters war die Partie zugunsten der Gastgeber entschieden.

Longericher SC: Inzenhofer, Hoemberg – Gerfen, Peters (2), Zerwas (4), Pyszora (3), Richter (3), Nolting (8), Lincks (3), Wolf, Zimmermann (1), Schulz (8/3), Rinke, Dahlke (2).

 

HSG Krefeld Niederrhein – TuS 82 Opladen 29:26 (12:12). Vielleicht können am Ende irgendwie beide Seiten ganz gut mit diesem Ergebnis leben – die Krefelder, weil sie nach dem 23:40-Debakel vor einer Woche beim TuS Spenge den nächsten Erfolg im Kampf ums Erreichen der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga einfuhren, und die als Außenseiter geltenden Opladener, weil sie eins der beiden Top-Teams in der Gruppe West der 3. Liga beinahe über 60 Minuten sehr intensiv zu ärgern wussten, selbst nach einem Fünf-Tore-Rückstand zur Mitte der zweiten Halbzeit nicht aufsteckten, in der Schlussphase noch einmal dicht herankamen und mit einem sehr respektablen Ergebnis die Heimreise antraten. Opladens Trainer Fabrice Voigt sah das allerdings ganz anders: „Natürlich überwiegt gerade die Enttäuschung. Wir hätten hier sicher einen Punkt verdient gehabt. Wir haben 60 Minuten sehr vieles richtig gemacht. Wir haben leider in entscheidenden Situationen auch nicht das nötige Glück gehabt. Wir werfen einen wichtigen Siebenmeter an die Unterkante der Latte.“ In der Tabelle liegen sowieso nach wie vor und auf der Platte so nicht erkennbare Welten zwischen den beiden Kontrahenten: Krefeld behauptete Rang zwei (29:7 Punkte) und bekommt am nächsten Samstag im Emsland die Gelegenheit, den Rückstand auf den zuletzt sehr souverän wirkenden Tabellenführer TV Emsdetten (33:3) zu verkürzen. Für die Opladener (Achter/17:21) geht es im Heimspiel gegen den ASV Hamm-Westfalen II (Rang 13/8:30) eher darum, den Abstand nach unten zu halten – um den Rest der Serie mit einem vernünftigen Polster auf die Gefahrenzone in Angriff zu nehmen. 

Die Gäste erwischten den deutlich besseren Start und legten zunächst immer vor – 5:3 (11.), 8:6 (15.), 10:8 (19.), 11:9 (21.). Drei Treffer in Folge brachten beim 12:11 (26.) die erste Führung der Hausherren, die Opladen durch Jonas Leppich vor der Pause zum 12:12 (28.) ausglich. Genau drei Minuten und 46 Sekunden brauchten die Eagles anschließend im zweiten Durchgang, um auf 16:12 (34.) wegzuziehen – die Basis fürs folgende 18:14 (38.), 22:18 (44.), 24:19 (47.) und 25:20 (48.). Opladen dachte allerdings längst nicht daran, die beiden Zähler ohne Kampf in Krefeld zu lassen – im Gegenteil. Mit dem 23:25 (51.) und 25:27 (54.) war der TuS 82 erneut dran, ehe er nach einem ungenutzten Siebenmeter (57.) trotzdem auf 26:27 (59.) verkürzte. Die Partie war inzwischen auf der Zielgeraden wieder so eng, dass Eagles-Trainer Mark Schmetz nach dem 28:26 (59.) von Christopher Klasmann und dem kurz darauf folgenden Ballbesitz für Krefeld genau 19 Sekunden vor der Schluss-Sirene seine letzte Auszeit nahm. Endgültig aufatmen durfte die HSG dann mit dem ganz späten 29:26 (60.) von Steffen Hahn. 

HSG-Coach Schmetz zeigte sich mit Ergebnis und Auftritt einverstanden: „Im Großen und Ganzen war es ein ordentliches Spiel, eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu Vorwoche. Darauf wollen wir in der nächsten Woche weiter aufbauen. Opladen ist eine Mannschaft mit großer Qualität und somit war es wichtig, dass wir ruhig bleiben und kühlen Kopf bewahren. Die starke Phase zu Beginn der zweiten Halbzeit hat uns natürlich immens geholfen, das Spiel erfolgreich zu beenden.“ Für Voigt war die Partie in der Gesamtschau in erster Linie der Beweis dafür, dass die Opladener ihre vor allem gegen Ende des Jahres 2022 lähmende Durststrecke jetzt hinter sich haben: „Krefeld hat es dann durch die individuelle Qualität irgendwie über die Bühne gebracht. Wir haben zwei, drei Fehler oder zwei, drei Fehlwürfe zu viel. Das entscheidet am Ende das Spiel. Wir haben wieder gezeigt, dass wir immer besser reinkommen. Wir werden jetzt eine Nacht enttäuscht sein und dann gilt es, den Mund abzuwischen und im nächsten Heimspiel wollen wir uns die Punkte wiederholen.“ 

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krings (5), Klasmann (6), Pöter, Noll (7/6), Hahn (1), Schulz, Braun, Brüren (7), Kaysen (1), L. Jagieniak, Dommermuth (2), Obranovic, Mircic.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler, Schroeder (3), Meurer (1), Nitsche, Branding (7/5), Leppich (2), Dittmer (3), Nitzschmann (2), J. Jagieniak (1), Swiedeslsky, Hinrichs, Boelken, Johannmeyer (3), M. Sonnenberg (4).

Bergische Panther – VfL Gladbeck 36:21 (19:11). Es war eine Demonstration der Stärke – und die bissigen Panther hatten über 60 Minuten kein Mitleid mit den personell geschwächten Gästen, die ihrerseits im Kampf um den Klassenerhalt in der 3. Liga stecken. Während der VfL nach der deutlichen Pleite mit 11:27 Punkten weiter auf Platz elf steht (führt am Ende der Saison zur Teilnahme an einer Abstiegsrunde), haben sich die Panther bereits seit Wochen gut auf dem dritten Tabellenplatz eingerichtet. Mit einer Bilanz von 27:11 Zählern hat die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz war keinerlei Ambitionen, die beiden Top-Teams TV Emsdetten (33:3) oder HSG Krefeld Niederrhein (29:7) anzugreifen – doch auf Rang drei den Rest des starken Feldes anzuführen, scheint durchaus ein spannendes Ziel für den Rest der Serie zu sein. Ganz nebenbei berechtigen die Plätze drei und vier zur Teilnahme an der Pokalrunde der Drittligisten, in der noch Startplätze für den DHB-Pokal 2023/2024 vergeben werden. Ärgste Konkurrenten der Panther im weiteren Verlauf der Saison dürften hier der Longericher SC (26:12) und der TuS Spenge (23:13) bleiben.

Die Hausherren, die sich nebenbei auch den vorzeitigen Klassenerhalt sicherten, lagen tatsächlich kein einziges Mal hinten und nur das 1:0 und 2:1 (jeweils 2.) durch Timo Blum konnten die Gäste ausgleichen. Vom 2:2 (3.) an ging es dann aber schon im Eiltempo weiter und beim 8:2 (9.) nahm Gladbecks Trainer Sven Deffte bereits seine erste Auszeit. Die Maßnahme brachte aber wenig und kurz darauf führten die Panther bereits mit 13:4 (16.), bevor sie sich ihrerseits auf dem Feld eine kleine Pause gönnten. Der VfL verkürzte auf 13:8 (22.), doch die Hausherren zogen die Zügel in der Folge wieder an – 16:8 (23.), 19:11 (29.). Das Team von Panther-Coach Marcel Mutz ließ auch nach der Pause nicht nach. Ein Dreierpack von Dorian Wöstmann vom 24:15 (38.) zum 27:15 (41.) brachte den Vorsprung der Gastgeber erstmals in den zweistelligen Bereich. Und  selbst in der Schlussphase machte der Tabellendritte konsequent weiter Druck und schraubte das Resultat über das 32:18 (53.) zum 36:20 (59.) nach oben.

Dass Lukas Elverfeld nach Ablauf der Uhr den finalen Strafwurf vergab und sich die Panther insgesamt sogar drei Fehlversuche vom Siebenmeterstrich leisteten, störte am Ende tatsächlich niemanden wirklich. „Das war heute ein souveräner Start-Ziel-Sieg. Man muss ehrlicherweise sagen, dass Gladbeck heute etliche Spieler gefehlt haben. Das war auch nicht einfach für uns, wenn du vom Kopf her weißt, da fehlen viele Spieler, dann ist das immer so ein emotionales Ding. Da war nicht die Frage, ob man das heute gewinnt, sondern wie man das heute gewinnt. Das haben wir gut gelöst, wir sind mit viel Fokus reingegangen“, fand Mutz, dessen einzige Sorge nach der Partie Bjarne Steinhaus galt. Der Rückraumspieler schied nach einem Zweikampf in der ersten Halbzeit mit einer Schulterverletzung aus. „Da geht jetzt gerade meine erster Gedanke hin, dass das nichts Schlimmeres ist“, erklärte Mutz.

Bergische Panther: Eigenbrod, Conzen, Fuchs – Steinhaus, Wöstmann (6/1), Görgen (4), Elverfeld, Schlösser (1), J. Blum (3), T. Blum (5), Weiß (1), Ueberholz (7), Bleckmann (4), Heider (2), Wolter (3).