3. Liga
Longericher Hammerwochen und Aldekerker Schlüsselspiel
Für den LSC beginnt in Spenge ein spannender Februar. TVA kann was für den Klassenerhalt tun - wie Opladen. Eagles müssen nach Emsdetten.

Suchende: Justus Ueberholz (Mitte/beim Wurf) und die Panther würden gerne den dritten Platz verteidigen. Für David Hansen (links), Fabian Küsters (23) und Keeper Paul Keutmann (94) geht es mit dem TV Aldekerk „nur“ um den Klassenerhalt. (Fot0: Michael Jäger)

Die Spitze ist diesmal unter sich und der Longericher SC irgendwie mittendrin, obwohl er als Vierter mit der Vergabe der Meisterschaft eigentlich wenig zu tun hat. Nach einer bisher sehr erfolgreichen Rückrunde freuen sich Trainer Chris Stark und seine Mannschaft aber auf das, was jetzt auf sie zukommt. Dabei wirkt die Aufgabe des LSC (26:12 Punkte) beim Fünften TuS Spenge (23:13) sogar noch wie eine Art Vorgeschmack – der den Longerichern allerdings schon alles abverlangen wird. „Für uns geht es am Samstag los mit den Hammerwochen. Das wird ein spektakulärer Februar“, glaubt Stark, der bereits vor den Gastgebern eine Menge Respekt hat: „In Bestbesetzung ist das eine Mannschaft, die unter die ersten drei gehört.“ Zwei Belege führt er dafür an: Erstens das 40:23 kürzlich gegen den Zweiten HSG Krefeld Niederrhein und zweitens das eigene 31:38 aus der Hinrunde: „So viele Gegentore haben wir in der 3. Liga zu Hause noch nicht bekommen. Beim Gegner hat an diesem Tag alles geklappt und sie haben absolut verdient gewonnen. Den Spieß wollen wir natürlich am liebsten umdrehen. Wir fahren mit Respekt nach Spenge, aber wir rechnen uns auch durchaus etwas aus und hoffen, dass unsere Revanchegelüste fruchtbar sind.“

Nach der hohen Hürde Spenge erwarten die Longericher am 10. Februar die Krefelder, ehe sie am 25. Februar beim Spitzenreiter TV Emsdetten (33:3) die höchste denkbare Hürde vor sich haben. Und dazwischen? Pause? Jein. Die Kölner sind in der Zeit vom 16. Februar bis zum 21. Februar nicht handballerisch gefordert, sondern auf einer Platte der anderen Art unterwegs. Stark zählt noch einmal auf, um was es geht: „Spenge, Krefeld, Emsdetten, zwischendurch der Rosenmontagszug durch Kölle. Das ist für uns Longericher natürlich auch ein Highlight.“ Bestens motiviert will der LSC aber nicht nur die tollen Tage angehen, sondern insgesamt die restlichen sieben Aufgaben in der Saison 2022/2033 in der 3. Liga. Da geht es ja immerhin darum, den aktuellen vierten Rang ins Ziel zu bringen und zum Beispiel den TuS Spenge auf Distanz zu halten. Die Plätze drei und vier sind deshalb relativ begehrt, weil sie zur Teilnahme an einer Pokalrunde berechtigen, in der es wiederum um die Qualifikation für den DHB-Pokal geht. Das Duell in Spenge ist im Übrigen gleichzeitig das direkte Treffen zweier Mannschaften, die in der Rückrunde ungeschlagen sind (LSC 11:1 Zähler, TuS 10:0).

Beste Karten auf eine Startberechtigung für die Pokalrunde haben auch die Bergischen Panther als Dritter mit 27:11 Punkten nach ihren drei Siegen über Teams aus der unteren Hälfte am Anfang des Jahres – 36:24 gegen den ASV Hamm-Westfalen II, 29:28 bei der Ahlener SG, 36:21 gegen den VfL Gladbeck. Was das Team von Trainer Marcel Mutz mit dem LSC im rein sportlichen Bereich gemeinsam hat: Auf die Panther warten demnächst ebenfalls Hammerwochen, für die sie allerdings ein bisschen Anlauf nehmen. Beim Schlusslicht TSV GWD Minden II (7:31) bietet sich am Samstag ebenfalls die vernünftige Chance auf etwas Zählbares wie am 10. Februar gegen das Team HandbALL Lippe II (Zwölfter/10:26). Anschließend kommt es nach Karneval knüppeldick – am 25. Februar in Spenge, am 3. März gegen Krefeld, am 19. März in Emsdetten, am 24. März (vorletzter Spieltag) gegen Longerich. Weil die Panther ganz gut rechnen können, werden sie die beiden nächsten Gegner aus der unteren Hälfte der Tabelle kaum unterschätzen, sondern eher hundert Prozent Leidenschaft für die nächsten Punkte und eine Art Polster für den Endspurt einsetzen.

Das mit der Leidenschaft trifft vergleichbar auf den TV Aldekerk zu, der sich allerdings in einer ganz anderen Sphäre bewegt als Longericher und Panther – obwohl er als Sechster mit 21:17 Zähler ähnlich zur oberen Hälfte gehört. Dass Erfolge für den Aufsteiger, der unter dem Strich eine starke Saison spielt, aber keinesfalls selbstverständlich sind, zeigte vor allem das vergangene Wochenende mit der ernüchternden 37:38-Pleite gegen den Letzten TSV GWD Minden II. Fürs Team des spielenden Trainers Tim Gentges war es ein Rückschlag und in erster Linie die verpasste Chance, fast schon alle Zweifel im Kampf um den Klassenerhalt zu beseitigen: Mit 23:15 Punkten wären die Aldekerker bereits so gut wie sicher durch gewesen. „Die Niederlage gegen Minden ist verdaut, immer noch ärgerlich, aber verdaut. Wir wissen selber, woran es gelegen hat. Und jetzt fahren wir zu einem weiteren Schlüsselspiel, uns erwartet eine enorm schwere Aufgabe. Das ist derselbe Mannschaftstypus wie GWD mit superguten Einzelspielern. Da kommt enorme Qualität auf uns zu.“

Gemeint ist der Zwölfte Lippe II (10:26 Punkte), den die Aldekerker in der Hinrunde mit 33:31 bezwingen konnten, Die Formel ist dabei relativ einfach: Gelingt dem TVA erneut ein Erfolg, vergrößert er die Distanz zu den Gastgebern auf 13 Punkte – die bei dann sieben Restpartien höchstens noch theoretisch zu schließen wäre. Vor dem Vorletzten Hamm-Westfalen II (8:30) und Minden II (7:31) bleibt Aldekerk sowieso auf jeden Fall. Daneben muss der Blick auf den Elften VfL Gladbeck gehen (11:27), bei dem die heiße Gefahrenzone beginnt. Gentges glaubt trotz des vorhandenen Respekts gegenüber den Hausherren fest ans eigene Team: „Wir möchten eine Reaktion zeigen, wir sind hochmotiviert und wir haben bis jetzt gut trainiert. Wir müssen definitiv unsere Fehlerzahl in der Abwehr minimieren, wir müssen deutlichst kompakter auftreten mit einem starken Torwart hinten drin. Wir müssen einfach wieder unsere ganzen Dinge ausspielen, die uns stark machen. Wer im Kopf klar ist und wer diszipliniert auftritt, wer weniger Fehler macht und nicht in Hektik gerät, wird das Spiel gewinnen. Wenn es irgendwie möglich ist, wollen wir mit zwei Punkten nach Hause fahren – was eine sehr große Bedeutung für uns als Mannschaft und Verein hätte.“

Dasselbe gilt in der aktuellen Situation für den TuS 82 Opladen, der mit einer verbesserten personellen Situation offensichtlich auch zu besseren Leistungen und Ergebnisse in der Lage ist. Beim 25:28 am Anfang des Jahres in Spenge war bereits eine Steigerung zu erkennen, ehe die im ausgehenden Jahr 2022 leidende Mannschaft von Trainer Fabrice Voigt mit dem 27:25 über die SG Schalksmühle/Halver Dragons (Zehnter/16:22 Punkte) eine Art Wende einleitete – und nach dem 26:29 in Krefeld schon wieder gehobene Ansprüche an sich selbst erkennen ließ, weil die Gegenwehr über 60 Minuten letztlich nichts Zählbares einbrachte. „Wir hätten hier sicher einen Punkt verdient gehabt“, fand Voigt, „wir haben 60 Minuten sehr vieles richtig gemacht.“ Seine spontane Forderung: „Wir wollen uns die Punkte im nächsten Heimspiel wiederholen.“ Das wäre mit dem Blick auf den Rest der Saison besonders günstig für den TuS 82, der auf den Vorletzten Hamm-Westfalen II trifft. Die Rechnung ist erneut relativ einfach: Gewinnen die Opladener, stocken sie ihr Konto auf 19:21 Zähler auf, während die Gäste bei 8:32 stünden. Mit dem Blick auf die Aufgaben danach muss Opladen eigentlich sogar einen Sieg einfahren: Am 11. Februar gegen Emsdetten wird die Luft dünner, auch die Partie am 25. Februar beim Achten Ahlener SG (ebenfalls 17:21) ist nicht ungefährlich und die am 3. März gegen Longerich traditionell was Besonderes – mit jedem möglichen Ausgang.

Ganz vorne bestehen wenig Zweifel daran, dass Emsdetten und Krefeld die beiden zu vergebenden Tickets für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga bereits gelöst haben. Der Zweitliga-Absteiger aus dem Emsland ist bei 33:3 Punkten auf dem besten Weg, den Betriebsunfall Abstieg zu reparieren – und seit dem 22. Oktober 2022 ungeschlagen. Da boten die Eagles dem TVE beim 33:29 über die 60 Minuten beeindruckend Paroli und deuteten an, dass sie die Meisterschaft nicht unbedingt von vornherein dem  direkten Konkurrenten überlassen wollen. Unterschied zwischen den beiden Top-Teams in der 3. Liga: Während Emsdetten, damals mit 12:0 Punkten nach Krefeld gekommen, anschließend mit dem 30:30 in Longerich nur einen weiteren Punkt verlor, gab es bei den Eagles nach dem 28:35 vom Saisonstart gegen Ahlen drei weitere Auftritte ohne Erfolg – beim 33:33 gegen die Bergischen Panther, beim 30:32 gegen den VfL Gladbeck und beim 23:40 vor Kurzem beim TuS Spenge, das vor allen Dingen wegen seiner Höhe erstaunlich war. Trainer Mark Schmetz hofft nun, dass die Krefelder mit dem folgenden 29:26 gegen die Opladener die Rückkehr zur alten Stärke eingeleitet haben.

Dass der Wille zu einer vernünftigen Leistung vorhanden ist, betont etwa Torhüter Lasse Hasenforther: „Das ist das einzige Mal, dass wir nicht Favorit sind. Wir können ganz befreit aufspielen. Wir werden alles reinhauen, dass wir in Emsdetten ein geiles Spiel abliefern.“ Dem Teil mit dem geilen Spiel würden prinzipiell auch die Gastgeber zustimmen, die sich intern aber ein klares Ziel vorgenommen haben: „Unser Team hat so richtig Bock, sich für die Hinspiel-Niederlage zu revanchieren.“ In der Statistik spricht dabei ziemlich viel für Emsdetten, das nach 18 Spielen bei 613:488 Toren (plus 125) über den besten Angriff und die beste Abwehr verfügt, während die Eagles bei 579:520 Treffern stehen (plus 50). Das sagt fürs zweite direkte Duell in dieser Saison möglicherweise nicht so viel und beide Seiten haben tatsächlich alle Voraussetzungen, zu einem Handballfest beizutragen. Bei einem vergleichbar schwierigen Restprogramm ist allerdings klar, dass Emsdetten bei einem Erfolg in Sachen Meisterschaft wohl durch ist. Sechs Zähler Vorsprung würde sich die Mannschaft von Trainer Sascha Bertow bei einem vergleichbar schwierigen Restprogramm kaum noch nehmen lassen.