Oberliga Mittelrhein
Hallen-Ärger in Köln, Nümbrecht und Siebengebirge rücken ran
Wegen fehlender Abdeckungen fiel die Partie von Fortuna gegen Tabellenführer Dormagen aus. Die HSG Siebengebirge meisterte die hohe Hürde beim TV Birkesdorf. Im Tabellenkeller sind drei Mannschaften besonders vom Abstieg bedroht.

Rein damit: Oliver Dziendziol steuerte für die HSG Siebengebirge neun Treffer zum 30:26-Erfolg beim TV Birkesdorf bei und liegt mit seinem Team auf Platz drei in Sichtweite der Tabellenspitze. (Foto: Thomas Schmidt)

Der größte Aufreger des 19. Spieltags in der Oberliga Mittelrhein betraf keinen Siebenmeter und auch keine Rote Karte – sondern den Boden in der Halle am Kölner Südstadion. Eigentlich wollte der Spitzenreiter TSV Bayer Dormagen II dort bei der Fortuna antreten und versuchen, den nächsten Schritt im Kampf um die Meisterschaft zu machen. Den Gästen fiel dann aber auf, dass an fünf Stellen Deckel fehlten, die im Boden normalerweise den Zugang zur Montage beispielsweise von Volleyballstangen ermöglichen. Weil der Hallenwart bei seiner Suche nur drei der fehlenden Deckel auftreiben konnte, entschied der Technische Delegierte gemeinsam mit den Dormagenern, die Partie nicht auszutragen – was bei den Kölnern eher auf Unverständnis stieß. „Spieler des Gegners und auch meine Spieler wollten das Spiel bestreiten, der Dormagener Trainer und auch der Technische Delegierte haben sich dagegen gesträubt. Dass das im Spiel der Regionalliga-Damen nicht aufgefallen war, schien wohl niemand bemerkt zu haben“, meinte Fortuna-Coach Tobias Marquardt, der wegen des engen Terminplans im Grunde nur die Möglichkeit sieht, die Partie am sonst spielfreien Karnevals-Wochenende nachzuholen. Auch diese Aussicht löst bei den Kölnern keine Begeisterung aus, doch Marquardt will die Begegnung auf jeden Fall austragen: „Ich habe gegen Dormagen keine Punkte eingeplant, wir möchten das Spiel jedoch trotzdem bestreiten.“

Hinter dem TSV als Tabellenführer (31:5 Punkte) feierte der SSV Nümbrecht durch das 31:26 über den Pulheimer SC wieder ein Erfolgserlebnis und er bleibt bei 31:7 Zählern Zweiter. Die Mannschaft von Trainer Manuel Seinsche arbeitete sich nach dem 6:7 (14.) über das 9:7 (16.) und 11:8 (22.) in die Partie. Nach dem Seitenwechsel erhöhten die Oberbergischen dann sogar auf 22:16 (40.). Ganz abschütteln ließen sich die Hornets aber nicht und Pulheim kam auf 23:25 (51.) heran. Nümbrecht behielt jedoch die Nerven und antwortete mit dem entscheidenden 30:25 (57.). „In der ersten Halbzeit hat sich schon abgezeichnet, dass wir heute nicht den Fokus und die Konzentration hatten, die wir gebraucht hätten. Wir waren im Abschluss viel zu fahrlässig und hatten zu viele einfache Ballverluste. Zudem war Nümbrecht im Umschaltspiel deutlich besser“, fand Pulheims Coach Kelvin Tacke. SSV-Kollege Seinsche freute sich vor allem darüber, dass sein Team den kurzfristigen Ausfall von Jannik Lang (krank) kompensieren konnte: „Das war ein Sieg heute für das Kollektiv. Die Verantwortung wurde auf viele Schultern verteilt und da muss man sagen, dass die Jungs das heute ab der ersten Minute toll umgesetzt haben.“

Das Rennen um die Meisterschaft ist im Februar 2023 offenbar ein Dreikampf, in den sich hinter Dormagen und Nümbrecht die HSG Siebengebirge noch einmischen wird. Der Regionalliga-Absteiger kommt immer besser in Fahrt und holte jetzt beim Vierten TV Birkesdorf einen wichtigen 30:26-Erfolg. Dadurch steht Siebengebirge als Dritter (30:8 Punkte) nur noch knapp hinter dem Top-Duo, während Birkesdorf (25:11) auf Rang fünf zurückrutschte. Dabei hatten die Hausherren vor der Pause Vorteile und setzten sich vom 10:10 (19.) auf 15:10 (28.) ab. Nach der Pause schmolz der Vorsprung – 16:14 (32.), 17:16 (34.). Oliver Dziendziol erzielte nun den 19:19-Ausgleich (38.) und Alexander Koch mit dem 24:23 (47.) seit Langem die erste Führung für die HSG, die nach dem 26:26 (57.) in den letzten Minuten den längeren Atem hatte und auf 30:26 stellte. Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn war zwar nicht mit dem Ergebnis, aber mit der Vorstellung seines Teams zufrieden: „Ich bin stolz auf unsere Mannschaft, die personell am Limit geht, alles reingeworfen und das Herz in der Halle gelassen hat.“

Für den TV Palmersheim war das Derby beim TV Rheinbach fast schon eine Art „Testspiel“. Der Aufsteiger, der mit drei Siegen in Serie stark ins Handballjahr gestartet war, verlor in der Woche zuvor gegen Fortuna Köln seinen Regisseur René Lönenbach. Der Rückraumspieler wird mit einer Knieverletzung (Kreuzband/Meniskus) länger fehlen und zunächst mehrere Wochen eine Orthese tragen. Mit seiner Rückkehr in dieser Saison ist eher nicht zu rechnen. So hatte Palmersheims Trainer Peter Trimborn Gelegenheit, in Rheinbach einiges auszuprobieren – und die deutliche 19:30-Niederlage war für den Coach eher nebensächlich: „Rheinbach hat verdient gewonnen. Es war für uns das erste Spiel ohne René, da konnten wir ein paar Sachen probieren. Heute musst du nicht gewinnen. Das ist kein Gegner, wo wir die Punkte holen müssen, der Fokus liegt jetzt auf nächste Woche gegen Wahn.“ Die Gastgeber dominierten die Partie vom 4:0 (4.) über das 8:1 (8.) zum 12:3 (13.) und sie lagen beim 17:7 (25.) bereits zweistellig vorne. Die Frage nach dem Sieger war hier schon beantwortet und die Rheinbacher um ihr Trainerteam Jan Hammann/Dietmar Schwolow hatten keine Probleme, den Erfolg nach Hause zu bringen. „Wir sind natürlich glücklich über den Derbysieg. Es war ein unerwartet hoher Sieg, da wir trotz der Verletzung von René Lönenbach eigentlich ein hart umkämpftes Spiel erwartet haben. Aber wir konnten heute alles umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Insgesamt war es wirklich eine super Leistung der gesamten Mannschaft“, fand Hammann.

Im Abstiegskampf wird die Zeit für einige Kandidaten so langsam knapp. Gesucht werden nach den Durchführungsbestimmungen des Verbandes mindestens drei Absteiger, es können aber auch mehr werden (hängt von den Resultaten der 3. Liga und Regionalliga Nordrhein ab), sodass jedes Team für die maximale Sicherheit lieber fünf Rivalen hinter sich lassen sollte. Das wird für den Stolberger SV sehr eng, der im Januar zwar seine ersten beiden Saisonsiege einfuhr, nach dem klaren 30:41 gegen den MTV Köln aber weiter Letzter ist (5:33 Punkte). Davor ist der HC Weiden II (9:29) nun Vorletzter und die 29:44-Niederlage beim Longericher SC II war durchaus deutlich. Die Hausherren, die mit nur vier Akteuren im Rückraum antraten, verlegten sich auf eine solide Defensive und probierten es dann mit schnellen Gegenstößen. Die Taktik war sehr erfolgreich und schon beim 7:2 (8.) hatte sich der LSC abgesetzt. Weiden konnte noch einmal auf 16:17 (27.) verkürzen, doch die Kölner erzielten über die Pause hinweg einen 10:1-Lauf zum entscheidenden 27:17 (39.). „Die Jungs haben das wirklich sehr gut umgesetzt, gerade mit der Umschaltbewegung. Im Tempospiel haben wir sehr, sehr viele Tore geworfen, deswegen ist der Sieg auch in der Höhe verdient. Das hat Spaß gemacht, von außen zuzugucken“, fand LSC-Coach Frederic Rudloff, auf dessen personell geschwächtes Team in den kommenden Wochen in Siebengebirge und gegen Birkesdorf allerdings deutlich höhere Hürden warten.

Nur knapp vor Weiden liegt der TV Jahn Köln-Wahn (9:29) und der Verbandsliga-Aufsteiger aus dem Kölner Südosten bräuchte langsam ebenfalls mal ein Erfolgserlebnis. Die 32:33-Niederlage gegen den ASV SR Aachen war jetzt schon das zehnte Spiel in Serie ohne Sieg mit einer Bilanz von 1:19 Punkten. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase (14./8:8) erspielten sich die Gäste um ihr Trainergespann Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter mit dem 12:9 (18.) erste Vorteile und sie verteidigten den Vorsprung zunächst erfolgreich. Nach dem 23:21 (37.) bedeuteten drei schnelle ASV-Treffer sogar das 26:21 (40.). Doch Wahn gab sich nicht auf, kam zurück und durch Dario Giacobbe zum 31:31-Ausgleich (56.). Der Doppelschlag von Milan Monteiro Pai zum 33:31 (57./60.) brachte Aachen aber wieder auf die Siegerstraße und der 32:33-Anschluss (60.) von Florian Hinteresch kam zu spät. „Am Ende verlieren wir unglücklich, meine Männer haben wirklich gekämpft. Aachen hat das Spiel verdient gewonnen, das Genick haben uns sieben Tempogegenstöße in der ersten Halbzeit gebrochen. Wir bereiten uns jetzt auf Palmersheim vor und versuchen, das Erfolgserlebnis dort zu kriegen“, erklärte Wahns Trainer Thomas Radermacher. Hesse-Edenfeld war mit dem Ergebnis natürlich deutlich glücklicher: „Die Mannschaft hat heute richtig Moral bewiesen, clever gespielt, ist cool geblieben, hat sich unter Druck nie überlaufen lassen oder angefangen zu meckern, sondern ihren Stiefel runtergespielt. Eigentlich hätten wir das Spiel deutlich souveräner gewinnen können. Wir haben einfach in einer Phase ein paar dumme Entscheidungen getroffen, sodass es dann noch einmal knapp wird. Aber eigentlich war das ein verdienter und vor allem wichtiger Sieg für uns.“

 

SSV Nümbrecht – Pulheimer SC 31:26 (15:13).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (3), Benger (4), Euteneuer (3), Urbach (6), Weissner (1), Meister, Sonka (1), Deilmann, D. Donath (6), Soentgerath (3), Ufer (4/2), Schneider.

Pulheimer SC: Lankert, O. Middell – Heinen (2), Bartsch, Semeraro, Hampel (2), Klueck (3), J. Giesen (2), Mokris (9/4), T. Middell (5), Zank (3), Romberg.

 

TV Birkesdorf – HSG Siebengebirge 26:30 (16:12).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven (1) – Pelzer (3), A. Ernst (9/3), Senden, J. Ernst, Ihmer (4), Botz (2), Stern, Risteski (4), Heinze (2), Perez Fernandez (1), Stass.

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (1), Runge (4), Hayer (1), Dziendziol (9/7), Marcinkovic (3/1), Krefting (1), Koch (4), Picard, Gebel (1), Al-Zaidi, Sivanathan (6).

 

TV Rheinbach – TV Palmersheim 30:19 (18:8).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (8/5), Engel, Pohl, Möcke, Grommes (6), Stürmann (3), Schmitz (7), Hoffstadt, Bittner (1), Ollefs (5).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Hensel (1), Fiedler (1), Schöller, Blesse (2), Adolph, Schouren (6/2), Mayer (1), Maeser (5), Bernads, J. Grevelding (1), L. Königshoven (2).

 

TV Jahn Köln-Wahn – ASV SR Aachen 32:33 (17:19).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (3), Eberlein (1), Fromme (3), Westmeier (2), Kluge (3), Bröxkes (2), Welter, Kolbe, Giacobbe (3), Lange (11/3), Ruell (4), Lütticke.

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (4), Signon, Schumacher, Durst, Aguilera Lintz (6/2), Kuckelkorn (1), Arancibia Diaz (9/1), Rietz (6), K. Monteiro Pai (3), Böckenholt (3), Kurscheid (1).

 

Longericher SC II – HC Weiden II 44:29 (20:16).

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Breuer (1), Beste (4/1), Matysiak (3), Schiefer (9/8), Jacoby (2), Quetting (5), Kröger (2), Vallbracht (2), Gottlob (13), Keil (2), Hoffmann, Falkenreck (1)

HC Weiden II: Keller, Kremers – Kemper (3), T. Lütz (5), K. Lütz (3), von den Driesch, Pieper (3), Kraus, Langhammer, Leonhardt, Akintunde (4), Havers (5), Kremers, Jansen, Signon (6/3).

 

Stolberger SV – MTV Köln 30:41 (14:20).

 

TuS 82 Opladen II – HBD Löwen Oberberg 25:30 (12:12).

 

Fortuna Köln – TSV Bayer Dormagen II ausgefallen.