3. Liga
Aldekerker Ausnahmezustand und Opladener Teil-Erfolg
TVA feiert trotz 31:34 gegen Spenge den vorzeitigen Klassenerhalt. Chancenloser TuS 82 gewinnt gegen Emsdetten beim 23:29 immerhin die zweite Halbzeit.

Fertig zum Abheben: Thomas Plhak und seine Aldekerker konnten trotz der Niederlage gegen Spenge ihren Emotionen freien Lauf lassen. (Foto: Herbert Mölleken)

TV Aldekerk – TuS Spenge 31:34 (18:16). Der Aufsteiger wollte es wohl nicht so im Raum stehen lassen, dass er schon am Abend vorher praktisch auf der Couch endgültig den Klassenerhalt gesichert hatte. Nach dem 31:30-Krimi der Bergischen Panther über den Zehnten HandbALL Lippe II stand ja bereits fest, dass Aldekerk auf keinen Fall mehr auf einen der letzten vier Ränge würde abrutschen können. Der Elfte Gladbeck, der mit 11:29 Zählern auf dem ersten der ganz heißen Stühle sitzt, könnte bei sechs fehlenden Partien durch unwahrscheinliche sechs Siege auf maximal 23:29 Punkte kommen – und damit höchstens jene Pluspunkte erreichen, die der TVA längst auf sein Konto überwiesen hat. Über den bei Gleichheit entscheidenden direkten Vergleich wäre das Team um den spielenden Trainer Tim Gentges auf jeden Fall vorne – 33:26 in der Hinrunde, 32:26 in der Rückrunde. Unter diesen Umständen verdiente der Auftritt gegen Spenge zumindest für drei Viertel des Abends das Prädikat wertvoll, weil Aldekerk erneut einem Favoriten aus dem oberen Drittel wenigstens phasenweise die Stirn bieten konnte. Auf der Zielgeraden des Abends ging allerdings trotzdem alles ganz schnell, weil die Hausherren nach dem 26:23 (44.) vorübergehend die Trefferproduktion einstellten und Spenge den Spieß durch sechs Treffer hintereinander kompromisslos zum eigenen und wegweisenden 29:26 (51.) umdrehte. Der TVA (23:17 Punkte) behauptete trotz der Niederlage den sechsten Platz, während der TuS als Fünfter (26:14) seine Chancen wahrte, Platz drei oder vier zu ergattern (berechtigt zur Teilnahme an einer Pokalrunde, in der Startplätze für den DHB-Pokal vergeben werden). Dabei bestreitet Spenge vor allem einen Dreikampf mit den Bergischen Panthern (Zweiter/31:11) und dem Longericher SC (Vierter/29:13).

Aldekerk setzte mit dem 1:0 (1.) von Cedric Linden den ersten Treffer und ließ sich vom 3:4 (7.) kurz darauf nicht umwerfen, sondern legte anschließend immer wieder vor – 6:4 (11.), 8:6 (14.), 10:8 (18.), 12:11 (20.), 15:12 (24.), 18:16 (29.). Im zweiten Durchgang lief übers 22:19 (36.) bis zum 24:20 (39.) alles in die aus Sicht der Hausherren richtige Richtung. Beim 25:21 (43.) waren die Aussichten auf einen Erfolg immer noch intakt, ehe die Gäste nach jenem 26:23 weiter aufholten – 26:25 (46.). In der direkt darauf folgenden Auszeit suchte Gentges zusammen mit seinem Team intensiv nach Mitteln, den Lauf des TuS zu stoppen, doch Spenge dachte nicht daran, wieder ins Wanken zu geraten. Die Rote Karte (50./Foul) gegen Jonas Mumme beim Stande von 26:27 brachte den TVA ebenfalls nicht wirklich voran und erst mit dem 27:29 (53.) erzielte Aldekerk sein nächstes Tor – nach einer mehr als acht Minuten langen Durststrecke. Was für die Moral des Aufsteigers sprach: Er gab nicht auf, konnte Spenge aber auch nicht mehr ernsthaft gefährden – 29:31 (55.), 29:33 (57.), 31:34 (60.).

Gentges war natürlich hinterher bereit, sich zum konkreten Ergebnis zu äußern. Zuerst warf er aber einen Blick aufs große Ganze: „Trotz der Niederlage sind wir hier im Dorf unfassbar glücklich, das wir es gestern offiziell wirklich geschafft haben, diese Liga zu halten. Das ist ein unfassbarer Erfolg für den gesamten Verein und das gesamte Dorf. Ich kann die Menschen, bei denen wir uns bedanken müssten, gar nicht alle aufzählen. Ich bin unfassbar stolz auf meine Mannschaft und die Jungs können auch sehr stolz auf sich sein. Das ist das Wichtigste heute.“ Und unzufrieden war der 35-Jährige mit dem Abend als solchem ohnehin nicht: „Heute haben beide Mannschaften guten Handball gezeigt und man hat uns ganz klar aufgezeigt, dass es für die Großen der Liga noch nicht reicht. Spenge spielt es clever und gnadenlos und macht in der entscheidenden Phase einfach weniger Fehler als wir. Diese Drei-Tore-Niederlage ist dann okay. Natürlich kam ein bisschen Pech hinzu, denn wir verwerfen in den letzten Minuten viele hundertprozentige Bälle, wir werfen an Pfosten oder Latte. Da stehst du am Ende mit leeren Händen da. Das ist heute vielleicht nicht so tragisch, aber wir wollen ja trotzdem weiter am Kabel ziehen. Wir wollen uns weiterentwickeln und wir haben noch so geile Spiele vor uns. Das sind Momente, die musst du einfach genießen.“

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme (3), Grützner (2), Görden (2), Plhak (9/4), Upietz, Gentges (1), Küsters, Hansen (1), Julian Mumme (9), Rutten (2), Linden (2).

 

TuS 82 Opladen – TV Emsdetten 23:29 (9:16). Der Abend in der Bielerthalle musste für die Gastgeber von vornherein als schwierig gelten, weil die am Ende der vergangenen Saison aus der 2. Bundesliga abgestiegenen Gäste aus dem Emsland in den vergangenen Wochen und Monaten immer wieder nachgewiesen haben, dass sie den Abstieg möglichst umgehend reparieren wollen – und können. Das Team von Trainer Sascha Bertow, ausgestattet mit dem besten Angriff und der besten Abwehr der Klasse, gab bisher überhaupt erst zweimal Punkte ab – am 22. Oktober 2022 bei der HSG Krefeld Niederrhein (29:33) und am 1. November 2022 beim Longericher SC (30:30). Seit jenem Tag sammelte der Spitzenreiter inzwischen durch elf Siege in Folge makellose 22:0 Zähler und deshalb hat er mit insgesamt 37:3 Punkten das erste der beiden Tickets für die Teilnahme an der Aufstiegsrunde schon so gut wie sicher in der Tasche. Die Opladener dagegen, in einer ganz anderen Sphäre zu Hause und weder personell noch strukturell vergleichbar ausgestattet, werden weiter einen Blick auf die Dinge werfen, die hinter ihrem Rang acht und den 19:23 Punkten zu beachten sind. Fünf Runden vor dem Ende der Serie liegt das Team von Trainer Fabrice Voigt weiter deutlich vor dem VfL Gladbeck (11:29), der auf dem elften Platz den Beginn der direkten Gefahrenzone markiert. Das Polster dürfte höchstwahrscheinlich reichen, obwohl etwa die beiden nächsten Aufgaben der Opladener bei der Ahlener SG (25. Februar) und gegen den Longericher SC (3. März) nicht einfach werden.

Der TuS 82  konnte nach dem 0:1 (4.) mit dem 1:1 (4.) von Lars Branding nur ein einziges Mal ausgleichen und lief bald hinterher. Bis zum 3:5 (12.) sah der Rückstand durchaus nicht uneinholbar aus, aber bereits mit dem 3:8 (17.) wurde die Hürde für Opladen immer höher. Am Ende der ersten Halbzeit hatte Emsdetten im Grunde den Sieg frühzeitig entscheidend vorbereitet – 13:6 (24.), 14:7 (25.), 16:9 (30.). An den Kräfteverhältnissen änderte sich in der zweiten Halbzeit, obwohl der TuS 82 in Sachen Kampf und Leidenschaft alles für ein freundlicheres Ergebnis investierte. Als beim 15:24 (42.) sogar eine zweistellige Lücke drohte, griff Voigt mit einer Auszeit ein – um gegen das sich anbahnende Debakel nachzujustieren. Folge: Opladen verkürzte auf 17:24 (43.) und lag beim 17:26 (46.) oder 19:28 (52.) wieder mit neun Toren hinten, konnte allerdings auf der Zielgeraden tatsächlich mit einem 4:1-Lauf bis zur Schluss-Sirene eine erkennbare Ergebniskosmetik betreiben. Die gesamte zweite Halbzeit gegen Emsdetten gewann der TuS 82 sogar mit 14:13 – was wirklich nicht jeder Drittligist von sich behaupten kann.

Unter dem Strich hatte Voigt am Auftritt des Außenseiters wenig auszusetzen. „Man muss wirklich sagen, dass Emsdetten hier einen sehr starken Auftritt hingelegt hat, sehr professionell“, fand der Opladener Coach, „die sind hier nicht irgendwie mit einer Einstellung aufgetreten, dass sie es nicht ernst nehmen – sie haben es eher sehr ernst genommen. Dann muss man am Ende des Tages akzeptieren, dass sie über 60 Minuten besser waren. Trotzdem können wir hier sehr erhobenen Hauptes rausgehen. Wir haben bis zum Ende gekämpft. Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen, wie sie nie aufgegeben hat und sich immer wieder rangekämpft hat.“ Zur Resignation sieht Voigt, dem in Julius Schroeder und André Boelken unter anderem zwei Spielmacher fehlten, sowieso keinen Grund: „Wenn ich mit Niederlagen umgehen kann, dann mit dieser. Heute war nicht mehr möglich. Wir werden die guten Sachen mitnehmen und an den schlechten arbeiten. Jetzt haben wir ein freies Wochenende und das werden wir genießen. Dann konzentrieren wir uns voll auf Ahlen.“

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler, Meurer (2), Nitsche, Branding (3/1), Leppich (3), Dittmer (6), Nitzschmann (1), Jagieniak, Swiedelsky (1), Hinrichs (2/1), Johannmeyer (4), Sonnenberg (1), Klein.