Oberliga Mittelrhein
Dormagen baut die Spitze auf der Couch aus, Siebengebirge ist jetzt Zweiter
Der TV Rheinbach muss die Partie beim Ersten wegen zu wenig Personal absagen. Die HSG und der Longericher SC II trennen sich mit 29:29. Im Tabellenkeller sammeln einige Teams wertvolle Punkte gegen den Abstieg.

Starke Vorstellung: Florian Lammer (Nummer 10) steuerte für Fortuna Köln 15 Treffer zum 34:29-Erfolg bei den HBD Löwen Oberberg bei. Max Gebel (links) und die HSG Siebengebirge stehen nach dem 29:29 gegen den Longericher SC II auf Platz zwei. (Foto: Thomas Schmidt).

Nicht nur dem TSV Bayer Dormagen II wird es ein wenig seltsam vorkommen: Die Mannschaft von Trainer Martin Berger verteidigte die Tabellenführung in der Oberliga Mittelrhein jetzt schon in der zweiten Woche hintereinander, ohne überhaupt auf dem Feld zu stehen. Die vor einer Woche ausgefallene Partie bei Fortuna Köln (nicht verkehrssicherer Hallenboden) soll dabei immerhin noch nachgeholt werden. Die Begegnung gegen den TV Rheinbach endete nun aber mit einer Wertung für den TSV, weil die Gäste keine spielfähige Mannschaft zusammenbekamen. Dormagen konnte nur eine Verlegung auf den Samstag anbieten, die bei den Rheinbachern aber auch nicht viel geholfen hätte – außer eventuell etwas Unterstützung aus der Landesliga-Zweiten. Für den Rest der Saison ist der Terminkalender bei den Bayer-Akteuren so eng, dass ein Nachholtermin nicht mehr zu finden war. So stockte der Tabellenführer sein Konto kampflos auf 33:5 Punkte auf und baute die Spitzenposition sogar aus, weil die HSG Siebengebirge und der SSV Nümbrecht (beide jetzt 31:9) ihre Partien nicht gewinnen konnten. Der TV Rheinbach bleibt mit 21:19 Zählern Siebter und steht damit jenseits aller Entscheidungen im Mittelfeld.

Die HSG Siebengebirge kam gegen den Longericher SC II nicht über ein 29:29-Unentschieden hinaus. Dabei mussten die Gäste neben einigen Spielern auch auf ihren Trainer Frederic Rudloff verzichten, der nach der Geburt seines zweiten Kindes am Samstagmorgen anderweitig beschäftigt war. Die Kölner starteten trotzdem stark mit einem 4:0 (5.), bevor die Hausherren das Kommando übernahmen und mit neun Treffern in Serie das 9:4 (13.) vorlegten. Über das 12:6 (18.) blieb die HSG bis zum 15:10 (27.) vorne, doch kurz vor der Pause kam der LSC wieder ran – 15:13 (30.). Nach dem Seitenwechsel kämpften sich die Gäste zum 20:20-Ausgleich (43.) und gingen durch Tim Quetting beim 24:23 (50.) erstmals wieder selbst in Führung. Die Schlussphase blieb bis zum Abpfiff spannend. David Runge brachte Siebengebirge mit 29:28 nach vorne (60.), doch Leon Gottlob besorgte drei Sekunden vor dem Ende den 29:29-Endstand. „Letztendlich verdient und gerecht. Klar, mit ein bisschen Glück gewinnen wir das hinten raus, aber man muss sagen, wir hätten es zwischendurch auch verlieren können. Ich denke, wir haben nicht unser spielerisch stärkstes Spiel gezeigt, wir haben aber kämpferisch wieder alles reingelegt“, fand HSG-Trainer Lars Degenhardt. Sein Kollege Rudloff war selbst aus der Ferne begeistert: „Größten Respekt vor meiner Mannschaft nach der Trainingswoche komplett ohne Trainer. Mit fünf angeschlagenen Spielern, von denen derzeit nur zwei Abwehr spielen können, einen Punkt in dieser tollen Halle zu holen, das macht mich glücklich und stolz.“ Der LSC führt als Vierter (26:12 Punkte) weiter das Feld der Mannschaften an, die mit dem Kampf um den Aufstieg wohl nichts mehr zu tun haben werden.

Komplett unterschiedliche Gemütslagen gab es in Nümbrecht, wo die Gastgeber nach einer schwachen Vorstellung gegen den abstiegsbedrohten HC Weiden II am Ende verdient mit 29:32 den Kürzeren zogen. Dabei legten die Gäste, die durch den starken Timothy Meurer (acht Tore) aus der Regionalliga-Ersten unterstützt wurden, den Grundstein für den überraschenden Erfolg vor der Pause, als sie vom 10:10 (15.) auf 20:13 (28.) davonzogen. Der SSV gab nicht auf und kam nach der Pause wieder auf einen Treffer heran (25:26/48.). Auch das 25:29 (54.) verkürzte Nümbrecht noch auf 28:29 (57.). Doch Weiden hatte wiederum die besseren Antworten und Samuel Meurers Doppelpack zum 31:28 (59.) war die Entscheidung. „Das war keine gute Leistung von uns heute. Besonders muss man sagen, dass wir in der ersten Halbzeit überhaupt keinen Zugriff in der Abwehr hatten. In der zweiten Hälfte sind wir wieder ein bisschen rangekommen, haben es da aber nicht geschafft, das Spiel zu drehen. Die Möglichkeiten waren da, wir hatten viel zu viele Fehlwürfe, das müssen wir uns ankreiden. Das war wirklich ein gebrauchter Tag für uns“, fand SSV-Trainer Manuel Seinsche, dessen Team nach Karneval im direkten Duell mit Siebengebirge zeigen kann, ob es doch noch einmal für den Aufstieg in Frage kommt.

Einen großen Schritt im Kampf um den Klassenerhalt machte der TV Palmersheim, der gegen den TV Jahn Köln-Wahn zu einem 29:24-Erfolg kam. Während die Palmersheimer damit bei 19:21 Punkten als Achter in der oberen Tabellenhälfte stehen, müssen sich die Wahner als Vorletzter (9:31) weiter größte Sorgen machen. „Der Sieg ist unterm Strich verdient, auch in der Höhe, wobei sich Wahn teuer verkauft hat“, fand Palmersheims Coach Peter Trimborn, der zunächst eine ausgeglichene Partie sah. Erst nach dem 11:11 (22.) konnten sich die Hausherren mal auf 14:11 (25.) absetzen. Doch die Kölner blieben dran und waren beim 20:20 (48.) wieder komplett auf Augenhöhe. Den entscheidenden Schlag landete Palmersheim dann nach dem 22:21 (52.), als die Gastgeber innerhalb von fünf Minuten das 27:21 (58.) vorlegten. „Es war ein verdienter Sieg für Palmersheim, weil sie ihren Stiefel durchgespielt und sich keine großen Schwächephasen erlaubt haben. Für uns heißt es jetzt, Wunden lecken über Karneval. Und dann werden wir nach Karneval nur noch Endspiele vor der Brust haben, in denen wir gezwungen sind, zu gewinnen“, erklärte Wahns Trainer Thomas Radermacher.

Auch der ASV SR Aachen sicherte sich mit dem 32:25 gegen den MTV Köln zwei weitere Zähler gegen den Abstieg und liegt knapp hinter Palmersheim mit ebenfalls 19:21 Punkten auf Rang neun. Die Mannschaft des Trainergespanns Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter hatte die starken Gäste (Sechster/23:17) erstaunlich gut im Griff und legte gleich zu Beginn das 4:1 (4.) und 8:4 (10.) vor. Der Vorsprung schmolz zwischenzeitlich auf 11:10 (18.), doch schon beim 17:12 (28.) lag Aachen wieder klarer vorne. Auch nach der Pause hielten die Gastgeber den MTV immer auf Abstand und ein 5:0-Lauf vom 25:22 (51.) zum 30:22 (57.) brachte die Entscheidung.  „Wir schaffen es heute vor allem in der Abwehr, getragen von einem starken Torhüter Max Vitz, den Gegner nie in Führung kommen zu lassen, clever zu spielen, immer eine Idee zu haben. Das war von uns sicher ein Sahnetag“, freute sich Hesse-Edenfeld.

Der Pulheimer SC hat nach zwei Siegen innerhalb von fünf Tagen ebenfalls wieder mehr Luft im Kampf um den Klassenerhalt. Nach dem 30:25 im Nachholspiel beim TV Birkesdorf am Dienstag gab es nun gegen den TuS 82 Opladen II einen 39:24-Erfolg. Dabei war die Partie in der ersten Hälfte bis zum 11:8 (20.) einigermaßen offen. Pulheims Trainer Kelvin Tacke nahm dann eine Auszeit, in der er offenbar die richtigen Ansagen machte – denn bis zur Pause legte sein Team einen 8:2-Lauf zum 19:10-Halbzeitstand hin. Nach dem Seitenwechsel bauten die Hornets den Vorsprung zum 26:13 (40.) aus und die Frage nach dem Sieger war damit früh beantwortet. „Wir hatten heute wieder einen sehr überschaubaren Kader und die Hilfe von Kristopher Lingner hat uns sehr geholfen. Dazu waren wir heute wieder sehr konzentriert und haben einen verdienten Sieg erzielt“, fand Tacke, dessen Team mit 16:24 Punkten als Zwölfter auf einem Platz steht, der am Ende eventuell für den Klassenerhalt reichen könnte. Um auf Nummer sicher zu gehen, sollten die Hornets allerdings weiteren Boden gutmachen. Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass die Opladener bei jetzt 17:23 Zählern als Zehnter den Blick noch einmal nach unten richten müssen. „Die vierte Niederlage in Folge ist ein bisschen heftig. Das muss ich natürlich auch mir ankreiden, denn meiner Meinung nach habe ich gute Spieler auf jeder Position. Da müssen wir jetzt schauen, wie wir da irgendwie rauskommen“, meinte Philipp Jäger, der sein Amt als TuS-Coach nach der Saison wegen der weiten Anfahrt aus der oberbergischen Heimat beenden wird. Die Opladener sind derzeit auf der Suche nach einem neuen Trainer. Klar: Jäger will das Team auf jeden Fall als Oberligist an seinen Nachfolger übergeben.

Zwischen Pulheim und Opladen steht Fortuna Köln auf Rang elf (16:22 Punkte). Auch die Mannschaft von Trainer Tobias Marquardt ist noch gefährdet, seit Dezember zeigt der Trend aber deutlich nach oben und aus den letzten fünf Partien gab es keine Niederlage und 8:2 Zähler. Auch beim direkten Konkurrenten HBD Löwen Oberberg (Platz 13/12:26) setzte sich die Fortuna jetzt mit 34:29 durch. Dabei sah es vor der Pause längst nicht nach einem klaren Erfolg der Kölner aus und am Ende eines Durchgangs mit wechselnden Führungen stand ein 15:15. Nach dem 16:17 (34.) machte Marquardts Team mit einem 6:0-Lauf aus dem Rückstand die 22:17-Führung (41.) und verteidigte diesen Vorsprung mit viel Leidenschaft bis zum Ende. „Ich muss an der Stelle meiner Mannschaft ein Riesenkompliment machen, wie geduldig, selbst bei Rückständen oder Phasen, in denen es nicht ganz rund läuft, wir bleiben und den Fokus nicht verlieren. Ein unbändiger Teamspirit und Zusammenhalt, der dann auch in der Abwehr Kräfte freisetzt, die eigentlich nicht mehr vorhanden sind“, fand Marquardt.

 

HSG Siebengebirge – Longericher SC II 29:29 (16:13).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (3), Runge (6), Hayer, Dziendziol (5/2), Marcinkovic (6/1), Krefting, Koch (3), Picard (2), Gebel (2), Al-Zaidi, Sivanathan (2).

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Matysiak (7), Quetting (5), Kröger, Duckert (2), Vallbracht, Malolepszy (8/6), Gottlob (6), Keil, Hoffmann (1), Falkenreck.

 

SSV Nümbrecht – HC Weiden II 29:32 (15:20).

SSV Nümbrecht: Kirchner, Rydzewski – Opitz, Benger (5), Weissner (2), J. Lang (9), Meister (1), P. Donath, Sonka, Menger (1), D. Donath (3), Soentgerath (5), Ufer (3/1).

HC Weiden II: Keller – Schröder (3), Kemper (9), T. Lütz (2), S. Meurer (2), K. Lütz (2), Heim, Kraus, Havers (5), Leonhardt, T. Meurer (8), Signon (1/1).

 

ASV SR Aachen – MTV Köln 32:25 (17:13).

ASV SR Aachen: Vitz, Schnitzler – M. Monteiro Pai (8), Happersberger, Signon, Huckemann (7/2), Schumacher (1), Aguilera Lintz (5), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (4), Rietz (1), K. Monteiro Pai (3), Böckenholt, Kurscheid (3).

MTV Köln: Theisen, Schmitz, Vieker – Bonstein (4), Kalisch (1/1), Epple, Hilbert, Göddertz (3/1), Discher (5), Jebbink (4), Bathen (1), König (4), Becker (3).

 

TV Palmersheim – TV Jahn Köln-Wahn 29:24 (15:13).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Fiedler (1), Müller, Schöller (1), Blesse (3), Adolph (3), Schouren (6/3), Mayer (3), Maeser (6/1), Nasser, Sander (2), J. Grevelding, L. Königshoven (4).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Hinteresch (2), Eberlein, Fromme (1), Westmeier (4), Kluge (2), Bröxkes (3), Kolbe, Giacobbe, Lange (8/5), Ruell (4), Lütticke.

 

HBD Löwen Oberberg – Fortuna Köln 29:34 (15:15).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Fraunhoffer – Mlynczak (4), Köster, Starcevic (3), Basic (6/1), Soldanski (1), Hudak-Domokos, Welke (1), Schneider (4), Krause (8/2), Müller (2).

Fortuna Köln: Hoffmann, Scholl – Lux (1), Künkele, Stutzki, Dickopf, Lammer (15/8), Stabauer (3), Lehmann (6), Kötzle (6), Hofmann, Bartke, Gremmelspacher (3).

 

Pulheimer SC – TuS 82 Opladen II 39:24 (19:10).

Pulheimer SC: Lankert, O. Middell – Bartsch (10), Semeraro, Klueck (1), Jacoby (3), J. Giesen (3), Lingner (1), Mokris (6/4), T. Middell (8), Zank (2), Geerkens (5).

TuS 82 Opladen II: Kümper – Flemm (5/1), Preiss (1), Bosdorf (4), Maurer (1), Kreutzer (2), Gerresheim (2), Völl (2), Ewen, Schuster, Munkel (2), Meuser (2), Ißling (3).

 

TV Birkesdorf – Stolberger SV 35:22 (18:11).

 

TSV Bayer Dormagen II – TV Rheinbach ausgefallen (Wertung für Dormagen).