13. Februar 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
Bergischer HC – MT Melsungen 28:27 (13:10). Vielleicht erinnert sich noch jemand beim BHC an den 29. Oktober 2022. Das war jener Samstag, an dem die Mannschaft von Trainer Jamal Naji trotz einer sehr anständigen Leistung mit 27:29 bei den Füchsen Berlin verlor und danach auf 4:14 Punkte zurückblicken musste. Dreieinhalb Monate ist das inzwischen vorbei – eine halbe Ewigkeit. Was folgte, ist eine Entwicklung, die in dieser Form vielleicht höchstens Naji selbst für möglich halten konnte: In den Monaten November und Dezember 2022 gab es zuerst 8:2 Punkte aus fünf Spielen ohne Niederlage und dann jenes ernüchternde 18:31 am 11. Dezember gegen die SG Flensburg-Handewitt beim missglückten Abstecher in den großen PSD-Bank-Dome in Düsseldorf. Die Reaktionen darauf waren das 32:27 beim SC DHfK Leipzig und das 32:30 bei der TSV Hannover-Burgdorf – ein perfekter Abschluss für 2022. Dass der BHC jetzt nach der langen Pause über den Jahreswechsel und durch die WM im Januar daran anknüpfen konnte, war alles – aber keineswegs selbstverständlich. Erneut gab es personelle Baustellen, erneut den Zwang, zu improvisieren – alles zudem unter dem Stichwort „Belastungssteuerung“. Naji konnte hinterher selbst kaum glauben, wie gut die Hausherren unter anderem das Fehlen der Rückraumspieler Tomas Babak und Simen Schönningsen wegsteckten: „Wir hatten eine bescheidene Trainingswoche und wir wussten gar nicht, welchen Kader wir heute haben. Wir mussten vieles ummodeln. Die Mannschaft ist ein bisschen über sich hinausgewachsen.“ Der Erfolg machte sich natürlich in der Tabelle bemerkbar: Dort steht der auf Rang neun vorgerückte BHC jetzt bei 18:18 Zählern und einem ausgeglichenen Konto – zum ersten Mal seit dem 28:25 vom ersten Spieltag der Saison beim TSV GWD Minden.
Die Hausherren, die zur Schonung ihres WM-Fahrers Djibril M’Bengue im rechten Rückraum fast nur mit Rechtshändern operierten, machten aus dem 2:2 (5.) durch Linus Arnesson (6.), Lukas Stutzke (7.) und erneut Arnesson (8.) das 5:2, doch die Führung wechselte in der von beiden Seiten intensiv geführten Partie nicht nur einmal – 8:6 (20.), 8:9 (24.), 11:9 (27.), 13:10 (30.). Weil die Gastgeber übers 18:15 (39.), 20:17 (42.), 22:19 (46.) oder 24:20 (48.) besonders aus der zweiten Reihe immer wieder passende Antworten fanden, wurde zunächst selbst das Melsunger 22:24 (50.) kein richtiges Problem. Frederik Ladefoged (50.), Arnesson (52.) und Tom Kare Nikolaisen (53.) erhöhten schließlich mit drei Treffern in Folge zum 27:22, ehe Melsungen, aufgrund prominenter Besetzung unter anderem mit den deutschen Nationalspielern Kai Häfner und Timo Kastening durchaus favorisiert, doch noch einmal eine Hautrolle einnahm – 23:27 (55.), 24:27 (55.), 25:27 (57.), 26:27 (58.). Das 28:26 (59.) von Lukas Stutzke, der hier als bester Werfer der Partie seinen achten Treffer erzielte, löste jetzt die größten Sorgen des BHC, der kurz darauf nach dem 27:28 der MT die letzten 14 Sekunden unbeschadet überstand.
Bei den Gastgebern überwog nachvollziehbar die Genugtuung über zwei nicht direkt einkalkulierte Punkte. „Am Ende war es neben dem Taktikpuzzle beider Trainer ein absolutes Spiel des Willens“, fand Trainer Naji, „das Spiel kann in die andere Richtung kippen, aber wir sind stabil geblieben.“ Kopf der Mannschaft, die durch eine hervorragende Teamleistung überzeugte, war nicht nur seiner Meinung nach Regisseur Arnesson: „Er hat in der Spielsteuerung ein super Spiel gemacht.“ BHC-Geschäftsführer Jörg Föste drückte es, bezogen auf den Auftritt aller, noch euphorischer aus: „Es war eine faszinierende Leistung.“ Darüber können sich die Beteiligten nun kurz freuen, doch die bevorstehende Aufgabe hat es wieder in sich – sogar mehr als jene gegen Melsungen, denn am nächsten Sonntag geht es nach Schleswig-Holstein zur SG Flensburg-Handewitt (Fünfter/28:10 Punkte). Die liegt zwar ein Stück hinter den Füchsen Berlin (33:5), den Rhein-Neckar Löwen (31:7, dem THW Kiel (30:6) und dem SC Magdeburg (29:5) und muss inzwischen auf ihren Star Jim Gottfridsson verzichten (Hand gebrochen), bringt aber immer noch reichlichst Klasse auf die Platte – unter anderem sechs Spieler aus der dänischen Weltmeister-Mannschaft. Der BHC kann eigentlich nur gewinnen und die Chance auf eine Antwort fürs happige 18:31 aus dem Dezember will er auf jeden Fall nutzen. Günstiger dürften die Aussichten auf etwas Zählbares dennoch anschließend am 26. Februar gegen den TVB Stuttgart (Platz 15), am 2. März gegen Minden (17), am 19. März bei der HSG Wetzlar (16) oder am 23. März gegen den ASV Hamm-Westfalen sein (18). Dann ist gleichzeitig der Druck größer – weil es sich um die letzten vier Mannschaften in der Tabelle handelt.
Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (1), Persson, Weck (3), Gunnarsson (1), Ladefoged (7), Szücs, Gutbrod (2), Arnesson (5/1), Nikaolaisen (1), M’Bengue, Stutzke (8), Gießelmann,