1. Bundesliga
Schon wieder: BHC kommt gegen Flensburg unter die Räder
Das 17:30 war am Sonntagnachmittag trotz ganz guter Voraussetzungen eine Kopie des 18:31-Debakels aus dem Dezember 2022.

Nicht zu fassen: Simon Hald (vorne) und seine Flensburger hatten die Gäste aus dem Bergischen praktisch von der ersten Sekunde an unter Kontrolle. Lukas Stutzke (links) und Frederik Ladefoged (rechts) waren mit dem BHC besonders vor der Pause überfordert. (Foto: Michael Jäger)

SG Flensburg-Handewitt – Bergischer HC 30:17 (18:6). Es war der 11. Dezember 2022 und es trug sich im großen PSD Bank Dome in Düsseldorf zu, als die Mannschaft von Trainer Jamal Naji mit dem 18:31 gegen  die Flensburg eine Art Höchststrafe verpasst bekam und mindestens anderthalb Klassen Unterschied zwischen den beiden Teams lagen. Der BHC kassierte damals die einzige Niederlage im November und Dezember – und er startete vor genau einer Woche beim 28:27 mit einer kämpferisch starken Leistung gegen die MT Melsungen ins neue Jahr. Also hatte nicht nur Naji die Hoffnung, dass es nach einer Serie von 14:4 Punkten diesmal ein bisschen besser laufen würde im Duell mit der SG (Fünfter/30:10 Punkte), die seinerzeit der Schonung wegen zunächst auf ihren Star-Regisseur Jim Gottfridsson verzichten konnte – und diesmal komplett auf den Schweden verzichten musste, der wegen eines Handbruchs für einen längeren Zeitraum fehlen wird. Am erneut ernüchternden Spielverlauf änderte weder das eine noch das andere etwas: Es gab praktisch eine Kopie des damaligen Debakels, es gab wieder eine erschreckend hilf- und teilnahmslos geführte erste Halbzeit (seinerzeit 5:14) und es gab jedenfalls auf die Schnelle kaum vernünftige Erklärungen für den Rückfall der Gäste. Naji wirkte mindestens enttäuscht bis ziemlich bedient: „Das hat mich leider recht früh ans Hinspiel erinnert. Ich gehe hier mit einem schlechten Gefühl raus wegen der Art, wie wir verloren haben, wie wir uns so früh den Schneid haben abkaufen lassen. Darüber müssen wir reden.“

Mit dem 1:0 (2.) und 2:1 (3.) jeweils von Lukas Stutzke legte der BHC zweimal vor, doch keine vier Minuten darauf hatten sich alle Ideen, irgendwie mithalten zu können, mit dem 6:2 (7.) der Hausherren durch fünf Treffer hintereinander schnell in Luft ausgelöst. Den Gästen passierte in rascher Folge das, war Trainer gerne mit „fehlendem Zugriff“ beschreiben – den Najis Mannschaft tatsächlich weder hinten noch vorne hatte. Die Angriffe gegen die von Nationalmannschafts-Kapitän Johannes Golla geführte Abwehr der Flensburger vor dem starken Torhüter Kevin Møller brachten wenig Wirkung und eher durch viele Fehler oft Ballgewinne der Hausherren, deren eigene Versuche auf der anderen Seite oft von Erfolg gekrönt waren. Naji drohte draußen zu verzweifeln, wie oft etwa SG-Rückraumspieler Aaron Mensing relativ unbedrängt zum Wurf kommen durfte (in der ersten Halbzeit sieben Tore aus sieben Versuchen). Auf die Empfindungen des BHC nahm Flensburg allerdings vorerst keine Rücksicht – im Gegenteil. Vom 13:6 (21.) bis zum 18:6 (30.) am Ende des ersten Durchgangs legte der Favorit erneut zu, während der BHC gar nicht mehr in Erscheinung trat.

Eine der Ausnahmen von der Regel stand inzwischen im Kasten der Gäste, deren Torhüter Peter Johannesson bis dahin fast keinen Ball halten konnte – was nicht nur an ihm lag, sondern auch an der löchrigen Defensive insgesamt. Nach dem 6:16 (20.) war Johannessons Arbeitstag trotzdem vorzeitig beendet und es kam nicht etwa der Stammkollege Christopher Rudeck, auf den der BHC diesmal verzichten musste. Erstliga-Atmosphäre durfte ab jetzt vielmehr der dritte Torwart aufsaugen, dessen Leistung sie unter anderem beim TuS 82 Opladen sehr aufmerksam verfolgt haben dürften: Louis Oberosler (20), österreichischer Junioren-Nationaltorhüter und sonst mit einem Zweitspielrecht für den Drittligisten unterwegs, konnte tatsächlich nicht nur wertvolle Erfahrung sammeln, sondern durch einige spektakuläre Paraden sein Potenzial vor fast 6000 Zuschauern in der Flens-Arena nachweisen.

Der Zug, der längst in die falsche Richtung abgefahren war, ließ sich dadurch erwartungsgemäß nicht umlenken. Mit mehr Mut und Leidenschaft sah der Auftritt des BHC in der zweiten Halbzeit wenigstens phasenweise besser aus und durch den 6:2-Lauf bis zum 12:20 (38.) sank der Rückstand vorübergehend auf acht Treffer. Ab dem 23:13 (45.) führte die SG, die längst erkennbar nicht mehr an ihre Grenzen ging (und es nicht musste), wieder durchgehend zweistellig. Beim 29:15 (57.) und 30:16 (59.) schien es sogar noch schlimmer als im vergangenen Dezember zu kommen, ehe Alexander Weck das verhinderte und mit dem 17:30 (60.) den Schlusspunkt setzte. Ein richtiger Trost war das allerdings für keinen beim Verlierer, der auf Rang neun mit 18:20 Punkten zurück im Minus ist und nun vor zwei durchaus wegweisenden Heimspielen steht. Am 26. Februar gegen den TVB Stuttgart (Platz 15/10:30 Punkte) und am 2. März gegen den TSV GWD Minden (Rang 17/6:32) geht es um eine Wiedergutmachung und darum, ob sich der BHC in die obere Tabellenhälfte zurückarbeiten kann.

Bergischer HC: Johannesson, Oberosler – Beyer (2), Persson, Scholtes (1), Weck (2), Gunnarsson (2), Ladefoged (2), Babak (1), Szücs, Gutbrod, Schmitz (1), Arnesson (1), M’Bengue, Stutzke (5).