3. Liga
Drama-Samstag: Wahnsinn in Krefeld, Wahnsinn bei den Panthern
Eagles verlieren beim 32:32 noch einen Punkt gegen Aldekerk, den die Panther beim 27:27 in Spenge retten. Longerich unterliegt mit 28:34 in Emsdetten, Opladen mit 24:26 in Ahlen.

Ich schmeiß mich rein: Thomas Plhak (Mitte) und der TV Aldekerk ließen sich von über 8000 Zuschauern in Krefeld nicht beeindrucken und entrissen der HSG mit Pascal Noll (links) und Lars Jagieniak (rechts) einen Punkt. (Foto: Bianca Fleuth)

HSG Krefeld Niederrhein – TV Aldekerk 32:32 (15:13). Die Krefelder hatten sich im Vorfeld auf ein Handballfest vor einer besonderen Kulisse gefreut – und sie bekamen eins. Das Derby gegen den TV Aldekerk vor 8245 Zuschauern, für das die Eagles in die Yayla-Arena umgezogen waren, bot einen echten Fight bis zur allerletzten Sekunde. Am Ende konnten die Gäste allerdings mit dem Ausgang deutlich besser leben. Denn während der TVA als Aufsteiger bei jetzt 24:20 Punkten als Sechster die Partie vor allem genießen wollte, hätte die HSG im Kampf um einen der beiden Plätze in der Aufstiegsrunde eher beide Zähler gebraucht. Die Krefelder liegen als Dritter bei einer Bilanz von 32:12 weiterhin punktgleich nur knapp hinter den Bergischen Panthern – und fahren nun am kommenden Freitag zum vielleicht entscheidenden Spiel nach Burscheid. HSG-Trainer Mark Schmetz war entsprechend enttäuscht: „Am Ende ist es für uns ein verlorener Punkt, denn ich denke, wir haben das Spiel eigentlich die ganze Zeit im Griff gehabt. Ich denke, wir haben heute den Punkt abgegeben wegen eines Weltklasse-Torwarts beim Gegner. Wir haben 18 Freie liegenlassen und dann ist es sehr schwer, ein Spiel zu gewinnen.“ Sein Aldekerker Gegenüber Tim Gentges war – wie so oft in dieser Saison – ziemlich begeistert von seinem Team: „Wir sind schlecht ins Spiel gestartet, das geht, glaube ich, auf die Nervosität meiner Jungs. Wir sind dann immer besser ins Spiel gekommen und ich denke, aufgrund des Spielverlaufs über die weiteren 50 Minuten geht das Unentschieden in Ordnung.“

Die Partie begann zunächst mit 15 Minuten Verspätung, weil die Zuschauer wegen des großen Andrangs Probleme hatten, in die Halle zu kommen. Den besseren Start erwischten dann die Gastgeber, die ein 4:0 (5.) vorlegten und Aldekerk früh zu einer ersten Auszeit zwangen. Die Gäste kämpften sich dann mit der Leidenschaft in die Partie, die sie bereits im gesamten Saisonverlauf auszeichnete. Krefeld hatte allerdings in der einen oder anderen Szene das Glück auf seiner Seite und in der ersten Viertelstunde in Sven Bartmann den klar besseren Torwart zwischen den Pfosten. So blieb der HSG-Vorsprung konstant – 6:2 (10.), 8:4 (13.), 12:7 (19.). Erst kurz vor der Halbzeit verkürzte Sjuul Rutten auf 10:12 (26.) und brachte Aldekerk damit erstmals wieder in Sichtweite des Ausgleichs. Und schon mit dem Pausenpfiff erlebten die Zuschauer den nächsten Akt des Dramas: TVA-Keeper Paul Keutmann war fünf Sekunden vor der Sirene noch damit beschäftigt, den gerade gehaltenen Ball hinter der Bande hervorzuholen. Im Volltempo brachten die Gäste das Spielgerät nach vorne und Thomas Plhak erzielte hier das 13:15 für sein Team.

Dass die Gäste sich auch nach der Pause nicht abschütteln lassen wollten, musste Krefeld spätestens beim 16:15 (33.) durch David Hansen einsehen. Sogar die kurzzeitige Unterzahl, in der Roman Grützner (34.), Plhak (34.) und Marcel Görden (35.) für jeweils zwei Minuten runter mussten und der TVA mit drei Mann weniger auf der Platte stand, endete mit einem 1:1-Unentschieden. Aldekerk blieb dran – 19:18 (40.), 22:21 (43.). Erst nach der nächsten doppelten Unterzahl (Zeitstrafen gegen Görden/43. und Jonas Mumme/44.) konnten sich die Eagles vom 23:22 (44.) wieder etwas auf 25:22 (45.) absetzen. Das 29:25 (53.) durch Mike Schulz hätte dann fast eine Art Vorentscheidung sein können. Doch die Gäste schlugen mit aller Mentalität und einem immer besser werdenden Keutmann im Tor zurück – 29:29 (55.). Mit dem 31:30 (57.) erzielte Julian Mumme später sogar die erste (und einzige) Aldekerker Führung des Abends. Es war der Auftakt für irre Schlussminuten.

Merten Krings (58.) und Lars Jagieniak (59.) drehten die Angelegenheit wieder zum 32:31 für die HSG. Nach dem nächsten eroberten Ball hatte Krings im Angriff 40 Sekunden vor dem Ende die Chance zur Entscheidung – und scheiterte an Keutmann. Die Gäste nahmen ihre letzte Auszeit und Rutten vollendete den finalen TVA-Angriff von Linksaußen zum 32:32-Ausgleich. Eagles-Trainer Mark Schmetz legte seinerseits die grüne Karte bei vier Sekunden Spielzeit auf der Hallenuhr. In ihrem letzten Versuch bekamen die Hausherren aber nur einen Freiwurf aus mehr als zehn Metern Entfernung zugesprochen, den Robert Krass nicht aufs Tor brachte. Logisch: Die Halle ging jetzt im grün-weißen Gäste-Jubel unter.

HSG Krefeld Niederrhein: Hasenforther, Bartmann – Krass (1), Krings (5), Pöter, Noll (4/1), Hahn (1), Schulz (6), Braun (1), Brüren (2), Kaysen (1), Jagieniak (5), Dommermuth (2), Obranovic, Bitzel, Mircic (4).

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme (1), Grützner (1), Görden (3), Plhak (7/3), Gentges (1), Saars, Küsters (1), Hansen (7), Julian Mumme (3), Platen, Rutten (2), Linden (6).

 

TV Emsdetten – Longericher SC 34:28 (15:13). Longerich ging beim souveränen Spitzenreiter (39:3 Punkte) zum ersten Mal seit dem 18. November wieder als Verlierer vom Feld (damals 32:33 gegen die Bergischen Panther) und bleibt Vierter (29:15) vor dem TuS Spenge (27:15). Der Abstand auf die Bergischen Panther (32:12), die in Spenge ein 27:27 holten, und damit auf den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigt, wuchs aber gleichzeitig auf drei Zähler an – was für den Rest der Saison eine zu große Lücke sein könnte. „Es war eine gute Leistung von uns. Die Jungs haben spielerisch voll dagegengehalten und aufopferungsvoll gekämpft“, sagte LSC-Trainer Chris Stark trotz der Niederlage, „nach einer überragenden Anfangsviertelstunde haben wir leider den gegnerischen Torwart ins Spiel gebracht. Am Ende hatten wir 25 Fehlwürfe. Wir haben uns in der zweiten Hälfte noch mal zurückgekämpft, aber mit der Zeit fehlten uns die Kräfte und die Breite – die Emsdetten hatte. Dadurch konnte dann nicht mehr jeder Zweikampf mit der nötigen Intensität geführt werden, die es braucht. Trotzdem ein Kompliment an die Jungs, wir haben uns heute nichts vorzuwerfen. Wir wussten, wie schwer es werden wird.“ Auf Longerich warten bald weitere harte Aufgaben: Am kommenden Freitag (3. März) ist der LSC im Derby beim TuS 82 Opladen zu Gast, dann empfängt er den TV Aldekerk (18. März) und  ist anschließend bei Bergischen Panthern fürs nächste Derby zu Gast (24. März).

Lukas Martin Schulz eröffnete die Partie mit dem 1:0 (2.). Es war der Beginn einer starken Anfangsphase des LSC, der schnell auf 6:3 (12.) wegzog und Emsdetten zu einer Auszeit zwang. Die Führung konnte Longerich trotzdem vorerst halten – 8:5 (17.), 9:6 (20.), 10:7 (21.). Allmählich fand der Tabellenführer aber besser ins Spiel – 10:10 (23.). Nach dem 13:11 (26.) gelang den Kölnern zudem bis zur Pause kein weiterer Treffer mehr, während der TVE mit vier Toren zum 15:13 (30.) kam. Nach dem Wechsel blieb es übers 14:15 (33.), 15:16 (34.), 18:18 (36.) und 19:20 (38.) eng, ehe der Spitzenreiter vom 21:20 (39.) auf 25:20 (46.) erhöhte. Longerich versuchte viel, doch die Hausherren legten zum 31:25 (54.) nach. Die direkt folgende Auszeit des LSC brachte nicht mehr den gewünschten Effekt und nicht erst beim 26:33 (58.) war alles entschieden.

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer – Gerfen, Peters, Nolting (4), Pyszora (1), Richter (5), Thöne, Lincks (3), Wolf, Zimmermann (6/1), Schulz (3), Johnen, Rinke, Dahlke (6).

 

Ahlener SG – TuS 82 Opladen 26:24 (14:9). Sie hatten theoretisch die Gelegenheit, die letzten zum Klassenerhalt fehlenden Punkte in die Tat umzusetzen, aber aus dem theoretisch guten Plan wurde am Ende nichts – jedenfalls an diesem Samstagabend nicht für die Opladener, die zuerst hinterherliefen, sich dann in die Partie hineinackerten und letztlich trotzdem leer ausgingen. Was Trainer Fabrice Voigt hinterher viel bitterer fand als die sportliche Niederlage: „Es ist die schlechteste Nachricht, dass sich Lars Branding wohl das Knie stark verletzt hat.“ Was auch nicht zur Schmerzlinderung beiträgt: Vier Runden vor dem Ende der Saison ist das Polster auf die direkte Gefahrenzone für den weiter auf Rang acht geführten TuS 82 bei 19:25 Zählern etwas kleiner geworden – wobei es  seit einiger Zeit nicht mehr um den Letzten ASV Hamm-Westfalen II (8:34) und den Vorletzten TSV GWD Minden II (9:33) geht. Achten muss das Team von Trainer Fabrice Voigt aber wenigstens mit einem Auge noch auf den Elften VfL Gladbeck (13:31), bei dem die heiße Gefahrenzone beginnt, und auf den Zwölften Team Handball Lippe II (12:32). Vermutlich ein Vorteil für die Opladener: Nach der Aufgabe am 3. März gegen den Longericher SC könnten sie – ohne fremde Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen – spätestens am 18. März in Gladbeck im direkten Duell endgültig alle Restzweifel beseitigen. 

Bereits in der neunten Minute musste Voigt zur ersten Auszeit greifen, weil bis zum Stande von 0:3 nichts passen wollte. Der Fehlstart der Opladener hielt danach trotzdem bis zum 1:7 (13.), ehe sie ganz allmählich an der Partie teilzunehmen begannen – und beim 7:13 (26.) trotzdem mit sieben Toren zurücklagen. Richtige Lebenszeichen gab der TuS 82 dann in der zweiten Halbzeit von sich, als er aus dem 11:16 (36.) durch fünf Treffer in Folge das 16:16 (43.) machte und ab jetzt als gleichberechtigter Teilnehmer in einer spannenden Auseinandersetzung an Bord war. Bis zum 19:19 (48.) glich Voigts Team immer wieder aus und selbst nach dem 19:22 (51.) gaben die Gäste nicht auf, sondern sie verkürzten erneut – 22:23 (55.). Erst mit dem 24:22 (56.) und dem 25:22 (58.) bog Ahlen letztlich auf den Weg zum Sieg ein. Die späten Tore von Julius Schroeder und Leonard Bachler zum 23:25 (59.) und 24:26 (60.) halfen dem TuS 82 nicht mehr.

Der allgemein misslungene Start war Voigts Auffassung nach nicht auf eine allgemein schlechte Leistung zurückzuführen, sondern vorwiegend auf eine ungenügende Chancenverwertung der bereits ohne Birger Dittmer, André Boelken und Yannik Nitzschmann angetretenen Opladener. „Dem 1:7 rennen wir ein bisschen hinterher, ab der 15. Minute sind wir besser im Spiel und wir nehmen den Kampf an“, sagte Opladens Trainer, „in der zweiten Halbzeit bieten wir einen richtig guten Fight. Dann sind es auch Kleinigkeiten und wir hatten ja nach der Verletzung von Lars noch weniger Möglichkeiten. Das soll aber nicht als Ausrede gelten. Wir werden das Spiel analysieren und versuchen, nächste Woche gegen Longerich eine konkurrenzfähige Mannschaft hinzustellen.“

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (2), Meurer (6), Nitsche, Branding (2/1), Leppich (3), Schröder (2), Jagieniak (3), Swiedelsky, Hinrichs (3/1), Johannmeyer, Sonnenberg (3), Klein.

 

TuS Spenge – Bergische Panther 27:27 (11:14). Die Dinge hatten bei den Panthern in den vergangenen Wochen allmählich ein spannendes Eigenleben entwickelt und der Mannschaft von Trainer Marcel Mutz gelang dabei fast alles. Auch in Spenge schienen die Panther ihren Siegeszug zumindest in der beeindruckend geführten ersten Halbzeit beim Fünften fortzusetzen – für den das Unentschieden bei nun 28:14 Zählern im Kampf um den zweiten Tabellenplatz, der zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde für die 2. Bundesliga berechtigt, vermutlich schmerzhafter war. Für die Position hinter dem Spitzenreiter TV Emsdetten kommen (39:3) kommen vor den restlichen vier Aufgaben realistisch wohl nur noch zwei Mannschaften in Frage; Eine davon sind Mutz und seine Panther, die mit 32:12 Zählern über das Torverhältnis vor der HSG Krefeld Niederrhein (ebenfalls 32:12) und nun etwas deutlicher vor dem Longericher SC (29:15) sowie dahinter Spenge (27:15) auf die Zielgerade einbiegen. Ob die Terminplaner in diesem Zusammenhang seherische Fähigkeiten hatten? Am kommenden Freitag (3. März) treffen die Panther auf die Eagles. Die Partie hat nach dem 33:33 aus der Hinrunde eindeutig Kracherpotenzial – und beinahe den Charakter eines Endspiels.

Direkt mit dem 1:0 (1.) von Justus Ueberholz nahmen die Gäste das Heft in die Hand und Spenge kam gar nicht dazu, echte Gegenmittel zu entdecken – 4:2 (8.), 7:4 (13.), 9:6 (17.), 11:7 (19.), 14:7 (24.). Natürlich wollte der TuS sich vor eigenem Publikum nicht in seine Einzelteile zerlegen lassen und durch vier Treffer hintereinander war er am Ende der ersten Halbzeit bis auf 11:14 (28.) wieder fast dran. Die Panther erwischten kurz darauf erneut den deutlich besseren Start, sodass die Hausherren beim 11:16 (36.) erneut eine Auszeit nahmen. Passend zum verrückten Handball-Abend: Nach dem 18:13 (38.) für die Panther antwortete der TuS mit einem 6:1-Lauf und ab dem 19:19 (44.) war erneut jeder Sieger möglich. Beim 20:22 (47.) lagen dann plötzlich die Gäste hinten, die noch zweimal den Spieß umdrehten – 23:22 (52.), 24:23 (54.). Übers 25:25 (56.) und 26:26 (59.) erreichte die Dramatik ihren Höhepunkt, als Spenge das 27:26 (59./Siebenmeter) erzielte – und Justus Ueberholz genau 32 Sekunden vor der Schluss-Sirene mit seinem neunten Tor den 27:27-Endstand herstellte.

Panther-Coach Mutz musste nachher irgendwie mit dem Kopf schütteln angesichts eines weiteren Kapitels aus dem Bereich höchster Spannung:. „Der nächste Krimi ist vorüber. Ich denke, es ist am Ende des Tages ein gerechtes Unentschieden“, fand Mutz, „wir haben ein Spiel zweier guter Mannschaften auf Augenhöhe gesehen. Es war eine Achterbahnfahrt auf beiden Seiten.“ Unter dem Strich konnte Mutz mit dem gesamten Auftritt seiner Mannschaft ohnehin mal wieder leben: „Ein Riesenkompliment an meine Mannschaft. Sie hat nie aufgegeben und ist unter dem Druck der 800 Zuschauer in der Halle nicht eingebrochen und hat immer an ihre Stärke geglaubt. Wir sind sehr glücklich, dass wir hier einen Punkt geholt haben.“

Bergische Panther: Eigenbrod, Conzen – T. Blum (4), Görgen (2), Elverfeld, Schlösser (4), J. Blum (2), Weiß (4), Padeken, Ueberholz (9), Bleckmann, Heider (1), Wolter (1).