Regionalliga Nordrhein
Drei Erleichterte: Bonn, Aachen und BHC II punkten im Abstiegskampf
Neuss ist nach 29:32 gegen BTB noch mehr abgehängt. Solinger atmen nach 36:31 gegen Dinslaken auf. TSV besiegt Weiden im Krimi mit 30:29.

Zwölf auf einen Streich: Simon Bock machte in Neuss das persönliche Dutzend an Toren voll – und war damit nicht unwesentlich am Sieg der Aachener beteiligt. (Foto: Thomas Schmidt)

Wenn der offizielle Ergebnisdienst des Verbandes seinen Dienst vorübergehend komplett einstellt, wird es schnell unübersichtlich. Also waren die Beteiligten am vergangenen Wochenende auch in der Regionalliga gut beraten, einen Block und einen Stift bereitzuhalten, um sich wie in früher mal wenigstens notdürftig selbst auf dem Laufenden zu halten. Bis jetzt gibt es kein „amtliches“ Ergebnis für die Partie zwischen dem Neusser HV und dem BTB Aachen – das aber für den Kampf gegen den Abstieg durchaus wesentlich ist, weil so auch die Tabelle ein verzerrtes Bild abgibt. Die richtige Version verdeutlicht dabei, dass die Neusser nach dem 29:32 wieder ein Stück mehr Hoffnung verloren haben: Mit 3:33 Punkten liegen sie acht Runden vor dem Ende der Saison acht Zähler hinter dem HC Weiden und dem MTV Rheinwacht Dinslaken (beide 11:25), die auf einer Art heißem Stuhl sitzen. Immer noch gültig: Der Vorletzte rettet sich nur für den Fall, dass aus der 3. Liga kein Verein aus dem Bereich der Regionalliga Nordrhein absteigt. Deshalb war ja der Sieg für die auf Rang neun verbesserten Aachener (15:19) doppelt wichtig. Ebenfalls zwei Zähler für mehr Sicherheit sammelte der Bergische HC II (Elfter/12:24) durch sein 36:31 über die Dinslakener, die er so überholen konnte. Ähnlich wertvoll war das knappe 30:29 der TSV Bonn rrh. (Zehnter/14:22) über den HC Weiden, das die Bonner Lage entspannte und die Weidener Sorgen vergrößerte. Mit derlei Gedanken hatten ein paar andere Teams nichts zu tun: Der Tabellenführer Interaktiv.Handball (32:2) und der Dritte HC Gelpe/Strombach (23:13) waren im Viertelfinale des Deutschen Amateurpokals beschäftigt, während der Zweite TV Korschenbroich (30:4) nach dem Spielplan mit dem Aussetzen an der Reihe war. TuSEM Essen II (20:18) festigte durchs 30:29 über die HSG Refrath/Hand (Achter/16:20) seinen sechsten Platz, die HG Remscheid (Fünfter/22:12) hat nach dem 29:28 beim Vierten OSC Rheinhausen (23:15/zwei Spiele mehr) sogar wieder den dritten Rang im Blick.

Für die Neusser war die Niederlage gegen Aachen ein erneuter Rückschlag. „Ich bin traurig, dass wir die zwei Punkte nicht geholt haben, denn das wäre definitiv drin gewesen“, sagte NHV-Trainer Julian Fanenbruck, „wir haben zu viele vermeidbare technische Fehler gemacht. Dazu ist uns am Ende die Kraft ausgegangen, was auch unserer angespannten Personalsituation geschuldet war. Deshalb bin ich trotzdem stolz auf die Mannschaft, denn die zwei Punkte waren zum Greifen nah.“ Aachens Trainer Simon Breuer konnte natürlich viel mehr mit dem Abend anfangen: „Wir freuen uns sehr über den Sieg, den wir uns letztlich erkämpft haben. Wir hatten ebenfalls einige Ausfälle zu verzeichnen und deshalb war es auch für uns kein einfaches Spiel.“ Zu Beginn begegneten sich beide Teams auf Augenhöhe, ehe sich der BTB mit dem 12:9 (23.) etwas absetzen konnte. Der NHV kämpfte sich jedoch bis zur Pause auf 13:14 (30.) heran und er ging beim 16:15 (34.) sogar wieder in Führung. Dann war es erneut Aachen, das sich einige Vorteile erarbeitete – 20:18 (42.), 22:19 (45.), 26:22 (50.). Spätestens beim 30:26 (58.) war die Partie entschieden.

Ausgeglichener hätte das Duell zwischen Bonn und Weiden kaum sein können und von der ersten Minuten an lieferten sich die beiden Mannschaften einen intensiven Schlagabtausch. „Es war ein Geduldsspiel, in der Deckung wie auch im Angriff“, fand TSV-Coach Frank Berblinger, dessen Mannschaft ab der 15. Minute mit dem siebten Feldspieler unterwegs war. Weil kein Team entscheidend wegziehen konnte, spitzten sich die Dinge in der Schlussphase immer mehr zu. Nach dem 29:28 (55.) für die TSV durch Franz Krohn glich Paul Fiedler für Weiden per Siebenmeter zum 29:29 (56.) aus, ehe Alexander Schöneseiffen mit dem 30:29 (57.) drei Minuten vor Schluss für den aus Sicht der Hausherren erlösenden Endstand sorgte. Berblinger war erleichtert: „Meine Jungs haben das super gemacht. Die, die da waren. haben alles reingeworfen.“ Kollege Marc Schlingensief fand, dass für die Weidener durchaus mehr drin gewesen wäre. Ein Grund dafür, dass es nicht wenigstens zu einem Unentschieden reichte: „Bei 30:29 und 20 Sekunden vor Schluss kommt der finale Pass nicht an und Bonn nimmt die Auszeit.“ Jene Auszeit fand Schlingensief sogar kurios: „Bonn steht mit sieben Spielern plus Torwart auf dem Feld. Da der Anpfiff der Schiedsrichter aber sehr lange dauert, kann Bonn vorher noch reagieren – und es gab keine Strafe und Siebenmeter. Danach spielen sie das clever zu Ende. Mein Team hat eine gute Leistung gezeigt, auf der man definitiv aufbauen kann.“

Aufatmen war beim BHC II nach dem Erfolg in Dinslaken angesagt. „Ein Sieg des Willens, tut der Seele richtig gut“, fand Trainer Mirko Bernau, der bis zum 13:13 (21.) eine sehr ausgeglichene Partie sah. Vier Tore hintereinander brachten das 17:13 (25.) und am Ende der ersten Hälfte lagen die Solinger beim 18:16 (30.) wieder knapper vorne. Auch später blieben die Gäste dran, ehe Bernaus Mannschaft nach dem 26:26 (48.) übers 29:26 (51.) und 32:28 (54.) wieder klarere Vorteile hatte. Dinslakens Anschluss zum 30:32 (56.) beantworteten Paul Gießelmann und Tom Puschmann mit den entscheidenden Toren zum 33:30 (57.) und 34:30 (58.). Für seine jungen Leute hatte Bernau ein Extralob auf Lager: „Wir spielen die Hälfte der Zeit mit vier A-Jugendlichen, die ihre Sachen ganz famos gemacht haben. Hervorheben kann man Tom Puschmann, der wirklich ein hervorragendes Spiel macht, und Levin Werschkull, der das hinten im Innenblock mit Ivo Santos zusammen sehr gut macht.“

Frust und Freude lagen nach dem Sieg der Essener über den Aufsteiger Resfrath/Hand dicht zusammen. „Man hat gemerkt, dass wir keinen Innenblock mehr hatten, weil wir viel zur Ersten abgeben mussten und ohne Kreisläufer gespielt haben, weil alle verletzt oder krank sind. Dann fällt auch noch Mika Petersen aus der A-Jugend in der 18. Minute verletzt aus. Deshalb war das eine Willensleistung und ich bin sehr stolz auf die Jungs. Wir haben am Ende glücklich, aber eigentlich verdient gewonnen“, fand TuSEM-Trainer Lukas Ellwanger. Refraths Coach Christopher Braun plagten hinterher eher gemischte Gefühle: „Wir verlieren auch verdient, weil wir nie geführt haben, aber am Ende etwas unglücklich. Wir haben die Chance bei 30:30, Ballbesitz und Überzahl, zumindest einen Punkt zu holen, spielen es dann aber nicht gut und haben am Ende sehr, sehr viel Pech, dass wir trotz eines klaren Fouls an Lennart Niehaus keinen Siebenmeter kriegen. Wenn man aber unter dem Strich die erste Halbzeit so spielt, muss man sich nicht wundern, wenn man am Ende ohne was nach Hause fährt. Wir sind nicht ganz vollständig angetreten, aber trotzdem wäre ordentlich was drin gewesen.“ Refrath blieb bis zum 9:10 (23.) dran, verlor aber nun komplett den Faden – und Essen nutzte die Gunst der Stunde durch sechs  schnelle Treffer hintereinander zum 16:9 (29.). In der zweiten Hälfe kämpfte sich die HSG nach dem 14:21 (34.) unter anderem durch die Paraden ihres starken Keepers Stephan Vatter wieder heran und glich sogar aus – 28:28 (55.), 29:29 (58.), 30:30 (59.). Genau 17 Sekunden vor Schluss sorgte Jonas Kämper mit dem 31:30 für Refrather Enttäuschung und Essener Glück.

Das glücklichere Ende für sich hatten auch die Remscheider, die in Rheinhausen das 14:16 zur Pause noch in einen Sieg drehten, der aus Sicht von Trainer Alexander Zapf völlig in Ordnung ging: „Wir haben verdient gewonnen, weil wir eine sehr, sehr gute zweite Halbzeit spielen. In der ersten haben wir keine richtigen Ideen, decken auch schlecht und verlieren dann in der 20. Minute noch Ole Grewel, einen ganz wichtigen Abwehrspieler, mit hoffentlich keiner schweren Knieverletzung. Wir sprechen in der Pause ein paar taktische Dinge an, die in der zweiten Halbzeit echt gut funktionieren. In Kevin Suiters haben wir dann den Spieler, der die Abwehr des OSC knackt. Am Ende war das Ergebnis aus meiner Sicht sogar zu eng, weil wir in den letzten drei Minuten vier freie Würfe verschießen – was zu viel ist.“ Beim 17:20 (39.) deutete noch nicht richtig viel auf eine Wende zugunsten der Gäste hin, die nun aber zunächst zum 20:20 (41.) ausglichen und beim 23:22 (45.) zum ersten Mal die Führung übernahmen. Dinslaken antwortete mit dem 25:25 (51.), ehe Remscheid nach dem 27:26 (55.) innerhalb von nur einer Minute auf 28:26 (55.) und 29:26 (56.) erhöhte. Obwohl der MTV auf 27:29 (58.) und 28:29 (59.) verkürzte, brachte Zapfs Mannschaft den Erfolg ins Ziel.

Neusser HV – BTB Aachen 29:32 (13:14).

Neusser HV: Schroif, Wiese – Menze, Rosendahl (4), Neußer, Murawski (3), Küpper Ventura (3), Zwarg (5), Slabospytski, Franz (2), Bauer (2), Kauwetter (9), Brockmann.

BTB Aachen: Elsen, Bourceau – N. Wudtke (1), Sevenich, Wagner, Schnalle (2), Käsgen (3), Bökmann (6), Kepp (4), Bock (12/2), Jacobs (4), Horn, Saive-Pinkall.

 

TSV Bonn rrh. – HC Weiden 30:29 (16:16). 

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Ahmed Elnoamany – Krohn (7), Schöneseiffen (5), Röhrig(5), Bullerjahn, Heitkoetter, Benninghoff-Lühl, Wilhelms (1), Terehov (1), Windhorst, Bohrmann (10/4), Rohloff (1).

HC Weiden: Leclaire – Akintunde (1), Wolff (1), Meurer (5), Flossbach (2), Beckers, Scheidtweiler (1), Eich (5), Bayer, Fiedler (8/4), Bergerhausen (5), Meurer, Klinkenberg, Eissa (1).

 

Bergischer HC II – MTV Rheinwacht Dinslaken 36:31 (18:16).

Bergischer HC II: Elsässer, Johann – Gießelmann (4), Heimansfeld (7), Santos (4), Breenkötter, Mucha (2), Keull (6), Werschkull (2), Artmann (6/4), Puschmann (3), Schnitzker, Berger (2).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Köss – Schriddels (4), Hoffmann (2), Höffner, Kryzun (1), Asci, Lelgemann, Tuda (10), Dreier (2), Reede (5), Pagalies, Feld (7/3).

 

TuSEM Essen II – HSG Refrath/Hand 31:30 (17:11). 

TuSEM Essen II: L. Stumpf, Haberkamp, Solbach Domingo – Petersen, Ernst (4), Kämper (7), Daamen (2), Frederic Neher (1), Elsässer, Fabian Neher (2/1), Lewandowski (4), Schenderlein (2), M. Stumpf (4/1), Telohe (5).

HSG Refrath/Hand: Vatter, Kierdorf – Krause (1), Morris, Faust (3), Greffin (3), Georgi (2), Niehaus (10/2), Speckmann, Asselborn (6), Merz (5), Capota.

 

OSC Rheinhausen – HG Remscheid 28:29 (16:14). 

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – (5), Bekston, Y. Kamp (2), Wetteborn, Kaiser (1), Büttner (6), Ranftler (5/1), F. Molsner (4), M. Molsner (2), Rennings, Käsler (2), Hrustic (1).

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (3), Kaymaz (5), Pflüger (1), Hinkelmann, Hertz, Luciano (2), Handschke (6/1), Jansen (6/3), Grewel, Rath (2), Hermann (4).