3. Liga
Das Freitagsrätsel: Panther oder Eagles?
Bergische Panther erwarten Krefeld zu einer Art Finale im Kampf um Platz zwei. TuS 82 Opladen gegen Longerich fällt aus, Aldekerker freuen sich auf Emsdetten.

Halt, mein Freund! Panther-Abwehrspezialist Henning Padeken (rechts) würde Kreisläufer Lars Jagieniak (Nummer 33) und die Krefelder am liebsten so oft wie möglich am Torwurf hindern – auch, um seinem Keeper Robin Eigenbrod zu unterstützen. (Foto: Herbert Mölleken)

Das ist ein großer Vorteil der Bergischen Panther: Sie müssen nichts, sie müssen auch nicht gegen die HSG Krefeld Niederrhein gewinnen. Das ist ein großer Nachteil der Eagles: Sie müssen alles, sie müssen auch bei den Panthern gewinnen. Gemeinsam haben die beiden Top-Teams eins: Im direkten Duell geht es am Freitagabend in der Max-Siebold-Halle in Burscheid um den zweiten Tabellenplatz hinter dem uneinholbaren Spitzenreiter TV Emsdetten (39:3 Punkte). Diesen Rang zwei, dessen Besitzer am Ende prinzipiell  zur Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga berechtigt ist, nehmen gerade die Panther ein – wie die Eagles mit 32:12 Punkten ausgestattet und zurzeit über das bessere Torverhältnis (plus 64/plus 54) vorne. Das ist insofern eine Überraschung, weil das Team von Trainer Marcel Mutz weder vor der Saison noch nach dem übersichtlichen Start in die Serie von einem derartigen Höhenflug zu träumen wagte – während für Krefeld von vornherein nichts anderes als der Einzug in jene Aufstiegsrunde in den Planungen stand. Nun hat der Blick auf die restlichen vier Spiele in der Gruppe West vor allem ein Ergebnis: Der Sieger von Freitag hat beste Chancen, das Rennen zu machen. Theoretisch zu berücksichtigen sind auch noch der Vierte Longericher SC (29:15) und der Fünfte TuS Spenge (27:15). Für beide geht es aber eher darum, Platz drei oder vier zu belegen und damit ein Ticket für die Pokalrunde zu ergattern – deren Teilnehmer sich wiederum für den DHB-Pokal qualifizieren können.

Das Rechenmodell für den Fall eines Panther-Sieges: Dann hätte der aktuelle Zweite erstens 34:12 Punkte auf dem Konto und nach dem 33:33 aus der Hinrunde vom 5. November 2022 im bei Punktgleichheit am Ende der Saison entscheidenden direkten Vergleich die Nase vorne. Das wäre angesichts des schwierigen Restprogramms ein durchaus beachtlicher Vorteil, weil die Panther nach dem Krefeld-Kracher noch die ebenfalls sehr anspruchsvollen Aufgaben am 19. März in Emsdetten, am 24. März gegen Longerich und am 1. April beim TV Aldekerk (Sechster/24:20) vor sich haben. Bei einem Sieg über die Eagles hätten die Panther also praktisch eine Niederlage frei – und sollte es beim Spitzenreiter im Emsland passieren (was keine Sensation wäre), blieben sie trotzdem vorne und hätten weiter alles selbst in der Hand. Das Rechenmodell im Fall eines Krefelder Erfolges: Dann hätte der aktuelle Dritte 34:12 Punkte auf dem Konto und nach dem 33:33 aus der Hinrunde ebenfalls im direkten Vergleich die Nase vorne. Auch das wäre angesichts des Restprogramms kein kleiner Vorteil, weil die Eagles am 18. März gegen LIT 1912 II (Neunter/19:25), am 25. März bei den SG Schalksmühle/Halver Dragons (Zehnter/18:24) und am 1. April gegen den ASV Hamm-Westfalen II zumindest (Letzter/8:36) in der Theorie vor einfacheren Aufgaben stehen. Die aktuelle Form- und Ergebniskurve der beiden Kontrahenten lässt dabei kaum zu, die Favoritenrolle klar zu verteilen: Die Panther holten im Kalenderjahr 11:1 Punkte, die Krefelder lediglich 5:7 – was ein Grund dafür ist, dass es vorne überhaupt noch zu diesem Spitzenspiel kommen konnte.

Mutz hat derlei Rechenspiele vorerst aus seinen Gedanken gestrichen, dafür fiebert er zusammen mit seiner Mannschaft mit aller Leidenschaft dem Freitagabend entgegen. „Bei uns herrscht eine tierische Vorfreude, wir sind bis in die Haarspitzen motiviert“, sagt der Panther-Coach, „die Jungs sind richtig heiß, sie haben sich dieses Spiel durch tolle Leistungen erarbeitet. Wir sind nicht der Favorit, aber auch nicht der krasse Außenseiter. Wir sind in diesem Jahr noch ungeschlagen. Krefeld hat mehr Druck und sollten sie uns etwas anbieten, wollen wir da sein und zugreifen.“ Spenge (40:23) und Longerich (34:27) hatten in der jüngeren Vergangenheit die Mittel, um die Eagles in Not zu bringen, auch Aufsteiger Aldekerk (32:32) stellte sich einem Sieg der HSG in den Weg. 

Ein Stück weit im Schatten des Spitzenspiels hätte das ebenfalls für Freitagabend vorgesehene Derby zwischen dem TuS 82 Opladen und dem Nachbarn Longericher SC gestanden, in dem für beide Seiten ebenfalls eine wichtige Entscheidung hätte fallen können. Am frühen Donnerstag gab es aber eine ganz andere Entscheidung: Die Partie fällt aus, weil bei den Opladenern zu viele Krankheitsfälle (Corona) aufgetreten sind und der DHB einem entsprechenden Antrag auf Verlegung zustimmte. Gespielt hätten beide lieber – auch der TuS 82, der als Achter mit 19:25 Punkten unverändert mit einem halben Auge nach unten blicken muss, wo beim Elften VfL Gladbeck (13:31) die direkte Abstiegszone beginnt. Es sind jene Gladbecker, bei denen die Opladener am 18. März antreten und die letzten Zweifel aus eigener Kraft beseitigen können. Logisch: Dazu werden sie einen ausreichend gut bestückten Kader brauchen und insofern kommt ihnen die Meisterschaftspause am Wochenende 11./12. März wohl gelegen. Warten müssen bis zum 18. März und dem Heimspiel gegen den TV Aldekerk auch die Longericher (Vierter/19:25), die sich zuletzt nach der 28:34-Niederlage beim Klassenprimus Emsdetten wenig vorzuwerfen hatten – obwohl da ihre Serie von neun Spielen hintereinander ohne Niederlage (16:2 Punkte) keine Fortsetzung mehr fand. Vierter wollen die Longericher in der Endabrechnung wenigstens werden, um sich das Startrecht für die Pokalrunde zu sichern – wie im Übrigen auch der Fünfte TuS Spenge (27:15), der nicht wirklich weit zurückliegt. Mit Spenge zusammen dürfte der LSC nun erst recht sehr intensiv verfolgen, was am Freitagabend bei den Panthern geschieht. 

Fernab von allen Sorgen und Arbeiten am Rechenschieber kann der TV Aldekerk (Sechster/24:20) den Endspurt angehen – und jüngst zeigte das Team mit dem spielenden Trainer Tim Gentges mit dem 32:32 und einer erneut starken Leistung in Krefeld erneut, warum es den Klassenerhalt vorzeitig geschafft hat. Nun stehen die Aldekerker vor einer noch viel höheren Hürde – denn sie treten in Emsdetten an, das seit Wochen irgendwie in einer eigenen Sphäre unterwegs zu sein scheint und als Meister der Gruppe West durchs Ziel gehen wird. Was die Aufgabe für den TVA zusätzlich verkompliziert: Gentges selbst und einen weiteren, nicht kleinen Teil der Mannschaft hat eine heftige Erkältung erwischt – was wenig daran ändert, dass sich die Mannschaft auf die Dienstreise ins Emsland freut. „Das ist eine wunderschöne Halle und ein geiler Verein mit einer Top-Kulisse“, findet Gentges, „wir spielen einfach vor der besten Mannschaft der Liga. Wir müssen versuchen, so gut es geht dagegenzuhalten und unseren Handball auf die Platte zu bringen. Wir werden schon genügend Spieler zusammenkriegen, um dieses Spiel auszutragen und auch schlagkräftig dagegenzuhalten. Wir möchten auch das das bestmögliche Ergebnis rausholen. Es macht einfach nur Spaß, gegen solche Mannschaften zu spielen, da kannst du eine Menge lernen. So etwas ist für uns immens wichtig.“ Ganz sicher: Diese offensichtlich nie nachlassende Bereitschaft zur Fortbildung ist einer der Gründe dafür, warum die Aldekerker bisher so durch die Saison gekommen sind. Ein großer Vorteil eben.