Oberliga Mittelrhein
Siebengebirge patzt gegen Opladen, Spielabbruch in Birkesdorf
Weil keiner der Verfolger punktet, baut der TSV Bayer Dormagen II seine Tabellenführung weiter aus. Im Keller feiern der HC Weiden II sowie die HBD Löwen Oberberg wichtige Siege, die Mannschaft der Stunde ist aber der Pulheimer SC.

So machen wir nicht weiter: Trainer Karsten Bohmann-Hesse (rechts) und der TV Birkesdorf entschieden sich nach der schweren Verletzung von Marius Euteneuer schnell, die Partie gegen den SSV Nümbrecht abzubrechen. (Foto: Thomas Schmidt)

Der Meisterschaftskampf in der Oberliga Mittelrhein scheint im März 2023 einseitiger zu werden, als mancher noch vor ein paar Wochen gedacht hätte. Das dürfte am wenigsten den TSV Bayer Dormagen II ärgern, denn die Mannschaft von Trainer Martin Berger ist nach dem klaren 40:24 über den MTV Köln seit inzwischen 19 Partien ungeschlagen und liegt damit bei einer Bilanz von 37:5 Punkten souverän an der Tabellenspitze. Die HSG Siebengebirge kassierte mit dem 30:31 gegen den TuS 82 Opladen II erstmals seit 15 Partien wieder eine Niederlage und ist bei 32:12 Zählern Zweiter. Der TV Birkesdorf (Vierter/29:13) und der SSV Nümbrecht (Dritter/30:12) hatten an diesem Wochenende letztlich keine Gelegenheit, ihr Konto aufzustocken. Das direkte Duell der beiden Teams in Birkesdorf wurde in der 39. Minute von der schweren Verletzung von Marius Euteneuer überschattet, der sich unter anderem einen Schienbeinbruch zuzog. Der Nümbrechter wurde lange behandelt und schließlich mit dem Krankenwagen abtransportiert. Im Anschluss hatten vor allem die Gäste nicht mehr besonders viel Lust auf Handball – aber auch alle TV-Akteure hierfür Verständnis. Die Beteiligten einigten sich ohne lange Diskussionen darauf, dass die Partie zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt werden soll. „Ein absolut vorbildliches Verhalten des Birkesdorfer TV, dass wir uns da so unkompliziert einigen konnten“, fand SSV-Trainer Manuel Seinsche. Klar: Die besten Wünsche aller Handballer aus der Region gingen im Anschluss nach Nümbrecht und an Marius Euteneuer.

Die Dormagener hatten in ihrer Partie lediglich in den ersten Minuten Probleme mit dem MTV und lagen mit 1:3 (5.) und 3:6 (10.) zurück. Danach fand der Spitzenreiter aber immer besser ins Spiel und drehte die Angelegenheit zum 7:6 (15.). Schon beim 16:9 (26.) waren die Weichen auf Sieg für den TSV gestellt und als nach der Pause bei den Gästen auch die Kräfte nachließen, nutzte die Bayer-Zweite das über ihr Tempospiel kompromisslos aus. Nach dem 21:16 (38.) gewann Dormagen die letzten 23 Minuten noch mit 19:8. Selbst TSV-Coach Berger fand das Resultat am Ende zu klar: „Wir gewinnen zu deutlich. Gerade in der Anfangsphase war der MTV sehr gut vorbereitet. Wir haben uns dann einfach ins Spiel gekämpft und waren am Ende deutlich besser aufgestellt.“ Sein Kölner Kollege Moritz Adam war dagegen mit dem Auftritt seines Teams gar nicht einverstanden: „Sehr trostlose Veranstaltung von unserer Seite. Dormagen gewinnt das auch in der Höhe verdient, weil wir bis auf die ersten Minuten gar keine Emotionalität an den Tag legen.“

Die Überraschung des Spieltags war sicher der 31:30-Erfolg der Opladener beim Favoriten in Siebengebirge. Die Gäste, die auf Platz acht (21:23 Punkte) eher eine mittelmäßige Saison spielen, begeisterten dabei vor allem ihren Trainer Philipp Jäger, der eine überragende Mannschaftsleistung sah: „Wir machen mit Abstand unser bestes Saisonspiel. Wir haben 60 Minuten sieben gegen sechs gespielt, jeder hat sich an den Matchplan gehalten. Wo wir sonst immer mal wieder die eine oder andere individuelle Idee haben, hat jeder konstant seinen Job gemacht.“ Die HSG lag tatsächlich über die gesamte Distanz nicht ein einziges Mal in Führung. Der TuS legte stattdessen das 2:0 (2.) vor und setzte sich vom 9:8 (14.) erstmals deutlicher auf 14:8 (24.) ab. Die Hausherren gaben sich natürlich noch nicht geschlagen und glichen beim 19:19 (38.) wieder aus, doch Opladen konterte und stellte vom 21:21 (42.) auf 24:21 (44.). Diesen Vorsprung verteidigten die Gäste bis zum Ende mit aller Leidenschaft. Zwar kam Siebengebirge nach dem 28:31 (59.) noch einmal auf 30:31 ran und kurz vor dem Ende sogar erneut in Ballbesitz, doch der finale Angriff brachte nichts mehr ein, sodass der TuS beide Punkte mit zurück ins Rheinland nahm.

Die Mannschaft der Stunde in der Oberliga Mittelrhein ist der Pulheimer SC und das 29:22 über den TV Rheinbach war jetzt bereits der vierte Sieg in Folge. Damit haben sich die Hornets ein gutes Stück aus dem Tabellenkeller herausgearbeitet und sie stehen bei 20:24 Punkten auf Platz zehn. Gegen die Rheinbacher, die wie in den vergangenen Wochen mit personellen Problemen zu kämpfen hatten, legten die Hausherren den Grundstein für den Erfolg bereits vor der Pause mit dem 14:8 (24.). Nach dem Seitenwechsel konnten die Gäste um das Trainergespann Jan Hammann/Dietmar Schwolow auf drei Tore verkürzen (16:19/45.), kamen aber nicht mehr näher ran. Nach dem 25:21 (57.) machte Pulheim dann mit vier schnellen Treffern zum 29:21 (59.) alles klar. „Wir hatten ein bärenstarkes Abwehr-Torwart-Paket in der ersten Hälfte und in den letzten zehn Minuten ein gutes Tempospiel. In der zweiten Halbzeit hatten wir einen Durchhänger, wo wir uns aber gut rausgekämpft haben“, fand Hornets-Coach Kelvin Tacke, der gleichzeitig ein Sonderlob für Martin Mokris (zehn Tore) und Keeper Oliver Middell übrig hatte. Die Rheinbacher waren vom Resultat weniger begeistert. „Das war heute für uns ein ziemlich gebrauchter Tag. Nur Elias Hoven im Tor hatte Normalform. Uns in so einer angespannten personellen Situation kann man natürlich auch keine neuen Impulse von der Bank bringen, sodass der Sieg für die Pulheimer über die 60 Minuten absolut in Ordnung geht“, meinte Hammann.

Noch einen Platz vor den Hornets liegt der ASV SR Aachen nach dem 29:20 beim TV Palmersheim. Die Mannschaft des Trainergespanns Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter rehabilitierte sich damit für die 20:23-Pleite eine Woche zuvor beim Schlusslicht Stolberger SV. „Starke Leistung von uns über 60 Minuten – endlich mal. Wir haben eine Reaktion gezeigt im Vergleich zur letzten Woche“, fand Hesse-Edenfeld, dessen Team mit dem 4:0 (6.) optimal startete und bis zum 11:6 (18.) alles im Griff hatte. Palmersheim kam durch drei Treffer in Folge zum 9:11 (23.), aber nie näher heran. Die Aachener machten aus der 15:12-Pausenführung direkt nach Wiederanpfiff das 19:12 (34.) und gerieten in der gesamten zweiten Halbzeit nicht mehr in Gefahr. Spieler des Spiels war dabei Till Huckemann mit insgesamt 13 Treffern. Palmersheims Trainer Peter Trimborn sah die Ursache für die Niederlage vor allem bei seiner Mannschaft: „Verdienter Sieg für Schwarz-Rot. Wobei die keinen Deut besser waren, aber sie haben einfach ihre Chancen genutzt. Wir haben viel zu viele technische Fehler gemacht und viel zu viele Bälle verworfen. Wir hätten heute noch Stunden spielen können und hätten keinen Blumentopf und auch sonst nichts gewonnen.“

Noch weniger mit dem Wochenende anfangen konnte der TV Jahn Köln-Wahn. Die Mannschaft von Trainer Thomas Radermacher steckt nach dem 26:34 bei den HBD Löwen Oberberg tiefer denn je im Abstiegskampf. Als Vorletzter (9:25 Punkte) ist der Rückstand auf das rettende Ufer weiter angewachsen. Die Löwen stehen auf Rang 13 (14:28), der bei optimalem Verlauf vielleicht am Ende der Saison zum Klassenerhalt reicht. Schon hier haben die Kölner jetzt fünf Zähler Rückstand. Dabei starteten die Gäste bereits schlecht in die Partie und sie lagen früh mit 1:7 (8.) zurück. Radermacher reagierte mit einer ersten Auszeit und in der Folge konnte sein Team die Begegnung ausgeglichen gestalten – und beim 7:10 (21.) war Wahn wieder in Reichweite. Der Anschluss gelang allerdings nicht und nach der Pause brachte ein 1:5-Lauf vom 13:16 (34.) das 14:21 (39.). Die Gäste versuchten es noch einmal mit einer offensiveren Abwehr – die zu Ballgewinnen führte, aber die Chancen konnte der TV zu selten nutzen. So brachten die Oberbergischen den Sieg letztlich souverän nach Hause. Radermacher erwies sich nach der Partie als fairer Verlierer und er hatte trotz der bitteren Niederlage lobende Worte für die Unparteiischen: „Herausragend fand ich heute die Schiedsrichterleistung. Für ein Abstiegs-Endspiel haben die zwei Jungs wirklich formidabel gepfiffen, jede kritische Situation richtig entschieden und auch in den richtigen Momenten einfach fair gepfiffen.“

Ebenfalls ein Kellerduell war die Partie zwischen dem HC Weiden II und Fortuna Köln. Die Kölner verpassten hier die Chance, sich weiter Luft im Abstiegskampf zu verschaffen, stattdessen kam der HC zu einem 27:22-Erfolg. Die Weidener halten damit auf Platz 14 (13:31 Punkte) den Anschluss nach oben, die Fortuna bleibt bei 16:26 Zählern als Zwölfter nach wie vor gefährdet. Auch hier legten die Hausherren die Basis für den Sieg durch einen guten Start – 7:3 (17.). Die Gäste kämpften sich nach und nach heran und schafften beim 12:13 (34.) den Anschluss, aber nie den Ausgleich. Vielmehr fand HC-Trainer Philipp Havers in einer Auszeit beim 18:16 (48.) wohl die richtigen Worte und sein Team setzte sich auf 21:16 ab (54.). In den hektischen letzten fünf Minuten fielen zwar noch elf Treffer, doch am Ende blieben die Punkte in Weiden. „Insgesamt merkte man, dass wir besser aufgestellt waren als in der Woche zuvor, sodass wir viel wechseln konnten und auch in der Abwehr flexibel in der Systemauswahl waren“, fand Havers. Fortuna-Kollege Tobias Marquardt macht vor allem die angespannte Personallage bei seinem Team Sorgen: „Am Mittwoch hatte ich acht Absagen aufgrund von Krankheit. Der Großteil meldete sich zwar zum Spiel gesund, dafür kam Vincent Gremmelspacher als weiterer Erkrankter hinzu. Gegen eine meist sehr kompakte Deckung hat sich der verbliebene Rest immer wieder die Zähne ausgebissen und fand nur schwer zu vernünftigen Abschlüssen.“

Keinerlei Sorgen hat der Longericher SC II, der als Fünfter bei 28:14 Punkten jenseits aller Entscheidungen steht. Die Aufgabe gegen Schlusslicht Stolberg gehörte für die Mannschaft von Trainer Frederic Rudloff nun zum Pflichtprogramm, was die Kölner am Ende mit einem 38:30 bewältigten. „Es war kein schönes Oberligaspiel. Wir hatten endlich mal wieder einen Kader mit 13 Mann, man hat aber schon gemerkt, dass viele von denen noch lange nicht fit sind. Das hat sich natürlich auf die Fehlerquote ausgewirkt. Und so ein Spiel gegen den letzten Platz ist einfach nichts für den LSC. Das merkst du dann einfach vom Kopf her, dass da mindestens zehn bis 20 Prozent fehlen“, fand der LSC-Coach, dessen Team erst nach dem 1:4 (5.) langsam wach wurde. Vom 4:6 (8.) an drehte Longerich die Partie zum 8:6 (13.) und später das 11:12 (20.) zum 14:12 (24.). Klar: Das 17:16 zur Pause löste bei Rudloff keine Begeisterung aus, mit einer klaren Steigerung brachte ein 10:3 nach Wiederanpfiff jedoch das 27:19 (45.) und somit die Entscheidung.

 

TSV Bayer Dormagen II – MTV Köln 40:24 (18:12).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Müller – Pedack, Boehnert (6), Stein (2), Kasper (6), Böckenholt (4/2), Emmerich (3), M. Schmidt (3), Rehfus (4), Kremp (2), J.-C. Schmidt (5), Pauli (2/2), Sondermann (3).

MTV Köln: Theisen, Vieker – Bonstein (5), Scholl, Kalisch (5/3), Epple (2), Hilbert, Göddertz, Discher (2), Jebbink (5), Ziegler (1), Bathen (1), Becker (3).

 

HSG Siebengebirge – TuS 82 Opladen II 30:31 (13:16).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Andrassy (3), Lindner, Runge (4), Hayer, Dziendziol (2), Marcinkovic (3), Krefting (3/1), Koch (5), Picard (1), Gebel (3), Sivanathan (6).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (11/3), Bosdorf, Maurer (1), T. Meuser, Kreutzer (1), Völl (2), Ewen (1), Schuster (2), Munkel (2), N. Meuser (2), Dambacher (6), Ißling (3).

 

Longericher SC II – Stolberger SV 38:30 (17:16).

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Breuer (1), Matysiak (1), Heider, Schiefer (6), Quetting (2), Kröger (7), Duckert (2), Boeing (4), Malolepszy (8/3), Gottlob (7), Falkenreck.

Stolberger SV: Keufgens, Winkler, Schornstein – J. Frauenrath (7/2), Müllejans, M. Költer (1), Inden, Kilburg (2), Kleinhöfer (4), Lange (4), Lozano (4), Redding (4), Steiner (1), Reinold (3).

 

Pulheimer SC – TV Rheinbach 29:22 (15:10).

Pulheimer SC: Lankert, O. Middell – Bartsch (2), Hampel, Zank, Jacoby (3), J. Giesen (4), Jäckel (3), Lingner (1), Heinecke (1), Mokris (10/5), T. Middell (5), Geerkens.

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (6/3), Engel (1), Pohl (1), Stürmann (1), Eusterholz (1), Schmitz (6), Hoffstadt, Bittner (2), Ollefs (4).

 

TV Palmersheim – ASV SR Aachen 20:29 (12:16).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Fiedler, Winter, Schöller, Blesse (1), Adolph (2), Schouren (7), Müller, Mayer (1), Maeser (4), Sander (1), J. Grevelding (1), L. Königshoven (3).

ASV SR Aachen: Vitz – M. Monteiro Pai (4), Signon (1), Huckemann (13/6), Schumacher, Aguilera Lintz (4), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (5/1), Rietz, K. Monteiro Pai, Böckenholt (1), Oliva Cifuentes, Kurscheid (1).

 

HBD Löwen Oberberg – TV Jahn Köln-Wahn 34:26 (15:12).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Fraunhoffer – Mlynczak (3), Köster, Starcevic (5), Basic (5), Soldanski (6), Burazor, Hudak-Domokos (2), Welke, Schneider (1), Sauer, Krause (12/3), Müller.

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Meise (2), Hinteresch, Eberlein (1), Jäger, Westmeier (4), Kluge (1), Alesius (2), Bröxkes (1), Schultz, Giacobbe (4), Lange (10/6), Ruell (1).

 

HC Weiden II – Fortuna Köln 27:22 (13:10).

HC Weiden II: Keller, Rüttgers – Schröder (2), Kemper (2), T. Lütz (1), K. Lütz (1), Schuffelen (2), Pieper (1), Kraus, Leonhardt, Akintunde (4), T. Meurer (8), Signon (1/1), Steins (5).

Fortuna Köln: Hoffmann, Wechner – Lux (4), Janssen, Eiben (2), Künkele, Stutzki (4), Lammer (9/7), Kobbe (2), Stabauer, Lehmann, Degener (1), Kötzle, Bartke.

 

TV Birkesdorf – SSV Nümbrecht abgebrochen.