Oberliga Mittelrhein
Der Chancen-Check: Warum es nur Dormagen II sein kann
Der Tabellenführer hat seit einem halben Jahr nicht mehr verloren. Für Siebengebirge und Nümbrecht wird nur der Kampf um Platz zwei bleiben.

Aufgeben? Kommt natürlich nicht in Frage für Trainer Lars Degenhardt (Mitte) und seine HSG Siebengebirge. Beim Tabellendritten wissen sie allerdings, dass sehr viel zusammenkommen muss, damit der TSV Bayer Dormagen II den ersten Platz noch abgibt. (Foto: Thomas Schmidt)

Es ist der 1. September 2022. Der SSV Nümbrecht aus dem Oberbergischen gewinnt mit 32:22 gegen den TSV Bayer Dormagen II. Anschließend setzt das Team von SSV-Trainer Manuel Seinsche seine Serie an Siegen auf 26:0 Punkte fort, ehe am 10. Dezember 2022 mit dem 29:29 beim MTV Köln und am 17. Dezember 2022 mit dem 27:29 beim ASV SR Aachen der Faden reißt. Insgesamt folgen nach dem makellosen Auftakt nur noch 6:10 Zähler – mit ziemlicher Sicherheit bei jetzt 32:10 Zählern das Aus im Kampf um die Meisterschaft und den Aufstieg in die Regionalliga. Eine vergleichbar fulminante Serie legt die aus der Regionalliga abgestiegene HSG Siebengebirge hin, die aus den 6:6 Punkten nach sechs Spielen durch 13 Partien ohne Niederlage bei 30:8 Zählern ankommt und hier als einer der Meisterschafts-Anwärter gilt. Dann bleibt die Mannschaft von Trainer Lars Degenhardt dreimal hintereinander ohne Sieg – mit dem 29:29 gegen den Longericher SC II, dem 33:33 in Nümbrecht und vor allem mit dem enttäuschenden 30:31 zuletzt gegen den TuS 82 Opladen II. Nun hat die HSG als Dritter bei 32:12 Punkten ebenfalls nur noch eins – eine Chance auf die Vizemeisterschaft. Der Titel scheint an jene Dormagener vergeben zu sein, die vor einem halben Jahr diese schwere Niederlage in Nümbrecht erlitten hatten.

Was damals in dieser Form vermutlich keiner für möglich hielt: Seit jenem Tag hat das Team von TSV-Trainer Martin Berger kein einziges Mal mehr verloren. Sie ist der Konkurrenz aus Nümbrecht und Siebengebirge bei aktuell 37:5 Punkten derart weit enteilt, dass sie sich maximal noch selbst um den Titel bringen kann. Dabei läuft auch in Dormagen, wo Berger mit seiner jungen Mannschaft vor allen Dingen den permanent neuen Spagat zwischen Oberliga bei den Männern, Einsätzen in der A-Jugend (Bundesliga) und Abstellungen für die erste Mannschaft (2. Bundesliga) hinbekommen muss, nicht immer alles optimal. So gab es unter dem Strich etwa vier Erfolge mit maximal zwei Treffern Differenz und drei Unentschieden – wie das 31:31 gegen Ende der Hinrunde bei der HSG Siebengebirge, das über 60 Minuten ein Kampf auf Augenhöhe war, oder das 32:32 früh in der Rückrunde gegen Nümbrecht, als es Dormagen in der Schlussphase noch einmal spannend machte.

In der Summe fand der TSV Bayer, der regelmäßig auf Talente aus dem Zweitliga-Kader zurückgreifen kann und genauso regelmäßig durch Leihgaben dort aushelfen muss, aber jene Lösungen, die ihn von der Konkurrenz unterscheiden. Neun Runden vor dem Ende der Saison sieht jetzt tatsächlich alles danach aus, dass die Dormagener demnächst einen Unterbau für die Zweitliga-Mannschaft in der natürlich mit höheren Anforderungen verbundenen Regionalliga haben werden. Bis zur allgemeinen Pause über die Oster-Schulferien ist der Spitzenreiter auf jeden Fall vier Mal hintereinander klarer Favorit – beginnend am Samstag gegen den ASV SR Aachen (Neunter), dann am 19. März gegen den TV Palmersheim (Elfter), am 25. März beim Stolberger SV (Letzter) und am 1. April bei den Löwen Oberberg (Rang 13). Vermutlich werden der Zweite Nümbrecht und der Dritte Siebengebirge in diesem Zeitraum nicht viel Boden gutmachen können. Und die Gelegenheit dazu in einem direkten Duell gibt es erst am 14. Mai (vorletzter Spieltag) mit der Partie zwischen Dormagen II und Siebengebirge.

Das größte Plus des Tabellenführers, der über die meisten Punkte und mit plus 111 über das beste Torverhältnis verfügt: Er kann sich mindestens zwei Ausrutscher erlauben, ohne die Position ganz vorne einzubüßen. Dabei ist das Restprogramm nach der Pause über die Osterschulferien kein Selbstläufer, aber machbar, denn auf das Nachholspiel am 19. April beim SC Fortuna Köln (Zwölfter) geht es am 30. April gegen den Pulheimer SC (Zehnter), am 6. Mai zum HC Weiden II (Rang 14), am 14. Mai gegen Siebengebirge (Dritter) und zum Abschluss am 20. Mai zum TV Birkesdorf (Vierter). Die HSG hat in der Summe ein wohl vergleichbares Programm, das am Samstag bei der Kölner Fortuna losgeht und dann am 20. Mai gegen die Löwen Oberberg endet. Für die Nümbrechter beginnt der Schluss-Spurt am Samstag gegen den fast unberechenbaren Fünften Longericher SC II (28:14) und insgesamt spricht der Trend am ehesten gegen den SSV. In der Summe aller Einzelteile ergibt sich, dass die Dormagener bereits vor dem Saisonfinale gegen Siebengebirge und beim Vierten Birkesdorf (29:13) als Meister feststehen dürften. Es hat sich echt eine Menge getan seit dem 1. September 2022.