Regionalliga Nordrhein
Weiden macht viel zu spät mit und Essen fängt Remscheid noch ab
Der um den Klassenerhalt kämpfende HC verliert nach einem 7:16 am Ende "nur" mit 25:31 in Rheinhausen. TuSEM II dreht 25:28 zum 31:29 gegen die HGR.

Im Netz gefangen: Torhüter Tobias Bayer und seine Weidener konnten sich in Rheinhausen erst befreien, als es im Grunde bereits zu spät war. (Foto: Thomas Schmidt)

OSC Rheinhausen – HC Weiden 31:25 (19:12). In den ersten 20 Minuten musste sich Marc Schlingensief einfach wie im falschen Film vorkommen. Zu unwirklich war das, was der Trainer der um den Klassenerhalt kämpfenden Weidener im ersten Drittel des Sonntagnachmittags von seiner Mannschaft sah – die in erster Linie wie ein unfreiwilliger Helfer der einem Rekordsieg entgegensteuernden Hausherren wirkte. Ein frühe Auszeit war zunächst wirkungslos verpufft und die immerhin über mehr als 100 Kilometer aus Würselen ins Ruhrgebiet angereisten Gäste strebten mit dem 7:16 (21.) einem klassischen Debakel entgegen. Weil sich die Weidener aber allmählich zu stabilisieren begannen und vor allem nach der Pause mit viel Leidenschaft und Herz intensiv an der Partie teilnahmen, erzielten sie wenigstens ein erträglicheres Ergebnis – wobei sie allerdings angesichts der hohen Hypothek nur kurz für eine Wende in Frage kamen. Der HC, der durch einen Erfolg auf Rang elf geklettert wäre, bleibt auf Platz 13 mit 11:27 Punkten deutlich vor dem Neusser HV (4:36), der als Absteiger in die Oberliga beinahe feststeht. Vor allem der MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/12:26), der Bergische HC II (12:28) und die Weidener werden hoffen, dass es tatsächlich bei diesem einen Absteiger bleibt – was dann der Fall ist, wenn kein Vertreter aus dem Gebiet der Regionalliga Nordrhein aus der 3. Liga absteigt.

Übers 0:3 (3.) und 2:10 (14.) rutschte der HC zunächst schon gründlich aus und nach dem „Zwischenspurt“ zum 7:13 (17.) kassierte er noch einmal drei Gegentreffer in Folge zu jenem 7:16, sodass beim 12:19 (30.) am Ende der ersten Halbzeit die Entscheidung fast gefallen war – bis sich Weiden am Anfang des zweiten Durchgangs mit einem 4:0-Lauf zum 16:19 (36.) entschlossen zurückmeldete. Beim 20:22 (43.) und 21:23 (45.) war Schlingensiefs Mannschaft sogar auf jeweils zwei Treffer dran, bevor sich Rheinhausen übers 26:21 (48.) mit dem 30:23 (56.) den entscheidenden Vorsprung besorgte und letztlich einen klaren 31:25-Erfolg einfuhr. Ein eher schwacher Trost für die Gäste: Die zweite Halbzeit entschieden sie mit 13:12 zu ihren Gunsten. „Wir haben die ersten 15 Minuten generell nicht stattgefunden, Rheinhausen die Bälle fast geschenkt und viele einfache Tore kassiert“, stellte Schlingensief fest, „insgesamt hatten wir wieder 24 Fehlwürfe – davon bestimmt zehn Hundertprozentige, und zusätzlich noch ein Dutzend technische Fehler. Kämpferisch war das absolut wieder überzeugend, aber wir haben zu wenig aus den Möglichkeiten gemacht. Beim 23:21 drohte das Spiel in unsere Richtung zu kippen, aber die Chancenverwertung verhinderte dies auch hier.“ Seine Schlussfolgerung für die nächsten Aufgaben: „Wir dürfen unsere Köpfe nun nicht hängen lassen und müssen im nächsten Spiel wieder alles in die Waagschale werfen.“

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert – Ulrichs, Bekston, Y. Kamp (5), Kolski (1), Kaiser (2), Ranftler (8/6), M. Molsner (6), Rennings (3), Käsler (6), Hrustic.

HC Weiden: Bayer, Tombach – Meurer (1), Lütz (3), Scheidtweiler (3), Eich, Hambücker (1), Wolff (4), Kemper, Flossbach (2), Bösel (1), Fiedler (4/1), Micke (3), Signon (3).

 

TuSEM Essen II – HG Remscheid 31:29 (16:15). Es war über weite Strecken das, was in die Kategorie der Spiele auf Augenhöhe gehört – mit wechselnden Führungen und nahezu jedem möglichen Ergebnis. Dabei dürften sich die Remscheider nach dem Treffer von Kevin Suiters zum 28:25 (51.) bereits auf dem Weg zum Sieg gesehen haben, zumal die Unparteiischen direkt darauf den hier zu energisch an der Linie tätigen/kommentierenden TuSEM-Coach Lukas Ellwanger mit einer Zeitstrafe belegten – und die HGR nun eine Überzahl hatte. Weil diese für die Hausherren kritische Situation aber keinen Remscheider Treffer brachte, sondern das 26:28 (52.) durch Alexander Telohe für Essen, begann die Partie auf der Zielgeraden wieder in die andere Richtung zu kippen – und Remscheid stand nach 60 Minuten mit leeren Händen da. Gleichzeitig verpasste die Mannschaft von Trainer Alexander Zapf, die jetzt mit 23:17 Zählern weiter Fünfter ist, den Sprung auf den dritten Tabellenplatz, den weiter der HC Gelpe/Strombach (25:13) vor dem OSC Rheinhausen (25:17) und der HGR einnimmt. Die auf Rang sechs folgenden Essener (24:20), im Kalenderjahr 2023 inzwischen mit der starken Bilanz von 12:4 Zählern ausgestattet, liegen direkt dahinter.

Der Start in den Sonntagabend gehörte grundsätzlich den Gästen, die ab dem 2:3 (7.) ein paar Vorteile hatten und übers 6:4 (13.) bis zum 9:6 (17.) oft richtige Lösungen fanden – 11:8 (19.), 13:10 (23.). Essen antwortete mit dem 14:14 (25.) und lag am Ende der ersten Halbzeit seinerseits mit 16:15 (30.) in Führung. Der überwiegende Teil des zweiten Abschnitts folgte nach dem 18:17 (32) für TuSEM einem festen Muster, nach dem Remscheid immer wieder vorlegte – 21:20 (38.), 25:24 (44.), 26:25 (45.). Es folgte eine allgemeine Enthaltsamkeit auf beiden Seiten mit nur zwei Treffern, die der HG erst das 27:25 (48.) und dann jenes Sicherheit verheißende 28:25 brachten. Was hier so keiner ahnen konnte: Die restlichen neun Minuten und 45 Sekunden gingen mit einem 6:1 an Essen, das so erst zum 28:28 (54.) ausglich und anschließend durch zwei weitere Telohe-Tore auf 29:28 (55.) und 30:28 (56.) erhöhte. Philipp Rath verkürzte für die Gäste noch zum 29:30 (57.), doch Luis Buschhaus machte mit seinem 31:29 (59.) alles klar für TuSEM.

Dessen Coach machte nachher in der Summe trotz aller Vorbehalte einen sehr zufriedenen Eindruck: „Das war wirklich kein schönes Spiel. Wir hatten enorme personelle Probleme, ein paar Leute sind noch krank geworden“, sagte Ellwanger, „von daher war das eine Wahnsinns-Energieleistung von uns und wir haben am Ende auch mehr dafür gemacht, um zu gewinnen. Wir haben vielleicht nicht besser Handball gespielt, aber das war schon super, eine absolute Willensleistung. Da kann ich nur den Hut vor ziehen. Ich glaube, wir gewinnen nicht unverdient.“ Kollege Alexander Zapf konnte nachvollziehbar deutlich weniger mit Spielverlauf und Ergebnis anfangen: „Das war ein komplett unnötiger doppelter Punktverlust. Wir haben das Spiel eigentlich im Griff und müssen in der ersten Halbzeit schon viel höher führen. Wir lassen uns ein bisschen einlullen, kriegen immer wieder die gleichen Situationen und gehen mit einem Tor Rückstand in die Pause. Dann führen wir mit drei und haben eine Überzahl. Wir machen unfassbar viele technische Fehler sowohl vorne als auch hinten. Dann verliert man halt so ein Spiel, das man eigentlich nicht verlieren darf.“

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach-Domingo – Petersen, Ernst (3), Kämper (2), Daamen (3), Elsässer (4), Lewandowski (3), M. Stumpf (6/1), Buschhaus (4), Telohe (5), Wolfram (1).

HG Remscheid: Geske, Mathes – Suiters (2), Jung (8), Pflüger, Hinkelmann (1), Hertz (2), Luciano (3), Handschke (2), Jansen (3/1), Grewel, Rath (6), Hermann (2).