Oberliga Mittelrhein
Dormagen stolpert nur fast bei stolzen Aachenern
Der Spitzenreiter zieht den Kopf beim ASV kurz vor dem Ende aus der Schlinge und behält seinen komfortablen Vorsprung auf Verfolger Siebengebirge. Pulheim verabschiedet sich aus dem Abstiegskampf, in dem Weiden II und der TV Jahn Köln-Wahn immer tiefer drinstecken.

Echt jetzt? Das Trainergespann Lukas Winter (links) und Cornelius Hesse-Edenfeld (rechts) hatten mit dem ASV SR Aachen den Tabellenführer Dormagen ganz kurz vor der zweiten Saisonniederlage. (Foto: Thomas Schmidt)

Es war Samstagabend gegen 21 Uhr – und der ASV SR Aachen schickte sich an, wieder deutlich mehr Spannung in das Titelrennen der Oberliga Mittelrhein zu bringen. Felix Kurscheid hatte gerade das 29:27 (57.) für die Gastgeber gegen Tabellenführer TSV Bayer Dormagen II erzielt, der damit am Rande seiner zweiten Saisonniederlage stand. Doch die Gäste behielten die Nerven und drehten die Partie durch Florian Böhnert (58.), Jan-Christian Schmidt (59.) und Robin Kremp (60.) noch zum 30:29-Sieg, der das Team von Martin Berger bei 39:5 Punkten klar auf Platz eins hält. Der TSV-Coach war nach der Schluss-Sirene auch ziemlich erleichtert: „Gerade so noch mal den Kopf aus der Schlinge gezogen. Das war seit Monaten unser schlechtestes Saisonspiel – zu viele technische Fehler, zu viele freie Bälle verworfen. Und wir wussten, dass es in Aachen schwer wird. Wenn man sich deren Heimbilanz anschaut, sieht man, da sind einige Mannschaften aus der oberen Tabellenhälfte schon gestolpert. Wir waren auch kurz davor, wir waren schon im Fallen, konnten das aber mit einer super Energieleistung das noch mal drehen.“ Dabei hatten sich die Dormagener vor allem dank eines starken Matthias Broy im Tor bereits eine 18:12-Führung erarbeitet (31.). Aachen gab jedoch nie auf und machte aus dem 14:20 (36.) den 21:21-Ausgleich (43.). Auch das 23:26 (50.) drehte die Mannschaft des Trainergespanns Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter und das 27:26 durch Moritz Happersberger (53.) war tatsächlich die erste Führung der Hausherren. Weil es am Ende nicht zu etwas Zählbarem reichte, wurde es für den ASV allerdings ein bittersüßer Abend. „Eine wirklich starke Leistung. Wir sind am Ende leider nicht erfahren genug, nicht clever genug, um das Ding nach Hause zu bringen. Und dann hat man natürlich gegen einen Tabellenführer mit seiner individuellen Klasse nur geringe Chancen. Die Köpfe sind unten, obwohl wir nach so einem Spiel sicher mit breiter Brust auftreten können. Wir können zufrieden und stolz sein, auch wenn mit Sicherheit ein Punkt das gerechtere Ergebnis gewesen wäre“, fand Hesse-Edenfeld.

Fast genau so enttäuscht wie die Aachener war über das Resultat dort vermutlich die HSG Siebengebirge, die ihre Aufgabe bei Fortuna Köln mit 39:24 zwar souverän löste, bei 34:12 Punkten allerdings als Zweiter weiterhin deutlich hinter den Dormagenern zurückliegt. Um den TSV noch abzufangen, braucht die HSG aus den verbleibenden sieben Partien sieben Siege (inklusive des direkten Duells am 14. Mai) und zusätzlich muss Dormagen weitere fünf Zähler in anderen Begegnungen liegen lassen. Mit jeder Runde, die verstreicht, wird dieses Szenario unwahrscheinlicher. Deswegen dürfte es für Siebengebirge eher ein schwacher Trost sein, dass sie bei der Fortuna nach dem 4:4 (7.) schnell alles im Griff hatte und bereits beim 17:6 (23.) alles entschieden war. Die Kölner, auf Rang zwölf (16:28 Punkte) immer noch abstiegsgefährdet, liefen über die gesamte Distanz meistens hinterher. „Wir haben nicht die läuferischen und individuellen Mittel gefunden, um die sehr offensiv agierende 3-2-1 der Gäste in Verlegenheit zu bringen. Am Ende bleibt nur das Fazit, dass wir gegen Siebengebirge mindestens eine Klasse schwächer waren und die Punkte ganz klar gegen andere Gegner holen müssen“, fand Fortuna-Coach Tobias Marquardt. Sein Kollege Lars Degenhardt war mit der Leistung der HSG zufrieden: „Was ich immer schwierig finde in solchen Spielen, ist, dass dann die Mannschaft das auch wirklich durchzieht bis zum Ende und die Konzentration hochhält. Da muss ich sagen, das ist meinen Jungs sehr gut gelungen.“

Endgültig kein Kandidat mehr für die Meisterschaft ist der SSV Nümbrecht. Die Mannschaft von Trainer Manuel Seinsche war Anfang Dezember 2022 noch mit der optimalen Bilanz von 26:0 Punkten Tabellenführer. Danach gab es aus den folgenden acht Partien allerdings nur bescheidene 6:10 Zähler und nach dem 25:30 gegen den Longericher SC II zeigt der Trend beim SSV bei jetzt 32:12 Punkten weiter nach unten. Fast noch schlimmer: Nach der schweren Verletzung von Marius Euteneuer (unter anderem Schienbeinbruch) vor einer Woche in der Partie beim TV Birkesdorf erwischte es gegen den LSC vor der Pause Philipp Donath (Knie). Bis dahin hatte Nümbrecht die Gäste eigentlich ganz gut unter Kontrolle und führte mit 12:9 (25.). Bis zur Pause glich Longerich anschließend aus (12:12) und setzte sich direkt nach dem Wiederanpfiff auf 21:16 (39.) ab. Diesem Rückstand lief Nümbrecht dann bis zum Schluss vergeblich hinterher. „Sehr, sehr ärgerlich, dass wir diese paar Minuten absolut verschlafen haben. Wir haben gar nicht geschafft, da irgendwie noch mal ranzukommen und dadurch auch verdient verloren“, fand Seinsche. „Unser großes Ziel war es, das Umschaltspiel von Nümbrecht zu unterbinden und die einfachen Tore zu verhindern, das haben wir wirklich gut gemacht. Unsere größte Schwäche war der Abschluss. Was wir da verballert haben, reicht eigentlich für drei Spiele. Nach der Halbzeit haben zehn Minuten gereicht mit einem sehr guten Handball, wo wir das Spiel entschieden haben“, erkärte LSC-Coach Frederic Rudloff.

Der TV Birkesdorf stockte sein Konto durch den knappen 26:25-Erfolg beim TuS 82 Opladen II auf 31:13 Punkte auf und bleibt Vierter. In einer ausgeglichenen Partie lagen die Opladener kurz vor der Pause beim 13:10 (29.) zum letzten Mal klarer vorne, ehe die Gäste das Spiel zum 15:13 (35.) und 17:14 (37.) drehten. Der TuS kam zwar in der Schlussphase wieder heran, aber nie zum Ausgleich – und der Siebenmeter von Aaron Ernst zum 26:24 war 20 Sekunden vor Schluss die Entscheidung. „Das war eine sehr erwachsene Leistung mit einer starken Achse Ernst/Perez. Felix Schroven im Tor hat in der zweiten Halbzeit einen wichtigen Impuls gegeben“, meinte Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn, der mit dem Resultat natürlich mehr anfangen konnte als die Hausherren. „Es wäre sicherlich mehr drin gewesen. Es war jetzt kein hochklassiges Oberligaspiel und letztlich wäre ein Unentschieden irgendwie gerecht gewesen, da auch Birkesdorf da keine besonders gute Lösungen gefunden hat. Es war ausschlaggebend, dass sie da den Kampf angenommen haben“, meinte Opladens Sportlicher Leiter, Markus Sonnenberg, der gemeinsam mit Andreas Imhoff den privat verhinderten Coach Philipp Jäger vertrat.

Der TV Rheinbach erlebt insgesamt eine schwierige Saison nach dem Abstieg aus der Regionalliga und er hatte in den vergangenen Monaten mit vielen personellen Engpässen zu kämpfen. Trotzdem hat die Mannschaft des Trainergespanns Jan Hammann/Dietmar Schwolow mit dem Abstiegskampf nichts zu tun und sie steht nach dem klaren 37:22 über den HC Weiden II als Siebter (25:21) im gesicherten Mittelfeld. Weiden dagegen ist auf Platz 14 (13:33) weiter akut gefährdet. Das Duell am Samstag blieb nur bis zum 10:10 (21.) auf Augenhöhe, schon zur Pause hatte Rheinbach mit dem 17:13 die Vorteile auf seiner Seite und schraubte das Ergebnis nach dem Wechsel unter anderem durch einen 10:0-Lauf vom 23:19 (43.) zum 33:19 (55.) in die Höhe. „Nach der schwachen Leistung letzte Woche in Pulheim war das heute wirklich eine erfreuliche Entwicklung und eine gute Leistung der Mannschaft, insbesondere in der zweiten Halbzeit. Wir haben von Beginn an eine gute Deckung gestellt. Und dass wir in der ersten Halbzeit nicht schon höher führen ist eigentlich nur unserer Chancenverwertung und einigen technischen Fehlern geschuldet“, meinte Hammann erfreut.

Raus aus dem Abstiegskampf dürfte nun auch endgültig der Pulheimer SC sein. Der 26:24-Erfolg beim Vorletzten TV Jahn Köln-Wahn war für die Mannschaft von Trainer Kelvin Tacke schon der fünfte Sieg in Folge und nach einem schwierigen Saisonstart sind die Hornets bei 22:24 Zählern auf Platz acht angekommen. Dabei entschieden die Gäste die Partie nach der Pause in der Phase vom 15:15 (37.) zum 25:18 (54.) für sich. In den letzten Minuten konnte Wahn nur etwas Ergebniskosmetik betreiben, kam aber nicht mehr für eine Wende in Frage. Tacke war mit der Leistung seines Teams letztlich nicht mal wirklich glücklich: „Wir haben verdient gewonnen, aber es war kein gutes Spiel von uns – unkonzentriert, ohne Tempo und mit einer schlechten Wurfausbeute. Trotzdem haben wir solide verteidigt, was uns geholfen hat, die Fehler im Angriff zu kompensieren.“ Für die Kölner wird die Luft bei jetzt 9:37 Punkten dagegen immer dünner und das rettende Ufer rückt für den Aufsteiger in immer weitere Ferne. Trotzdem machte Coach Thomas Radermacher seiner Mannschaft keinen großen Vorwurf. „Wir sind wirklich mit dem allerletzten Aufgebot hier gestartet und haben alle Kräfte gebündelt. Meine Männer haben 60 Minuten den Gameplan umgesetzt. Wir sind heute einfach an der Abschlussschwäche gescheitert, der Torwart von Pulheim war heute einfach Weltklasse. Übers ganze Spiel gesehen haben wir einfach zu viele freie Würfe liegen lassen und wie haben uns nicht für eine wirklich sehr gute und engagierte Leistung belohnt“, fand Radermacher, der zudem ein Sonderlob für Torwart Jan-Niklas Jung übrig hatte: „Er hat unfassbar gut gehalten und uns bis zur zweiten Halbzeit im Spiel gehalten.“

Einen wichtigen Erfolg im Kampf um den Klassenerhalt landete der TV Palmersheim mit dem 34:27 beim Schlusslicht Stolberger SV. Die Mannschaft von Trainer Peter Trimborn sammelte so nach zwei Niederlagen in Folge wertvolle Punkte ein und steht bei 21:25 Zählern als Neunter wieder etwas sicherer da. „Wir brauchten so zehn Minuten, um ins Spiel zu kommen. Ich denke, ab da haben wir dann dominiert. Stolberg war zwar personell geschwächt, aber wir mussten erst mal ein bisschen die Köpfe freikriegen nach diesen zwei Auftritten beim MTV und gegen Schwarz-Rot“, fand Trimborn, dessen Team aus dem 3:3 (11.) das 5:3 (13.) machte und von da an immer vorne lag. Schon mit dem 15:7 (22.) hatte Palmersheim – lautstark unterstützt von knapp 100 mitgereisten Anhängern – den Grundstein für den Sieg gelegt. Mit-Aufsteiger Stolberg hat bei 7:39 Punkten dagegen kaum noch realistische Hoffnungen, den direkten Rückweg in die Verbandsliga zu vermeiden.

 

ASV SR Aachen – TSV Bayer Dormagen II 29:30 (12:16).

ASV SR Aachen: Schnitzler, Kleynen – M. Monteiro Pai (4), Happersberger (2/2), Signon, Schumacher, Aguilera Lintz (9), Kuckelkorn, Arancibia Diaz (2), Rietz (4), K. Monteiro Pai, Böckenholt (4), Oliva Cifuentes, Kurscheid (4).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Friedl – Pedack (1), Boehnert (4/1), Stein (6), Dahmen, Kasper (6), Emmerich (1), Kaysen (1), Szabo (3), Kremp (2), J.-C. Schmidt (5), Pauli (1/1), Sondermann.

 

Fortuna Köln – HSG Siebengebirge 24:39 (13:22).

Fortuna Köln: Hoffmann, Scholl – Janssen, Eiben (1), Künkele (2), Stutzki (1), Dickopf (1), Lammer (6/4), Gremmelspacher (4), Stabauer (4/3), Lehmann (1), Kötzle (2), Hofmann (2).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Lindner (1), Runge (4), Hayer (1), Dziendziol (5), Marcinkovic (11/5), Krefting (4), Koch (3), Picard (3), Gebel (3), Sivanathan (4).

 

SSV Nümbrecht – Longericher SC II 25:30 (12:12).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz (1), Benger (3), Weissner (1), J. Lang (9/2), Meister, P. Donath (1), Sonka, Menger (3), Dissmann (2/1), D. Donath (2), Soentgerath (3), R. Donath.

Longericher SC II: Burggraf, Fischbach – Gottlob (2), Matysiak (3), Heider, Schiefer (1), Quetting (6), Kröger (5), Duckert (4), Malolepszy (9/1), Keil, Hoffmann, Falkenreck.

 

TuS 82 Opladen II – TV Birkesdorf 25:26 (13:11).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (5/2), Bosdorf (2), Maurer, Kreutzer (1), Gerresheim (2), Völl (4), Ewen (1), Schuster (1), Munkel (3), N. Meuser (2), Dambacher (3), Ißling (1).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven – Pelzer (3), A. Ernst (8/3), Senden, J. Ernst, Ihmer, Botz (4), Risteski (3), Grings, Heinze (1), Perez Fernandez (7), Bünten.

 

TV Jahn Köln-Wahn – Pulheimer SC 24:26 (13:14).

TV Jahn Köln-Wahn: Jung, Rotscholl – Meise (2), Eberlein (1), Hantsch (1), Westmeier (4), Alesius, Bröxkes (4), Schultz, Giacobbe (1), Lange (11/6).

Pulheimer SC: Lankert, O. Middell – Heinen, Bartsch (1), Hampel (1), Klueck (1), Zank, Semeraro, Jacoby (4), J. Giesen (7), Jäckel (4), Heinecke, Romberg, Mokris (8).

 

TV Rheinbach – HC Weiden II 37:22 (17:13).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (5/2), Engel (1), Pohl (3), Stürmann (1), Eusterholz (4), Schmitz (12), Bittner (2), Ollefs (5), Wolff (4), Genn.

HC Weiden II: Keller – Schröder, Kemper (3), T. Lütz (2), K. Lütz (3), Schuffelen (1), Kraus (1/1), Leonhardt (1), Akintunde (3), Beckers (1), Signon (2/2), Steins (5).

 

Stolberger SV – TV Palmersheim 27:34 (14:20).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (7/4), M. Költer (3), Deimann (2), Kleinhöfer, Lentz, Lange (2), K. Frauenrath (2), Mausolf (1), Redding (5), Steiner (1), Y. Költer (1), Reinold (3).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Fiedler (7/5), Winter, Stadler, Blesse (1), Adolph (6), Schouren (6), Mayer (1), Maeser (5), Sander (2), Bernads (1), J. Grevelding (3), L. Königshoven (2).

 

MTV Köln – HBD Löwen Oberberg 28:37 (15:20).

MTV Köln: Schmitz, Vieker – Bonstein (5), Scholl, Kalisch (3/2), Epple (1), Hilbert (4), Jebbink (3), Ziegler (1), Bathen (4/2), Becker (7).

HBD Löwen Oberberg: Caber (1), Fraunhoffer – Mlynczak (5), Köster (1), Starcevic (10), Basic (4), Soldanski (2), Burazor, Schneider (6), Krause (2/1), Müller (2), Bockhacker (4).