3. Liga
Gegen alle Zweifel: Opladener brauchen noch einen Punkt
TuS 82 kann in Gladbeck den Klassenerhalt festmachen. Longerich erwartet Aldekerk, Panther müssen nach Emsdetten. Eagles sind als Zweiter klarer Favorit gegen LIT 1912 II.

Leute, das ist unsere Richtung! Trainer Fabrice Voigt (Mitte) braucht Yannik Nitzschmann (links), Torhüter Louis Oberosler (rechts) und dem Rest des Teams aber vermutlich nicht mehr besonders ausführlich darzulegen, um was es für die Opladener in Gladbeck geht. (Foto: Thomas Ellmann)

Das können sie drehen und wenden, wie sie wollen. Richtige Begeisterung über den Verlauf seiner dritten Saison in der 3. Liga wird beim TuS 82 Opladen nicht mehr aufkommen. An Jahr eins nach dem Aufstieg denkt dabei sowieso keiner mehr – weil die Serie 2020/2021 coronabedingt schon wieder vorbei war, ehe sie überhaupt richtig begonnen hatte. Opladens einzige Partie vor dem Abbruch des Spielbetriebs fand seinerzeit am 18. Oktober 2020 in Gummersbach statt und sie brachte dem Team von Trainer Fabrice Voigt eine 26:32-Niederlage. Im Jahr danach bewies der TuS 82 dann ziemlich beeindruckend, dass er aufgrund seiner spielerischen Qualitäten in die dritthöchste deutsche Klasse gehört – was sich in der Tabelle mit Platz fünf hinter den punktgleichen Longericher SC und Gummersbach II (alle 25:15) niederschlug. Es war insgesamt eine herausfordernde Saison mit erhöhtem Abstieg und viel Wirbel – verursacht durch den Nachbarn Leichlinger TV, der seine Mannschaft im Januar 2022 zurückzog, sodass alle Klubs in der nun auf elf Mannschaften geschrumpften Klasse nur jeweils 20 Partien in der Wertung hatten. Für 2022/2023 stand damit erneut fest: Es würde als Spätfolge des Verzichts auf Absteiger in 2020/2021 erneut einen erhöhten Abstieg geben, um die aufgeblähte Zahl der Drittligisten für 2023/2024 aufs frühere Maß zu reduzieren. Was der TuS 82 damit zu tun hat? Bis zum 24. September 2022 gar nichts.

An diesem Samstagabend steht der TuS 82 nach dem 22:21 bei den SG Schalksmühle/Halver Dragons bei 8:2 Punkten aus fünf Spielen ohne Niederlage. Die folgenden wechselvollen Wochen bringen mit 6:6 Zählern eine immerhin ausgeglichene Bilanz, ehe das nachher noch wichtig werdende 30:20 gegen den VfL Gladbeck am 12. November 2022 der für viele Wochen letzte Sieg sein wird. Opladen, immer wieder durch Verletzungen oder Krankheiten massiv personell zurückgeworfen, quält sich in die Pause über Weihnachten/Silvester und darf erst am 21. Januar 2023 aufatmen: Mit dem 27:25 über die Dragons endet eine Serie von zuvor sechs Spielen ohne einen Erfolg (1:11 Punkte). Die Achterbahnfahrt geht allerdings weiter – 26:29 bei der HSG Krefeld Niederrhein, 39:27 gegen den ASV Hamm-Westfalen II, 23:29 gegen TV Emsdetten, 24:26 bei der Ahlener SG. Dann kommt der 3. März, an dem die Opladener auf den Longericher SC treffen sollen – und letztlich nicht können, weil aufgrund zu vieler Erkrankungen im Team keine spielfähige Mannschaft mehr zur Verfügung steht. Folge: Die Partie fällt aus und soll am 29. März nachgeholt werden.

Der TuS 82 könnte sich nun selbst den größten möglichen Gefallen tun, dass er diesen Derbyabend in vollen Zügen genießen kann – in dem er jetzt und genau jetzt die letzten theoretisch vorhandenen Zweifel am Klassenerhalt beseitigt. Die Lage: Opladen, mit 19:25 Punkten ausgestattet, muss vier Kontrahenten hinter sich lassen und sicher ist längst, dass der Vorletzte HandbALL Lippe II (12:34) und der Letzte ASV Hamm-Westfalen II (8:38) nicht mehr an ihm vorbeikommen. Beim Elften VfL Gladbeck und beim Zwölften TSV GWD Minden II (beide 13:33) sieht das anders aus. Voigt und seine Mannschaft könnten endgültige Klarheit schaffen, indem sie so schnell wie möglich einen einzigen weiteren Zähler auf ihr Konto überweisen – im Idealfall am Samstag in Gladbeck. Dann hätte es Opladen aus eigener Kraft geschafft und bräuchte nicht auf die zweitbeste Möglichkeit zu hoffen: Eine Niederlage mit weniger als zehn Treffern Differenz – für den direkten Vergleich nach dem 30:20 aus der Hinrunde – und eine gleichzeitige Mindener Heimniederlage oder ein Unentschieden gegen den Sechsten Ahlener SG würden ebenfalls hundertprozentig zur Rettung reichen. Und natürlich trotzdem keine richtige Begeisterung auslösen.

Definitiv mit Begeisterung sehen die Longericher (29:15 Punkte) ihrem interessanten Saison-Endspurt entgegen, der am Samstag mit dem Heimspiel gegen den bereits geretteten Siebten TV Aldekerk (24:22 Punkte) beginnt. „Wir sind richtig heiß, wir haben richtig Bock“, betont Trainer Chris Stark, „wir gehen mit einer tollen Ausgangsposition in das Finale der Saison.“  Seine durchaus plausible Rechnung: „Es ist relativ einfach. Vier Siege und 8:0 Punkte würden Platz drei bedeuten, drei Siege und 6:2 Punkte höchstwahrscheinlich Platz vier, zwei Siege und 4:4 Punkte höchstwahrscheinlich Platz fünf. Wir könnten aus eigener Kraft für eine überragende Platzierung sorgen.“ Überragend heißt in diesem Fall, das der LSC zumindest den aktuellen vierten Rang über die Ziellinie bringen will – der wie Platz drei das Startrecht für die Pokalrunde bedeutet und dort die Chance, sich für den DHB-Pokal zu qualifizieren. Longerich hat trotz allem insgesamt viel Respekt vor den Aldekerkern. „Auch sie spielen eine überragende Saison“, findet Stark, „das ist eine ausgebuffte Truppe mit einem guten Angriffsspiel, einer guten Verteidigung und einem guten Torwart. Wir wissen ziemlich genau, dass da ein harter Brocken auf uns wartet. Wir wollen aber unsere Ausgangssituation im Kampf um Platz drei und vier weiter verbessern.“ Sorgen bereiten den Kölnern ihre beiden Torhüter Valentin Inzenhofer (Knöchel/umgeknickt) und Philipp Ruch (Anfang der Woche krank). Dafür kehrt in Maximilian Zerwas ein weiterer Rückraumspieler auf die Platte zurück (nach Fußverletzung).

In Aldekerk haben sie, obwohl der Klassenerhalt unter Dach und Fach  ist, offensichtlich gar nichts von ihrer natürlichen Leidenschaft fürs Abenteuer 3. Liga verloren – und sind ebenfalls entsprechend heiß auf den Abend in Köln. „Wir dürfen beim Longericher SC antreten“, sagt Tim Gentges, der spielende Trainer des TVW, „da gibt es sehr viele Querverbindungen. Man kennt sich sehr gut, man schätzt sich sehr, man hat sehr viel Spaß miteinander. Das ist ein sehr respektvoller Umgang miteinander, wir blasen von der Mentalität und vom Charakter her schon in ein sehr ähnliches Horn. Trotzdem ist uns der LSC sportlich noch voraus und das wird für uns auf jeden Fall eine unfassbar heftige Aufgabe. Neben aller Emotionalität spielen die Jungs da einen richtig guten Handball.“ Weil Gentges im Gegensatz zur 27:42-Niederlage kürzlich in Emsdetten, als einige Spieler erkrankt fehlten, wieder auf einen vollen Kader zurückgreifen kann, ist der Aufsteiger wie selbstverständlich zu größtem Widerstand bereit: „Was vor allem wichtig ist, dass wir mit vollem Einsatz und vollem Elan in das Spiel gehen – nicht nur, weil jedes Handballspiel Spaß macht, sondern auch deshalb, weil man das nicht auf einer halben Arschbacke abreißen kann. Sonst kriegt man selbigen versohlt und die Verletzungsgefahr ist auch hoch genug. Bei meiner Mannschaft muss ich mir aber keine Sorgen machen. Da spielt es keine Rolle, dass wir mit dem Abstieg nichts mehr zu tun haben.“

Eher sachlich-nüchtern sehen die Bergischen Panther die Dinge, obwohl sie auf Rang drei (32:14 Punkte) sogar vor Longerich liegen. Und für die allgemeine Zurückhaltung war nicht etwa das schmerzhafte 25:34 zuletzt gegen den neuen Zweiten HSG Krefeld Niederrhein (34:12) verantwortlich. Da störte sich keiner an der Niederlage als solcher, doch mit der Höhe konnte/wollte sich unter anderem Trainer Marcel Mutz nicht abfinden. Kurzer und knackiger Kommentar seinerzeit: „Das war von allem zu wenig.“ In der Summe spielen die Panther dennoch eine tolle Saison – ohne jemals ernsthaft an eine Teilnahme an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga gedacht zu haben und ohne ein ausgeprägt hohes Interesse an der Pokalrunde zu zeigen. Das aus drei Aufgaben bestehende Restprogramm der Mannschaft hat es zudem in sich und los geht es am Sonntag mit der maximal hohen Hürde beim als Meister der Gruppe West feststehenden TV Emsdetten (43:3). Anschließend spielen die Panther am 24. März gegen Longerich und zum Abschluss am 1. April in Aldekerk. Dass Mutz‘ Mannschaft Dritter bleibt oder Vierter wird, ist damit keineswegs beschlossene Sache. Auf der anderen Seite liegt der Fünfte TuS Spenge (28:18) jetzt drei Zähler zurück, weil er sich am vergangenen Wochenende im Nachholspiel in Emsdetten die fast zu erwartende Niederlage abgeholt hat (23:37).

Für die HSG Krefeld Niederrhein (34:12 Punkte) geht es nach dem 34:25 im Spitzenspiel bei den Panthern „nur“ darum, zunächst den zweiten Tabellenplatz konzentriert ins Ziel zu bringen. Angesichts des Restprogramms steht das Team von Trainer Mark Schmetz dabei sicher vor einer machbaren (Pflicht-) Aufgabe. So passt jetzt am Samstag in eigener Halle gegen LIT 1912 II (Neunter/20:26) nur ein Erfolg ins Selbstverständnis der Eagles, die zudem am 1. April zum Saison-Abschluss gegen den Letzten ASV Hamm-Westfalen II (8:38) der klare Favorit sind. Alleine vier Punkte aus diesen beiden Aufgaben wären ausreichend – und die HSG könnte sich zwischendurch am 25. März bei den SG Schalksmühle/Halver Dragons (Neunter/20:26) noch einen Ausrutscher erlauben – weil sie bei Punktgleichheit etwa mit den Panthern am Ende auf jeden Fall den zweiten Platz behält. Läuft es nun optimal für die Krefelder, sind sie vielleicht bereits am kommenden Wochenende durch und stehen vorzeitig als Teilnehmer an der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga fest. Das ist bei einem eigenen Sieg der Fall, wenn gleichzeitig die Panther in Emsdetten und die Longericher gegen Aldekerk verlieren.