1. Bundesliga
Gummersbacher ohne Chance im Fuchsbau
VfL verliert beim Titelkandidaten Berlin früh den Anschluss und kann am Ende mit dem 28:33 nur Schadensbegrenzung betreiben.

Nachdenklich: Kapitän Julian Köster (links) hatte in Berlin an seinem 23. Geburtstag mit den Gummersbachern wenig Grund zur Euphorie. Tom Kiesler und Co-Trainer Anel Mahmutefendic (von rechts) ging es wohl auch nicht besser. (Foto: Thomas Schmidt)

Füchse Berlin – VfL Gummersbach 38:33 (22:16). Es war nicht spannend und die Hauptstadt für den Aufsteiger Gummersbach am Ende auch nur begrenzt eine (Dienst-) Reise wert. Natürlich durften die Gäste aus dem Oberbergischen für sich in Anspruch nehmen, dass von ihnen keiner einen Erfolg bei den Füchsen erwartet hatte. Die Mannschaft von Füchse-Trainer Jaron Siewert hat schließlich insgesamt erst sieben Zähler abgegeben (39:7) und zu Hause in der „Fuchsbau“ genannten Max-Schmeling-Halle bisher nur gegen den SC Magdeburg verloren (31:32), also gegen den aktuell auf Rang vier liegenden Deutschen Meister (33:9). Kürzlich musste Berlin in Magdeburg eine weitere seiner unter dem Strich erst drei Niederlagen hinnehmen (29:34), sodass der VfL jetzt noch weniger mit viel Entgegenkommen rechnen durfte. Das bekam er dann auch nicht und ab der fünften Minute beherrschten die Gastgeber den Abend nach Belieben – was die Füchse zurück an die Spitze beförderte und die Gummersbacher (Elfter) mit jetzt 20:24 Punkten zurück auf einen Platz in der unteren Tabellenhälfte. VfL-Kapitän Julian Köster, der sich wohl einen angenehmeren 23. Geburtstag hätte vorstellen können, zeigte sich selbstkritisch: „Dass es so schnell so klar war, ist schon enttäuschend. Wir starten überhaupt nicht gut und wir laufen hinterher, wir machen zu viele einfache technische Fehler.“  

Die Hausherren konnten fast überfallartig das 1:0 (1.) und 2:0 (2.) vorlegen, nachdem ihnen der VfL jeweils mit einem Ballverlust den passenden Tempogegenstoß serviert hatte. Das änderte sich zwar nicht grundsätzlich, aber Gummersbach traf durch Köster und Tilen Kodrin auf ähnliche Art zum 1:2 (4.) und 2:2 (4.). Nach dem 3:2 (5.) für Berlin durch den gebürtigen Gummersbacher Paul Drux konnte Ole Pregler in der Hochgeschwindigkeits-Partie zum 3:3 (5.) ausgleichen, ehe sich die Waage schnell und deutlich auf die Seite der Füchse neigte. Aus dem 6:5 (9.) machte der Favorit das 9:5 (12.) und etwas später aus dem 13:9 (18.) die 16:9-Führung (21.), weil er selbst konsequent auf der Platte unterwegs war und der VfL wenig Gegenmittel fand – weder allgemein in der Abwehr noch auf der Torhüter-Position, wo Berlins Victor Kireev in seinen knapp 20 Minuten Einsatzzeit gemäß der offiziellen HBL-Statistik auf acht Paraden kam. Tibor Ivanisevic und Fabian Norsten auf Seiten der Gäste schafften zusammen lediglich sechs Paraden.

Schon beim 22:16 (30.) am Ende der ersten Halbzeit durften die Berliner vor 6696 Zuschauern irgendwie davon ausgehen, die beiden Punkte zu behalten. Mit dem 19:23 (34.) verkürzte Gummersbach am Anfang der zweiten Hälfte noch einmal auf vier Treffer, doch der Titelkandidat antwortete gelassen mit dem 24:19 (34.) und 25:19 (34.). In der Größenordnung von sechs bis sieben Treffern bewegte sich der Rückstand für den Aufsteiger durchgängig, ehe er nach dem 27:35 (52.) wieder befürchten musste, eine richtige Packung zu kassieren – was unter anderem deshalb nicht passierte, weil die Füchse erstens deutlich den Fuß vom Gaspedal nahmen und längst zu zahlreichen personellen Wechseln übergegangen waren. Köster flüchtete sich in einen besonderen Humor: „Wenn man nach etwas Positivem suchen will, dann ist es, dass wir keine 40 Tore gekriegt haben.“ Dennoch waren natürlich selbst die 38 Gegentreffer zu viel und die 33 bei einem Top-Team selbst erzielten Tore allenfalls ein schwacher Trost.

VfL-Trainer Gudjon Valur Sigurdsson und seine Mannschaft wissen, dass sie für die nächsten Wochen bis Ostern eine Steigerung brauchen, wenn es zu weiteren Zählern reichen soll – weil das Programm knüppelhart ist. Die nächste Aufgabe folgt am 26. März in Magdeburg, ehe es am 30. März zum SC DHfK Leipzig geht – der auf Rang sieben (24:20) gar nicht so weit von den Gummersbachern entfernt liegt, aber in der jüngeren Vergangenheit mit dem 33:32 gegen Magdeburg (Vierter), dem 34:31 beim THW Kiel (Dritter) und jetzt dem 37:29 gegen die Rhein-Neckar Löwen (Zweiter) großartige Ergebnisse erzielt hat. Genau jene Kieler kommen anschließend am 2. April in die Schwalbe-Arena, bevor der VfL seine Kracherwochen am 9. April bei den auf Rang zwei liegenden Löwen abschließt. Ob es für die Gummersbacher vielleicht Festwochen nach Leipziger Art werden? Falls der Auftritt in Berlin als Maßstab gilt, vermutlich nicht. Und weil drei der Top-Teams gegen die Gummersbacher Heimrecht haben, steht Sigurdssons Team doppelt und dreifach vor sehr, sehr beanspruchenden Wochen.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Ohl, Vidarsson (5), Kodrin (5), Köster (5), Blohme (6), Schroven (1), Häseler (2), Schluroff (3), Pregler (1), Styrmisson, Kiesler, Stüber, Jansen (3), Zeman (2).