1. Bundesliga
Alles dicht: BHC rührt Beton an in Wetzlar
Starke Abwehr und starke Torhüterleistung bringen einen verdienten 28:22-Sieg und ein ausgeglichenes Punktekonto.

Wir beißen uns durch: Djibril M´Bengue erzielte zwar als einziger BHC-Linkshänder im Rückraum nur einen Treffer, war aber auch da wertvoll – und defensiv noch wertvoller. (Foto: Michael Jäger)

HSG Wetzlar – Bergischer HC 22:28 (13:13). Es ist eine der größten Stärken des BHC, dass er nicht so schnell in Panik gerät. So war es am Anfang der Saison, als die Mannschaft mit dem damals noch neuen Trainer Jamal Naji nach 4:14 Punkten aus den ersten neun Spielen durchaus den Blick nach unten richten musste. Dann kamen die starken Monate November und Dezember mit 12:4 Zählern und dem Anschluss ans Mittelfeld. Und nun rastete trotzdem niemand vor Euphorie aus. Passend dazu gestaltet sich bisher das Jahr 2023: Rückschläge wie das 17:30-Desaster bei der SG Flensburg-Handewitt oder die folgende 26:27-Heimniederlage gegen den TVB Stuttgart kämpft der BHC in der Regel trotz personeller Probleme irgendwie weg – zuerst mit einem sehr mühevollen 34:32 über den Vorletzten TSV GWD Minden. Jetzt, als vorläufigen Schlusspunkt, legte Najis Team sogar einen in dieser Form keineswegs selbstverständlichen 28:22-Sieg bei der gefährdeten HSG Wetzlar (Rang 16/9:37 Punkte) hinterher. In der Summe ergibt sich daraus, dass der BHC sein Konto mit 22:22 Punkten wieder ausgeglichen hat und als Neunter zur oberen Tabellenhälfte gehört – verbunden mit der Hoffnung, sich dort in den kommenden Wochen etablieren zu können. Lukas Stutzke, mit vier Treffern zu richtigen/wichtigen Zeitpunkten einer der Eckpfeiler für den Sieg, fasste die interne Sprachregelung zusammen: „Wir denken von Spiel zu Spiel und probieren, zu gewinnen.“ Die nächste Gelegenheit dazu bietet sich am kommenden Donnerstag gegen den Letzten ASV Hamm-Westfalen (5:41) und die Gastgeber gelten dann als Favorit – ohne daraus eine Garantie auf zwei weitere Punkte abzuleiten.

Die Partie war trotz des frühen 2:0 (2.) in der ersten Halbzeit ein mühevoller Kampf, in dem Wetzlar zum 4:4 (9.) ausglich und übers 5:4 (11.) sowie das 7:7 (16.) beim 9:7 (19.) zum ersten Mal mit zwei Treffern führte. Die Antwort des BHC folgte nach dem 9:11 (24.), als er durch drei schnelle Tore in Folge zum 12;11 (26.) kam und mit dem 13:13 (29.) am Ende der ersten Halbzeit noch alle Chancen für den zweiten Durchgang mit in die Pause nahm. Endgültig auf den Weg zu mehr bog Najis Mannschaft nach dem 18:18 (40.) ein, als er bis zum 22:18 (45.) defensiv noch mehr Beton anrührte und den nächsten Gegentreffer zum 22:19 (48.) erst sieben Minuten nach dem Wetzlarer Ausgleich hinnehmen musste. Auf der Zielgeraden geriet der Vorsprung trotz leidenschaftlicher Versuche der HSG nicht mehr in Gefahr – 24:20 (50.), 25:21 (54.), 25:22 (56.), 27:22 (57.). Maßgeblich daran beteiligt war Keeper Christopher Rudeck, der über die gesamte Partie auf 16 Paraden kam und eine Quote von 42,11 Prozent an gehaltenen Würfen erreichte. Grundsätzlich überzeugte der BHC aber durch eine geschlossene Mannschaftsleistung.

Naji war hinterher erkennbar und hörbar stolz auf seine Mannschaft: „Wir haben nach der Pause eine unglaublich gute 6:0-Deckung gespielt. Ich bin sehr zufrieden, wie wir uns präsentiert haben. Wir sind davon ausgegangen, dass der Gegner bei der vollen Halle alles investieren wird. Das hat man dann auch 15 Minuten deutlich gemerkt. Es war eine imponierende Körpersprache. Umso imponierender war es, wie wir dagegengehalten haben und auch spielerisch bestimmend waren. Mit unserer Abwehrqualität und der Torhüter-Kooperation haben wir Wetzlar große Probleme bereitet und den Sieg wirklich verdient.“ Dass er daraus höhere Ansprüche ableiten würde? Auf gar keinen Fall. „Wir wissen, was wir können. Und du musst im Erfolg demütig und bescheiden bleiben“, betonte Naji. Dass der BHC in den restlichen zwölf Saisonspielen trotzdem so viele Punkte wie möglich einsammeln will, ist dabei kein Widerspruch. Es versteht sich von selbst.

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Beyer (9/6), Persson (6), Scholtes, Weck (4), Gunnarsson, Ladefoged (3), Szücs, Gutbrod, Schmitz (1), Arnesson, Nikolaisen, M’Bengue (1), Stutzke (4).