3. Liga
Zwei „Endspiele“: Panther gegen Longerich, Opladen gegen Aldekerk
Im Bergischen geht es um einen Platz in der Pokalrunde, für den TuS 82 und den Aufsteiger um Platz sieben. Eagles können Rang zwei klarmachen.

Einer wird gewinnen: Haben die Panther mit Simon Schlösser (vorne) oder die Longericher mit Torhüter Philipp Ruch und Abwehrchef Christopher Wolf (Nummer 22) die größeren Chancen auf einen Derbysieg? Beide wollen auf jeden Fall den TuS Spenge hinter sich halten. (Foto: Thomas Schmidt)

Viele der wesentlichen Dinge sind entschieden in der 3. Liga und die davon Betroffenen damit auch sehr einverstanden. So steht bereits seit Wochen fest, dass der Aufsteiger TV Aldekerk die Klasse hält – und am vergangenen Wochenende zog der TuS 82 Opladen nach, als er sich mit dem 23:18 beim direkten Konkurrenten VfL Gladbeck das zur Rettung fehlende Puzzleteil sicherte. Nun erwarten die Opladener (Achter/21:25 Punkte) am Samstag die Aldekerker (Siebter/24:24) zum Duell zweier Klubs, die ihr Saisonziel eigentlich erreicht haben – was nicht heißt, dass einer dem anderen die Punkte freiwillig überlassen wird. Einiges spricht aber dafür, dass etwas weniger Pfeffer drin sein dürfte als unter anderen, mit mehr Druck beladenen Vorzeichen. Für den TVA bietet sich immerhin die Chance, die überwiegend äußerst erfolgreiche Saison auch schwungvoll und euphorisch zu beenden – was mit dem Blick auf die Hürde beim TuS 82 und zum Abschluss am 1. April gegen die Bergischen Panther trotzdem nicht ganz einfach wird. Die Opladener haben auf der anderen Seite sogar die Gelegenheit, an den Aldekerkern vorbeizuziehen und sich bald mit einem noch besseren Gefühl als jenem, grob im Soll zu sein, aus der Serie 2022/2023 zu verabschieden. Auch das wird nicht ganz einfach, weil fürs Team von Trainer Fabrice Voigt nach Aldekerk am 29. März das Nachholspiel gegen den Longericher SC (Vierter/31:15) auf dem Programm steht, ehe die Saison am 1. April beim Vorletzten TSV GWD Minden II (13:35) endet. In der Summe bestreiten Opladen und Aldekerk fast ihr eigenes Finale, in dem es um Platz sieben in der Endabrechnung geht.

Den Aldekerkern liegt dabei bis heute der 19. November ziemlich schwer im Magen, weil sie damals nach einem 17:8 (30.) am Ende der ersten Halbzeit und einem 18:8 (31.) kurz danach letztlich nur zu einem 27:27 kamen. „Wir haben da die beste erste Halbzeit der Saison gespielt“, findet der spielende TVA-Trainer Tim Gentges im Rückblick, „da hat alles gepasst, im Angriff, vom Taktischen her, von der Disziplin her, von der Abwehr und vom Torhüter, vom Spielwitz, von der Spielidee. Das war einfach überragend. Und dann folgte wohl eine unserer schlechtesten Halbzeiten. Opladen hat uns damals mit der offensiven 4:2-Abwehr kalt erwischt, wir hatten keine Lösungen.“ Gentges geht allerdings davon aus, dass dem Aufsteiger etwas Ähnliches nicht ein zweites Mal passiert: „Daraus haben wir eine Menge gelernt. Wir haben auch noch ein großes Ziel, denn wir möchten am Ende zumindest ein ausgeglichenes Punktekonto aufweisen. Das Projekt fängt jetzt in Opladen an. Gewinnen wir, haben wir dieses Ziel definitiv erreicht und könnten sogar am letzten Spieltag ein positives Punktekonto erreichen. Aber das ist Zukunftsmusik, wir konzentrieren uns vollkommen auf Opladen. Da kommt eine spielerisch starke Mannschaft auf uns zu, mit sehr viel Bewegung im Angriff. Wir wollen das, was letzte Woche in Longerich passiert ist, wieder gutmachen.“ Das war ja ein 27:37 – irgendwie genauso enttäuschend wie das damalige 27:27 nach einer Zehn-Tore-Führung.

Ebenfalls als eine Art Endspiel kommt das ewig reizvolle Duell der Nachbarn zwischen den Bergischen Panthern (32:16) und dem Longericher SC (31:15) daher, die jeweils ein echtes Interesse an den Rängen drei und vier und das mit der entsprechenden Meldung auch beim Deutschen Handball-Bund hinterlegt haben: Tatsächlich wollen beide einen dieser Plätze, um sich über die nach der Meisterschaft folgende Pokalrunde (Teilnahme im Übrigen rein freiwillig) möglicherweise ein Ticket für den DHB-Pokal 2023/2024 zu sichern (was die Longericher im vergangenen Jahr knapp verpassten). Das Startrecht für den DHB-Pokal haben der Meister TV Emsdetten (45:3 Punkte) sowieso und der Zweite HSG Krefeld Niederrhein (36:12) als Erster und Zweiter außer dem Ticket für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga höchstwahrscheinlich in der Tasche – wobei die Panther wegen des verlorenen direkten Vergleichs definitiv keine Gefahr mehr für die Eagles sind und die mit 15 Minuspunkten belasteten Longericher den Abstand zu den Krefeldern wohl gleichfalls nicht mehr tilgen werden. Dahinter gibt es tatsächlich neben den Panthern und dem LSC im TuS Spenge (30:18) einen dritten Bewerber für ein Startrecht in der Pokalrunde – und der TuS könnte sich jetzt durch einen Erfolg beim bereits als Absteiger feststehenden Letzten ASV Hamm-Westfalen II (8:40) noch intensiver einmischen.

Panther-Trainer Marcel Mutz gibt an, sich derlei Gedanken vorerst überhaupt nicht zu machen: „Es geht weniger darum, sich mit der Pokalrunde zu beschäftigen, das ist für mich noch nicht relevant. Ich möchte erst mal die nächsten beiden Spiele gewinnen. Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen, und das werden wir auch in den nächsten beiden Spielen machen. Dann wird sich der Rest von alleine ergeben. Von daher will ich jetzt nicht groß auf Platz drei oder auf die Pokalrunde schielen. Wir wollen nur das Spiel in den Fokus stellen, das wir gewinnen wollen. Darauf freuen wir uns sehr und wir hoffen auf einen schönen Handball-Abend zweier toller Mannschaften.“ Der Panther-Coach sieht seine Mannschaft und die des LSC-Kollegen Chris Stark grundsätzlich total auf Augenhöhe – und er sieht beide auf Top-Niveau. Nicht ganz von ungefähr geht er zugleich davon aus, dass sich die Longericher an jenes 32:33 vom 18. November 2022 in eigener Halle sehr gut erinnern können – mit dem Siegtreffer durch Justus Ueberholz für die Gäste in der praktisch allerletzten Sekunde: „Der LSC wird brennen, die Hinspiel-Niederlage wettzumachen und uns in der Tabelle zu überholen. Ich glaube, das wird wieder ganz, ganz eng, wenn beide Mannschaften ihre Normalform erreichen. Die Formkurve zeigt aktuell pro Longerich, aber natürlich wollen wir alles in die Waagschale werfen, um die beiden Punkte bei uns zu behalten.“

Keine Überraschung: Die Freude aufs Duell im Bergischen teilen die Longericher. „Ich finde das überragend, dass wir in diesem Stadium der Saison, in dem es ins absolute Finale geht, überhaupt noch um etwas spielen. Etliche Mannschaften haben quasi schon mit der Saison abgeschlossen. Wir spielen um Platz drei/vier und die DHB-Pokal-Qualifikation“, meint LSC-Coach Chris Stark. „wenn wir bei den Panthern gewinnen, können wir uns in eine Pole Position bringen. Das wird am Freitag sehr stimmungsvoll und die Tickets, die wir hier in Longerich verkauft haben, sind weggegangen wie warme Semmeln. Deshalb freuen wir uns auf eine schöne Unterstützung.“ Daneben finden sie in Köln sowieso die allgemeine Entwicklung großartig: „Wir steuern beim Punkteschnitt auf das zweitbeste Ergebnis unserer Drittliga-Geschichte hin. Das ist auch ein Zeichen unserer Stabilität.“ Wie stabil die Longericher dabei aktuell sind, werden sicher die Panther überprüfen. Wenn es alleine nach den vergangenen drei Partien geht, könnten die Gastgeber allerdings aufgrund ihrer 1:5 Punkte wirklich als Außenseiter gelten. Der LSC bringt schließlich 4:2 Zähler mit – zu denen nicht zuletzt das starke 34:27 gegen die HSG Krefeld Niederrhein beitrug, die wiederum bei den Panthern mit einem 34:25 kurzen Prozess machten. Was das aber am  Freitagabend ab 20 Uhr heißt? Wenig. Möglicherweise sogar nichts.

Noch nicht hundertprozentig sicher ist der Startplatz in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga für die HSG Krefeld Niederrhein, die als Zweiter mit 36:12 Zählern aber auf jeden Fall vor dem aktuellen Dritten Bergische Panther bleibt (32:16). Theoretisch könnten beide Seiten am Ende punktgleich über die Ziellinie gehen – doch dann lägen die Eagles über den direkten Vergleich vorne (33:33/25:34). Eher muss die Mannschaft von Trainer Mark Schmetz mit einem Augen auf die Longericher blicken, die durch drei Siege in ihren drei letzten Partien auf 37:15 Punkte kommen würden und damit theoretisch in der Lage sind, auf den letzten Metern an den Krefeldern vorbeizuziehen – falls der Zweite gleichzeitig entsprechend Federn lässt. Das Restprogramm lässt allerdings nur den Schluss zu, dass es sich für die Eagles um eine reine Formsache handelt – und sie könnten die letzten Zweifel am vorletzten Spieltag durch einen Erfolg bei der SG Schalksmühle/Halver Dragons (Neunter/20:28) aus eigener Kraft beseitigen. Schmetz ist vor der Partie gegen seinen Ex-Verein zuversichtlich: „Das wird ein harter Fight werden, der für uns auf dem Weg zur Aufstiegsrunde aber genau zur rechten Zeit kommt, um sich die nötige Wettkampfhärte abzuholen und sich weiterzuentwickeln.“ Dass sie etwa selbst verlieren und am Ende des Tages eventuell von der Schützenhilfe der Panther gegen die Longericher profitieren, wäre für die Krefelder eher die zweitbeste Lösung – wie die Möglichkeit, etwa Versäumtes am letzten Spieltag gegen den als Absteiger feststehenden ASV Hamm-Westfalen II (8:40) nachholen zu müssen.