1. Bundesliga
Kempa-Trick als Krönung: Scholtes war hin und Weck
Beim 34:24 gegen Hamm hebt sich das Team von Trainer Jamal Naji das Beste bis zum Schluss auf.

Cool, oder? Trainer Jamal Naji erlebte mit dem BHC einen vergleichsweise entspannten Abend – den sich die Hausherren aber durch eine Leistung mit hoher Konzentration und viel Disziplin selbst erarbeiteten. (Foto: Michael Jäger)

Bergischer HC – ASV Hamm-Westfalen 34:24 (16:11). Entschieden war die Partie ja längst und die Gastgeber hätten sich auf der Zielgeraden vielleicht den einen oder anderen Meter sparen können. Davon hielt die Mannschaft von Trainer Jamal Naji aber offensichtlich nichts. Und sie hatte sich das Beste sogar für den Schluss aufgehoben, als Ausrufezeichen hinter einen gelungenen Abend – gelungen alleine deshalb, weil er den ersten sehr deutlichen Erfolg in einem Heimspiel der Serie 2022/2023 brachte und sogar den mit weitem Abstand höchsten Erfolg in der laufenden Saison. Die bisherige Bestmarke zu Hause ist mehr als ein halbes Jahr alt und sie stammt aus dem 32:28 vom 15. September 2022, die neue Bestmarke in einem Auswärtsspiel ist keine Woche alt – 28:22 bei der HSG Wetzlar. Jene Szene aus der 60. Minute, als gegen Hamm nur noch ein paar Sekunden zu absolvieren waren, fasste am Ende alle Qualitäten der gerade offensichtlich mit viel Selbstvertrauen ausgestatteten Gastgeber auf den Punkt genau zusammen: Alexander Weck, nicht nur in dieser Situation ein starker Motor für Najis Team, passte den Ball hoch für den heranfliegenden Elias Scholtes in den Torraum des ASV – und der erst kürzlich von den Rhein-Neckar Löwen zum BHC gekommene Linkshänder verwandelte den Kempa-Trick ebenso regelkonform wie sehenswert zum 34:24-Endstand. Der glatte Sieg machte sich auch in der Tabelle bemerkbar, obwohl die Hausherren keine Positionsverbesserung erzielten. Auf ihrem jetzt positiven Konto stehen nun allerdings 24:22 Zähler – eine gute Basis beim Vorhaben, die Saison in der oberen Hälfte und auf einem einstelligen Platz abzuschließen.

Die tief im Keller festhängenden Hammer, die als Letzter mit 5:43 Punkten dem Feld hinterherhinken und auf den direkten Wieder-Abstieg zusteuern, hatten auf mehr gehofft – doch in der Wuppertaler Uni-Halle von der ersten Minute an wenig zu bestellen. Beim 5:1 (7.) und 7:2 (11.) waren die Weichen für diesen Donnerstagabend im Grunde schon gestellt und erst ab dem 11:5 (17.) fand der ASV etwas besser in die Partie. Beim Stande von 12:8 (22.) nahm der BHC eine Auszeit, um sich neu einzustellen – und kassierte zunächst das 12:9 (24.) sowie das 13:10 (26.). Die sachlich-nüchterne Antwort der Hausherren waren anschließend trotzdem das 14:10 (27.), 15:10 (27.) und 16:10 (29.), ehe am Anfang der zweiten Halbzeit schnell endgültig alles klar war: Vom 16:12 (31.) zog Najis Team innerhalb von weniger als drei Minuten auf 17:12 (32.), 18:12 (33.), 19:12 (33.) und 20:12 (34.) weg. Mit dem 25:15 (46.) kletterte das Polster zum ersten Mal in einen zweistelligen Bereich – und mit dem 32:21 (56.) war es bei elf Toren am größten. Wie gemalt: Den Treffer erzielte Paul Gießelmann, der aus der eigenen A-Jugend stammt und sonst auch schon im Regionalliga-Team spielt. Naji hatte den 19 Jahre jungen Linksaußen zusätzlich in den Kader geholt, weil Noah Beyer wegen einer Erkrankung kurzfristig passen musste. Ebenfalls passend: Tobias Schmitz (20), Gießelmanns Teamkollege in der Regionalliga, steuerte zwei Treffer bei.

Der BHC zeigte tatsächlich eine überzeugende Teamleistung, wie unter anderem die insgesamt elf verschiedenen Torschützen beweisen. Trotzdem gab es den einen oder anderen herausragende Akteur – und Torhüter Christopher Rudeck gehörte sicher dazu. Die offizielle HBL-Statistik führte ihn später mit 20 Paraden und einer Quote von fast irrwitzigen 47,62 Prozent an gehaltenen Würfen. Beim ASV kamen die Kollegen Felix Hertlein (25,81) und Vladimir Bozic (15,38) zusammen nur auf zehn Paraden. Rückraumspieler Weck überzeugte weniger wegen seiner drei Treffer, sondern durch eine Reihe sehenswerter Anspiele, die ebenfalls zu Toren führten – mit dem späten 34:24 als krönendem Höhepunkt. Weck stand als Mittelmann in der Startformation, um die zuletzt pausierenden Regisseure Linus Arnesson und Tomas Babak am besten wenig oder gar nicht einzusetzen und auf jeden Fall zunächst zu schonen. Die Idee funktionierte gut: Arnesson konnte später doch einsteigen und mit fünf Toren war er letztlich sogar der erfolgreichste Werfer des BHC. Babak durfte sich bis zum Schluss auf der Bank schonen und Kraft für die weiteren elf Aufgaben in dieser Saison sparen.

Torhüter Rudeck, dem das viele Lob fast unangenehm zu sein schien, fasste die allgemeine Stimmungslage knapp zusammen: „Wir sind sehr glücklich“, betonte der Keeper. Trainer Naji nahm sich die Freiheit, gleichzeitig Kritik zu üben: „Wir haben die Favoritenrolle gut ausgefüllt, wobei man das ein Stück relativieren muss. Es ist nicht alles Gold, was glänzt – und daher gibt es auch heute zwei, drei Punkte, die mir nicht gefallen haben. Alles in allem haben wir es aber geschafft, das Spiel zu dominieren, was uns in dieser Saison noch nicht häufig gelungen ist. Wir sind stabil geblieben, waren diszipliniert und haben nicht angefangen, irgendwelche neue Dinge zu probieren, sondern wir haben uns an den Matchplan gehalten. Besonders zufrieden bin ich vor allem mit unserer Abwehr im Innenblock, weil wir Christopher Rudeck geholfen haben, sehr viele geplante Bälle zu bekommen. Alles in allem können wir wirklich zufrieden sein.“ Bis zur nächsten Prüfung bleiben dem BHC jetzt neun Tage Zeit zur Vorbereitung: Weiter geht es erst am 2. April bei Frisch Auf Göppingen – das sich auf Rang 15 mit aktuell 14:32 Punkten am rettenden Ufer aufhält und dennoch längst nicht gerettet ist. Die Aufgabe dürfte wieder schwierig werden und vermutlich deutlich komplizierter als die gegen Hamm.

Bergischer HC: Rudeck, Johannesson – Persson (3), Scholtes (2), Gießelmann (1), Weck (3), Gunnarsson (2/1), Ladefoged (3), Babak, Szücs, Gutbrod, Schmitz (2), Arnesson (5/1), Nikolaisen (5), M’Bengue (4), Stutzke (4).