3. Liga
Das Beste zum Schluss: Torhüter Louis Oberosler rettet Opladens Erfolg
Tus 82 gewinnt das am Ende dramatische Nachholspiel gegen Longerich mit 24:23. Aldekerk und Panther wollen ein tolles Saisonfinale zeigen. Eagles bleiben auf jeden Fall Zweiter.

Jaaaaa! Die Parade von Louis Oberosler praktisch in der Schluss-Sekunde war beim Sieg gegen Longerich echt Gold wert für die Opladener. (Foto: Thomas Schmidt)

TuS 82 Opladen – Longericher SC 24:23 (9:13). War es gut? Sicher nicht. War es irre? Hundertprozentig ja. Und weil sich die Beteiligten im Ungewöhnlichen irgendwie höflich abwechselten, war am Ende jeder Sieger möglich. Dass die beiden Punkte letztlich doch in Opladen blieben, war nicht zuletzt auf ein Plus an Leidenschaft bei den Hausherren zurückzuführen – die nach der Schluss-Sirene erkennbar, wie die Longericher auch, keinen Tropfen Benzin mehr im Tank hatten. Erst waren es die Opladener, die wie ein chancenloser Spielball der Kölner wirkten, während sich die Verhältnisse nachher umdrehten – und jetzt der LSC eine unter dem Strich gruselige zweite Halbzeit ablieferte. Fabrice Voigt, der vor der Pause angesichts des Fehlerfestivals seines Teams oft fassungslose Trainer des TuS 82, formulierte es nachher so: „Wir wussten, dass es nicht über Schönspielerei geht. Wir haben es heute über den Kampf gemacht.“ Kollege Chris Stark, dessen Longericher angesichts der Leistungen in den vergangenen Wochen als klarer Favorit gelten mussten, wirkte bei aller Enttäuschung erstaunlich gefasst. „Die Akkus sind bei denen, die zuletzt viel gespielt haben, ein bisschen leer. Wir hatten trotzdem die Chance, hier zu gewinnen“, fand Stark, „wir haben aber zu viele Fehler gemacht. Und wenn du in der 3. Liga nicht gut spielst, kannst du auch schnell ein Spiel verlieren.“ In der Tabelle behielten beide Teams vor dem letzten Spieltag ihre Position: Der LSC bleibt mit jetzt 33:17 Punkten auf dem dritten Platz, während die Opladener mit 24:26 Zählern unverändert den achten Rang einnehmen.

Die Gastgeber starteten immerhin sehr ordentlich und lagen mit dem 5:2 (7.) oder 7:4 (13.) jeweils drei Treffer vorne. Jenes 7:4 von Maurice Meurer war nun allerdings für ziemlich genau 15 Minuten das letzte offensive Lebenszeichen des TuS 82, der den Longerichern tatkräftig zurück in die Partie half und ab jetzt oft hilf- und harmlos wirkte. Der LSC, selbst bereits hier nicht frei von Mängeln, nutzte die Gunst der Stunde und die intensive Arbeit seiner Abwehr zu einem 8:0-Lauf, der mit dem 12:7 (28.) das Spiel früh zu entscheiden schien. Wie diese Opladener nach dem 9:13 (30.) am Ende der ersten Hälfte noch etwas bewegen sollten, war ein Rätsel – an dessen Lösung die Longericher tatkräftig mitstrickten. Bis zum 15:12 (35.), 18:15 (40.) und 19:16 (44.) reichte die Palette der LSC-Antworten auf alle Versuche der Opladener, die sich nun allerdings nicht mehr abschütteln ließen. Übers 19:19 (48.) und 21:21 (43.) ging der TuS 82 beim 22:21 (53.) zum ersten Mal wieder in Führung und eröffnete damit eine dramatische Endphase. Das 23:22 (55.) von Birger Dittmer, den an diesem Abend besten Opladener, und das 24:22 (59.) von Jan Jagieniak verkürzte der LSC durch Max Zimmermann (60.) genau 51 Sekunden vor Schluss zum 24:25. Dass Opladen den Sieg feiern durfte, hatte es dann seinem Keeper Louis Oberosler zu verdanken – der unmittelbar vor der Schluss-Sirene den Wurf des frei vor ihm auftauchenden Malte Nolting spektakulär abwehrte.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (1), Meurer (3), Nitsche, Pütz (4/4), Leppich, Schroeder, Dittmer (6), Nitzschmann (3), Jagieniak (3), Swiedelsky, Hinrichs (2), Boelken, Johannmeyer, Sonnenberg (2).

Longericher SC: Ruch, Briese, Inzenhofer – Gerfen, Zerwas (1), Pyszora (2), Richter (7), Thöne (1), Lincks (2), Wolf, Zimmermann (2), Schulz (4/1), Johnen, Nolting (4), Rinke, Malolepszy.

 

Viele sind froh, dass die Saison 2022/2023 in der 3. Liga für sie am Samstag zu Ende geht – unter anderem definitiv die Opladener, die ihr manchmal schwieriges Jahr nach dem Kraftakt am Mittwochabend gegen die Longericher mit der Aufgabe beim stark gefährdeten TSV GWD Minden II (Rang 13/13:37 Punkte) beschließen. Es lassen sich allerdings mindestens zwei gute Gründe für die Opladener finden, vielleicht noch einmal die allerletzten Reserven zusammenzukratzen: Erstens gäbe eine Niederlage oder eine enttäuschende Leistung kein gutes Gefühl für den langen Zeitraum bis zum Beginn der Serie 2023/2024 und zweitens ist noch etwas zu berücksichtigen, das mit dem 26. November 2022 zu tun hat. Seinerzeit verlor der TuS 82 in der Bielerthalle mit 23:27 gegen den damaligen Tabellenletzten, der dadurch seinen ersten Sieg überhaupt mitnehmen konnte. Zu denen, die grundsätzlich heilfroh über die bald anstehende Gelegenheit zum vorübergehenden Abschalten sind, gehört letztlich auch der Aufsteiger TV Aldekerk (Siebter/25:25), den ja eine ziemlich großartige Mischung aus Leidenschaft, Neugier auf die 3. Liga und allgemeinen Spaß am Handball durch die vergangenen Monate und zum Klassenerhalt getragen hat. Weil sich die Aldekerker intern vorgenommen haben, mit einem ausgeglichenen Konto aus der Saison zu gehen, könnte die finale Partie des TVA gegen die auf Rang vier liegenden Panther (32:18) trotz allem spannend werden, zumal/obwohl die Gäste zuletzt drei klare Niederlagen gegen die anderen Top-Teams hinnehmen mussten – 25:34 gegen die HSG Krefeld Niederrhein (Zweiter), 27:37 in Emsdetten (Erster), 27:33 gegen Longerich (Dritter).

Ebenfalls raus ist der ganz große Druck des Gewinnen-Müssens zumindest bis auf Weiteres bei den Panthern (32:18 Punkte), die trotzdem gerne ihren aktuellen vierten Rang behalten möchten. Nach vorne ist dabei der Dritte Longerich (33:17) nach der Niederlage in Opladen nicht zu weit weg, nach hinten aber der Fünfte TuS Spenge (30:20) nicht nah genug dran. Nach der 35:42-Pleite des TuS vom vergangenen Wochenende beim als Absteiger feststehenden Letzten ASV Hamm-Westfalen II (10:40) war ja gleichzeitig sowieso vorzeitig amtlich, dass der LSC und die Panther als Dritter und Vierter unabhängig von der genauen Reihenfolge an der demnächst anstehenden (freiwilligen) Pokalrunde aller Drittligisten teilnehmen dürfen – in der es um insgesamt zwei Tickets für den großen DHB-Pokal 2023/2024 geht. Das wiederum bedeutet vor allem: Beiden dürfte daran gelegen sein, die Lust auf die mit einigen Herausforderungen verbundene Saisonverlängerung zu erhalten. Das verlangt zum Abschluss wohl besonders einen inneren Motivationsschub – sowohl für die Panther, die den TVA sowieso nicht unterschätzen werden, als auch und nach der Pleite beim TuS 82 erst recht für die Kölner, die LIT 1912 II (Zehnter/20:30) nicht unterschätzen dürfen. Panther-Trainer Marcel Mutz hat gleichzeitig keinen Zweifel daran, dass sich das Saisonfinale in der Vogteihalle sehen lassen kann: „Wir freuen uns noch mal auf ein volles Haus, wir freuen uns auf eine klangvolle Atmosphäre. Beide Teams haben eine überragende Saison gespielt und wollen diese mit einem positiven Ergebnis abschließen beziehungsweise mit einem positiven Gefühl aus der Saison rausgehen. Aldekerk ist eine clevere, sehr erfahrene Truppe mit einer hohen Emotionalität, mit einer tollen und hohen Einsatzbereitschaft. Da gilt es für uns dagegenzuhalten und ich erwarte auch von meiner Mannschaft die volle Einsatzbereitschaft.“

Das Höchstmaß an Aufmerksamkeit und Konzentration dürfte notwendig sein, weil der seit einiger Zeit gerettete TVA fürs Saisonfinale vor den eigenen Fans ebenfalls ehrgeizig ist. „Wir freuen uns riesig, denn wir werden wieder ein ausverkauftes Haus haben. Das wird noch mal ein richtig geiles Erlebnis gegen eine sehr gute Mannschaft“, glaubt Spielertrainer Gentges. Zusammen mit seiner Mannschaft hat er durchaus einiges vor: „Zuerst möchten wir, dass wir Platz sieben halten. Außerdem wäre es cool, wenn wir es hinbekommen, am Ende ein ausgeglichenes oder positives Punktekonto nachweisen zu können. Aber in erster Linie geht es darum, dass wir noch mal ein richtig gutes Spiel abliefern. Wir wollen mit unserer Leistung auch danke sagen. Es ist nicht selbstverständlich, was das Dorf, der Verein und unsere Fans über die gesamte Saison auf die Beine gestellt haben. Die Saison ist für uns überragend und eigentlich unglaublich. Nach dem Spiel wollen wir das natürlich zusammen begießen. Dann haben wir uns auch verdient, dass es zu Ende ist. Aber vorher warten 60 Minuten Arbeit auf uns, denn die Panther sind ein Spitzenteam der Liga. Wir haben uns akribisch vorbereitet und wir müssen sehen, was dabei rauskommt. Hinterher ist erst einmal Luft holen angesagt und irgendwann können wir uns dann auf die neue Saison freuen.“

Sowieso ganz alleine eine Frage der eigenen Einstellung wird sein, wie der Zweite HSG Krefeld Niederrhein (38:12) gegen Schlusslicht Hamm-Westfalen II abschneidet. Für die Eagles darf nur ein ungefährdeter Erfolg in Frage kommen, zumal die aus ihrer Sicht wichtige zweite Teil der Saison ohnehin erst in ein paar Wochen folgt: Ab April geht es in der Aufstiegsrunde für den Meister TV Emsdetten (47:3) und für den Vizemeister Krefeld (jeweils direkt für den DHB-Pokal qualifiziert) um insgesamt zwei Plätze in der 2. Bundesliga. An der Aufstiegsrunde sind nach dem Jetzt-Stand insgesamt weitere zehn Drittligisten interessiert. Ursprünglich waren 13 Meldungen eingetroffen, doch der TuS Fürstenfeldbruck aus der 3. Liga Süd (wird dort mindestens Zweiter) hat seine inzwischen zurückgezogen.