3. Liga
Große Emotionen: Aldekerk verabschiedet Marcel Görden, beim LSC geht Matthias Peters
Am letzten Spieltag stand nicht nur das Sportliche im Mittelunkt. Panther tankten aber mit dem 30:27 in Aldekerk noch Selbstbewusstsein für die Pokalrunde, die Longericher mit dem 40:27 gegen LIT 1912 II.

Niemals geht er so ganz: Marcel Görden (Foto) bleibt auch nach dem Karriereende im Herzen ein Aldekerker – wie Matthias Peters, der ebenfalls aufhört, ein Longericher bleibt. (Foto: Thomas Schmidt)

TV Aldekerk – Bergische Panther 27:30 (17:15). Beide Seiten hatten sich einiges vorgenommen. Der Aufsteiger Aldekerk wollte, nachdem er den Klassenerhalt bereits vor einiger Zeit unter Dach und Fach gebracht hatte, gerne mit einem ausgeglichenen Konto aus der Serie gehen – und am liebsten sogar mit einem positiven. Daraus wurde allerdings nichts, zumal es sich auch nicht ganz mit dem Ehrgeiz der Panther vertrug: Die Mannschaft von Trainer Marcel Mutz, die vor Kurzem noch direkten Kontakt zum zweiten Tabellenplatz hatte und zumindest theoretisch für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga in Frage kam, wollte nach drei Niederlagen hintereinander nicht ein viertes Mal als Verlierer aus der Halle gehen. Die Basis dafür, dass es mit der Korrektur klappte, legten die Panther innerhalb von weniger als zweieinhalb Minuten am Anfang der zweiten Halbzeit – als die aus dem Rückstand eine Führung machten und anschließend jeden Ansturm der leidenschaftlich kämpfenden Gastgeber abwehrten. Durch den Sieg festigten die Gäste zugleich ihren vierten Platz (34:18 Punkte) in der Abschluss-Tabelle der Gruppe West und sie nehmen demnächst an der Pokalrunde aller Drittligisten teil, in der insgesamt zwei Tickets für die Teilnahme am DHB-Pokal 2023/2024 vergeben werden. Aldekerk rutschte mit 25:27 Zählern auf den letzten Drücker noch von Rang sieben auf den achten Platz hinter den TuS 82 Opladen ab (26:26), wird damit allerdings in der Rückschau ganz gut leben können.

Beide Mannschaften zeigten von der ersten Minute an hohen Einsatz und keiner konnte sich deutlicher absetzen. Das Aldekerker 5:3 (7.) beantworteten die Gäste mit der Wende zum 6:5 (10.), ehe der TVA nach dem 8:9 (14.) wieder selbst vorlegte – 12:10 (22.), 15:12 (27.), 17:15 (30.). Geradezu ein Albtraum waren dann die ersten 172 Sekunden nach der Pause für die Hausherren, die Konzentration und Aufmerksamkeit vielleicht in der Kabine gelassen hatten und fünf Gegentreffer hintereinander zum 17:20 (33.) kassierten. Tim Gentges, der spielende Trainer des TVW, nahm jetzt unverzüglich eine Auszeit, um die Dinge zu hinterfragen – und Aldekerk kehrte auch in die Partie zurück. Übers 22:22 (41.) und 23:23 (45.) gab es ein Duell komplett auf Augenhöhe, doch ab dem 24:23 (47.) von Justus Ueberholz lagen immer die Panther vorne, die nun regelmäßig passende Lösungen produzierten – 28:25 (54.), 29:26 (55.). Endgültig entschieden war die Partie mit dem 30:27 (60.) durch Dorian Wöstmann, der 23 Sekunden vor der Schluss-Sirene traf.

Für TVA-Coach Gentges stand das reine Ergebnis hinterher allerdings nicht im Vordergrund. Seine knappe Aussage zum Spiel: „In der ersten Halbzeit spielen wir gut, verpassen es aber, uns auf vier, fünf Tore abzusetzen. Wir kommen ganz schlecht aus der Halbzeit raus. Dann schaffen wir es nicht mehr, in Führung zu gehen, obwohl wir die Chancen dazu haben.“ Für Gentges stand eher die Verabschiedung von Christopher Tebyl, Thomas Jentjens (jeweils nach langer Verletzung) und Marcel Görden im Mittelpunkt. „Hier sind viele schöne, emotionale Dinge passiert“, stellte Gentges fest. Und besonders die Szenen rund um die letzten Karriere-Sekunden von Marcel Görden hatten es ihm angetan: „Da gilt ein großer Dank auch Marcel Mutz und seinen Panthern. Wir wollten gerne kurz vor Schluss eine Auszeit nehmen, weil der Gördi heute sein letztes Karrierespiel hatte. Marcel war sofort bereit – und das war eine geile Geste der Panther. Generell war die Saison überragend und was hier zusammengewachsen ist, ist kaum zu beschreiben. Das macht unfassbar viel Bock.“ Trainerkollege Mutz gab die Blumen direkt zurück: „Was hier und heute los war, war Weltklasse und hat Spaß gemacht. Es war ein würdiger Rahmen auch für Aldekerk, das eine tolle Saison gespielt hat. Wir selbst haben keine gute erste Halbzeit gespielt, in der zweiten Halbzeit war das viel besser. Ich glaube, am Ende des Tages haben wir auch verdient gewonnen. Ein Riesenlob an meine Jungs, was die heute und über die ganze Saison abgeliefert haben. Das war bärenstark und davor ziehe ich den Hut.“ Auch aus einer Sicht bildete die Verabschiedung von Marcel Görden den gefühlsmäßigen Höhepunkt: Als der 35-Jährige in der letzten Minute von der Platte ging, wäre bei Standing Ovations fast das Dach von der Vogteihalle geflogen.

TV Aldekerk: Schoemackers, van Hall, Keutmann – Jonas Mumme (2/1), Grützner, Görden (4), Plhak (4/1), Upietz, Gentges, Küsters (1), Hansen (8), Julian Mumme (5), Platen, Rutten (2/1), Linden (1).

Bergische Panther: Fuchs, Eigenbrod, Conzen – Steinhaus (1), Wöstmann (3), Görgen (1), Elverfeld, Schlösser (7/2), J. Blum (2), T. Blum (1), Weiß, Padeken (2), Ueberholz (5), Bleckmann (2), Heider (4), Wolter (2).

 

Longericher SC – LIT 1912 II 40:27 (17:12). Die Longericher hatten die Enttäuschung rund um die schmerzhafte 23:24-Niederlage im Nachholspiel nur drei Tage zuvor beim Nachbarn TuS 82 Opladen offensichtlich ganz gut weggesteckt. Zum Abschluss der Saison in der Gruppe West wies die Mannschaft von Trainer Chris Stark erneut nach, wie sie sich über die vergangenen Monate einen Platz im oberen Drittel gesichert hat – unter anderem durch offensive Power, die gegen Opladen weitgehend auf der Strecke geblieben war. Außerdem zeigte der LSC, dass er tatsächlich Lust auf die demnächst anstehende Pokalrunde der Drittligisten aus allen fünf Gruppen hat. Daran nehmen die Kölner, die in der Abschluss-Tabelle mit insgesamt 35:17 Punkten ihren dritten Platz verteidigten, zusammen mit den auf Rang vier einkommenden Bergischen Panthern (34:18) teil. Beide bekommen demnächst die Chance, sich eins der beiden Tickets für die Teilnahme am DHB-Pokal 2023/2024 zu sichern.

Leichte Probleme hatte Longerich nach dem 3:3 (6.), als die auf Platz zehn gesicherten und nicht mit der besten Besetzung angetretenen Gäste (20:32 Punkte) mit dem 4:3 (8.) und 5:4 (10.) jeweils eine Führung vorlegen konnten. Übers 6:6 (13.) und 7:7 (14.) zogen die Hausherren aber zuerst auf 11:7 (19.) weg, ehe LIT auf drei Treffer verkürzen konnte – 8:11 (19.), 9:12 (23.), 11:14 (26.). Bereits das 17:12 (30.) am Ende der ersten Halbzeit machte jedoch den Weg frei für den LSC, der nach der Pause genau drei Minuten für drei weitere Treffer zum beruhigenden 20:12 (34.) brauchte. Max Zimmermann baute das Polster mit dem 24:14 (37.) zum ersten Mal ins Zweistellige aus, in dem es ab dem 27:17 (41.) dauerhaft blieb. Kurz vor Schluss erreichte Longerich mit dem 40:27 durch Max Zerwas zum zweiten Mal in dieser Saison nach dem 40:31 vom 16. Dezember 2022 bei der Ahlener SG die 40-Tore-Marke. Ganz nebenbei war damit der höchste Saisonsieg unter Dach und Fach – was wohl als passender Abschluss durchgehen konnte.

Trainer Stark bescheinigte seiner Mannschaft hinterher eine geschlossene Leistung. Hervorheben wollte er allerdings Rechtsaußen Benjamin Lincks: „Er hat alle Würfe von außen verwandelt. Das war blitzsauber.“ Wertvoll war für den LSC-Coach zudem, dass Longerich mit Blick auf die Pokalrunde die Belastung verteilen und zuletzt fehlenden Spieler mit Wettkampfpraxis versorgen konnte.“ Auch in Köln gab es im Übrigen später noch reichlich Emotionen, denn der Verein verabschiedete in Matthias Peters ein langjährige Stütze in den „Ruhestand“. Kleiner Trost: In der kommenden Saison könnte Peters in der Not aushelfen. Starks Fazit insgesamt: „Einen besseren Ausstand hätten wir uns nicht wünschen können. Es ist super, dass wir uns den dritten Platz erarbeitet haben. Jetzt freuen wir uns auf die Pokalrunde.“

Longericher SC: Ruch, Inzenhofer – Gerfen, Peters, Pyszora, Richter (5), Thöne (3), Lincks (7), Wolf, Zimmermann (6), Schulz (5/2), Johnen, Zerwas (5), Rinke (5), Nolting (3), Malolepszy (1).

 

TSV GWD Minden II – TuS 82 Opladen 23:32 (13:13). Die Opladener waren mit einem Bus nach Westfalen gereist – obwohl das angesichts der dünnen Personaldecke fast gar nicht nötig gewesen wäre. Nur zehn gesunde Feldspieler standen TuS-Trainer Fabrice Voigt beim Saisonfinale zur Verfügung, denn im Vergleich zum 24:23-Sieg am Mittwoch im Nachholspiel gegen den Longericher SC fielen noch Jonas Leppich, Yannick Nitzschmann, Maurice Meurer und Birger Dittmer aus. Vor allem der letztgenannte Mittelmann fehlte den Opladenern mit seinen Ideen schmerzhaft. Doch die verbliebenen Akteure füllten die Lücke gut aus bescherten sich selbst ein erfolgreiches Ende einer wechselhaften Saison. Mit 7:1 Punkten aus den letzten vier Partien kletterte der TuS sogar noch in die obere Tabellenhälfte und beendet die Serie als Siebter (26:26 Zähler). „Wir wollten uns unbedingt selber einen versöhnlichen Abschied machen. Ich kann als Trainer sehr, sehr zufrieden sein, wir haben eine gute Reaktion gezeigt in diesem neuen Jahr. Zwischendurch hatten wir wirklich Schwierigkeiten, aber was wir mitnehmen, ist: Wenn wir trainieren, einigermaßen gesund bleiben, sind wir zu Siegen in der Lage“, fand Voigt.

Die Gäste zeigten von Beginn an eine ordentliche Vorstellung, ließen aber vor der Pause insgesamt zu viele Möglichkeiten liegen. Nach dem 5:5 (10.) zog Opladen mal auf 8:5 weg (14.), lag aber kurz vor der Halbzeitsirene plötzlich mit 10:12 hinten (26.). Julius Schroeder (26.) und Jan Jagieniak (27.) glichen zum 12:12 aus, bevor Schroeder mit dem 13:13 den Schlusspunkt unter die erste Hälfte setzte (30.). Nach dem Seitenwechsel sah es zunächst auch nicht so aus, als würden die Gäste einen so klaren Erfolg einfahren. Bis zum 18:19 (41.) lief der TuS 82 einem Rückstand hinterher, bevor Karl Nitsche (42.), Markus Sonnenberg (44.) und Schroeder (45.) die Partie zum 21:19 drehten.

Minden reagierte mit einer Auszeit, kassierte in der Folge jedoch erst einmal zwei Zeitstrafen (45./46.), und Opladen nutzte die Situation, um sich auf 25:20 abzusetzen (51.). Die Gastgeber, die nach der Niederlage als Vorletzter der Tabelle aus der 3. Liga absteigen, versuchten in der Schlussphase erneut alles, doch die zusätzlichen Räume nutzte vor allem Voigts Team zu schnellen Toren. Mit sieben Treffern in den letzten neun Minuten schraubte Opladen den Erfolg deutlich nach oben und feierte letztlich einen gelungenen Abschluss einer wechselhaften Saison.

TuS 82 Opladen: Oberosler, Schmidt – Bachler (1), Nitsche (3), Schroeder (7), Jagieniak (6), Swiedelsky (2), Dasburg (1/1), Hinrichs (3), Boelken (1), Johannmeyer, Sonnenberg (8).

 

HSG Krefeld Niederrhein – ASV Hamm-Westfalen II 36:23 (19:12). Die Begegnung hatte im Grunde vor allem noch statistischen Wert. Auf der einen Seite standen die Krefelder bereits als Tabellenzweiter fest und sie hatten ihr Ticket für die Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga längst in der Tasche. Auf der anderen Seite kamen die Gäste zu ihrer Abschiedsvorstellung aus der 3. Liga, denn ebenfalls vor dem Anpfiff war bereits klar, dass der ASV als Tabellenletzter absteigen würde. So bot die Begegnung weder große Spannung noch zahlreiche Erkenntnisse. Für die Eagles vielleicht am wichtigsten: Nach einer erneut eher durchwachsenen Normalrunde beendete sie die Saison mit einem Erfolgserlebnis und sie können den Traum von der Rückkehr in die zweithöchste Spielklasse mit mehr Selbstvertrauen angehen. „Im Großen und Ganzen habe ich ein sehr ordentliches Spiel von uns gesehen. Wichtig ist für uns, dass wir nun mit einem guten Gefühl in die Aufstiegsrunde gehen. Mit diesem guten Gefühl werden wir uns jetzt auf die Aufstiegsrunde vorbereiten und wir freuen uns, weitere große Handballfeste bei Heimspielen zu feiern“, meinte Krefelds Trainer Mark Schmetz.

Die HSG lag tatsächlich mit dem 0:1 (4.) nur ein einziges Mal hinten, hatte dann aber nach der kurzen Anlaufphase alles im Griff. Schon mit dem 5:1 (8.) waren die Weichen in Richtung Krefelder Sieg gestellt. Die Gäste waren vor allem über Moritz Eigenbrodt gefährlich, der am Ende zehn der insgesamt 23 Hammer Treffer erzielte. Ansonsten hatten die Eagles wenig Probleme und sie legten nach dem 14:10 (23.) vor der Pause zum 17:10 (27.) nach. Auch nach dem Seitenwechsel bestimmte die HSG das Tempo und sie erhöhte vom 19:12 (30.) zur Pause auf 24:13 (36.). Hamm reagierte mit einer Auszeit und konnte in der Folge immerhin auf 16:24 (39.) verkürzen. Schmetz zog nun seinerseits die grüne Karte und mit drei Treffern in Folge stellte sein Team den alten Abstand direkt wieder her – 27:16 (42.). Klar: Die Frage nach dem Sieger war vor der Schlussphase beantwortet und über das 32:18 (51.) und 36:21 (58.) steuerten die Hausherren einem sicheren Erfolg entgegen.

HSG Krefeld Niederrhein: König, Hasenforther, Bartmann – Krings (5), Klasmann (4), Hahn (4), Athanassoglou, Schulz (5), Braun (7), Brüren (4/1), Jagieniak (1), Dommermuth (2), Obranovic (3), Bitzel, Mircic (1).