09. April 2023 | Zurück zur Artikelübersicht » |
TuSEM Essen – HSG Konstanz 34:27 (17:13). Allgemein wird diese Partie wohl keinen Eingang in die Geschichtsbücher der Essener finden. Der Sieg war ebenso ungefährdet wie verdient, aber am Ende auch eine Art von Pflicht – weniger alleine deshalb, weil Konstanz mitten im dicksten Kampf gegen den Abstieg steckt, sondern wegen der zahlreichen Ausfälle, die HSG-Trainer Jörg Lützelberger derzeit zu bewältigen hat. So standen auf dem Spielbericht in der für Konstanz reservierten Spalte nur zehn statt der 14 Namen, die bei den Feldspielern maximal erlaubt sind. Dass Essen etwa seinen Regisseur Justin Müller und Linkshänder Alexander Schoss ersetzen musste, schränkte zwar die Möglichkeiten im Rückraum ein, wirkte sich allerdings weniger aus, weil immer wieder andere in die Bresche sprangen und TuSEM als Team eine geschlossene Leistung auf die Platte bringen konnte. Trainer Michael Hegemann wirkte unter dem Strich erleichtert: „Ich bin wirklich froh und sehr zufrieden, wie die Mannschaft das Spiel angegangen ist. Nachdem wir zuletzt vor allem Mannschaften aus dem ersten Drittel gespielt haben, hatten wir jetzt das erste Mal eine aus dem unteren Drittel, wo wir zu Hause durchaus so etwas wie eine gewisse Favoritenstellung hatten. Wir waren von Anfang an sehr konzentriert.“ Durch den ungefährdeten Erfolg glich Essen sein Konto als Zehnter auf 26:26 Zähler aus, während Konstanz auf Rang 17 bei 14:42 Punkten den 16. Platz und das rettende Ufer (zurzeit VfL Eintracht Hagen/20:34) fast aus den Augen verloren hat.
Essen geriet nur mit dem 0:1 (1.) und 1:2 (3.) in Rückstand, war jedoch bereits ab dem 4:2 (6.) auf dem aus seiner Sicht richtigen Weg und setzte sich übers 9:6 (14.) bis auf 13:8 (21.) ab. Konstanz konnte dann die Zeitstrafe gegen TuSEM-Rechtsaußen Felix Klingler und die sich daraus ergebende Überzahl durch drei Treffer hintereinander zum 11:13 (24.) nutzen, aber besonders nach dem 15:13 (29.) fand TuSEM gute Antworten. Tim Mast (29.) und Klingler (30.) erhöhten kurz vor der Pause auf 17:13, ehe Tim Rozman (31.), Dennis Szczesny (32.), und Eloy Morante (32.) den Turbo-Start in die zweite Halbzeit mit einem dem 3:0-Lauf und dem 20:13 vollendeten. Das beruhigende Polster hielten die Gastgeber grundsätzlich bis zum Schluss und selbst das Konstanzer 23:27 (48.) brachte keine besondere Gefahr mehr: Spätestens sechs Minuten und vier Essener Tore später stand mit dem 31:23 (54.) der Sieger endgültig fest. Der beste Spieler des Abends stand dabei zwischen den TuSEM-Pfosten: Dort kam Keeper Lukas Diedrich in 40 Minuten Einsatzzeit auf zwölf Paraden, aus der die offizielle HBL-Statistik eine herausragende Quote von 41,38 Prozent an gehaltenen Bällen errechnete. Diedrich übertraf sowohl die Konstanzer Leon Grabenstein (29,41) und Moritz Ebert (10,00) als auch seinen für die letzten knapp 20 Minuten auf dem Feld stehenden Teamkollegen Arne Fuchs (25,00) weit.
Hegemann fand hinterher vor allem stark, wie die Essener eine Woche nach dem 35:41 beim TuS N-Lübbecke zurück zu defensiver Stabilität fanden und gleichzeitig vorne oft effektiv blieben: „Wir haben versucht, unsere Deckung wieder zu stabilisieren und weniger Gegentore zu fressen und daraufhin einen sehr strukturieren Angriff aufzubauen – was uns über weite Phasen gelungen ist. Insgesamt hat uns das Spiel ermöglicht, allen Spielern Spielanteile zu geben, sodass auch die jungen Leute viel Spielzeit bekommen haben. Sucht man ein Haar in der Suppe, kann man sagen, dass wir in der ersten und auch in der zweiten Halbzeit zwei kurze Phasen hatten, wo wir nicht komplett konsequent verteidigt und nicht konsequent im Angriff gespielt haben. Da haben wir es übertrieben, spielerische Lösungen zu finden, anstatt den einfachen Durchbruch oder Wurf aufs Tor zu suchen. Aber das ist insgesamt klagen auf hohem Niveau. Wir sind einfach zufrieden mit diesen zwei Punkten.“ Die nächste Aufgabe sieht dabei wieder ein Stück anspruchsvoller aus, denn es folgt am nächsten Freitag das Spiel beim Aufsteiger VfL Potsdam, der den Essenern als Fünfter (35:21) ein gutes Stück voraus ist. Wie schwierig die Dienstreise werden dürfte, zeigen alleine die 16:6 Zähler der von Bob Hannig trainierten Potsdamer im Kalenderjahr 2023. TuSEM hat demgegenüber nur leicht negative 8:10 anzubieten und gehört zudem auswärts bislang eher zu den schwächeren Klubs der 2. Bundesliga (drei Siege, zehn Niederlagen). Was für TuSEM spricht: Es ist mit dem Blick nach oben oder unten keinerlei Druck da – außer dem, den sich die Essener selbst machen. Weil der TV Hüttenberg (27:29) praktisch gleichauf liegt, könnte ja der neunte und damit ein einstelliger Tabellenplatz noch ein lohnendes Ziel für den Rest der Saison sein.
TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Rozman (4), Reidegeld, Wolfram (1), Dangers (3), Homscheid (6/6), Szczesny (4), Buschhaus (1), Seidel, Morante Maldonado (5), Klingler (5), Mast (3), Werschkull (2).