2. Bundesliga
Nullnummern: Leerer Freitag für Essen und Dormagen
TuSEM verliert beim VfL Potsdam unnötig mit 27:28. TSV Bayer kommt beim 36:39 am Tag der offenen Tür in Hagen vom Kurs ab.

Hindernisrennen: Eloy Morante Maldonado und seine Essener blieben am Ende an der Hürde Potsdam hängen. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Potsdam – TuSEM Essen 28:27 (13:13). Felix Klingler brauchte nur wenige Worte, um die Dinge nach den 60 Minuten in der Hauptstadt Brandenburgs auf den Punkt zu bringen. „Hier war mehr drin“, fand der Rechtsaußen der Essener, der mit seinen 29 Jahren zur Abteilung Erfahrung im Team von Trainer Michael Hegemann gehört – und mit acht Treffern der beste Werfer an diesem Abend war, aber die Niederlage dadurch nicht verhindern konnte. TuSEM, das in der Hinrunde klar mit 28:20 gegen den Aufsteiger gewonnen hatte, setzte insgesamt seine Berg- und Talfahrt aus den vergangenen Wochen und Monaten fort: Aus den jetzt zehn Begegnungen im Jahr 2023 gab es übersichtliche 8:12 Zähler und aus den vergangenen fünf Spielen mit nur einem Sieg und einem Unentschieden auch keine überragenden 3:7 Punkte, sodass auf dem wieder negativen Konto jetzt 26:28 Punkte zu finden sind – die für Rang zehn im dichten Mittelfeld reichen. Die nächste Gelegenheit, die Bilanz erneut auszugleichen, haben die Essener am kommenden Freitag gegen den TV Großwallstadt (Zehnter/27:31), weil am Dienstag im Nachholspiel in Düsseldorf gegen den HC Motor Zaporizhzhia aus der Ukraine, der außer Konkurrenz an der 2. Bundesliga teilnimmt, keine Zähler vergeben werden. Auf welcher Partie der Schwerpunkt der Essener liegen wird, dürfte deshalb kein großes Rätsel sein.

Die Gäste gerieten beim 0:1 (1.) nach 34 Sekunden in Rückstand, fanden dann allerdings schnell ins Spiel und dominierten. Ab dem 2:1 (4.) legte Hegemanns Team lange vor – 5:4 (11.), 8:5 (14.), 9:6 (16.), 10:7 (21.), 11:8 (22.). Erstes Thema, das den Essenern am Ende den Stecker zog: Nach dem Klingler-Treffer blieben sie fast acht Minuten lang ohne einen Treffer, sodass der VfL die Wende zum 12:11 (29.) schaffte und erst Justin Müller mit dem 12:12 (29.) die TuSEM-Flaute beendete. Zweites Thema, das den Essenern zu schaffen machte: Die Mannschaft, die sich wieder herangekämpft und mit dem 14:13 (31.) erneut die Führung übernommen hatte, legte nach dem 16:14 (34.) die nächste offensive Dürrephase ein – 17:20 (41.). Drittes Thema von Bedeutung: Beim Stande von 18:20 sah Eloy Morante Maldonado nach der dritten Zeitstrafe die Rote Karte (45.) und fehlte für die Schlussphase.

Für Essen sprach, dass es selbst nach dem 18:22 (46.), 21:25 (50.) oder 23:27 (54.) nicht aufgab, sondern auf 25:26 (55.) und 26:28 (58.) verkürzen konnte – inzwischen längst mit Sebastian Bliß (wechselt nach dieser Saison zum aktuellen Regionalliga-Tabellenführer Interaktiv.Handball) zwischen den Pfosten. Dann gelang Tim Mast, der kurz zuvor frei gescheitert war (59.), sogar das 27:28 (60.), doch der VfL überstand die restlichen 39 Sekunden unbeschadet. Dass Bliß kurz vor Schluss mit seiner vierten Parade das 27:29 verhinderte, steigerte die persönliche Quote auf 50 Prozent an gehaltenen Würfen – womit er weit vor den Kollegen Lukas Diedrich, zuletzt oft in bestechender Form, und Arne Fuchs lag, die nahezu keinen Ball zu fassen bekamen. Auch das gehörte diesmal ausnahmsweise zu den schwierigen Themen: TuSEM hatte auf der Torhüter-Position zu wenig entgegenzusetzen.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Rozman (1), Reidegeld, Wolfram, Dangers (1), Homscheid (2/2), Szczesny (7), Müller (3), Seidel, Morante Maldonado (4), Klingler (8), Mast (1), Werschkull, Schoss.

 

VfL Eintracht Hagen – TSV Bayer Dormagen 39:36 (20:17). Dormagen erzielte in Hagen zwei Rekorde und auf einen davon hätte es mutmaßlich sehr gerne verzichtet: Die 39 Gegentreffer lagen sogar über der erst ein paar Wochen alten Marke vom 33:38 beim Aufsteiger VfL Potsdam. Ganz nebenbei: Beide Werte sind eher untypisch fürs Team von Trainer Matthias Flohr, das sonst defensiv eher stabil daherkommt und hier mit jetzt 780 Gegentreffern aus 28 Spielen immer noch deutlich besser liegt als alle anderen Klubs dahinter. Dass die Mannschaft von Trainer Matthias Flohr mit 36 Treffern vorne ebenfalls einen Rekord aufstellte (vorher jene 33 in Potsdam), war ebenfalls untypisch – und passte in der Kombination irgendwie gar nicht zu den beiden vorherigen Ergebnissen. Das 27:20 beim HSC Coburg (Neunter/27:31) und das noch stärkere 30:25 danach gegen den Aufstiegs-Anwärter TuS N-Lübbecke (Zweiter/41:15) hatte sich Dormagen durch eine perfekte Mischung aus Leidenschaft, konsequentem Abschluss und zupackender Abwehr verdient. Der allgemeine Schaden im Kampf um den Klassenerhalt hält sich jedoch trotz der Niederlage in Hagen in Grenzen, denn die 22:34 Punkte und Rang 14 bieten nach wie vor ausreichend Raum zur HSG Konstanz (17./14:42), die den ersten der drei Abstiegsplätze einnimmt. Der VfL Lübeck-Schwartau, Dormagen, Hagen (alle 22:34) und der HC Elbflorenz Dresden (22:26) bilden mittlerweile ein Quartett, das für den Rest der Saison vor allem den Abstand nach unten wahren will. Nach oben ist die Lücke zu Rang zwölf (TuSEM Essen/26:28) fast zu groß.

Dormagen begann beim VfL selbstbewusst – offensichtlich von den vorherigen Siegen beflügelt. Nach dem 1:0 (1.) und 2:0 (4.) fiel der nächste Treffer aufgrund vieler Ungenauigkeiten auf beiden Seiten aber erst mit dem 1:2-Anschluss (9.) der Hausherren, die regelmäßig an konsequent arbeitenden Gästen scheiterten und genauso regelmäßig Lücken ließen. Übers 10:8 (2o.), 11:9 (21.) und 12:10 (23.) hatte der TSV die Partie gut unter Kontrolle – ehe ihm die letzten acht Minuten der ersten Halbzeit zu entgleiten begannen. Mit dem 13:12 (24.) und 14:13 (35.) lag Bayer immer noch vorne und bis zum 17:17 (28.) immerhin gleichauf, ehe es mindestens dreimal falsche Entscheidungen traf oder am VfL-Keeper Maurice Paske scheiterte – 17:20 (30.). Hagen brauchte in dieser Phase keinen Zauberhandball zu spielen, sondern nur auf die Fehler der Dormagener zu warten.

Nach dem schnellen 17:21 (31.) war es bis zum 20:22 (34.) wieder ein bisschen enger – ohne dass sich der VfL vom einmal eingeschlagenen Weg zum Erfolg abbringen ließ. Ab dem 26:21 (37.) lagen dauerhaft mindestens drei Treffer zwischen den Kontrahenten, die sich zunehmend ein Hochgeschwindigkeitsduell lieferten und dabei häufig jeder Form von Abwehrarbeit einstellten. Den höchsten Vorsprung erreichte Hagen mit dem 33:26 (49.) und es erstickte in der Schlussphase häufig jeden Funken Hoffnung der Dormagener – 36:31 (53.), 38:33 (56.), 38:35 (58.), 39:35 (59.). Keine Überraschung: Angesichts allgemeiner Abwesenheit dichter Abwehrreihen war dieser Freitag kein guter Abend für die Torhüter. Weder die Dormagener Ole Christian Simonsen (21,43 Prozent der Würfe gehalten) und Martin Juzbasic (15,00) noch die Hagener Paske (27,27) und Mats Grzesinski (21,43) erreichten gehobenes Niveau. Alle vier zusammen kamen in den 60 Minuten auf lediglich 21 Paraden. Besser machen wollen es die Dormagener definitiv am nächsten Freitag gegen den HC Elbflorenz Dresden, der praktisch ein Tabellen-Nachbar ist. Ein Sieg wäre für den TSV Bayer sicher der nächste Meilenstein für einen ruhigen Saison-Endspurt.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (1) – Reuland (3), Meuser (4), Senden (2), Zurga, Rehfus (4), I. Hüter (3), Reimer (8/4), Grgic (2), P. Hüter, Träger, Sterba (1), J.-C. Schmidt, Seesing (4), Steinhaus (4).