Oberliga Mittelrhein
Chaos in Köln: Das verschwundene Tor des LSC
Beim 27:27 der Longericher Zweiten im Nachholspiel gegen die Löwen Oberberg geht es am Ende drunter und drüber.

Wer weiß denn sowas? Bei den Longerichern waren nach dem „27:27“ gegen die Löwen Oberberg viele Fragen offen. (Foto: Thomas Schmidt)

Longericher SC II – HBD Löwen Oberberg 27:27 (15:9). Es hätte ein normales Nachholspiel werden sollen und werden können. Was es wirklich wurde? Ein Drama sicherlich. Ob es eher in die Kategorie der Komödien einzuordnen ist oder in die der Tragödien einzuordnen ist, hängt vielleicht vom Blickwinkel des jeweiligen Betrachters ab. Vielleicht ist es einfach tragikomisch. Am Ende reichten jedenfalls ein paar wenige Auegenblicke, um den Abend ins letztlich komplette Chaos zu stürzen. LSC-Trainer Frederic Rudloff, der ebenfalls nur den Kopf schütteln konnte, trug die Nummer unter dem Strich mit Gelassenheit: „Am Ende steht da ein Unentschieden. Nach der zweiten Halbzeit ist das gerecht. Aber keiner weiß, was wirklich final richtig ist. Theoretisch hätten wir gewinnen müssen. Wenn man sich das Video anschaut, ist das kein Unentschieden.“ Tatsächlich gibt es auf der Zielgeraden eine Reihe von Ungereimtheiten, die vielleicht niemand aufklären kann oder will, zumal auch keiner Einspruch eingelegt hat. Wohl einer der Gründe dafür aus Longericher Sicht: Rudloffs Team hat als Fünfter (35:17 Punkte) keinerlei Ambitionen nach ganz oben und könnte im Endspurt maximal auf Rang drei vorstoßen (SSV Nümbrecht/37:15). Für die Löwen (Zwölfter/19:31) war die Punkteteilung sogar hilfreich für den weiteren Kampf um den Klassenerhalt. Ob und wie sich das Ergebnis letztlich auf den Abstieg auswirkt, wird sich ja erst zeigen.

In der Gesamtschau aller zur Verfügung stehenden Puzzleteile ergibt sich mindestens, dass etwas nicht stimmt/nicht stimmen kann. Bewegte Bilder zeigen, wie die Longericher in der letzten Minute über die rechte Seite angreifen und durch Max Matysiak vier Sekunden vor der Schluss-Sirene einen Treffer erzielen – sehr offensichtlich das 28:27, das die Unparteiischen entsprechend geben. Erstaunlich: Im Spielbericht taucht das Tor nicht auf. Der Versuch der Gäste, noch den Ausgleich zu erzielen, geht zuerst daneben – und nach ein paar Diskussionen kommt die Entscheidung, dass die Partie bereits unterbrochen war, weil die Löwen eine Auszeit beantragt hatten. Selbstredend ergeben sich Diskussionen, die mit der Einigung auf Ballbesitz Löwen und handgestoppte drei Sekunden Rest-Spielzeit enden. Die Löwen kommen in der Folge sogar zu einem Abschluss und der Ball landet nach dem Wurf von Felix Soldanski im LSC-Tor. Resultat: Wieder wird es hektisch: Erst geben die Unparteiischen den Treffer, weil er im ersten Eindruck rechtzeitig gefallen sein soll, wenig später nehmen sie ihn nach einer weiteren Debatte zurück. Maßgeblich ist hier das „Urteil“ des Zeitnehmers, der die Restsekunden als abgelaufen ansah.

Irgendwie spannend ist ein Blick in den Spielbericht, der offiziell Stellung zum Ablauf bezieht. Dort heißt es ganz vorne: „Tor von Longericher SC zum 27:27.“ Das ist erkennbarer Unsinn und das erst recht dann, wenn ein Spielbericht überhaupt eine Art Beleg-Funktion haben soll. Demnach haben die Longericher überhaupt kein 27:27 erzielt, denn ihr bis dahin letzter Treffer war, wie derselbe Spielbericht belegt, in der 56. Minute das 27:26 durch Bjarne Duckert. Knapp 90 Sekunden darauf gleicht nun vielmehr Tobias Mlynzak für die Löwen zum 27:27 aus – das angeblich die Gastgeber erst kurz vor Schluss erzielt haben sollen. Schlussbemerkung in der Stellungnahme zum Ablauf nach der Annullierung des Tors und dem finalen Löwen-Angriff: „Dementsprechend ist das Ergebnis 27:27.“ Das ist schlicht falsch, geht allerdings so in die Wertung ein.

Bis zum denkwürdigen Ende des Abends lieferten sich beide Seiten ein abwechslungsreiches Duell und die Longericher hatten in der ersten Halbzeit klare Vorteile – 6:2 (6.), 9:3, (13.), 13:6 (22.), 15:9 (30.). Nach der Pause arbeiteten sich die Löwen schrittweise heran, sodass sie beim 18:19 (41.) wieder direkten Kontakt besaßen und mit dem 22:22 (48.) zum ersten Mal den Ausgleich schafften. Der LSC legte mit dem 25:22 (52.) und 26:24 (53.) erneut vor, ehe sich ab dem 26:26 (56.) jenes Kapitel entwickelte, das die Betroffenen vermutlich nicht so ganz schnell vergessen werden. „Wir hatten mal wieder eine sehr dünne Besetzung im Rückraum mit nur einem Auswechselspieler“, sagte Rudloff, „die Jungs haben das trotzdem sehr gut gelöst. Wir führen zur Halbzeit verdient mit 15:9, weil wir mit viel Schwung kommen und ganz gut verteidigen. In der zweiten Halbzeit hat man gemerkt, wie die Kräfte langsam schwinden, und die Löwen konnte einen Schüppe drauflegen.“

Longericher SC II: Fischbach, Döscher (1) – Beste, Matysiak (2), Heider, Schiefer (8/1), Quetting, Duckert (7), Boeing (3), Vallbracht (1), Gottlob (3), Keil (1), Falkenreck (1).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Neu, Fraunhoffer – Mlynczak (2), Köster (1), Starcevic (9), Basic (6/3), Soldanski (1), Hudak-Domokos (1), Welke (3), Krause (4), Müller.