2. Bundesliga
Essen gewinnt selbst im Probier-Modus klar
Beim 37:27 gegen Motor Zaporizhzhia kann Trainer Michael Hegemann viele personelle Formationen testen.

Volle Kraft voraus? Dennis Szczesny wird die Essener in dieser Saison nicht mehr aktiv auf dem Feld unterstützen können. Gegen Zaporizhzhia kam TuSEM aber auch ohne den erfahrenen Rückraumspieler ganz gut zurecht. In den neun weiteren Spielen in dieser Saison dürfte das schwieriger werden. (Foto: Herbert Mölleken)

HC Motor Zaporizhzhia – TuSEM Essen 27:37 (13:17). Viel mehr als ein Test würde es ja sowieso nicht sein. Das stand lange vorher fest, weil der Serienmeister aus der Ukraine in dieser Saison außer Konkurrenz in der 2. Bundesliga unterwegs ist – und sich auf die Tabelle auswirkende Punkte in den Duellen mit Motor demnach nicht vergeben werden. Für die Essener war es dann aber plötzlich etwas mehr als nur ein eher freundschaftlicher Vergleich, indem es vor allem um die Schonung der Kräfte oder eine Lastenverteilung auf viele Schultern für den bevorstehenden Endspurt in die Saison gehen sollte: Dennis Szczesny, im Team von Trainer Michael Hegemann eine sehr zentrale Figur, fällt wegen einer Verletzung (Bruch der rechten Mittelhand) aus der jüngsten Partie beim VfL Potsdam (27:28) für die restlichen Partien aus, sodass sich die Essener neu sortieren müssen – um das Fehlen von Szczesny, der zuletzt in starker Form unterwegs war, zumindest halbwegs zu kompensieren. Wie sehr Leidenschaft und Routine des 29-Jährigen, einer der nicht besonders vielen Vertreter aus der Abteilung Erfahrung im Team, der Mannschaft fehlen werden, dürfte sich eher als gegen Zaporizhzhia am Freitag im Heimspiel gegen den TV Großwallstadt zeigen. Nach 8:12 Zählern aus den ersten zehn Spielen im Kalenderjahr 2023 steht das TuSEM-Konto auf Rang zwölf bei 26:28 Punkten und ein Erfolg über Großwallstadt könnte die Chance festigen, demnächst noch auf einen einstelligen Platz vorzustoßen. Hinter dem Achten HSG Nordhorn-Lingen (33:23) bilden der HSC Coburg, Großwallstadt und der TV Hüttenberg (alle 27:31) ein in Reichweite liegendes Trio, in dem alle bisher zwei Spiele mehr ausgetragen haben als Essen.

Die Partie lief für die Essener weitgehend stressfrei – nicht nur wegen der geringen Reisestrapazen für die rund 50 Kilometer bis zum Düsseldorfer Castello, der Heimspielstätte des HC. Den Anfang machte „Team alt“, zu dem als Feldspieler Felix Klingler (29), Markus Dangers (29) und Justin Müller (27) gehörten – neben Alexander Schoss (19), Finley Werschkull (20) und Nils Homscheid (20). Das 0:1 (1.) blieb für die Abwehr vor Keeper Arne Fuchs (24), der einige starke Paraden zeigte und am Ende bei einer überragenden Quote von 44 Prozent an gehaltenen Würfen landete, der einzige Rückstand. Absetzen konnte sich Essen trotzdem erst nach dem 5:4 (10.), als vier Tore hintereinander die 9:4-Führung (13.) brachten. Motor kämpfte sich zwar vom 8:13 (20.) auf 13:15 (29.) heran, doch Essen fand noch vor der Pause zwei schnelle Antworten zum 17:13 (30.) und zog am Anfang der zweiten Halbzeit fast uneinholbar weg – 18:14 (32.), 23:14 (37.). Auf weniger als sieben Tore wie beim 24:17 (42.) oder 25:18 (43.) sank der Vorsprung anschließend nicht mehr – und Essen konnte weiter personell nach Belieben wechseln. Dabei stand einmal eine Besetzung auf der Platte, die mühelos am Wettbewerb „Jugend forscht“ hätte teilnehmen können. Plötzlich war nämlich Linksaußen Tim Mast der älteste Essener Feldspieler – mit 21.

Trainer Hegemann durfte in der Summe zufrieden sein, wie sein Team die Aufgabe vor der Geisterkulisse von offiziell 163 Zuschauern (bei  freiem Eintritt) bewältigte: „Ich muss meiner Mannschaft ein Kompliment machen. Wir wollten das Ganze seriös angehen und unterschiedliche Konstellationen auf dem Feld testen. Das war für uns gut und Siege sind dann natürlich immer schön. Wir haben im Angriff strukturiert gespielt und wenige Fehler gemacht, das war insgesamt also wirklich okay. Für die jungen Spieler war es gut, Selbstbewusstsein und eine gewisse Sicherheit zu bekommen. Jetzt wollen wir am Freitag nachlegen.“ Dass diese Aufgabe deutlich schwieriger wird, wissen Hegemann und seine Essener.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß – Kämper (1), Rozman (3), Reidegeld (3), Wolfram (4), Dangers (4), Homscheid (4/2), Buschhaus (4), Müller (3), Seidel, Morante Maldonado (6), Klingler, Mast (2), Werschkull (2), Schoss (1).