Regionalliga Nordrhein
Die Jagd geht weiter: Ratingen oder Korschenbroich?
Im Kampf um die Meisterschaft spricht vieles für den Spitzenreiter Interaktiv. Der Kampf um den Klassenerhalt ist abgeschlossen.

Hier steht die Wand: Tomislav Nuic, Alexander Oelze und Ante Grbavac (von links) waren mit Interaktiv bisher für jeden Gegner am Ende ein unüberwindbares Hindernis. (Foto: Sven Frank)

Es ist ein bisschen wie die Geschichte mit dem Wettlauf zwischen dem Hasen und dem Igel. Der eine rennt und rennt – mit dem höchsten möglichen Tempo. Aber der andere ist immer schon da, weil er sich eines relativ fiesen Tricks bedient. Interaktiv.Handball, der Spitzenreiter der Regionalliga macht es natürlich anders: Das Team des Trainergespanns Filip Lazarov/Alexander Oelze gewinnt und gewinnt und gewinnt, nicht selten knapp und manchmal deutlich. Dagegen haben die für alle geltenden Regeln nicht das Geringste einzuwenden. Weil der Spitzenreiter in der Summe bisher kein einziges Mal verloren hat, steht er bei 43:3 Punkten auch verdient auf dem ersten Platz – und er hält in den vergangenen Wochen den mit 40:4 Zählern geführten Verfolger TV Korschenbroich immer wieder hinter sich. Durch das 32:27 im Nachholspiel bei der SG Langenfeld haben die Ratinger zudem so viel Luft zwischen sich und den TVK gelegt, dass sie nun dem kommenden Wochenende in einem Punkt ziemlich gelassen entgegensehen können: Der Tabellenführer wird seine Spitzenposition definitiv behalten – unabhängig vom Ausgang der Partie am Sonntag beim MTV Rheinwacht Dinslaken (Elfter/15:27), für die er selbstredend als Favorit gilt. Er ist schon wieder da, wo der andere eigentlich auch sein will.

Die Korschenbroicher kennen die Situation, dass sie sich keinen Ausrutscher mehr erlauben dürfen, seit Wochen und fast seit Monaten. Verloren haben sie dabei nur zweimal überhaupt in dieser Saison – am 2. September 2022 vor mehr als einem halben Jahr mit 24:25 gegen Interaktiv und am 14. Januar 2023 vor über drei Monaten mit 29:30 in Ratingen. Nach diesem Winterabend holte das Team von Trainer Gilbert Lansen aus neun Spielen makellose 18:0 Punkte – und ist damit sogar besser als Interaktiv (16:2), das sich zwischendurch zwei durchaus überraschende bis zum Teil glücklich erzielte Unentschieden genehmigte (36:36 gegen die TSV Bonn rrh. und 32:32 gegen den Neusser HV). Einiges spricht nun dafür, dass der TVK seine Serie bis zum Schluss fortsetzen und so den Druck auf Interaktiv hochalten kann, und ebenso spricht manches dafür, dass die womöglich schwierigste Aufgabe direkt bevorsteht: Schließlich geht es am Samstag ins Oberbergische zum Dritten HC Gelpe/Strombach (27:17). Die Mannschaft von Trainer Markus Murfuni hat/hatte zwar mit dem Kampf um Meisterschaft und Aufstieg nichts zu tun, ist aber irgendwie unberechenbar und in voller Besetzung (die zuletzt allerdings nie zur Verfügung stand) zu jeder Überraschung möglich. Zuletzt sprang im Übrigen vor der Osterpause trotz reduzierter personeller Möglichkeiten bei der HG Remscheid ein 34:30-Erfolg heraus und Gelpe/Strombach tauschte dadurch die Position mit den nun auf Rang vier folgenden Remscheidern (25:17).

Weil aus der 3. Liga kein Verein aus dem Gebiet Nordrhein in die Regionalliga absteigt, braucht dort auch nur einer die Klasse runter in die Oberliga Niederrhein zu verlassen. Und derjenige ist inzwischen im abgeschlagenen Letzten Neusser HV (5:41) gefunden, sodass es weiter hinten praktisch keinen Abstiegskampf mehr gibt. Trotzdem werden die Neusser auf ihrer Abschiedstour nach den Eindrücken aus den vergangenen Wochen gegen den inzwischen nicht mehr gefährdeten HC Weiden (Zwölfter/15:29) kaum etwas freiwillig hergeben. Ähnliches gilt für den Bergischen HC II (Rang 13/12:32), der das Ende der Saison nach einer Serie von neun Spielen mit bloß einem Sieg (34:24 in Neuss) und 2:16 Punkten im Jahr 2023 fast am meisten herbeisehnen dürfte und jetzt den 27. Spieltag am Freitagabend in Solingen mit dem Duell gegen die ebenfalls bereits gerettete TSV Bonn rrh. (Neunter/18:26) eröffnet. Der Zehnte BTB Aachen (17:27) prüft die Bereitschaft der Remscheider zur Wiedergutmachung für die schlappe Vorstellung gegen Gelpe/Strombach, während sich der Achte Langenfeld (21:25) und der Fünfte OSC Rheinhausen (25:19), der immerhin noch Kontakt zu Rang drei hat, zu einem Duell im breiten Mittelfeld treffen – das eigentlich direkt hinter den Top-Teams Interaktiv und Korschenbroich beginnt.