2. Bundesliga
Dormagen atmet auf, Essen ist erleichtert
TSV Bayer erarbeitet sich wichtiges 33:29 gegen Dresden. TuSEM gewinnt gegen Großwallstadt auch ohne Dennis Szczesny mit 30:24.

So geht das! Ian Hüter und seine Dormagener sind inzwischen auf dem besten Weg, die Klasse zu halten. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Bayer Dormagen – HC Elbflorenz Dresden 33:29 (18:18). Es war Schwerstarbeit über weite Strecken der Partie, aber der hohe Aufwand machte sich am Ende der 60 Minuten reichhaltig bezahlt für die Dormagener – weil der Sieg über einen direkten Konkurrenten dem Team von Trainer Matthias Flohr noch ein Stück mehr Sicherheit im Kampf um den Klassenerhalt brachte. Sören Steinhaus, 19 Jahre junger Rückraumspieler der Gastgeber, brachte nach der Schluss-Sirene die allgemeine Gemütslage auf den Punkt: „Das war ein unglaublich wichtiges Spiel für uns und wir haben es in die richtige Richtung gedreht. Da fällt viel Druck ab.“ Der Blick in die Tabelle belegt, warum die Hausherren erleichtert sein konnten: Sieben Runden vor dem Ende der Saison 2022/2023 liegt der TSV Bayer mit 24:34 Zählern auf dem 14. Platz – als mittlerer Teil eines Trios, zu dem davor der VfL Lübeck-Schwartau und dahinter der VfL Eintracht Hagen gehören (beide ebenfalls 24:34), bei dem Dormagen vor genau einer Woche mit 36:39 verloren hatte. Alle drei halten sich ein kleineres Stück vor Dresden (22:38) auf und ein größeres vor den Abstiegsrängen: Die beginnen auf Rang 17 bei der HSG Konstanz (16:42), die inzwischen tatsächlich wie der erste der drei Absteiger aussieht. Noch schlechter sieht es für den Vorletzten HC Empor Rostock (12:44) und für den praktisch nicht mehr zu rettenden Letzten Wölfe Würzburg (9:47) aus.

Die Gastgeber lagen bis zum 2:3 (5.) regelmäßig zurück, schienen die Partie nach dem 5:3 (9.) jedoch in den Griff zu bekommen und gerieten trotzdem wieder ins Hintertreffen – 5:6 (11.). Übers 8:8 (15.) und 10:10 (18.) gab es eine Partie auf Augenhöhe, ehe sich Dormagen mit dem 13:12 (21.) erneut Vorteile erspielte und durch drei weitere Treffer hintereinander auf 16:12 (24.) erhöhte. Beim Stande von 18:15 (27.) sah kurz vor dem Ende der ersten Halbzeit alles ganz gut aus für die Hausherren, die sich jetzt allerdings zwei Gegentreffer in Folge zum 18:17 (29.) einfingen. Nachvollziehbar: Flohr beantragte sofort eine Auszeit, um den Lauf der Gäste zu brechen und ein Mittel zu finden, wie die mit der Zeitstrafe gegen Patrick Hüter verbundene Unterzahl zu bewältigen sei. Ergebnisse waren allerdings bloß ein eigener Angriff ins Leere und der 18:18-Ausgleich der Dresdener zwei Sekunden vor der Pause.

Mit dem Start in den zweiten Durchgang musste der TSV Bayer sogar dem nächsten Rückstand hinterherlaufen – 18:20 (33.), 21:22 (37.). Was für Flohrs Team sprach: Es wahrte Über- und Zuversicht und die Ruhe sowieso. Dormagen, gestützt auf eine besser als vorher zupackende Abwehr, brauchte gut zehn Minuten, um den Abend wiederum in seine Richtung zu drehen, und mit dem 7:2-Lauf zum 28:24 (48.) hatte es alle Chancen auf eine entspannte Schlussphase. Dagegen wehrte sich aber der nie aufgebende HC, der beim 27:28 (51.) plötzlich wieder dicht dran war, bis zum 31:29 (59.) für Dormagen für etwas Zählbares in Frage kam und deshalb seine Deckung öffnete. Das half schließlich Jakub Sterba beim 32:29 (60.) und Alexander Senden (60.) beim 33:29 – und dass der Sieg damit zu klar ausfiel, kümmerte anschließend in Dormagen keinen mehr. Die Schwerstarbeit hatte sich schließlich nachhaltig ausgezahlt und die Lage ist nun vor der nächsten Aufgabe am 3. Mai bei den Eulen Ludwigshafen (Sechster/35:25) fast entspannt.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen (1) – Reuland (5/2), Meuser, Senden (5), Zurga, Rehfus, I. Hüter (2), Reimer, Grgic (2), P. Hüter (5), Träger, Sterba (9), J.-C. Schmidt, Seesing (1), Steinhaus (3).

TuSEM Essen – TV Großwallstadt 30:24 (12:11). Vielleicht war dieser Sieg für die Essener so etwas wie der Anfang einer Serie. Immerhin hatte die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann im Kalenderjahr 2023 bisher keine zwei Partien in Folge gewonnen. Jetzt gab es für den TuSEM den zweiten Erfolg innerhalb von vier Tagen – auch wenn das 37:27 beim HC Motor Zaporizhzhia nicht in die Wertung der Abschlusstabelle eingeht. Trotzdem dürften die Verantwortlichen um Hegemann zufrieden gewesen sein, denn mit dem Sieg im Duell der Traditionsclubs zog Essen selbst ohne den verletzten Führungsspieler Dennis Szczesny (Hand) nicht nur an Großwallstadt vorbei, sondern es glich sein Konto auf 28:28 Punkte aus und verbringt damit zumindest die Nacht auf Samstag als Neunter in der oberen Tabellenhälfte. Nach der Länderspielpause steht dann am 7. Mai beim HSC 2000 Coburg (Zwölfter/25:31) die nächste Aufgabe an – und damit die Chance, tatsächlich eine Serie zu starten.

Die fast 1800 Zuschauer in der Halle am Hallo brauchten nicht lange, um eine Idee davon zu bekommen, wer an diesem Abend mal wieder den entscheidenden Unterschied machen könnte. Bereits nach zwei Minuten stand TuSEM-Keeper Lukas Diedrich bei drei Paraden, sodass der Treffer von Eloy Morante Maldonado zum 1:0 (3.) tatsächlich die Essener Führung bedeutete. Das 1:2 (6.) war kurz darauf der einzige Rückstand der Hausherren in der gesamten Begegnung – was natürlich zu diesem Zeitpunkt keiner ahnte. Tim Mast (6.) und Nils Homscheid (9./Siebenmeter) drehten die Angelegenheit mit dem 3:2 wieder und wenig später hieß es 6:3 (13.). Weil bei Hegemanns Team aber vorne insgesamt zu wenig passte, glich der TV erneut aus – 6:6 (17.).

Die Essener erspielten sich immer wieder Vorteile, konnten sich jedoch nicht absetzen. Bis zum 10:10 (25.) war die Angelegenheit ausgeglichen und das 12:11 zur Pause ließ für den zweiten Durchgang unverändert alle Möglichkeiten offen. Nach dem Seitenwechsel brachte erst Felix Klingler mit seinem Doppelpack zum 17:14 (34./Siebenmeter, 35.) sein Team weiter nach vorne. Wenig später brach dann wiederum die Zeit von Diedrich an: Nach dem 21:18 (41.) kassierten die Essener in den nächsten 14 Minuten lediglich einen einzigen Gegentreffer, was maßgeblich mit dem Mann zwischen den Pfosten zu tun hatte. Am Ende wies die offizielle Statistik der HBL für Diedrich 15 Paraden und eine überragende Quote von 45,45 Prozent gehaltener Bälle auf. Über das 25:18 (45.) und 27:19 (52.) entschied der TuSEM die Partie so für sich. Zu diesem Zeitpunkt stand im Übrigen bereits Arne Fuchs im Kasten der Hausherren – und hatte sich ebenfalls mit zwei Paraden eingeführt. Weil die Gäste anschließend noch einmal alles versuchten und innerhalb von gut einer Minute auf 27:22 (56.) verkürzten, musste Hegemann zwar noch einmal eine Auszeit nehmen – die aber direkt Wirkung zeigte: Finn Wolfram antwortete mit dem 28:22 (57.) und in den letzten Minuten geriet der Sieg der Essener nicht mehr in Gefahr.

TuSEM Essen: Fuchs, Diedrich – Kämper, Rozman (4), Reidegeld, Wolfram (2), Dangers (3), Homscheid (5/4), Buschhaus, Müller (3), Seidel, Morante Maldonado (5/1), Klingler (3/1), Mast (2), Werschkull (2), Schoss (1).