Oberliga Mittelrhein
Feiertag: Dormagen steigt in die Regionalliga auf
Im Abstiegskampf deutet sich drei Runden vor dem Ende ein Hauen und Stechen um die Plätze am rettenden Ufer an. Fortuna Köln, HC Weiden II und Löwen Oberberg sammeln wichtige Zähler, ASV SR Aachen steckt plötzlich wieder richtig drin.

So sehen Sieger aus: Dormagens junge zweite Mannschaft war nach dem Erfolg über Pulheim natürlich in bester Sonntags-Stimmung und feierte den Aufstieg in die Regionalliga ausgiebig. (Foto: Michael Jäger)

Der letzte Schritt ist gemacht und der TSV Bayer Dormagen II hat die Meisterschaft in der Oberliga Mittelrhein bereits drei Spieltage vor Saisonende in der Tasche. Die Mannschaft von Trainer Martin Breuer sicherte sich den Titel durch ein 31:22 gegen den Pulheimer SC und ist bei 49:5 Punkten auch vom Zweiten HSG Siebengebirge (42:12) nicht mehr einzuholen. Dass der TSV am Ende ganz oben stehen würde, hatte zuletzt ohnehin kaum noch jemand bezweifelt. Zu souverän marschierten die Bayer-Akteure durch die Spielklasse und die einzige Saisonniederlage mit dem 22:33 beim SSV Nümbrecht scheint schon Jahre her zu sein. Dabei stammt die Pleite vom 1. September 2022 und danach gab es aus 24 Spielen ohne Niederlage 45:3 Punkte. Somit wird es niemanden geben, der bezweifelt, dass die Dormagener sich den Aufstieg in die Regionalliga wirklich verdient haben. Für den glücklichen Trainer Martin Berger war das Ganze aber alles andere als selbstverständlich: „Ich hätte das im Leben nicht gedacht. Was wir hier mit diesem Konstrukt aus jungen Spielern hinbekommen haben, ist unfassbar. Entscheidend waren nicht jetzt die letzten Spiele, sondern das, was wir zwischen November und Februar geleistet haben. Da sind wir einfach konstant geblieben, während die anderen auch einfach zu viel gepatzt haben.“

Geschenkt gab es dabei im Sonntagsduell mit den Hornets trotz einer letztlich klaren Angelegenheit zunächst ziemlich wenig – und die personell mit einem dezimierten Kader angetretenen Gäste hatten sich am Ende auch nichts vorzuwerfen. Etwas klarer absetzen konnte sich Dormagen erst ab dem 8:7 (14.) mit dem 11:7 (16.), 13:8 (21.) und 17:11 (28.). Im zweiten Durchgang verkürzte Pulheim sogar das 15:20 (36.) zum 18:21 (40.), sodass plötzlich größere Gefahr für die Gastgeber drohte. Dann konnte/musste Bayer-Keeper Cornlius Dahmen einen Siebenmeter von Martin Mokris abwehren (41.) und das 19:21 verhindern. Folge: Bei den Gästen lief ab jetzt nichts mehr zusammen und der Spitzenreiter brachte den Rest der Partie ebenso clever wie ungefährdet über die Bühne – 27:19 (49.), 30:20 (59.), 31:22 (60.). Pulheims Trainer Kelvin Tacke war wenig überrascht: “

Dass Dormagen am Sonntag im heimischen Bayer-Sportcenter aus eigener Kraft die Meisterschaft feiern konnte, lag nicht zuletzt an Siebengebirge, das einen Tag vorher knapp mit 32:30 beim ASV SR Aachen die Nase vorne behalten hatte. Dabei zeigten die Hausherren allerdings eine starke Leistung und sie durften sich bis in die Schlussphase Hoffnungen auf mindestens einen Punkt machen. Vor der Pause lag Aachen mit 15:11 (26.) vorne und auch beim 19:16 (37.) oder 22:20 (42.) hatte die Mannschaft des Trainergespanns Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter die Vorteile noch auf ihrer Seite. Doch über das 22:22 (44.) kippte die Partie und beim 26:27 (54.) lagen die Aachener erstmals wieder hinten. Mit drei Treffern in Folge vom 27:27 (54.) zum 30:27 (58.) entschied Siebengebirge die Partie dann spät für sich. „Die letzten zehn Minuten zeigen, warum Siebengebirge oben steht – und wir unten stehen, weil wir in einem sehr ausgeglichenen Spiel, in dem wir streckenweise sogar überlegen sind, am Ende wieder den Kopf verlieren und es nicht schaffen, eine Führung bis zum Ende runterzuspielen“, meinte Hesse-Edenfeld. „Schwarz-Rot hat uns das Leben wirklich sehr, sehr schwergemacht. Sie waren in der Lage, ein sehr hohes Tempo zu gehen, und wir haben in der Abwehr nicht so sattelfest verteidigen können, wie wir uns das eigentlich vorstellen. Hinten raus hat man gemerkt, dass bei Aachen so ein bisschen die Kräfte nachgelassen haben. Das konnten wir nutzen und wir haben uns dann auch ein Stück weit gesteigert“, fand HSG-Coach Lars Degenhardt.

Im Keller der Tabelle werden neben den beiden inzwischen feststehenden Absteigern Stolberger SV (7:47 Punkte) und TV Jahn Köln-Wahn (9:45) ein oder zwei weitere Teams gesucht, die den Weg in die Verbandsliga antreten müssen. Welcher Platz genau ausreicht, hängt davon ab, ob der Leichlinger TV als offizieller Absteiger aus der Regionalliga Nordrhein eine Meldung für die Oberliga abgibt. Der Verein hat zwar inzwischen angekündigt, auf eine Meldung zu verzichten, sodass es bei drei Absteigen bleiben würde. Dennoch sollten alle Kandidaten sicherheitshalber versuchen, lieber vier Gegner hinter sich zu lassen. Nach den Ergebnissen vom Wochenende müsste neben Stolberg und Wahn auch Fortuna Köln (18:36) definitiv absteigen, während der HC Weiden II (19:35) auf den Klassenerhalt hoffen dürfte. Derzeit gerettet, aber immer noch in Gefahr sind auf den Rängen davor Aachen und die HBD Löwen Oberberg (beide 21:33). Die Wahner kassierten gegen den Longericher SC II eine 28:29-Niederlage, hatten sich allerdings nicht viel vorzuwerfen. Gegen den Tabellenfünften holten die Hausherren einen 11:17-Rückstand (25.) auf und waren beim 19:19 (35.) wieder auf Augenhöhe. Zu einer eigenen Führung reichte es für den TV allerdings nie und nach dem 27:28 (58.) war das 27:29 durch Mirco Boeing 50 Sekunden vor Schluss die Entscheidung. „Trotz der langen Niederlagenserie haben unsere Jungs erneut bärenstark gekämpft und große Moral bewiesen. Torwart Paul Rotscholl und die Abwehr waren in der zweiten Halbzeit sehr stark. Allerdings sind uns zu viele technische Fehler unterlaufen. Leider haben wir uns wieder nicht belohnt, zumindest ein Punkt wäre möglich gewesen“, fand Wahns Co-Trainer Benjamin Sprengel. LSC-Kollege Frederic Rudloff war von der Leistung seiner Mannschaft insgesamt wenig begeistert: „In der zweiten Halbzeit haben wir Wahn erlaubt, wieder ranzukommen. Das wäre ein Spiel gewesen, was wir eigentlich auch locker mit zehn, 15 Toren hätten gewinnen müssen. Ich bin aber inzwischen lange genug im Verein, um zu wissen, dass solche Spiele nicht so einfach vonstattengehen.“

Eine ganz starke Vorstellung zeigte Fortuna Köln beim 33:22 über den TuS 82 Opladen II. Zwar lag die Mannschaft von Trainer Tobias Marquardt kurz vor der Pause mit 11:15 hinten (27.), drehte dann aber auf und ließ im zweiten Abschnitt nur sieben Gegentore zu. Über den Seitenwechsel hinweg sorgte ein 14:4-Lauf zum 25:19 (47.) bereits für die Entscheidung und die Gäste fanden nie wieder zurück in die Partie. Der Kölner Auftritt fand selbst bei Opladens Coach Philipp Jäger Anerkennung: „Wir haben einfach einen sehr, sehr schlechten Tag erwischt. Und auch wenn wir schlecht gespielt haben, großen Respekt an Fortuna Köln. Man hat gemerkt, dass die im Abstiegskampf stecken und dass die einfach alles reinballern, was sie haben.“ Sein Kölner Kollege Marquardt schaute nach dem Erfolg bereits wieder auf die Tabelle und das Restprogramm: „Unser ganz klares Ziel ist es, kommende Woche gegen das Schlusslicht aus Stolberg nachzulegen, die Konkurrenten sollen unseren Atem spüren. Alle drei haben anspruchsvolle Aufgaben kommende Wochenende, es läuft gerade auf einen heißen Showdown hinaus, in dem wir die maximale Punkteausbeute anvisieren.“

Dass die Fortuna nicht schon jetzt einen Tabellenplatz gutmachen konnte, lag am ebenfalls etwas überraschenden 29:25-Erfolg der Weidener beim TV Palmersheim. Die Gäste hatten die eine oder andere Verstärkung aus dem Regionalliga-Team dabei. Dafür feierte der TV die Rückkehr seines Spielmachers René Lönenbach, der nach seiner schweren Knieverletzung Ende Januar erstmals wieder auf der Platte stand. So entwickelte sich vor der Pause ein ausgeglichenes Spiel mit wechselnden Führungen, in denen sich kein Team absetzen konnte. Im zweiten Durchgang lag Palmersheim beim 20:18 (43.) letztmals vorne, bevor die Partie zu Gunsten der Gäste kippte – 20:22 (49.), 21:25 (53.). Die Hausherren fanden keine passende Antwort mehr, sodass Weiden zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf mit nach Hause nahm. „Das Ergebnis ist so gerechtfertigt für Weiden, die unsere vielen technischen Fehler konsequent genutzt und deswegen verdient gewonnen haben“, fand Palmersheims Trainer Peter Trimborn.

Keinerlei Sorgen in der Tabelle haben der Achte TV Rheinbach (28:26 Punkte) und der Dritte SSV Nümbrecht (38:16), die sich im direkten Duell jetzt mit 23:23 trennten. In einer torarmen Begegnung mit zum Teil extrem langen Angriffen auf beiden Seiten hatten die Gäste aus dem Oberbergischen vor der Pause mal mit 14:11 (28.) die Vorteile auf ihrer Seite. Nach dem Wiederanpfiff drehte Rheinbach den 13:16-Rückstand zu einer eigenen 19:17-Führung (42.) und beim 23:20 (54.) deutete viel darauf hin, dass die Mannschaft des Trainergespanns Dietmar Schwolow/Jan Hammann beide Punkte behalten würde. Nümbrecht schlug aber noch mal zurück und kam durch Fabian Benger zum 23:23-Ausgleich (58.). Weil in den letzten zwei Minuten alle Angriffe erfolglos ausgingen, blieb es beim letztlich vielleicht gerechten Remis. „Das Spiel hätte in alle Richtungen laufen können. So fahren wir gegen gut kämpfende Rheinbacher mit einem Punkt nach Hause“, fand SSV-Coach Manuel Seinsche. Sein Rheinbacher Kollege Hammann sah das ähnlich und war vor allem wegen der wieder dünneren Personaldecke seines Teams mit dem Ergebnis einverstanden: „Insgesamt denke ich, das Unentschieden geht auf jeden Fall in Ordnung. In der ersten Halbzeit haben wir zu viele Fehler gemacht, in der zweiten Halbzeit haben wir das deutlich besser gemacht und das Spiel verdient gedreht. Am Ende hat man auch ein bisschen gesehen, dass da die Körner und die Alternativen ein bisschen fehlen.“

Ebenfalls keinen Blick nach oben oder unten müssen der MTV Köln (Sechster/29:25) und der TV Birkesdorf (Fünfter/36:18) mehr richten. In ihrem Treffen holten sich die Kölner mit dem knappen 30:29 beide Zähler. „Es war ein schwaches Oberligaspiel von beiden Seiten. Wir sind viel zu fahrig, zu wenig konsequent, lassen alleine vier Siebenmeter liegen. Dann ist es so ein klassisches Oberligaspiel am Ende einer Saison, wo es um nichts mehr geht, so läuft“, fand MTV-Trainer Moritz Adam. Der Coach sah eine ausgeglichene erste Halbzeit, in der sein Team zwar das 8:4 (16.) vorlegte, aber auch wieder den Ausgleich kassierte (11:11/26.) und kurz vor der Pause sogar hinten lag – 13:14 (30.). Nach der Pause drehten die Kölner die Angelegenheit wieder zum 25:22 (48.) und brachten den Vorsprung über das 28:25 (55.) letztlich noch ins Ziel.

 

TSV Bayer Dormagen II – Pulheimer SC 31:22 (17:12).

TSV Bayer Dormagen II: Dahmen, Broy – Pedack (4), Böhnert, Stein (2), Kriescher, Beckers (2), Szabo, Träger (7/1), Rehfus (6/1), M. Schmidt (1), J.-C. Schmidt, Sondermann (4), Kasper (5).

Pulheimer SC: O. Middell, Lankert – Heinen, Bartsch (1), Zank, Semeraro, Jacoby (2), Jäckel (6), Romberg (1), Mokris (7/3), T. Middell (5).

 

ASV SR Aachen – HSG Siebengebirge 30:32 (15:13).

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – M. Monteiro Pai (9), Happersberger (1/1), Huckemann (3), Schumacher (3), Aguilera Lintz (5), Kuckelkorn (1), Arancibia Diaz (2), Rietz (1), K. Monteiro Pai (2), Böckenholt, Kurscheid (3).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (2), Rohde (1), Runge (6), Marcinkovic (4/2), Ghussen (1), Krefting (6), Koch (8), Picard (3), Gebel, Al-Zaidi, Sivanathan (1).

 

TV Rheinbach – SSV Nümbrecht 23:23 (13:16).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Ribbe (1), Schwolow (5/1), Engel, Krahforst, Grommes (5), Stürmann, Eusterholz (2), Schmitz (7), Bittner (3), Genn.

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski – Opitz, Benger (3), Urbach (2), Weissner (2), J. Lang (10/1), Meister (1), Dissmann (1), T. Lang, D. Donath (3), Soentgerath (1), Weidemann, Ufer.

 

MTV Köln – TV Birkesdorf 30:29 (14:14).

MTV Köln: Schmitz, Vieker – Bonstein (4), Kalisch (4/3), Epple, Hilbert (9), Göddertz, Lipka, Discher (4/2), Jebbink (4), Ziegler (1), Bathen (1), Alkenane (2), Becker (1).

TV Birkesdorf: Kipsieker, Schroven – Pelzer (2), Ihmer (2), Botz (1), Siebarth, Grings (11/7), Stern (1), Hebler, Perez Fernandez (5), Bünten, Stass (7).

 

TV Palmersheim – HC Weiden II 25:29 (14:13).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Fiedler (6/4), Winter, Schöller (1), Blesse, Lönenbach (7), Schouren (4), Mayer (1), Maeser (3), Erken, Bernads, J. Grevelding (1), L. Königshoven (2).

HC Weiden II: Keller, Gawlas – Kuck, Kemper (6), T. Lütz (2), Xhonneux (3), Schuffelen, Pieper (2), Kraus (2), Langhammer, Akintunde (1), Havers (3), Meurer (2), Signon (8/6).

 

Fortuna Köln – TuS 82 Opladen II 33:22 (14:15).

Fortuna Köln: Musacchio (1), Hoffmann – Janssen, Eiben, Stutzki, Stabauer (3), Feldmann, Lammer (6/3), Lehmann, Kötzle (5), Hofmann (7), Gremmelspacher (6), Kruse (1).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (2), Preiss (1), Bosdorf (4), Maurer (1), T. Meuser, Kreutzer (5), Gerresheim (2), Ewen (1), Munkel (4), N. Meuser, Dambacher (2), Ißling.

 

TV Jahn Köln-Wahn – Longericher SC II 28:29 (15:18).

TV Jahn Köln-Wahn: Rotscholl, Jung – Meise, Eberlein (4), Fromme (2), Westmeier (4), Alesius (1), Broexkes (5), Lütticke, Schultz (2), Giacobbe (2), Lange (7/6), Ruell (1), Rastuttis.

Longericher SC II: Fischbach, Döscher – Beste (1), Matysiak (3), Heider, Schiefer, Quetting (3), Kröger (4), Duckert (5), Boeing (3), Vallbracht, Gottlob (2), Keil (4), Falkenreck (4).

 

Stolberger SV – HBD Löwen Oberberg 22:34 (10:14).