1. Bundesliga
Gummersbach verliert – und bleibt erstklassig
Beim 27:28 in Hannover vergeigt der Aufsteiger die erste Halbzeit. Gewonnen hat er trotzdem - den vorzeitigen Klassenerhalt.

Erster! VfL-Torhüter Tibor Ivanisevic hatte zwar in diesem Zweikampf mit Hannovers Marian Michalczik früher die Hand am Ball – was auch Julian Köster als Beobachter so gesehen haben dürfte. Am Ende ging der VfL aber wie beim 27:34 aus der Hinrunde leer aus. (Foto: Thomas Schmidt)

TSV Hannover-Burgdorf – VfL Gummersbach 28:27 (14:9). Die Partie war in der Summe nicht so knapp, wie es das Resultat auszudrücken scheint. Eineinhalb Minuten vor dem Ende lag Hannover noch mit vier Toren und praktisch uneinholbar vorne. Außerdem fiel der letzte Treffer des Spiels durch Tilen Kodrin erst vier Sekunden vor der Schluss-Sirene, als die Gastgeber bereits abgeschaltet hatten. Trotzdem durfte Gummersbach als positiv mitnehmen, dass es nach einer mehr als nur einfach gebrauchten ersten Halbzeit und einem weiter hohen Rückstand in der zweiten nicht komplett in Einzelteile zerfiel, sondern grundsätzlich in jeder Minute mit passender Moral um ein besseres Resultat bemüht war. Darüber hinaus hielt der Abend sogar etwas Gutes bereit: Der VfL hat als Aufsteiger mit jetzt 26:30 Punkten zwar ein weiter leicht negatives Konto, aber immer noch einen ausreichend großen Abstand nach unten zum TSV GWD Minden, der auf dem ersten Abstiegsplatz (Rang 17) bei 11:43 Zählern und sieben Rest-Aufgaben selbst durch sieben Siege hintereinander nur auf maximal 25 Zähler kommen kann. Dass Gummersbach, in der Saison 2022/2023 von Anfang an in der 1. Bundesliga angekommen, kaum etwas mit dem Kampf gegen den Abstieg zu tun haben würde, stand schnell fest. Dass Gummersbach schon jetzt die Fahrkarte für eine weitere Erstliga-Saison lösen konnte, dürfte dennoch selbst die Erwartungen in der notorisch optimistischen „Heimat des Handballs“ übertreffen.

Hannover (32:24), das als Sechster durch den Erfolg seine Chancen darauf wahrte, in der Serie 2023/2024 an einem internationalen Wettbewerb teilzunehmen, legte in einer von beiden Seiten wild geführten Startphase das 1:0 (3.) vor und geriet anschließend kein einziges Mal ins Hintertreffen. Vom 3:3 (8.) setzte sich das Team des ehemaligen Bundestrainers Christian Prokop auf 6:3 (10.) ab, weil die Gäste vorne zu viele Fehler und Fehlwürfe produzierten, während sie hinten vor allem die Aktionen der TSV über den Kreis so gut wie gar nicht unter Kontrolle bekamen. Der VfL arbeitete sich trotzdem zum 4:6 (16.) und 5:7 (17.) heran, ehe ihm die Partie entglitt – 5:11 (22.), 6:14 (26.). Und dann brachten drei Tore hintereinander zum 9:14 (29.) sogar etwas wie Hoffnung für den zweiten Durchgang – was als das Beste an der Leistung der Gäste durchgehen musste. „Wir haben in der ersten Halbzeit vorne komplett versagt“, gab Regisseur Dominik Mappes zu, „es war Glück, dass wir nur mit fünf hinten liegen.“ Die Halbzeit-Worte von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson sollen entsprechend klar gewesen sein. „Er hat uns wachgerüttelt“, sagte Mappes, der gleichzeitig von der Mannschaft in solchen Situationen immer eine passende Portion Eigenverantwortung fordert: „Da muss sich jeder in die Pflicht nehmen, ich auch.“

Der VfL, dessen Keeper Tibor Ivanisevic und Fabian Norsten viel zu selten eine Hand an den Ball bekamen, machte anschließend einen wacheren Eindruck, wusste den Rückstand aber übers 11:16 (36.), 13:18 (37.) und 15:20 (40.) nicht nachhaltig zu verkürzen. Das 17:20 (42.) beantwortete Hannover, streckenweise mit dem siebten Feldspieler unterwegs, mit dem 23:18 (48.), ehe es vom 24:20 (49.) zum 27:20 (51.) wegzog. Gummersbachs 4:0-Lauf brachte den 24:27-Anschluss (58.), doch den Gästen lief erst recht nach dem 26:28 (60.) genau 35 Sekunden vor Schluss einfach die Zeit weg. Mappes fasste es treffend zusammen: „Hannover hat verdient gewonnen.“ Besonders viel Gelegenheit, die Dinge aufzuarbeiten, bleibt jetzt im Übrigen nicht, denn bereits am Sonntag geht es in der Schwalbe-Arena gegen den HC Erlangen (Neunter/26:28) weiter. Weil Gummersbach nach dem feststehenden Klassenerhalt ein neues Ziel braucht, könnte es sich vielleicht die Rückkehr in die obere Tabellenhälfte vornehmen – was machbar zu sein scheint. Dass Erlangen am Mittwochabend mit 23:38 gegen den Deutschen Meister SC Magdeburg unter die Räder kam, sagt allerdings in diesem Zusammenhang vor allen Dingen nichts.

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic – Vidarsson (4), Kodrin (1), J. Köster (5), Blohme, Schroven, Häseler (6), M. Köster, Mappes (7/3), Pregler, Styrmisson (1), Kiesler, Stüber, Jansen (3), Zeman.