Regionalliga Nordrhein
Der dritte Streich: Weiden gewinnt wieder das Derby
Vor allem Jonas Scheidtweiler dreht die Partie beim BTB Aachen zum 24:23. Siege holen auch Gelpe/Strombach, Rheinhausen und Langenfeld.

Na sicher schaffen wir das! Trainer Marc Schligensief und Timo Floßbach (Nummer 18), der zwei Treffer beisteuerte, holten mit Weiden tatsächlich wieder einen Erfolg über Aachen. (Foto: Thomas Schmidt)

Dieses Derby ist in der Regionalliga immer was Besonderes – unabhängig davon, um was es gerade geht oder ob es überhaupt noch um etwas geht. Und insofern war dieser Samstagabend ein Genuss für den HC Weiden, der sich mit dem 24:23 beim BTB Aachen schon den dritten Sieg 2022/2023 in diesem Traditionsduell sicherte. Es begann auf der Zielgeraden des Jahres 2022 am 10. Dezember mit dem 32:26 gegen den Weiden. Dann folgte am 15. April 2023 im Finale des Kreispokals Aachen/Düren in Birkesdorf ein 35:32 und jetzt in Aachen der dritte Streich. Mit dem Ergebnis konnte dabei sogar der Verlierer einigermaßen leben – weil Stimmung und Rahmen passten. „Das war ein schöner Lokalkampf“, fand etwa BTB-Coach Simon Breuer, „wir haben einen intensiven Fight mit sehr vielen Fouls gesehen und trotzdem wenig Zeitstrafen auf beiden Seiten. Letztlich haben wir in der Schlussphase den einen oder anderen Ball einfach nicht untergebracht oder leichtfertig vergeben. Wir waren größtenteils vorne, aber am Ende hat es leider nicht gereicht in einem tollen Spiel vor toller Kulisse. Das war ein schöner Handball-Abend.“ Kollege Marc Schlingensief war nach dem Happy End ebenfalls gut gelaunt: „Das ganze Spiel über laufen wir der Musik gefühlt immer etwas hinterher. Aber gestützt auf eine gute Abwehr- und Torhüterleistung lassen wir uns nicht abschütteln. Zum Ende hin übernehmen Paul Fiedler, Jonas Scheidtweiler und Ben Beckers die Verantwortung im Angriff und belohnen uns mit einem glücklichen, aber nicht unverdienten Sieg.“

Im jederzeit ausgeglichenen Duell konnte sich zunächst keins der Teams mehr als zwei Toren absetzen, ehe der BTB beim Stande von 22:19 (52.) mit klareren Vorteilen auf die Zielgerade einbog. Beckers (53.) und Fiedler (54.) verkürzten dann auf 21:22, bevor die letzten Minuten zu einer Art Scheidtweiler-Schau wurden: Der Rückraumspieler war erst zum 22:22 (55.) und 23:23 (58.) erfolgreich und setzte kurz darauf mit dem 24:23 in der 60. Minute den letztlich entscheidenden Treffer. Nachbarn sind die beiden Lokalrivalen inzwischen auch in der Tabelle: Eine Runde vor dem Saisonende liegt Aachen (21:29 Punkte) als Neunter weiter vor den Weidenern (20:30), die mit einem knappen Rückstand auf Platz elf folgen. Eine Gefahr von hinten gibt es für beide seit Wochen nicht mehr, weil der Letzte Neusser HV (5:45) längst als einziger Absteiger feststeht.

Erst am Ende eine klare Sache war der 35:27-Sieg des HC Gelpe/Strombach (Dritter/30:20 Punkte) über die TSV Bonn rrh. (Zehnter/20:30). Im Duell zweier Teams, die aufgrund einiger Ausfälle nicht ihre beste Besetzung aufbieten konnten, lag Bonn vor der Pause bis zum 12:9 (22.) vorne, ehe der HC durch drei Treffer in Folge zum 12:12 (26.) ausglich und beim 14:13 (29.) wieder die Führung übernahm. Im zweiten Durchgang blieb die TSV bis zum 18:19 (38.) und 19:21 (40.) dran, musste Gelpe aber bis zum 25:21 (45.) und nach dem 26:24 (49.) endgültig ziehen lassen – 29:24 (52.), 30:27 (55.), 35:27 (60.). HC-Coach Markus Murfuni war zufrieden: „“Das war ein schöner, ordentlicher Sieg heute von uns. Ich kann die Mannschaft wirklich loben über viele Stellen, weil wir echt dezimiert ins Spiel gegangen sind.“ Kollege Frank Berblinger wirkte gleichdfalls nicht unzufrieden. „Es war das typische Spiel zweier Mannschaften, für die es um nichts mehr ging“, fand Bonns Coach, „in der zweiten Halbzeit haben wir im Angriff ein bisschen den Faden verloren und hinten raus hat die Puste gefehlt. Wichtig war, dass wir uns gut präsentiert haben. Gelpe/Strombach hat das in der zweiten Halbzeit gut runtergespielt.“

Mehr Mittelfeld geht kaum nach der 28:30-Niederlage gegen die SG Langenfeld, mit der TuSEM Essen II die schwankenden Ergebnisse und Leistungen in den vergangenen Wochen auch in seinem letzten Saisonspiel fortsetzte. Weil das Team von Trainer Lukas Ellwanger zum dritten Mal hintereinander verlor, wurde zudem aus dem möglichen Konto-Ausgleich nichts: Die 24:28 Zähler reichen momentan zu Rang acht – direkt hinter Langenfeld (25:25), das an TuSEM vorbeizog und nun vorläufig Siebter ist. Dass es so weit kommen würde, hatten vielleicht beide Seiten nach dem Verlauf der ersten Halbzeit nicht mehr erwartet – weil Essen nach dem 4:5 (7.), 5:6 (9.), 6:7 (11.) und 7:8 (12.) das Heft in die Hand nahm. Nach der Wende zum 11:9 (18.) machten die Gastgeber aus dem 11:10 (19.) durch vier Treffer hintereinander die 15:10-Führung (23.) und aus dem 17:14 (28.) am Ende der ersten Halbzeit durch einen guten Start in die zweite das 19:15 (32.). Beim 20:16 (34.) lag Essen immer noch vier Tore besser, doch die SGL kam zurück – 19:22 (38.), 21:22 (41.), 23:23 (47.), 24:23 (48.). Essens 27:25 (51.) beantworteten Gary Hines (53.), Sandro Gohly (54.) und Nils Raschke (55.) mit dem 27:26 für Langenfeld, das nach dem Raschke-Treffer zum 29:28 (55.) mit einem hauchdünnen Plus in die letzte Minute ging. Hier nahmen beide Seiten noch eine Auszeit – erst Essen und dann die SGL, für die Max Guggemos fünf Sekunden vor Schluss das entscheidende 30:28 erzielte. „Wir lassen zu häufig klare Chancen liegen“, fand TuSEM Coach Ellwanger, der seinen letzten Einsatz als Trainer der Essener Zweiten bestritt, „wir haben in der zweiten Halbzeit die Chance gehabt, das Spiel wieder zu unseren Gunsten zu drehen, das aber nicht geschafft. Dann kommen wir leider im letzten Spiel nicht zu punkten. Für uns war es das in dieser Saison.“ 

Beim Bergischen HC II werden sie besonders froh sein, dass die Saison bald zu Ende sein wird. Und bis auf den seit Kurzem feststehenden Klassenerhalt werden Trainer Mirko Bernau und seine Mannschaft auch nicht besonders viel mit in die Pause nehmen, zumal das Konto auf Rang zwölf nach der 26:28-Niederlage gegen Rheinhausen (Vierter/29:21 Punkte) bei extrem bescheidenen 16:34 Zählern steht – was deutlich weniger ist als nach dem Aufstieg erhofft. Obwohl die Partie im Grunde für beide Seiten von überschaubarer Bedeutung war, hielt sie ein paar bemerkenswerte Fakten bereit. Zeitstrafen gab es sieben gegen die Hausherren sowie die direkte Rote Karte (38.) gegen Cornelius Mucha – nachdem Nils Artmann kurz vorher einen Siebenmeter zum 19:14 (37.) verwandelt hatte. Strafwürfe bekamen die Hausherren insgesamt sieben, während der OSC fünf Mal an den Strich treten durfte und daraus vier Treffer machte. Bei den Zeitstrafen traf es den OSC nur ein Mal – beim Stande von 0:0 in der sechsten Minute einer extrem trefferarmen Startphase. Das mit der fehlenden Angriffs-Effektivität wollte dann vor allem Rheinhausens Felix Molsner so nicht im Raum stehen lassen: Er traf insgesamt sechs Mal – und alle seine Tore steuerte Molsner nach dem 15:20-Rückstand bei (38.). Damit war er eindeutig der auffälligste Spieler des Abends und maßgeblich dafür verantwortlich, dass sie Partie kippte. Beim 23:23 (49.) glichen die Gäste zum ersten Mal nach dem 2:2 (12.) wieder aus und am Ende lagen sie knapp vorne – 25:25 (54.), 26:26 (56.), 27:26 (58.), 28:26 (60.). Kein Wunder: Die entscheidende Szene ging ebenfalls auf das Konto von Felix Molsner.

Bergischer HC II – OSC Rheinhausen 26:28 (13:11).

Bergischer HC II: Elsässer, Johann – Mussumeci (2), Santos (1), Breenkötter (1), Mucha (5), Franco, Keull (2), Werschkull (1), Schmitz (1), Artmann (7/2), Gießelmann (3/1), Puschmann (1), Exner (2).

OSC Rheinhausen: Borchert (2) – Bekston, Kamp (1), Wetteborn, Kaiser, Steffel, Büttner (6), Ranftler (5/4), F. Molsner (6), M. Molsner (3), Käsler (3), Hrustic (2).

 

TuSEM Essen II – SG Langenfeld 28:30 (17:14).

TuSEM Essen II: Haberkamp, Solbach-Domingo. Schmidt – Scholten, Daamen, Kämper, Reidegeld (4), Frederic Neher (3), Petersen, Elsässer (1), Fabian Neher (9/2), Lewandowski (3), Buschhaus (2), Telohe (6).

SG Langenfeld: Faust, Hüttel – Ahrens, Pötzsch, Guggenmos (2), Preissegger (1), Rahmann (5), Hines (2), Schulz (6), Winter (3), Gohly (4), Rscahke (6), Lajnef (1).

 

HC Gelpe/Strombach – TSV Bonn rrh. 35:27 (15:14).

HC Gelpe/Strombach: Blech, Rottschäfer – Schröter (1), Maier (6), Altjohann (4), Hilger (4), Roth (3), Hartmann (5), Panske (4), Borisch (1), Mayer (7).

TSV Bonn rrh.: Meißenburg, Ahmed Elnoamany – Röhrig (3), Bullerjahn (1), Blanchart, Behr (6), Weikl (3), Benninghoff-Lühl, von Bülow, Worm (5/3), Windhorst (1/1), Bohrmann (6/1), Rohde, Rohloff (2).

 

BTB Aachen – HC Weiden 23:24 (12:11).

BTB Aachen: Bourceau, Elsen – Mattner, Wagner (1), Korsten (1), Saive-Pinkall (4), Jacobs (4), Bökmann (4), Rückels, Kaesgen (2), Kepp (2), Sevenich (1), Schnalle (1), Bock (3/1).

HC Weiden: Bayer, Rüttgers – Wolff (1), Meurer (1), Beckers (7/5), Scheidtweiler (5), Eich, Flossbach (2), Bösel, Fiedler (4), Micke (2), Bergerhausen (2), Furuta, Eissa.