Oberliga Mittelrhein
„Feiner Fünfkampf“: Im Keller der Oberliga wird es heiß
Zwei Spieltage vor Schluss schweben fünf Teams noch in akuter Abstiegsgefahr. Weiden II landet dabei mit dem 37:34 über Meister Dormagen II einen echten Paukenschlag.

Wir jagen weiter: Fabian Kötzle (beim Wurf) und Fortuna Köln müssten derzeit in die Verbandsliga absteigen – werden aber in den letzten zwei Spieltagen alles dafür tun, noch die nötigen Punkte für den Klassenerhalt zu sammeln. (Foto: Thomas Schmidt)

Da die Meisterfrage in der Oberliga Mittelrhein bereits geklärt ist und der TSV Bayer Dormagen II seit letzter Woche als Aufsteiger in die Regionalliga feststeht, stand der 28. Spieltag ganz im Zeichen des Abstiegskampfes. Neben den bereits sichern Absteigern Stolberger SV (7:49 Punkte) und TV Jahn Köln-Wahn (9:45) wird auf der Zielgeraden der Saison mindestens ein weiteres Team gesucht, das den Gang in die Verbandsliga antreten muss. Ob es dabei bleibt, hängt davon ab, ob der Leichlinger TV seine Ankündigung wahrmacht, nicht für die Oberliga zu melden. Der LTV, der in der Saison 2021/2022 aus der 3. Liga zurückzog und auch in dieser Regionalliga-Spielzeit nicht antrat, steht auf dem Papier als Absteiger in die Oberliga fest. Dem Verein fehlen allerdings jegliche Mittel (inklusive einer passenden Halle), um in der Klasse zu starten. Trotzdem sollten die aktuellen Kandidaten lieber vier Konkurrenten hinter sich lassen, um den Klassenerhalt auf jeden Fall in der Tasche zu haben. Und tatsächlich ist das Feld an diesem Samstag noch einmal enger zusammengerückt: Sowohl Fortuna Köln auf Platz 14 (erster sicherer Abstiegsplatz) als auch der HC Weiden auf Rang 13 (der Platz mit dem „LTV-Fragezeichen“) gewannen ihre Partien und setzten die Konkurrenz somit unter Druck. Das Quintett der Kandidaten besteht somit weiter aus der Fortuna (20:36), Weiden, dem ASV SR Aachen (beide 21:35), dem TV Palmersheim und den HBD Löwen Oberberg (beide 23:33). Klar: Keiner wird hier aufgeben und vielleicht bleibt der Abstiegskampf bis zur letzten Minute des letzten Spieltags heiß.

Die Fortuna war im Heimspiel gegen Schlusslicht Stolberg im Grunde dazu verdammt, die Punkte zu holen – und tat das beim 32:25 letztlich einigermaßen souverän. Vom 5:5 (12.) an setzten die Hausherren auf 12:7 (23.) ab, Stolberg verkürzte aber auf 12:10 (26.) und nach der Pause auf 15:13 (33.). Selbst der Zwischenspurt zum 21:14 (42.) war noch keine Entscheidung, denn die Gäste kamen auf 24:20 heran (49.), in der Schlussphase aber nicht mehr zu einer echten Wende. „Wir meistern unsere Pflichtaufgabe mehr oder minder souverän, hatten es aber mit einem sehr kampfstarken Gegner zu tun“, fand Fortuna-Coach Tobias Marquardt, dessen Blick direkt auf die Tabelle und die kommenden Wochen ging: „Durch die Ergebnisse der direkten Konkurrenten entwickelt sich ein feiner Fünfkampf um den Klassenerhalt. Wir sind bereit, weiter zu jagen!“ Einer der Gejagten sind dabei die Aachener, die für viele eher überraschend wieder in den Abstiegskampf hineingezogen werden. Der Grund dafür sind sechs Niederlagen aus den sechs Partien der vergangenen zwei Monate – mit dem 26:31 beim Birkesdorfer TV jetzt als vorläufigem Tiefpunkt. Das Restprogramm für Schwarz-Rot mit den Spielen gegen den Dritten Longericher SC II und beim Vierten SSV Nümbrecht ist auf dem Papier das anspruchsvollste. Nicht nur deswegen schrillen in Aachen zwei Spieltage vor Saisonende alle Alarmglocken.

Gejagter Nummer zwei ist die Zweite des HC Weiden, die mit dem 37:34 über Dormagen sicher den größten Paukenschlag an diesem Wochenende landete. Die Mannschaft von Trainer Philipp Havers lag tatsächlich nur beim 0:1 (1.) einmal hinten, war danach allerdings das bessere Team und lag kurz vor der Pause erstmals mit vier Treffern vorne – 17:13 (30.). Der TSV kam nach dem Seitenwechsel zum 16:17 (32.), aber nie zum Ausgleich. Der HC nutzte seine Chancen effizient, während die Gäste viel zu viele Fehler einstreuten. So lag Weiden schon beim 23:18 (40.) wieder klar vorne und verteidigte diesen Vorsprung bis zum Ende. Bayer-Trainer Martin Berger war eine Woche nach der Meisterfeier vom Auftritt seines Teams wenig begeistert. „Man merkt, die Jungs sind platt. Aber das kann nicht ansatzweise der Anspruch sein, wenn man nächstes Jahr in der vierten Liga spielen will. Wir machen insgesamt 40 Fehler, haben unter 50 Prozent Angriffseffizienz“, meinte der Coach, der für die Hausherren allerdings auch ein Lob parat hatte: „Weiden ist eine Truppe, die gegen Favoriten einfach unfassbar emotional ist. Insoweit kann man Weiden nur beglückwünschen. Bei uns hängen die Köpfe.“ HC-Kollege Philipp Havers war naturgemäß deutlich zufriedener: „Genau zum richtigen Zeitpunkt haben wir die beste Angriffsleistung der Saison gezeigt und dabei sehr fehlerarm gespielt. Leider können wir uns im Moment nicht auf die Schützenhilfe anderer verlassen und müssen daher weiter von Spiel zu Spiel schauen.“

Einen weiteren Schritt in Richtung Rettung machten die Löwen Oberberg mit dem 32:27 beim Pulheimer SC. Die Gäste erspielten sich hier bereits vor der Pause eine deutliche Führung (21./14:8), die Hornets gaben sich aber nicht geschlagen und glichen zum 21:21 (47.) aus. In der Schlussphase fehlten den personell geschwächten Pulheimern jedoch etwas die Körner, sodass sich die Löwen wieder absetzen konnten (55./30:24) und den Sieg am Ende nach Hause brachten. „Heute hatten wir wieder eine zu dünne Personaldecke, sodass es hinten heraus nicht gereicht hat. Besonders in der Abwehr haben wir zu viele 1:1-Situationen verloren und einfache Tore zugelassen“, fand Hornets-Trainer Kelvin Tacke. Noch schwieriger war die Personalsituation des TV Palmersheim bei der HSG Siebengebirge. Die Gäste mussten die Lücken mit vier A-Jugendlichen sowie Peter Schneider aus der zweiten Mannschaft (Kreisklasse) auffüllen. Der Tabellenzweite hatte nicht zuletzt deswegen kaum Probleme und landete einen deutlichen 39:25-Erfolg. Schon zur Pause war die Begegnung beim 22:9 längst entschieden. „In der zweiten Halbzeit habe ich die Jungs noch mal wachgerüttelt und die haben wirklich, Hut ab, Moral bewiesen. Wir haben die zweite Halbzeit nur mit einem verloren. Zeitweise sah es sogar so aus, als ob wir die gewinnen würden, weil sich die Jungs einfach nicht abschlachten lassen wollten“, fand Palmersheims Trainer Peter Trimborn. HSG-Kollege Lars Degenhardt wusste die Partie ebenfalls einzuordnen: „Es war von Beginn an eine sehr eindeutige Angelegenheit für uns, was sicher auch daran lag, dass Palmersheim sehr ersatzgeschwächt aufgelaufen ist. In der zweiten Halbzeit haben wir leider ein bisschen die Spannung verloren und dadurch eigentlich zu viele Gegentore kassiert.“

Fernab des Abstiegskampfes rückte der Longericher SC II durch das 33:30 über den MTV Köln auf Rang drei vor. Dabei sahen die Zuschauer über 60 Minuten ein abwechslungsreiches und spannendes Spiel mit wechselnden Führungen. In der Schlussphase hatten die Hausherren dann etwas das Glück auf ihrer Seite und in David Fischbach einen Keeper, der in den entscheidenden Szenen entscheidende Paraden einstreute. „Wir haben über weite Strecken sehr ordentlich verteidigt und auf jeden Fall die Ruhe bewahrt. Auch wenn es mal enger wurde und der MTV wieder ausgeglichen hat, sind wir nicht aus dem Konzept geraten und haben unseren Stiefel zu Ende gespielt“, fand LSC-Trainer Frederic Rudloff. MTV-Kollege Moritz Adam fand den Grund für die Niederlage bei seinem Team: „Wir scheitern einfach an unseren technischen Fehlern im Gegenstoß, im Tempospiel und in der Chancenverwertung. Da waren wir nicht konzentriert genug und nicht auf der Höhe.“ Ein knappes Spiel und viele technische Fehler gab es auch in der Begegnung TuS 82 Opladen II gegen den TV Rheinbach, in der die Gäste am Ende knapp mit 28:27 die Oberhand behielten. Auch hier führten abwechselnd beide Teams die Angelegenheit mal an und bis in die Schlussphase (56./26:26) war alles offen. Nach dem 28:27 (58.) für Rheinbach durch Lukas Kazimierski hatten beide Seiten über zwei Minuten Zeit für einen weiteren Treffer – aber alle Versuche gingen ins Leere. „Bei tropischen Temperaturen und gefühlt hundert Prozent Luftfeuchtigkeit in der Halle war das heute kein besonders gutes Spiel von beiden Seiten, mit sehr vielen technischen Fehlern und dem etwas glücklicherem Ausgang für uns“, fand Rheinbachs Trainer Jan Hammann.

 

HSG Siebengebirge – TV Palmersheim 39:25 (22:9).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (3/1), Lindner (1), Rohde (1), Runge (3), Marcinkovic (13/7), Ghussen (2), Krefting, Koch (5), Picard (1), Gebel (2), Sivanathan (8).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Kluß (2), Fiedler (5/3), Sinaci, Nzoikanua Domingos (4), Blesse, Schouren (4), Mayer (3), Sander (1), Schneider (1), Erken (1), J. Grevelding (2), L. Königshoven (2).

 

HC Weiden II – TSV Bayer Dormagen II 37:34 (17:14).

HC Weiden II: Keller, Gawlas – Kemper, T. Lütz (2), Meurer (4), Xhonneux (7), Schuffelen, Pieper (4), Kraus, Leonhardt, Akintunde (3), Havers (5), Steins (10), Signon (2/2).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl, Broy – Pedack (1), Stein (5), Kriescher (4), Beckers (2), Ostrowski, Szabo (2), Kaysen (1), Träger (5/2), M. Schmidt (7), Mertens, Sondermann (4), Kasper (3).

 

Fortuna Köln – Stolberger SV 32:25 (15:12).

Fortuna Köln: Musacchio, Hoffmann – Janssen, Eiben, M. Künkele (1), Stutzki (5), Stabauer, Lammer (8/5), Birkhölzer (2), F. Kötzle (2), Hofmann (8), Gremmelspacher, Kruse (6).

Stolberger SV: Winkler – J. Frauenrath (10/2), Müllejans, Kleinhöfer (2/1), Lange (4), Fleck, K. Frauenrath (5), Lozano, Redding (1), Steiner (1), Y. Költer (2).

 

Pulheimer SC – HBD Löwen Oberberg 27:32 (12:16).

Pulheimer SC: Fastabend, Lankert (1) – Bartsch (3), Zank, Semeraro (1), Jacoby (1), Koch, Jäckel (5/1), Kehrer (4), Lankert (1), Bleckat, Geerkens (1), Mokris (5/1), T. Middell (6).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Neu, Fraunhoffer (1) – Mlynczak (2), Köster, Starcevic (5), Basic (8/1), Soldanski (2), Hudak-Domokos (2), Welke (1), Schneider (1), Krause (10/2), Müller, Malek.

 

TuS 82 Opladen II – TV Rheinbach 27:28 (12:12).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (6/2), Bosdorf, Maurer (5), T. Meuser, Kreutzer (1), Gerresheim (2), Völl (4), Ewen, Munkel (2), N. Meuser (2), Dambacher, Ißling (5).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (7/1), Engel (2), Pohl (3), Stürmann (1), Eusterholz (5), Schmitz (3), Bittner (2), Kazimierski (5).

 

Longericher SC II – MTV Köln 33:30 (14:14).

Longericher SC II: Fischbach, Burggraf – Breuer (5), Matysiak, Heider, Schiefer (7/4), Quetting, Kröger (2), Duckert (8), Boeing (1), Vallbracht, Gottlob (4), Keil (1), Falkenreck (5).

MTV Köln: Schmitz, Vieker – Bonstein (5), Kalisch (5/5), Epple (1), Hilbert (1), Göddertz (1), Discher (1), Jebbink (6), Minten, Ziegler (1), Bathen (6), Becker (3).

 

TV Birkesdorf – ASV SR Aachen 31:26 (16:16).