2. Bundesliga
Happy End für Essen, unglückliches Finale für Dormagen
TuSEM rettet gegen Eulen ein 26:25 ins Ziel. TSV Bayer führt beim 28:28 in Großwallstadt kurz vor Schluss noch mit 28:26.

Wir schaffen das! Auch Lukas Diedrich, Justin Müller, Tim Mast, Malte Seidel und Co-Trainer Marvin Wettemann (von links) wurde beim Essener Sieg über die Eulen für Einsatz und Leidenschaft belohnt. (Foto: Herbert Mölleken)

TuSEM Essen – Eulen Ludwigshafen 26:25 (11:13). Die Serie stand auf der Kippe. Vor sechseinhalb Monaten hatten die Essener zum bisher letzten Mal in dieser Saison zu Hause verloren – damals am 22. Oktober 2022 mit 29:32 gegen den aktuellen Dritten Dessau-Roßlauer HV. Anschließend sammelte das Team von Trainer Michael Hegemann in elf Partien ohne Niederlage in der Halle Am Hallo glänzende 20:2 Zähler, sodass TuSEM inzwischen zu den heimstärksten Klubs in der 2. Bundesliga gehört. Jetzt rannten die Gastgeber gegen die Eulen vor der Pause einem Rückstand von vier Toren hinterher, ehe sie in der zweiten Halbzeit den Spieß zunächst umdrehten – und am Ende doch zittern mussten, weil in den letzten fünf Minuten wieder jeder Sieger möglich war. Dass der in Überzahl herausgearbeitete Treffer von Felix Klingler zum 26:25 (56.) bereits zwei Punkte wert sein würde, ließ sich hier noch nicht erahnen. Eine Schlüsselszene: Nach dem mit einer Zeitstrafe und einem Siebenmeter geahndeten Foul von Eloy Morante Maldonado verpasste Ludwigshafens Lion Zacharias den Ausgleich (59.). Kurz darauf nahm Hegemann seine letzte Auszeit (59.) und die restlichen 66 Sekunden überstanden die Hausherren unbeschadet – obwohl die Eulen 15 Sekunden vor dem Ende noch einmal in Ballbesitz kamen und ihrerseits eine Auszeit beantragten. Kurz darauf produzierten sie allerdings einen entscheidenden Fehlpass. Durch den knappen Erfolg konnten die Essener ihr Konto als Zehnter auf 30:30 Zähler ausgleichen, sodass sie nun mit einer ordentlichen Basis in die letzten sechs Spiele gehen können. Der Endspurt beginnt am kommenden Mittwoch beim VfL Eintracht Hagen (Rang 13/28:34 Punkte).

Nach dem 1:0 (1.) von Markus Dangers legte TuSEM bis zum 5:3 (9.) vor, geriet anschließend aber in Rückstand und rannte ab dem 5:6 (11.) stets hinterher – nach dem 6:6 (13.) durch vier Gegentore in Folge zum 6:10 (19.) sogar deutlich. Übers 8:12 (21.) und 10:13 (27.) machte Hegemanns Mannschaft allerdings rechtzeitig klar, dass die Eulen längst nicht am Ziel sein würden: Halbzeitübergreifend gelang den Hausherren ein eigener 5:0-Lauf, der die Partie zum 15:13 (35.) drehte und der Auftakt zu einem echten Freitagskrimi war, in dem sich keiner der beiden Kontrahenten mehr absetzen konnte. Nach dem 17:17 (40.) glich Ludwigshafen jede Führung der Essener aus – 19:19 (44.), 21:21 (50.), 24:24 (54.), 25:25 (55.). Der Rest entwickelte sich zu jenem Drama, in dem die Spur mehr Glück bei den Gastgebern lag. In Ludwigshafen (Achter/37:27) werden sie dabei wohl eine ganze Weile darüber rätseln, wie gründlich der letzte Angriff ein Schlag ins Wasser werden konnte. Das war sicher nicht nur Pech in einem ausgeglichenen Duell auf Augenhöhe, das grundsätzlich keinen Gewinner verdient hatte.

Hegemann zeigte sich hinterher erleichtert – und er war mehr als nur zufrieden, zumal die Essener ja nach dem 26:27 aus der Hinrunde im zweiten Duell mit den Eulen die Oberhand behielten. „Alles in allem war es das erwartete Kampfspiel“, fand der TuSEM-Coach, „wir haben es geschafft, uns für die unglückliche Hinspiel-Niederlage mit einem Tor zu revanchieren. Wir haben glücklich, aber nicht unverdient gewonnen.“ Auch damit, wie seine Mannschaft schwierige Phasen überstand, konnte er eine Menge anfangen: „Alles in allem war es das erwartete Kampfspiel. Wir sind vernünftig reingekommen, hatten aber eine Phase, wo wir den gegnerischen Torhüter zum Helden schießen, und wir sind entsprechend in Rückstand geraten. In der zweiten Halbzeit haben wir leidenschaftlich gekämpft. Am Ende können wir das zum Glück so verteidigen, dass wir mit einem gewonnen haben. Ich bin extrem glücklich über diesen Sieg, weil man schon merkt, dass wir bei dieser langen Saison jetzt viel Substanz gelassen haben und dass wir einige Verletzte haben, sodass die Belastung für einige Spieler sehr hoch ist. Wir sind extrem stolz, dass unsere Heimserie weiter gehalten hat.“ Nach Hagen folgen für Essen die Aufgaben am 20. Mai gegen den HC Elbflorenz Dresden (Platz 16/22:42 Punkte), am 26. Mai beim TSV Bayer Dormagen (15/25:37), am 30. Mai gegen die Wölfe Würzburg (19/9:51), am 2. Juni gegen den TV Hüttenberg (12/29:35) und am 7. Juni beim VfL Lübeck-Schwartau (14/26:36).

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Elsässer, Rozman (1), Reidegeld, Wolfram (2), Dangers (4), Homscheid (3), Buschhaus, Müller, Seidel, Morante Maldonado (5), Klingler (7/3), Mast (3), Schoss (1).

TV Großwallstadt – TSV Bayer Dormagen 28:28 (15:15). Der Dormagener Weg zum Klassenerhalt gleicht im Mai 2023 eher einem Schneckenrennen – bei dem allerdings am Ausgang bereits kein Zweifel mehr besteht. Nach diesem Freitag hat der TSV auf Platz 15 der Tabelle bei 25:37 Punkten neun Zähler Vorsprung auf die HSG Konstanz (16:46), die auf Rang 17 und dem ersten Abstiegsplatz steht. Die Rechnung ist einfach: Gewinnt die Mannschaft vom Bodensee alle ihre fünf verbliebenen Partien, käme sie auf 26 Pluspunkte. Den Dormagenern fehlt bei dem gewonnenen direkten Vergleich somit lediglich ein Zähler zum sicheren Klassenerhalt, den sie höchstwahrscheinlich in einer ihrer letzten fünf Aufgaben holen werden. Fast hätte das bereits in Großwallstadt geklappt, doch die Mannschaft von Trainer Matthias Flohr gab in den letzten gut zwei Minuten einen Zwei-Tore-Vorsprung und damit den Sieg aus der Hand. So müssen die TSV-Akteure am kommenden Mittwoch den nächsten Anlauf nehmen, wenn der Zwölfte TV Hüttenberg (29:35) ins Bayer-Sportcenter an den Rhein kommt.

In einer ausgeglichenen ersten Halbzeit mit wechselnden Führungen gab es tatsächlich nur zwei Spielstände, bei denen die Teams weiter als einen Treffer auseinanderlagen. Großwallstadt nutzte eine Überzahl (Zeitstrafe gegen Aron Seesing) zum 8:6 (16.), aber über das 8:8 (18.) ging Dormagen mit dem 12:11 (24.) wieder in Führung und Jakub Sterbas Siebenmeter zum 13:11 (25.) war der einzige Zwei-Tore-Vorsprung des TSV. Über das 15:15 zur Pause bis zum 20:20 (41.) blieb die Angelegenheit ein offener Schlagabtausch, in dem sich keine Seite entscheidende Vorteile erspielen konnte. Mitte des zweiten Abschnitts sah es dann so aus, als könnten die Gäste die Begegnung zu ihren Gunsten drehen: Patrick Hüter (43.) und Sören Steinhaus (45.) trafen zum 22:20, kurz darauf bauten Mislav Grgic (49.) und Sterba (51./Siebenmeter) den Vorsprung auf 25:22 aus.

Großwallstadt konterte allerdings und glich erneut aus – 25:25 (54.). Die Dormagener konnten sich in der Schlussphase ihrerseits vor allem auf den nervenstarken Sterba verlassen, der sowohl das 26:25 (55.) als auch das 28:26 (58.) vom Siebenmeterpunkt besorgte. In den letzten zwei Minuten lief allerdings das meiste gegen den TSV, der erst das 28:27 kassierte (59.) und nun daran scheiterte, dass TV-Keeper Petros Boukovinas Alexander Sendens Versuch nach einem langen Angriff stark parierte (60.). Ein 29:27 wäre hier wohl die Entscheidung für die Gäste gewesen. Stattdessen kassierte Patrick Hüter eine Zeitstrafe und Dormagen in Unterzahl den 28:28-Ausgleich durch Dmytro Redkyn vier Sekunden vor der Schluss-Sirene. Im Jubel des TVG hatte Bayer-Coach Flohr zwar noch einmal auf den Auszeit-Buzzer gedrückt, doch der letzte Angriff führte nur zu einem direkten Freiwurf, den Senden nicht mehr gefährlich aufs Tor bringen konnte. So blieb es beim Unentschieden und die Entscheidung im Kampf um den Klassenerhalt wurde vertagt.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Böhnert, Reuland (4), Meuser (1), Senden (3), Zurga, I. Hüter (1), Reimer, Grgic (2), P. Hüter (2), Träger, Sterba (6/6), J.-C. Schmidt, Seesing (1), Steinhaus (8).