Regionalliga Nordrhein
Meisterlich: Ratingen steigt ungeschlagen auf
Interaktiv gewinnt zum Abschluss mit 34:33 in Remscheid. Viele sind froh, dass die Saison für sie vorbei ist.

Wir sehen uns wieder! Ante Grbavac (mit Ball) ist der Top-Torjäger beim künftigen Drittligisten Interaktiv.Handball und in der gesamten Regionalliga, Julian Mayer (vorne) die Nummer eins beim HC Gelpe/Strombach. Beim Final Four im Deutschen Amateurpokal könnten sich beide erneut über den Weg laufen. (Foto: Thomas Wirczikowski)

Der Meister hat es tatsächlich geschafft und die gesamte Saison in der Regionalliga ohne eine einzige Niederlage überstanden. Ein paar Mal war es knapp für Interaktiv.Handball – unter anderem beim 31:31 aus der Hinrunde gegen die HG Remscheid, die sich nun auch zum Abschluss in eigener Halle fast als Stolperstein für den Tabellenführer erwiesen hätte – und letztlich erst auf der Zielgeraden hauchdünn mit 33:34 verlor. Über die gesamte erste Halbzeit legte die HGR immer wieder vor, ehe sie nachher beim 21:22 (40.) zum ersten Mal in Rückstand geriet. Hier begann ein spannendes letztes Drittel mit wechselnden Führungen – 26:25 (49.), 26:27 (50.), 28:29 (53.), 31:29 (54.), 32:30 (56.), 32:32 (57.), 32:33 (58.), 33:33 (59.). Den entscheidenden Treffer zum knappen Sieg der Gäste erzielte der spielende Co-Trainer Alexander auf den letzten Drücker. Während die Ratinger die Serie als Drittliga-Aufsteiger auf dem ersten Platz  (49:3 Punkte) beenden, kommt Remscheid auf Rang fünf (29:23) über die Ziellinie. Vorbei ist die Saison jetzt für fast alle, aber unter anderem nicht für Interaktiv: Am 3. und 4. Juni folgt schließlich in der Eugen-Haas-Halle in Gummersbach noch das Final-Four-Turnier im Deutschen Amateurpokal. Dort bestreiten der Regionalliga-Konkurrent HC Gelpe/Strombach (Dritter/32:20) und der HSV Apolda (Thüringen) das eine Halbfinale, während Ratingen im anderen auf HGW Hofweier (Südbaden) trifft.

Der bereits als Vizemeister feststehenden TV Korschenbroich (46:6) schloss die Serie mit einem hohen 38:24-Erfolg über den Klassen-Neuling HSG Refrath/Hand ab (Siebter/25:27). Nach dem 8:0-Zwischenspurt des TVK vom 9:7 (14.) bis zum 17:7 (24.) war die Partie gelaufen und Refrath konnte nachher nur etwas Schadensbegrenzung betreiben. Ab dem 29:19 (46.) bewegte sich die Differenz zwischen beiden Teams trotzdem dauerhaft im zweistelligen Bereich. HSG-Coach Christopher Braun wirkte dennoch gefasst: „Wir verlieren verdient, auch in der Höhe. Wir hatten einige Ausfälle zu beklagen und wir haben auch keinen angeschlagenen Spieler mehr mitgenommen. Wir fangen eigentlich gut an, haben dann aber eine Phase, wo sich Korschenbroich absetzen kann. Die zweite Halbzeit war ein Stück weit ordentlicher. Wir sind froh, dass es um ist. Mit dem siebten Platz können wir sehr zufrieden sein.“

Weniger zufrieden mit dem gesamten Verlauf der Saison ist der seit einigen Wochen als einziger Absteiger feststehende Neusser HV (5:47), der sich mit einer rekordverdächtigen 30:45-Niederlage beim OSC Rheinhausen (Vierter/31:21) in die Oberliga verabschiedete. NHV-Trainer Julian Fanenbruck hätte sich ein etwas besseres Finale gewünscht: „Wir haben über 60 Minuten eine schlechte Abwehr gespielt. Wir hatten über 60 Minuten keine richtige Bissigkeit und Galligkeit sowohl auf dem Feld als auch auf der Bank. Das fand ich ein bisschen schade. Wir haken die Saison ab, da ist vieles doof gelaufen. In der nächsten Saison sind wir hoffentlich mit deutlich mehr Gas unterwegs.“ Das fehlte diesmal in Rheinhausen vor allem defensiv von der ersten Minute an – obwohl Neuss in der Abwehr-Statistik (801 Gegentreffer) für die gesamte Serie 2022/2023 drei Mannschaften hinter sich ließ. Diesmal kassierte Neuss bereits in der 42. Minute beim 22:30 den 30. Gegentreffer und in der 52. Minute mit dem 25:40 das 40. Gegentor.

Beim Spiel der Nachbarn SG Langenfeld und Bergischer HC II rückte das Sportliche zwischendurch in den Hintergrund und BHC-Trainer Mirko Bernau konnte sich hinterher übers 28:27 auch nur teilweise freuen. Grund dafür: In der 15. Minute prallten Langenfelds Max Guggenmos und Solingens Jannis Keull ebenso unglücklich wie massiv mit den Köpfen zusammen. Beide trugen stark blutende Gesichtsverletzungen davon, sodass sie mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht werden mussten und die Partie für einige Minuten unterbrochen war. „Wir hoffen, dass es nicht so schlimm ist“, sagte Bernau, „aber das war schon heftig.“ Die beiden Punkte nahm der BHC am Ende trotz aller Sorge um die Gesundheit der Spieler gerne mit, weil er seinen zwölften Tabellenplatz festigte (18:34). Langenfeld (Sechster/25:27) glich auf der Zielgeraden nach einem 24:27 (54.) zum 27:27 (58.) aus, ehe Cornelius Mucha in der letzten Minute das 28:27 für die Gäste erzielte. „Das ist ein absolut verdienter Sieg. Wir haben eine sehr gute Abwehrleistung gezeigt, Aron Exner ist da hervorzuheben“, urteilte Bernau. Ganz nebenbei war er der Auffassung, dass die SGL ein Phantomtor erzielt hatte: „Langenfeld wirft einen Gegenstoß gegen die Wand, ungefähr anderthalb Meter vorbei. Der Außen nimmt den Abpraller auf und wirft ein Tor – und die Schiedsrichter pfeifen Tor. Ich habe schon viel erlebt, aber der war nicht knapp daneben, sondern weit.“

Jeweils einen versöhnlichen Abschluss gab für die TSV Bonn rrh. (Neunter/22:30), die den BTB Aachen (Elfter/21:31) klar mit 36:27 bezwang, und für den HC Weiden (Zehnter/22:30), der sich gegen den MTV Rheinwacht Dinslaken (Rang 13/15:37) mit 31:26 durchsetzte. „Heute haben wir noch mal alles rausgehauen“, fand TSV-Coach Frank Berblinger, „ich muss den Hut vor meinen Jungs ziehen. Wir hatten für alle Verabschiedungen den entsprechenden Rahmen und alle haben sich in die Torschützenliste eingetragen. Wir sind froh, dass die Saison rum ist und dass wir am Ende einen einstelligen Tabellenplatz erreicht haben.“ Weniger begeistert klang das bei BTB-Trainer Simon Breuer: „Das ist ein absolut verdienter Sieg für Bonn. Wir waren die ganze Zeit nicht in der Lage, emotional und von der Einsatzbereitschaft her dagegenzuhalten. Das haben wir wohl alles in den letzten Wochen gelassen, die ganz ordentlich waren. Der Abschluss ist etwas unglücklich natürlich. Das ist ein bisschen schade und die Saison hätten wir gerne mit einem Sieg beendet.“ Bonn führte ab dem 2:1 (3.) durchgängig und hatte jederzeit die Kontrolle über das Spiel, das nach der Pause übers 26:18 (42.) spätestens mit dem 32:24 (56.) zugunsten der Hausherren gelaufen war.

Weidens Trainer Marc Schlingensief sah sich beim Erfolg über Dinslaken an viele bekannte Dinge aus dem Laufe der Saison erinnert. „Im letzten Spiel haben wir gefühlt die ganze Palette noch einmal abgerufen – von absolut souverän bis hin zu zu viel zu hektisch. Aber am Ende des Tages überwiegt die Zufriedenheit zum Abschluss der Saison mit einem schönen Handball-Abend. Das haben sich die Mannschaft und die scheidenden Spieler verdient.“ Die Gastgeber setzten sich nach dem 5:4 (8.) durch neun Tore hintereinander komfortabel auf 14:4 (18.) ab und zehrten von diesem Polster für den Rest des Abends. Beim 23:11 (32.) betrug das Polster sogar zwölf Tore, ehe Dinslaken den Rückstand verkürzte – nach dem 21:27 (49.) immerhin bis zum 26:28 (56.). Timo Wolff (56.), Jonas Goebbels (58.) und Jonas Scheidtweiler (59.) beseitigten aber durch ihre Treffer anschließend alle Zweifel am Weidener Sieg.

HG Remscheid – Interaktiv.Handball 33:34 (16:15).

HG Remscheid: Geske (2), Mathes – Suiters (6), Jung (6), Taymaz (2), Pflüger, Hinkelmann (2), Hertz, Luciano (4), Handschke (2), Jansen (2/1), Grewel, Rath (4), Hermann (3).

Interaktiv.Handball: Karic (1), Ludorf – Grbavac (8/3), Markotic (2), Perschke (1), Claussen (2), Stock (4), Korbmacher (1), Oelze (7/4), Maric (4), Mensger (1), Engh, Wasse, Sabljic (3).

 

TV Korschenbroich – HSG Refrath/Hand 38:24 (19:10).

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (2), Bark (6), Klinnert (7/5), Eugler (6), Klause (4), Ingenpaß, Brinkhues (4), Zidorn (3), Schneider (2), Neven (4).

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Morris (1), Schallenberg (2), Faulhaber, Faust (5), Greffin, Georgi (2), Niehaus (9/2), Wendler (2), Speckmann (1), Asselborn (2), Merz.

 

SG Langenfeld – Bergischer HC II 27:28 (14:14).

SG Langenfeld: Schwarz, Hüttel – Ahrens, Pötzsch (3), Guggenmos (1), Preissegger (2), Rahmann (2), Hines (6), Schulz (2), Winter (4/1), Raschke (5), Lajnef (2), Wellershaus.

Bergischer HC II: Elsässer – Santos (2), Breenkötter, Mucha (7), Keull, Exner (4), Mussumeci (5), Schmitz (5/3), Artmann (2), Schäfer (2), Puschmann, Werschkull (1), Berger, Babic.

 

OSC Rheinhausen – Neusser HV 45:30 (23:17).

OSC Rheinhausen: Seemann, Borchert (1) – Adrian (2), Milde (10), Bekston, Kaiser (1), Steffel, Büttner (5), Ranftler (9/7), F. Molsner (8), M. Molsner (2), Rennings (3), Käsler (4), Hrustic.

Neusser HV: Schroif, Wiese – Merten (1), Rosendahl (1), Dicks (3), Salimov, Neusser (1), Khmilevskyi, Murawaski (2), Franz (7), Zwarg (10/1), Küpper-Ventura (2), Kauwetter (3).

 

TSV Bonn rrh. – BTB Aachen 36:27 (17:13).

TSV Bonn rrh.: Krouß, Ahmed Elnoamany (1) – Röhrig (4), Bullerjahn (5), Blanchart (2), Behr (5), Heitkötter (1), Weikl (6), Benninghoff-Lühl (2), Fischer (3), Windhorst (1), Bohrmann (5), Rohloff (1).

BTB Aachen:  Bourceau, Schüler, Elsen – Mattner (3), Wagner (2), Korsten (4), Bökmann (4), Jacobs (6), Oslender (1), Uerlings, Kaesgen (2), Kepp (3), Sevenich (1), Schnalle (1).

 

HC Weiden – MTV Rheinwacht Dinslaken 31:26 (21:11).

HC Weiden:  Bayer, Tombach – Wolff (3), Meurer (3), Beckers (4/2), Scheidtweiler (6), Goebbels (1), Leonhardt, Flossbach (1), Fiedler (2), Micke (4), Bergerhausen (4/2), Hambücker, Eissa (3).

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Köss – Schriddels, Hoffmann (2), Höffner (1), Kryzun, Asci (4), Lelgemann (1), Tuda (4), Dreier (4), Reede (4), Pagalies (3), Feld (3/2).