Oberliga Mittelrhein
Das Abstiegs-Finale: Fortuna oder Weidens Zweite?
Die beiden Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt trennt nur ein Punkt. Ganz oben zeigen Meister TSV Bayer Dormagen II und Vizemeister HSG Siebengebirge beim 33:33 ein sehenswertes Gipfeltreffen.

Der letzte Schritt: Michel Kluß (Mitte) und der TV Palmersheim machten gegen den TV Birkesdorf mit Maximiliano Cazabat (links) und Stephan Bünten (rechts) den Klassenerhalt in der Oberliga Mittelrhein klar. (Foto: Rocco Bartsch)

Der Abstiegskampf in der Oberliga-Saison 2022/2023 bleibt spannend – und wird vielleicht wirklich erst in der allerletzten Spielminute entschieden. Fünf Mannschaften schwebten vor diesem Wochenende noch in Gefahr, drei feierten jetzt die Rettung. Der TV Palmersheim (26:24 gegen den TV Birkesdorf) sowie die HBD Löwen Oberberg (24:21 gegen den HC Weiden II) stehen jetzt bei jeweils 25:33 Punkten, der ASV SR Aachen (33:27 über den Longericher SC II) bei 23:35. Weil es wohl dabei bleibt, dass der Leichlinger TV als Absteiger aus der Regionalliga – wie angekündigt – nicht für die Oberliga meldet, wird hier lediglich ein dritter Absteiger gesucht. Weiden (21:37) und Fortuna Köln (20:38) sind die beiden verbliebenen Kandidaten, die den letzten Absteiger am kommenden Samstag unter sich ausmachen. Dass der Stolberger SV (7:51) und der TV Jahn Köln-Wahn (9:49) den Gang in die Verbandsliga antreten müssen, steht ja bereits seit einer Weile fest. Spätestens am kommenden Samstag gegen 22 Uhr wissen dann alle Bescheid, wer Stolberg und Wahn nach unten folgt.

Der TV Palmersheim beseitigte alle letzten rechnerischen Zweifel am Klassenerhalt durch den Sieg gegen Birkesdorf, der unter dem Strich auch völlig in Ordnung ging. Die Hausherren, die die Liga neben ihrer sportlichen Leistung zusätzlich durch ihre immer frenetischen Anhänger bereichert haben, lagen in der gesamten Partie nie hinten und nach dem 3:2 (6.) immer vorne. Vom 17:16 (38.) an gelang den Palmersheimern mit dem 21:16 (44.) der entscheidende Schritt und der Vorsprung hielt bis zur Schluss-Sirene. „Insgesamt war es eine saubere Mannschaftsleistung. Ich glaube, die Jungs haben sich das nach der langen Saison mit dem Pech in der Rückrunde mit den vielen Verletzungen schon verdient, jetzt als einziger Aufsteiger die Klasse zu halten. Da sind wir schon ein bisschen stolz drauf, was wir da geleistet haben“, fand Trainer Peter Trimborn.

Ebenso glücklich war einige Kilometer weiter westlich der ASV SR Aachen, der durch sechs Niederlagen in Folge noch einmal in Gefahr geraten war. Mit dem Erfolg über Longerich sicherte sich die Mannschaft des Trainergespanns Cornelius Hesse-Edenfeld/Lukas Winter die nötigen Punkte für den Klassenerhalt. „Man hat der Truppe angemerkt, dass sie mit dem Abstieg eigentlich nichts zu tun haben sollte und auch nichts zu tun haben will – und dass sie natürlich in diese Liga gehört“, meinte Hesse-Edenfeld, dessen Team den Kampf annahm und schon beim 9:4 (12.) deutlich vorne lag. Die Gäste kamen zwar immer mal wieder ran, konnten aber nie ausgleichen und nach der Pause setzte sich Aachen vom 20:18 (38.) auf 24:18  (41.) ab. Enger als drei Tore wurde es zwischen den Mannschaften im Anschluss nicht mehr und der Rest war vor allem schwarz-rote Freude. „Ich hatte meine Jungs vorgewarnt, dass es ein Spiel um den Abstieg ist für die Aachener, dass die emotional sehr aufgeladen sein werden und dass wir ein sehr gutes Spiel machen müssen – aber es war ein richtiges Dreckspiel. Aachen gewinnt völlig zu Recht, wir hätten noch lange weiterspielen können, da hätte sich nichts dran geändert“, fand LSC-Coach Frederic Rudloff.

Im einzigen direkten Duell zweier Abstiegskandidaten hatten die Löwen Oberberg gegen die Zweite aus Weiden das glücklichere Ende und sie werden somit unter ihrem (relativ neuen) Namen ein weiteres Jahr in der Oberliga bestreiten. Gäste-Trainer Philipp Havers ärgerte sich über den vergebenen Matchball, denn bei einem Sieg wäre sein Team ebenfalls vorzeitig gerettet gewesen. Dabei lief der HC fast die gesamte Spielzeit über einem Rückstand hinterher und schon beim 20:15 (46.) deutete alles auf einen Löwen-Sieg hin. Weiden kämpfte sich noch einmal zurück – 21:20 (53.). Beim Stande von 23:21 für die Hausherren vergab Sven Xhonneux 50 Sekunden vor Schluss einen Siebenmeter für die Gäste und auf der anderen Seite machte Nils Welke mit dem 24:21 alles klar für die Oberbergischen. „Zu wenig Einsatzbereitschaft gegen die körperlich sehr dominante Defensive der Oberberger führte dazu, dass wir uns sehr schwergetan haben, gute Abschlüsse herauszuspielen. Oft war beim Torhüter Endstation. Jetzt haben wir nächste Woche gegen Pulheim die Pistole auf der Brust und nur mit einem Sieg können wir den Ligaverbleib aus eigener Kraft schaffen. Auf eine Niederlage von Fortuna Köln gegen Wahn können und wollen wir uns nicht verlassen.“

Dass Weiden noch über dem Strich steht, lag an der deutlichen 29:39-Niederlage der Fortuna beim TV Rheinbach. Nach einer ausgeglichenen Viertelstunde (15./8:8) bekamen die Hausherren die Partie immer mehr in den Griff und sie lagen schon vor der Pause mit 20:13 (30.) vorne. Die Kölner gaben sich zwar weiterhin nicht auf, kamen aber auch nach dem Seitenwechsel nicht für eine Wende in Frage. Rheinbachs Trainer Jan Hammann war zufrieden: „Alles in allem geht der Sieg auch der Höhe nach in Ordnung. Wir haben über 45 Minuten eine ordentliche Deckung gestellt und im Angriff haben wir es immer wieder geschafft, unsere Duelle zu gewinnen, und wir haben die Lücken in der Abwehr entsprechend nutzen können.“ Die Fortuna braucht nun am nächsten Samstag gegen den TV Jahn Köln-Wahn einen Sieg – und muss gleichzeitig auf eine Niederlage der Weidener gegen den Pulheimer SC hoffen. Das weiß Trainer Tobias Marquardt: „30 Spieltage Abstiegskampf hinterlassen Spuren und somit war gestern einfach nichts drin. Die Mannschaft hat die komplette Spielzeit gekämpft und alles versucht. Rechnerisch haben wir am letzten Spieltag gegen Wahn noch eine minimale Chance, bei einem eigenen Sieg an Weiden vorbeizuziehen.“

Ein echtes Gipfeltreffen lieferten sich am vorletzten Spieltag der Meister und künftige Regionalligist TSV Bayer Dormagen II (50:8 Punkte) und der Vizemeister HSG Siebengebirge (45:13). Im zunächst lange sehr ausgeglichen Duell ohne klare Vorteile für einen der Beteiligten sah Siebengebirge nach der Pause beim 25:21 (38.) und 29:25 (45.) wie der kommende Sieger aus – aber Dormagen schaffte ein Comeback, glich zum 30:30 (51.) aus und lag beim 33:32 (58.) sogar wieder vorne, ehe Vibulan Sivanathan sechs Sekunden vor Schluss den 33:33-Endstand besorgte. Damit konnten dann beide Trainer und ihre Mannschaften ganz gut leben. „Wir haben noch mal ein sehr engagiertes Auswärtsspiel gemacht“, meinte HSG-Coach Lars Degenhardt, „ich denke, dass wir die meiste Zeit über verdient geführt haben und die dominantere Mannschaft waren. Hinten raus kommt Dormagen stärker auf und wir liegen zurück – und schaffen dann sechs Sekunden vor Schluss den verdienten Ausgleich. Es war ein schiedlich-friedliches Unentschieden der beiden besten Mannschaft in dieser Saison.“ Ein ähnliches Urteil hatte Kollege Martin Berger aus TSV-Sicht: „Das Spiel geht völlig verdient unentschieden aus. Das war generell ein sehr schönes Handballspiel, das hat echt Spaß gemacht.“

Der bereits als Absteiger feststehende TV Jahn Köln-Wahn blieb sich beim 25:31 gegen den TuS 82 Opladen II (Neunter/29:29 Punkte) fast selbst treu. „Das war ein Spiegelbild der kompletten Saison. Die Mannschaft wirft kämpferisch einmal mehr alles rein, zeigt ganz viel Leidenschaft und hält das Spiel lange offen. Aber am Ende schaffen wir es nicht, die Dinge zu Ende zu bringen. Es war einmal mehr die Chancenverwertung, die uns das Genick gebrochen hat“, stellte Wahns Abteilungsleiter Tobias Carspecken fest. Die Niederlage ließ sich unter anderem deshalb nicht vermeiden, weil die Hausherren außer beim frühen 3:2 (3.) nur beim 20:19 (43.) in Führung lagen. Nach dem 24:25 (55.) war kurz darauf beim 24:28 (57.) alles klar. Was die Wahner besonders mit dem Blick auf die nächste Saison doppelt und dreifach schmerzt: Kapitän Jan Lange wechselt zum Oberliga-Aufsteiger TuS Königsdorf.

Keine Mühe hatte der Pulheimer SC (Achter/30:28) beim 38:29 über Schlusslicht Stolberg. Auf der Zielgeraden der ersten Halbzeit setzte sich das Team von Trainer Kelvin Tacke vom 12:10 (19.) bis zur Pause auf 19:12 (30.) ab und hatte nachher weiter alles im Griff – 27:20 (43.), 31:21 (49.), 37:26 (58.). „Es war ein absolut verdienter Sieg“, sagte Tacke, der in der nächsten Saison den Regionalligisten HSG Refrath/Hand trainiert, „dann war es ein extrem emotionaler und toll organisierter Abschied am Ende – mit vielen Erinnerungen und Erfolgen und vielen alten Weggefährten.“

Eher sehr unterschiedliche Gefühle rief das 28:27 des MTV Köln (Siebter/31:27) gegen den SSV Nümbrecht hervor (Vierter/38:18). Während glückliche Kölner im letzten Heimspiel noch einen Sieg feierten, wirkte Nümbrechts Coach Manuel Seinsche sehr unzufrieden: „Das ist für mich eine ganz unnötige Niederlage. Wir kommen nach der Pause wieder nicht in den Tritt und dann wird es ein ausgeglichenes, hitziges Spiel auf des Messers Schneide. Hätten wir unsere Chancen besser genutzt, wäre mehr drin gewesen.“ Dass der SSV zu viele Gelegenheiten ungenutzt ließ, wirkte sich vor allem in der zweiten Halbzeit aus, als der MTV ein 11:15 (31.) zunächst ins 17:16 (40.) drehte und später vom 26:26 (56.) durch zwei Tore von Philipp Jebbink innerhalb von neun Sekunden zum 27:26 und 28:26 (jeweils 56.) kam. Nach dem 27:28-Anschluss (57.) für Nümbrecht durch Dominik Donath fiel in den letzten drei Minuten gar kein Tor mehr.

TSV Bayer Dormagen II – HSG Siebengebirge 33:33 (17:20).

TSV Bayer Dormagen II: Broy, Dobiey – Pedack (1), Stein (2), Böckenholt (6/2), Beckers (2), Ostrowski, Kaysen (5), Szabo (1), Träger (4), M. Schmidt (1), J.-Chr. Schmidt (6), Sondermann (3), Kasper (2).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (5), Rohde (1), Runge (1), Marcinkovic (9/6), Ghussen (3), Krefting (4), Koch (5), Picard, Gebel (1), Al-Zaidi, Sivanathan (4).

 

TV Palmersheim – TV Birkesdorf 26:24 (14:12).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Kluß (1), Fiedler (4/3), Winter, Schöller, Nzoikanua Domingos (1), Blesse, Schouren (3), Mayer (3), Maeser (7), Erken (5), J. Grevelding, L. Königshoven.

TV Birkesdorf: Dobelmann, Kipsieker – Ding, Hageler, I. Cazabat (2), Ihmer (2), Risteski (4), Stern (4), Strunk (1), M. Cazabat (2), Heinze (2), Perez Fernandez (4/1), Bünten (3), Stass.

 

HBD Löwen Oberberg – HC Weiden II 24:21 (11:10).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Fraunhoffer – Mlynczak (1), Köster, Starcevic (5), Basic (5/1), Soldanski (2), Hudak-Domokos, Welke (5), Schneider (2), Krause (2), Müller, Malek (2).

HC Weiden II: Keller, Rüttgers – Schröder, Kemper, T. Lütz (1), Meurer, Xhonneux (7), Schuffelen, Pieper, Kraus (1/1), Boesel, Akintunde (4), Havers (5), Signon (2/2).

 

TV Rheinbach – Fortuna Köln 39:29 (20:14).

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (5), Engel (2), Pohl (1), Stürmann (7), Eusterholz (4), Schmitz (6/2), Bittner (6), Kazimierski (3), Genn (5).

Fortuna Köln: Musacchio, Hoffmann – Lux (1), Janssen (2), M. Künkele (2), Stutzki (4), Stabauer, Lammer (4/2), Kobbe, Lehmann, F. Kötzle (3), Hofmann (3), Gremmelspacher, Kruse (10).

 

ASV SR Aachen – Longericher SC II 33:27 (17:12).

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – M. Monteiro Pai (1), Happersberger (4/4), Signon, Huckemann (5), Durst (1), Schumacher (4), Aguilera Lintz (2), Arancibia Diaz (6), Rietz (3), K. Monteiro Pai (3), Kurscheid (4).

Longericher SC II: Fischbach, Döscher – Breuer (3), Matysiak (1), Heider, Schiefer (8/4), Quetting, Kröger (1), Duckert (8), Vallbracht, Gottlob (5), Hoffmann, Falkenreck (1).

 

MTV Köln – SSV Nümbrecht 28:27 (11:14).

MTV Köln: Schmitz, Vieker – Bonstein (7), Kalisch (7/5), Epple (2), Hilbert (7), Göddertz, Discher, Jebbink (3), Ziegler (1), Bathen, Becker, Alkenane (1).

SSV Nümbrecht: Rydzewski (1) – Opitz (1), Benger (5), Urbach (2), Weissner (1), J. Lang (5/2), Meister, Sonka, Dissmann (1), T. Lang (2), D. Donath (5), Ufer (3), Miebach (1).

 

Pulheimer SC – Stolberger SV 38:29 (19:12).

Pulheimer SC: O. Middell, Urbanke – Heinen (3), Bartsch (1), Hampel (4), Zank (1), Semeraro (5), Krull (2), Jäckel (4), Bleckat (1), Geerkens (3), Mokris (6/2), T. Middell (8).

Stolberger SV: Keufgens, Winkler, Schornstein – J. Frauenrath (8), Müllejans, Inden, Kilburg (3), Kleinhöfer (6), Fleck, K. Frauenrath (5/1), Lozano (3), Steiner (3), Reinold (1).

 

TV Jahn Köln-Wahn – TuS 82 Opladen II 25:31 (14:15).

TV Jahn Köln-Wahn: Kolbe, Rotscholl, Jung – Meise (1), Hantsch (2), Stocksiefen, Ortiz, Broexkes (3), Lütticke (3), Schultz (1), Giacobbe (5), Lange (9/5), Ruell (1), Rastuttis.

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper – Flemm (5/1), Bosdorf (12), Maurer (2), T. Meuser (1), Kreutzer (4), Munkel (1), N. Meuser, Dambacher (2), Ißling (4).