2. Bundesliga
Essen auf Kurs in den DHB-Pokal, Dormagen bleibt drin
TuSEM dreht Rückstand in Hagen zum 31:29-Sieg. TSV Bayer schafft mit 29:27 gegen Hüttenberg aus eigener Kraft den Klassenerhalt.

„Blissi“, ich sag dir was! Keeper Lukas Diedrich (links) bot in Hagen erneut viele gute Paraden, sodass Kollege Sebastian Bliß nur ganz kurz auf der Platte stand. In der Summe hatte TuSEM im Torhüter-Paket diesmal auch klare Vorteile gegenüber Hagen. (Foto: Herbert Mölleken)

VfL Eintracht Hagen – TuSEM Essen 29:31 (15:15). Der Sieg der Essener war durchaus nicht selbstverständlich, sondern fast bemerkenswert – weil das Team von Trainer Michael Hegemann mit vorher 6:24 Punkten und nur drei Siegen in des Gegners Halle eher zu den Mannschaften mit einer schwächeren Auswärtsbilanz gehört. Dass TuSEM aus Hagen beide Zähler mitnahm, war allerdings unter dem Strich aufgrund der später guten zweiten Halbzeit verdient – und das Ergebnis lässt den Essenern alle Chancen auf einen einstelligen Tabellenplatz. Die nun erreichten 32:30 Zähler sowie das wieder positive Konto festigten Rang zehn und der HSC Coburg (33:33) auf dem neunten Platz ist noch in Reichweite. Lohnend ist zudem der Blick nach hinten und dann besonders auf Rang zwölf, weil diese Position in der 2. Bundesliga einen Startplatz für den DHB-Pokal 2023/2024 bedeutet. Alle direkten TuSEM-Konkurrenten mussten hier Federn lassen – der TV Großwallstadt (Elfter/31:35) mit dem 31:31 gegen den VfL Lübeck-Schwartau (14./27:37), der TV Hüttenberg (Zwölfter/29:37) mit dem 27:29 beim TSV Bayer Dormagen (15./27:37) und schließlich auch die Hagener (13./28:36). Angesichts des Restprogramms mit den Aufgaben am 20. Mai beim HC Elbflorenz Dresden (16./22:42), am 26. Mai in Dormagen, am 30. Mai gegen die Wölfe Würzburg (19./9:53), am 2. Juni gegen Hüttenberg und am 7. Juni in Lübeck hat Hegemanns Team in Sachen Pokal alles selbst in der Hand.

TuSEM erwischte mit dem 3:1 (4.) einen ganz guten Start, musste sich aber für den größeren Rest der ersten Halbzeit durch die Partie quälen – besonders bis zum 5:8 (15.). Dass der Rückstand nicht höher ausfiel, lag hier vor allen Dingen an der erneut überzeugenden Leistung von Keeper Lukas Diedrich, in dessen persönlicher Statistik später 16 Paraden und eine Quote von 37,21 Prozent an gehaltenen Würfen standen. Übers 7:8 (17.) und 9:10 (19.) gelang jeweils der Anschluss, ehe das 11:11 (21.) von Justin Müller wieder den Ausgleich brachte. Auch das12:14 (25.) und 13:15 (26.) holte Essen mit den Treffern von Müller zum 14:15 (27.) und Tim Mast (28.) zum 15:15 bis zum Ende der ersten Halbzeit auf, sodass für den zweiten Abschnitt alles offen war. „Wir sind ganz gut reingekommen“, stellte Trainer Hegemann fest, „haben aber viele freie Bälle liegen lassen. Das Unentschieden zur Pause war relativ glücklich.“ Viel zu den Schwierigkeiten trug bei, dass alleine drei Siebenmeter ungenutzt blieben – beim Stande von 3:2 der von Felix Klingler (5.), wenig später beim Stande von 3:3 der von Nils Homscheid (9.) und letztlich der von Justin Müller beim Stande von 11:13 (23.).

In der Kabine betätigte sich der Essener Coach als Aufbauhelfer, der eine klare Botschaft transportierte: „Wenn wir es schaffen, unsere Chancen besser zu verwerten, werden wir als Sieger von der Platte gehen.“ Danach sah es zunächst allerdings nicht aus, weil sich die Eintracht vielmehr durch drei schnelle Treffer innerhalb von 80 Sekunden von 16:16 (32.) auf 17:16 (34.), 18:16 (35.) und 19:16 (35.) absetzte. für die entscheidenden Antworten ließ sich TuSEM dann noch ein paar Minuten Zeit, ehe es den Abend nach dem 18:20 (39.) immer mehr in den Griff bekam und über 20:20 (42.) oder 23:23 (47.) mit dem 24:23 (49.) zum ersten Mal wieder die Führung übernahm. In der Schlussphase fand Essen sogar jederzeit eine passende Antwort auf Hagener Versuche, ins Spiel zurückzufinden – 27:25 (54.), 28:26 (55.). 29:27 (57.). Nach dem Homscheid-Siebenmeter zum 30:27 (59.) und dem 31:27 (59.) von Finley Werschkull stand der Sieg endgültig fest. Linksaußen Werschkull (20) und Kreisläufer Finn Wolfram aus der Abteilung „Jugend forscht“ verdienten sich in den Augen in ihres Trainers eine besonders gute Note – wie die Mannschaft insgesamt für ihre Einstellung: „Wir haben eine gute Mentalität und Stimmung.“

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Kämper, Rozman (4), Reidegeld, Wolfram (3), Homscheid (2/2), Buschhaus, Müller (6/3), Seidel, Morante Maldonado (4), Klingler (2), Mast (3), Werschkull (5), Schoss (2).

TSV Bayer Dormagen – TV Hüttenberg 29:27 (15:14). Das Wichtigste stand für die Dormagener hinterher auf der Anzeigetafel – beziehungsweise in der Tabelle. Durch den Sieg über die Gäste aus Hessen beseitigte die Mannschaft von Trainer Matthias Flohr vier Spiele vor Ende der Saison aus eigener Kraft alle noch theoretisch bestehenden Restzweifel am Klassenerhalt. Wirklich gezweifelt hatte daran zwar ohnehin niemand mehr, trotzdem nutzten die Hausherren den Erfolg, um nach dem Abpfiff ausgiebig mit den offiziell 991 Zuschauern im TSV-Bayer-Sportcenter zu feiern. Klar: Im Vergleich zur Vorsaison, als die Dormagener aus ihrer Sicht viel zu lange in akuter Abstiegsgefahr schwebten, ist das Resultat in diesem Jahr ein Fortschritt. Bei 27:37 Punkten auf Platz 15 kann Flohrs Team die letzten vier Aufgaben eher befreit angehen. Bereits am Samstag wartet dabei die interessante Reise zum VfL Lübeck-Schwartau. Es wird nicht nur das Duell mit dem punktgleichen Tabellen-Nachbarn (Rang 14), sondern auch ein Wiedersehen mit dem jetzigen VfL-Trainer David Röhrig, der mehrere Jahre in vielen Funktionen in Dormagen aktiv war und das Zweitliga Team in der Rückrunde 2022/2023 zum Klassenerhalt führte.

Die Begegnung mit Hüttenberg (Zwölfter/29:37 Punkte) am Mittwochabend war über 60 Minuten einigermaßen ausgeglichen – wobei die Gäste mit ihrem 1:0 (1.) nur ein einziges Mal in Führung lagen. Sören Steinhaus (3.) und Joshua Reuland (4./Siebenmeter) drehten das Spiel zur ersten Bayer-Führung, die die Hausherren über das 4:2 (6.) zum 6:3 (9.) ausbauen konnten. Bereits in dieser Phase öfter im Mittelpunkt: Christian Ole Simonsen. Der TSV-Keeper zeigte vor allem im ersten Durchgang viele starke Paraden und sorgte mit dafür, dass sein Team meistens vorne lag. Hüttenberg kam zwar immer wieder zum Ausgleich, konnte die Partie jedoch nie zu seinen Gunsten drehen – 8:8 (16.), 11:11 (23.). Über das 13:11 (25.) und 15:12 (26.) erspielte sich Dormagen wieder ein paar Vorteile, blieb anschließend aber bis zur Halbzeit vier Minuten ohne Treffer, sodass beim Gang in die Kabine und 15:14 alles offen war.

Nach dem Seitenwechsel bot sich ein ähnliches Bild: Die Hausherren legten vor, der TV zog nach. Beim 21:21 (46.) war der Spielstand zum letzten Mal ausgeglichen. Steinhaus (47.), Patrick Hüter (48.) und Jaka Zurga (50.) legten mit dem 24:21 wieder drei Tore Abstand zwischen ihr Team und den Gegner. Die Gäste ließen sich allerdings nie ganz abschütteln und das 25:24 (54.) war der Auftakt für eine spannende Schlussphase, in der beide Seiten genügend Möglichkeiten vergaben. Nach Steinhaus‘ Treffer zum 27:24 (59.) probierte es Hüttenberg mit einer sehr offensiven Deckungsvariante und kam tatsächlich immer wieder heran – wobei der Treffer zum 28:26 (59.) durch Timm Schneider in die Kategorie artistisch gehörte: Der ehemalige Gummersbacher versenkte seinen eigenen Abpraller im Fallen aus dem Handgelenk. 24 Sekunden vor dem Ende kamen die Gäste sogar zum Anschluss – 28:27. Flohr reagierte mit einer Auszeit und den finalen Angriff spielte Dormagen souverän herunter, bevor Ian Hüter mit dem 29:27 den Schlusspunkt unter die Partie setzte.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Böhnert, Reuland (4/2), Meuser (2), Zurga (1), Rehfus (1), I. Hüter (2), Reimer (2/2), Grgic (1), P. Hüter (1), Träger, Sterba (7), J.-C. Schmidt, Seesing, Steinhaus (8).