2. Bundesliga
Röhrigs Revanche und Essener Serientäter
TSV Bayer verliert bei seinem Ex-Trainer in Lübeck mit 24:29. TuSEM gewinnt beim 32:30 gegen Dresden zum dritten Mal in Folge.

Zwei Ehemalige: David Röhrig (vorne) gibt heute die Kommandos in Lübeck, während Peer Pütz (im Hintergrund) beim Bergischen HC in der 1. Bundesliga als Co-Trainer arbeitet. Patrick Hüter und Ian Hüter (von links) bekamen jetzt mit den Dormagenern in Lübeck zu spüren, dass ihr Ex-Coach offensichtlich und nachvollziehbar ganz gute Kenntnisse über die Abläufe beim TSV hat. (Foto: Thomas Schmidt)

VfL Lübeck-Schwartau – TSV Bayer Dormagen 29:24 (15:11). Natürlich ist David Röhrig noch immer mindestens ein Halb-Dormagener – weil er bis vor einem Jahr als Trainer der A-Jugend und der zweiten Mannschaft in der Oberliga Mittelrhein erfolgreich für den TSV Bayer gearbeitet hat. Und schließlich war Röhrig im Trainerteam mit Peer Pütz „nebenbei“ maßgeblich daran beteiligt, dass Dormagen damals überhaupt den Klassenerhalt in der 2. Bundesliga schaffte. Trotzdem konnte er ebenso natürlich das Angebot der Lübecker nicht ablehnen, dort ab Sommer 2023 das Amt des Cheftrainers zu übernehmen, womit zwangsläufig zwei direkte Duelle mit seinem Ex-Verein programmiert waren. Bei der Rückkehr nach Dormagen am 14. Dezember 2022 gabs hinterher zuerst viel Frust: Lübeck verlor mit 23:24 und steckte damals in ziemlich großer sportlicher Not. Davon kann inzwischen aber keine Rede mehr sein, weil der VfL – wie die Dormagener – den Klassenerhalt seit Kurzem in der Tasche hat. Jetzt spricht außerdem der direkte Vergleich für den Klub aus Schleswig-Holstein, der sich an diesem Samstagabend ebenso verdient wie letztlich ungefährdet durchsetzte. Eine besondere Genugtuung zog Röhrig daraus allerdings nicht und für ihn stand vor allem das Wohl der Hausherren im Vordergrund: „Grundsätzlich freue ich mich erst mal überhaupt über den Sieg, auch über die Souveränität. Dass wir hinten raus vielleicht etwas früh einen Gang zurücknehmen, lässt sich sehr gut verschmerzen.“ In der Tabelle gab es keine Positionsveränderung, denn beide Seiten behielten ihre Plätze: Lübeck konnte sich auf Rang 14 mit jetzt 29:37 Punkten trotzdem ein kleines Stück von den Dormagenern absetzen, die mit 27:39 Zählern auf Platz 15 folgen. 

Das Team von TSV-Trainer Matthis Flohr, das drei Tage zuvor durch ein 29:27 über den TV Hüttenberg endgültig alle Restzweifel am Klassenerhalt beseitigt hatte, startete mit einem von Joshua Reuland nicht verwandelten Siebenmeter (1.), legte anschließend aber durch Lucas Rehfus das 1:0 (3.) und kurz darauf das 2:1 (4.) von Patrick Hüter vor – das gleichzeitig die letzte Gäste-Führung für die restlichen fast 57 Minuten sein sollte. Nach dem 4:4 (7.) verlor Dormagen mit dem 4:8 (12.) zum ersten Mal den direkten Kontakt und fand ihn später auch nicht mehr wieder, zumal Lübeck aus dem 8:6 (15.) durch einen weiteren 4:0-Lauf innerhalb von drei Minuten den 12:6-Vorsprung machte. Dass die Gastgeber übers 12:10 (23.) und 14:10 (27.) am Ende der ersten Halbzeit mit 15:11 (30.) führten, war dabei unter anderem ein Verdienst von Keeper Dennis Klockmann, der es in der Summe auf 13 Paraden und eine Quote von 40,63 Prozent an gehaltenen Würfen brachte. Klockmann übertraf hier den sicher nicht schlechten Dormagener Torhüter Christian Ole Simonsen (zwölf Paraden/30,77 Prozent) deutlich.

Ebenfalls richtig deutlich wurde nach der Pause das gesamte Duell, als der immer überlegene VfL vom 22:17 (42.) zügig auf 27:17 (49.) erhöhte und der TSV Bayer plötzlich in ein Debakel zu rutschen schien – das er jedoch auf der Zielgeraden übers 22:28 (57.) bis zum 24:29 (60.) vermeiden konnte. „Bei Dormagen hat man natürlich gesehen, dass sie viel zu wechseln versucht haben, um Leuten Spielpraxis zu geben – was ja Sinn macht in der Phase“, fand Röhrig, „wir haben das ein Stück weit auch probiert. Bei uns ist es vielleicht etwas stabiler gelungen – vor allem, weil unsere Abwehr einen sehr, sehr guten Job gemacht hat. Ich finde, dass Dormagen in den letzten Wochen extrem pass-sicher und gut angegriffen hat. Das haben wir heute komplett unterbunden bekommen. Wir sind super happy über den Sieg.“ Dass der TSV die Klasse halten würde, stand für den Wahl-Lübecker und Halb-Dormagener Röhrig sowieso nie in Frage. Ebenfalls keine Frage: Aus der Ferne wird er weiter beobachten, wie sein alter Klub den kleineren Rest der Saison bewältigt. Los geht es am Freitagabend gegen TuSEM Essen (Zehnter/34:30 Punkte), ehe die Aufgaben am 3. Juni bei der HSG Nordhorn-Lingen (Sechster/41:25) und am 7. Juni gegen den HC Empor Rostock (Rang 17/14:52) die Serie beschließen.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Simonsen – Böhnert, Reuland (2), Meuser, J.-Chr. Schmidt (3), Zurga (5), Rehfus (3), I. Hüter, Reimer (2/1), Träger (3), Grgic, P. Hüter (2), Sterba (3/2), Seesing (1), Steinhaus.

TuSEM Essen – HC Elbflorenz Dresden 32:30 (19:14). Die Essener entwickeln sich wohl im Endspurt der Saison zu Serientätern, denn nach dem 26:25 über die Eulen Ludwigshafen und dem 31:29 beim VfL Eintracht Hagen fuhr die Mannschaft von Trainer Michael Hegemann zum dritten Mal innerhalb von sieben Tagen einen Sieg ein. Essens Coach wirkte hinterher mehr als nur zufrieden: „Am Ende einer Englischen Woche sind solche Spiele immer etwas zäher. Aber ich denke, dass wir eine sehr ordentliche erste Halbzeit gespielt und dann leider in der zweiten Halbzeit nicht mehr die nötige Konsequenz gehabt haben. Das lag vielleicht auch am hohen Kräfteverschleiß der letzten Tage. Im Endeffekt sind wir zufrieden, dass wir die Woche perfekt beenden konnten.“ Beim Blick auf die Tabelle ergibt sich jedenfalls, dass TuSEM inzwischen voll auf Kurs zum neuen Saisonziel ist: Ein einstelliger Platz soll es werden – und auf jeden Fall die Qualifikation für den DHB-Pokal, der zumindest Rang zwölf erfordert. Aktuell sind die Essener Zehnter mit 34:30 Punkten – was bei zwei Spielen weniger nur einen minimalen Rückstand auf den Neunten HSC Coburg bedeutet (35:33). Im Rückspiegel muss Essen in erster Linie noch den TV Hüttenberg, den TV Großwallstadt (beide 31:37) und den VfL Eintracht Hagen (30:36) beachten.

Die Hausherren gerieten nur mit dem 0:1 (1.) in Rückstand und lagen ab dem 2:1 (2.) immer vorne. Nach dem 4:1 (5.) und 7:4 (11.) brachten konsequente fünf Minuten beim 11:4 (14.) die erste Sieben-Tore-Führung, die beim 14:7 (21.) ebenfalls auf der Anzeigetafel stand. Weil Essen in der Folge seine Fehlerzahl allgemein erhöhte und seine Chancen weniger konsequent nutzte, blieb Dresden halbwegs dran – und nach dem 16:12 (26.) nahm Hegemann vorsichtshalber eine Auszeit, um die Dinge neu zu sortieren. Das gelang mit dem 18:13 (28.) und 19:13 (30.), aber das 19:14 (30.) war am Ende der ersten Halbzeit so wenig eine Entscheidung wie das 20:14 (31.) am Anfang der zweiten.

Auf größere Spannung deutete zunächst wenig hin, weil TuSEM mit dem 24:18 (42.), 24:20 (44.) und 27:22 (48.) oder 28:24 (52.) und 29:25 (52.) in der Regel passende Antworten auf die Versuche des HC zu einer Wende fand. Zwei Gäste-Treffer zum 27:29 (55.) konterten Felix Klingler (56.) und Eloy Morante Maldonado (57.) mit dem 31:27, das dreieinhalb Minuten vor Schluss doch so etwas wie die halbe Miete war – zumal Klingler das 31:28 (57.) postwendend mit dem 32:28 (58.) korrigierte. In der letzten Minute kassierte Justin Müller noch eine Zeitstrafe und Dresden kam noch zum 30:32, aber in den verbleibenden 38 Sekunden geriet Essen nicht mehr in Gefahr – und die vier übrigen Aufgaben in dieser Saison können aus TuSEM-Sicht offensichtlich kommen. Die letzten Etappen führen Hegemann und sein Team am nächsten Freitag zum TSV Bayer Dormagen (Platz 15/27:39 Punkte), am 30. Mai gegen die als Absteiger feststehenden Wölfe Würzburg (Letzter/9:55), am 2. Juni gegen den TV Hüttenberg (Elfter/31:37) und am 7. Juni zum VfL Lübeck-Schwartau (Platz 14/29:34).

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Kämper, Rozman (3), Reidegeld, Wolfram (2), Homscheid (4/1), Buschhaus, Müller (3), Seidel, Morante Maldonado (9), Klingler (5), Mast (4), Werschkull (1), Schoss (1).