Oberliga Mittelrhein
Weiden II rettet sich, Fortuna steigt in die Verbandsliga ab
Im Fernduell um Platz 13 schafft der HC durch ein 36:26 gegen Pulheim aus eigener Kraft den Klassenerhalt. Die Kölner gewinnen das Derby gegen Wahn, bleiben aber unterm Strich - und schauen bereits auf die kommende Saison.

Wie konnte das passieren? Marco Stutzki und Roman Stabauer (von rechts) diskutieren vielleicht immer noch, warum die Fortuna in die Verbandsliga absteigen muss. Auch der Rest der Kölner Bank kann es vermutlich noch nicht richtig fassen. (Foto: Thomas Schmidt)

Den zweiten Matchball haben sie genutzt. Eine Woche nach der 21:24-Niederlage bei den HBD Löwen Oberberg kam der HC Weiden II zu Hause gegen den Pulheimer SC zu einem 36:26-Sieg, der Platz 13 in der Tabelle und damit den Klassenerhalt aus eigener Kraft perfekt machte. Die Mannschaft von Trainer Philipp Havers stockte ihr Konto so auf 23:37 Punkte auf. Dass die auf Rang 14 folgende Fortuna Köln im Fernduell gegen den TV Jahn Köln-Wahn mit 30:23 gewann, war somit überhaupt nicht mehr relevant – und die Weidener konnten am Ende einer langen Saison feiern. In Köln herrschte gleichzeitig natürlich Tristesse. Die Fortuna, die nach einem großen Umbruch im Sommer 2022 schwach gestartet war (4:18 Zähler aus den ersten elf Partien), schien auf dem richtigen Weg zu sein, nachdem Tobias Marquardt im Herbst das Traineramt übernommen hatte. In der Summe waren die Resultate dann aber zu schwankend, sodass die Mannschaft nun mit einer Ausbeute von 22:38 Punkten den Neustart eine Klasse tiefer angehen muss. Der Coach richtete den Blick nach dem bitteren Abend auch direkt nach vorne. „Wir können zur neuen Saison den Kader verstärken, mit Ausnahme von drei verabschiedeten Spielern alle Akteure halten. Und wir nehmen sofort Anlauf, um uns 2023/2024 für die neue Ligastruktur mit drei Verbandsligen zu qualifizieren, sodass es nur ein Abschied auf Zeit sein wird“, erklärte Marquardt, der bis auf Marco Stutzki, Thiemo Kruse (beide Karriereende) und Keeper Manfred Hoffmann keine personellen Abgänge einplanen muss.

Die Weidener zeigten gegen Pulheim von Anfang an, dass sie sich im Fernduell um den Klassenerhalt nicht auf fremde Hilfe verlassen wollten. Mit dem 5:1 (6.) legten die Hausherren einen idealen Start hin und sie ließen sich selbst dann nicht aus der Ruhe bringen, als die Hornets wieder auf 11:10 (17.) verkürzten. Vom 15:14 (21.) erhöhte der HC auf 20:15 (28.) und er steuerte nach der Pause endgültig ans rettende Ufer, als er aus dem 26:23 (46.) das 30:23 (50.) machte. Der Sieg war in den letzten Minuten nicht mehr in Gefahr und die Erleichterung in Weiden nach dem Schlusspfiff riesengroß. „Eine Megaleistung der Mannschaft. Heute hat keiner an seiner Einstellung Zweifel aufkommen lassen“, fand HC-Coach Havers. Sein Pulheimer Gegenüber Kelvin Tacke hätte sich in seinem letzten Spiel für die Hornets vermutlich einen anderen Ausgang gewünscht. „Leider war heute einfach nicht mehr genug Energie da und der Kader mal wieder arg eingeschränkt. Glückwunsch an Weiden“, sagte Tacke. In der Kölner Südstadt hatte die Fortuna zeitgleich mit den bereits als Absteiger feststehenden Wahnern lange Probleme. Die Gäste erwiesen sich – wie so oft – als unangenehmer Gegner und bis zum 18:20 (38.) schien es, als könnte der TV sogar zum Stolperstein werden. Ein 6:0-Lauf zum 24:20 (49.) brachte die Hausherren dann auf den Weg zum Sieg an diesem Abend, der allerdings mit dem Blick nach Weiden bei der Fortuna keinen groß interessierte. Mitgefühl gab es auch von Wahn, das sich mit dem Blick auf die eigene Leistung nichts vorzuwerfen hatte. „Wir verabschieden uns mit Stolz und Ehre aus der Liga, denn wir haben heute wieder alles reingeworfen“, fand TV-Trainer Thomas Radermacher.

Weit abseits des Abstiegskampfes beendete Meister TSV Bayer Dormagen II die Saison mit einem klaren 43:27 beim TV Birkesdorf. Am „Tag der offenen Tür“ mit insgesamt 70 Toren legte die Mannschaft von Trainer Martin Berger den Grundstein für den Sieg bereits vor der Pause, als sie vom 4:5 (9.) auf 18:8 (25.) wegzog. „Ich glaube, beide Mannschaften sind mit ihrer Dritt- oder Viertvertretung angetreten, dementsprechend war viel Luft raus. Es war auch kein hochklassiges Spiel, aber alles gut. Es hat sich keiner verletzt und jeder konnte sich noch mal in die Torschützenliste eintragen“, fand Berger, dessen Team mit 52:8 Punkten über die Ziellinie geht und vollkommen verdient vor der HSG Siebengebirge (47:13) in die Regionalliga aufsteigt. Birkesdorfs Sportvorstand Luca Feistkorn hätte sich für seine Mannschaft dagegen einen schöneren Abschluss gewünscht: „Wir haben heute leider bodenlos gespielt und die schlechteste Leistung der Saison gezeigt. Das schmälert aber nicht unsere Top-Saison, die wir mit Platz fünf abgeschlossen haben. Großes Lob an alle!“

Die HSG beendete die Saison mit einem 33:28 über die HBD Löwen Oberberg und bekam die Angelegenheit dabei ebenfalls im ersten Durchgang in den Griff. Die Hausherren setzten sich vom 6:6 (13.) auf 16:10 (27.) ab und nach dem Seitenwechsel geriet der Vorsprung nie wirklich in Gefahr. „Ich denke, wir waren über den gesamten Spielverlauf hinweg die dominante Mannschaft. Insofern war es ein gelungener Saisonabschluss für uns, weil wir im Gesamten betrachtet eine sehr gute und stabile Saison gespielt haben“, meinte Siebengebirges Coach Lars Degenhardt. Weniger stabil war in der Rückrunde der SSV Nümbrecht, der bis Dezember lange Zeit unbesiegbar zu sein schien. Nach 13 Siegen in Serie gab es gegen den MTV Köln am 10. Dezember beim 29:29 den ersten Punktverlust und eine Woche drauf beim ASV SR Aachen mit dem 27:29 die erste Niederlage. Jetzt erwiesen sich die Aachener wieder als unangenehmer Gegner und am Ende stand ein 32:32-Unentschieden. Dabei glich der SSV das 18:22 (42.) zum 23:23 (45.) aus und in der Schlussphase lieferten sich beide Seiten eine spannende Begegnung mit wechselnden Führungen. Zehn Sekunden vor dem Ende hieß es 32:31 für die Gäste, doch Dag Dissmann vollendete einen Kempa-Trick zum 32:32-Ausgleich und setzte damit den Schlusspunkt unter eine starke Nümbrechter Saison, in der der SSV in der Abschlusstabelle punktgleich mit dem Longericher SC II (beide 41:19) auf Platz vier geführt wird.

Mit einem Achtungserfolg verabschiedete sich der Stolberger SV aus der Oberliga. Die Mannschaft, die über weite Strecken der Saison abgeschlagen am Tabellenende stand, besiegte den TV Rheinbach zum Abschluss mit 35:27. Klar: Die Gäste um das Trainergespann Jan Hammann/Dietmar Schwolow kämpfen schon seit Längerem mit personellen Problemen. Trotzdem hätten sich die Rheinbacher in der letzten Partie mehr erhofft. „Das war heute ein ziemlich enttäuschender Auftritt zum Abschluss der Saison, insbesondere in der zweiten Halbzeit“, fand Hammann, der sein Team nur bis zum 16:16 (30.) auf Augenhöhe erlebte. Nach dem Seitenwechsel kippte die Partie immer mehr zugunsten der Stolberger – 25:20 (42.), 28:21 (45.). Rheinbach kämpfte sich noch auf 26:30 (52.) heran, schaffte die Wende allerdings nicht mehr.

Als einziger Aufsteiger aus der Verbandsliga konnte der TV Palmersheim die Klasse halten. Die Mannschaft um Trainer Peter Trimborn überzeugte dabei nicht nur auf der Platte – auch Umfeld und die oft zahlreich mitgereisten Fans erwiesen sich als Bereicherung für die Liga. Weil der Klassenerhalt bereits seit dem vergangenen Spieltag feststand, tat die 32:37-Niederlage in Longerich zum Abschluss daher nicht mehr besonders weh. „Wir haben uns nicht abschlachten lassen, aber wir hatten auch nicht mehr so viele Körner, um etwas entgegenzusetzen. Von daher geht das vollkommen in Ordnung“, meinte Trimborn, der mit seinem Team noch Clemens Maeser verabschiedete (geht zum Studium ins Ausland). In der letzten Begegnung war die Angelegenheit bis zum 26:25 (42.) für den LSC einigermaßen offen, bevor die Hausherren einen Gang zulegten und entscheidend auf 33:25 (48.) davonzogen. „Ein gutes Spiel am Ende, alle hatten Spaß, gute Fans von Palmersheim. Und jetzt sind wir alle froh über die verdiente Pause“, sagte Longerichs Coach Frederic Rudloff, der vor allem mit seinem letzten Satz wohl vielen aus der Seele gesprochen haben dürfte.

 

Fortuna Köln – TV Jahn Köln-Wahn 30:24 (15:15).

Fortuna Köln: Musacchio, Scholl, Hoffmann – Feldmann (1), M. Künkele (3), Stutzki (2), Birkhölzer, Stabauer, Lammer (2), Lehmann, F. Kötzle (7), Hofmann (10), Gremmelspacher (3), Kruse (2).

TV Jahn Köln-Wahn: Kolbe, Rotscholl, Jung – Meise (2), Eberlein (1), Fromme (2), Broexkes (2), Lütticke, Schultz, Giacobbe (4), Lange (6/2), Ruell (4), Rastuttis (3).

 

HC Weiden II – Pulheimer SC 36:26 (20:16).

HC Weiden II: Keller, Rüttgers – Kemper (1), S. Meurer (1), K. Lütz, Xhonneux (8), Pieper (4), Kraus (1), Boesel (1), T. Meurer (4), Akintunde (5), Steins (5), Signon (6/5).

Pulheimer SC: Lankert – Heinen (1), Bartsch (1), Zank (1), Semeraro (2), Jacoby (3), Jäckel (9/5), Bleckat (1), Lingner (2), Geerkens (1), T. Middell (5).

 

TV Birkesdorf – TSV Bayer Dormagen II 27:43 (10:21).

TV Birkesdorf: Dobelmann, Höschen – Pelzer (2), Ernst (9/1), Botz (1), Ihmer (1), Risteski (4/2), Grings, Stern (2), Heinze (2), Perez Fernandez (2), Bünten, Stass (2), Janiec (2).

TSV Bayer Dormagen II: Friedl (1), Broy – Pedack (3), Stein (6/3), Böckenholt (4/1), Beckers (8), Ostrowski (3), Kaysen, Szabo (1), M. Schmidt (7), Mertens (4), Sondermann (6).

 

HSG Siebengebirge – HBD Löwen Oberberg 33:28 (18:12).

HSG Siebengebirge: Fischer, Löcher – Dziendziol (12/5), Lindner (1), Runge (3), Hayer (1), Maia Jochim, Marcinkovic (5/2), Ghussen (2), Picard (1), Gebel (5), Al-Zaidi, Sivanathan (3).

HBD Löwen Oberberg: Caber, Neu, Fraunhoffer – Mlynczak, Sauer, Köster (1), Basic (7/3), Soldanski (1), Hudak-Domokos (4), Welke (6), Starcevic (4), Krause (5), Müller, Malek.

 

SSV Nümbrecht – ASV SR Aachen 32:32 (15:16).

SSV Nümbrecht: Orth, Rydzewski, Kirchner – Opitz (1), Benger (6), Urbach (5), J. Lang (4/4), Witthaut (2), Dissmann (5), T. Lang (4), D. Donath (2), Wilkens, R. Donath, Miebach (3).

ASV SR Aachen: Bockwinkel, Schnitzler – M. Monteiro Pai (11), Happersberger (4/2), Huckemann (4), Durst (1), Aguilera Lintz, Kuckelkorn (2), Arancibia Diaz (4), Böckenholt (4), K. Monteiro Pai (1), Kurscheid (1).

 

Stolberger SV – TV Rheinbach 35:27 (17:16).

Stolberger SV: Keufgens, Schornstein – J. Frauenrath (10/1), M. Költer (3), Inden, Kilburg (5), Kleinhöfer (1), Lange (2), K. Frauenrath (1), Lozano (6), Redding (6), Steiner (1), Y. Költer.

TV Rheinbach: Thürnau, Hoven – Schwolow (3/2), Pohl (2), Stürmann (3), Eusterholz (1), Schmitz (8/1), Bittner (2), Kazimierski (6), Genn (2).

 

TuS 82 Opladen II – MTV Köln 29:25 (17:11).

TuS 82 Opladen II: Trögel, Kümper (1) – Flemm (4), Bosdorf (2), Maurer (3), T. Meuser (2), Kreutzer, Hindrichs (2/2), Völl (11), Sänger, Munkel, N. Meuser, Dambacher (2), Ißling (2).

MTV Köln: Schiffer, Vieker – Bonstein (2), Kalisch (2), Epple, Göddertz (6), Jebbink (6), Lipka (1), Ziegler (3/1), Becker (5), Alkenane.

 

Longericher SC II – TV Palmersheim 37:32 (20:18).

Longericher SC II: Burggraf, Döscher – Breuer, Beste (2), Heider, Schiefer (5/1), Quetting (3), Jacoby, Kröger (2), Duckert (7), Vallbracht (1), Gottlob (3), Hoffmann (2), Falkenreck (12).

TV Palmersheim: Trimborn, M. Königshoven – Kluß, Fiedler (3/2), Erken, Nzoikanua Domingos (4), Blesse (3), Schouren (6), Mayer (3), Maeser (9), Sander, Bernads (2), J. Grevelding (1), L. Königshoven (1).