2. Bundesliga
Viel Krampf: TuSEM quält sich zum Sieg
Nach dem 29:26 gegen die Wölfe Würzburg ist aber die Qualifikation für den DHB-Pokal klar.

Was läuft hier? Trainer Michael Hegemann musste sich beim Essener Sieg über Würzburg fast so viele Gedanken machen wie zuletzt rund um die Niederlage in Dormagen. (Foto: Thomas Ellmann)

TuSEM Essen – Wölfe Würzburg 29:26 (13:14). Vielleicht könnte den Essenern in diesem Fall ein schlechtes Gedächtnis ganz gut helfen. Dann wären sie in der Lage, die über weite Strecken ziemlich bescheidene Vorstellung im Nachholspiel am Mittwochabend gegen die bereits als Absteiger feststehende Wölfe zu vergessen – und die Tatsache, dass beide Mannschaften fast den Plan zu haben schienen, gegenseitig die Zahl der Fehler in die Höhe zu treiben. Das Beste stand für TuSEM hinterher auf der Anzeigetafel, denn der mühsam herausgekrampfte Sieg brachte zwei Punkte und die Fortsetzung einer starken Serie: Seit dem 29:32 gegen den Dessau-Roßlauer HV am 22. Oktober 2022 haben die Essener nun in dieser Saison kein Heimspiel mehr verloren, sondern aus 14 Partien ohne Niederlage beeindruckende 26:2 Zähler eingefahren. Auch in der Tabelle machte sich der Erfolg sehr positiv bemerkbar, weil das Team von Trainer Michael Hegemann seinen beiden Zielen für den Rest der Serie ein großes Stück nähergekommen ist. Erstens: Die insgesamt 36:32 Punkte reichen auf jeden Fall mindestens für Platz zwölf, der noch zur Teilnahme am DHB-Pokal 2023/2024 berechtigt – weil der TV Großwallstadt (13.) aus aktuell 31:37 Punkten durch zwei Siege höchstens 35:37 machen und deshalb nicht mehr an Essen vorbeiziehen kann.

TuSEM begann exakt so wie zuletzt im Spiel beim TSV Bayer Dormagen (28:33), wirkte wie von allen guten Geistern verlassen und lag in der fünften Minute mit 0:4 hinten. Unterschied: Am vergangenen Freitag nahm Hegemann direkt eine Auszeit, die dann eher eine übersichtliche Wirkung erzielte. Diesmal wartete der Coach wesentlich länger und griff in der 19. Minute erst ein, als es nach dem 6:6 (11.) beim Stande von 7:10 wieder in die aus Sicht der Gastgeber völlig falsche Richtung lief. Insgesamt wurde das Niveau zwar nicht wesentlich höher, aber mit der 3:0-Serie zum 10:10 (23.) waren die Hausherren erkennbar intensiver im Spiel. Und selbst das prompt folgende 11:14 (28.) durch drei Gegentreffer innerhalb von nur 90 Sekunden wusste der Favorit mit dem 13:14 (30.) am Ende der ersten Halbzeit halbwegs zu reparieren. Beim 14:14 (31.) von Felix Eißing gab es erneut den Ausgleich und mit dem 14:15 (34.) den letzten Rückstand.

Einer der Garanten für die allmählich folgende Wende: Nils Homscheid. Der 20 Jahre junge Spielmacher glich nicht nur zum 15:15 (35.) aus, indem er einen Strafwurf verwandelte: Anschließend gingen weitere sechs Treffer auf sein Konto, das unter dem Strich elf Tore führte (acht per Siebenmeter). Zusammen mit Maldonado, der mit dem 21:18 (47.) sehr spät überhaupt den ersten seiner vier Treffer erzielte, hielt Homscheid die Essener auf Kurs, obwohl sich Würzburg nie aufgab – 21:20 (49.), 24:21 (53.). Erst ab dem 26:22 (57.) durften sich die Hausherren ihrer Sache sicher sein und davon ausgehen, zwei weitere Zähler aufs eigenen Konto überweisen zu dürfen. Überzeugend war es trotzdem bei Weitem nicht, zumal hier einfach das zweitbeste Heimteam der 2. Bundesliga (28:6 Punkte) gegen die klar schwächste Auswärts-Mannschaft (0:34) reichlich mühsam gewann.

Hegemann, der unter anderem erneut auf die verletzten Rückraumspieler Dennis Szczesny und Tim Rozman verzichten musste, hob hinterher eher das Positive aus seiner Sicht hervor: „Natürlich sieht man, dass uns die Spiele im Moment schwerer fallen als noch vor ein paar Wochen. Das ist auch der dünnen Personaldecke geschuldet. Aber alles in allem haben sich die Jungs am eigenen Schopf wieder herausgezogen und das muss man erst mal so machen. In der Halbzeit haben wir besprochen, dass wir mehr Energie ins Spiel bringen müssen. Es war eine gute Antwort auf die Niederlage gegen Dormagen.“ Bis zum letzten Heimspiel der Saison am Freitag gegen den TV Hüttenberg (Elfter/33:37) sollte Essen allerdings in erster Linie versuchen, erneut alle Akkureserven für eine Steigerung anzuzapfen. Anschließend wartet zum Saison-Abschluss nur noch die Aufgabe am 7.  Juni beim VfL Lübeck-Schwartau (Rang 14/23:39). Schenken werden beide den Essenern so wenig wie Würzburg.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Kämper (1), Reidegeld (1), Wolfram, Dangers (3), Homscheid (11/8), Eißing (3), Buschhaus, Müller (2), Seidel, Morante Maldonado (4), Mast (3), Werschkull, Schoss (1).