2. Bundesliga
Dormagen dominiert, Essen geht leer aus
TSV Bayer beendet Saison mit 32:20 gegen Rostock. TuSEM verpasst beim 28:29 in Lübeck ein Happy End.

Vierkampf: Dormagens Kreisläufer Aron Seesing (blaues Trikot) bekommen Essens Eloy Morante Maldonado (ganz links), Markus Dangers (Nummer 14) und Malte Seidel (ganz rechts) hier in den Griff. Den freundlicheren Saisonabschluss schaffte aber der TSV Bayer mit seinem Sieg gegen Rostock, während TuSEM in Rostock den Kürzeren zog. (Foto: Thomas Ellmann)

TSV Bayer Dormagen – HC Empor Rostock 32:20 (15:11). Es gibt sicher schlechtere Ideen, als die Saison mit dem höchsten Sieg zu beenden. Auf der einen  Seite kam den seit einiger Zeit geretteten Dormagenern dabei natürlich entgegen, dass Rostock bereits als Absteiger feststand – auf Rang 18 mit nun 14:58 Punkten als mittlerer Teil eines Trios, zu dem noch die HSG Konstanz (17./16:56) und die Wölfe Würzburg (19./11:61) gehören, sogar sehr deutlich. Auf der anderen Seite bestätigte die Mannschaft von Trainer Matthias Flor zusätzlich, warum sie selbst den Klassenerhalt geschafft hat – und Rostock eben nicht. Der TSV Bayer, der vor rund vier Monaten am 3. Februar auch in Rostock gewonnen hatte (24:22), verfügt offensichtlich über die breiteren personellen Möglichkeiten. Weil außerdem erkennbar der Wille vorhanden war, sich mit einem guten Gefühl in die Pause zu verabschieden, konnten darüber hinaus von Anfang an alle Spieler mit entsprechenden Einsatzzeiten rechnen. Das galt nicht zuletzt für jene, die in der kommenden Saison nicht mehr für Dormagen auflaufen werden. Sie trugen ebenfalls dazu bei, dass die Gastgeber den bisher klarsten Erfolg vom 1. April 2023 mit dem 27:20 beim HSC Coburg weit übertrafen und ihr Konto am Ende einer nicht einfachen Serie 2022/2023 auf 31:41 Punkte verbesserten. 

Als die Partie begann, standen für den TSV Bayer unter anderem Aron Seesing, der zum Bergischen HC in die 1. Bundesliga wechselt, sowie Jaka Zurga, Mislav Grgic und Jakub Sterba auf der Platte – deren Verträge der Verein nicht verlängern wollte. Den nachhaltigsten Eindruck hinterließ dabei zum Abschied Rechtsaußen Sterba, der mit dem 5:3 (12.) den ersten seiner insgesamt elf Treffer erzielte und mit dem 32:18 (56.) in der Schlussphase das letzte Dormagener Tor an diesem nach einer ausgeglichenen Anfangsphase einseitigen Abend beisteuerte. Zweitbester Werfer der Hausherren: André Meuser, Sterbas Linkshänder-Kollege. Der lange Rückraumspieler, der es im rechten Rückraum auf sechs Tore brachte, ist gebürtiger Rostocker, war 2019 aus der Hansestadt ins Rheinland gekommen und kehrt zur nächsten Saison in seine handballerische Heimat zurück. Nach Meusers 8:6 (17.) startete Dormagen im Übrigen jene Phase, in der es den Abend zu beherrschen begann – 10:6 (19.). Empor konnte auf 8:10 (21.) und 9:11 (24.) verkürzen, aber mit dem 15:10 (29.) lagen schon fünf Treffer zwischen den beiden Kontrahenten. Bis zum 19:14 (36.) blieb der Vorsprung fast unverändert, ehe Flohrs Team konsequent auf 26:15 (47.) wegzog und jetzt immer zweistellig führte – beim 30:16 (52.) und jenem 32:18 von Jakub Sterba jeweils mit 14 Toren Unterschied.

TSV Bayer Dormagen: Juzbasic, Broy – Böhnert, Reuland, Meuser (6), J. Chr. Schmidt, Senden (2), Zurga (3), Rehfus (2), I. Hüter (2), Reimer (1), Grgic, P. Hüter, Sterba (11/1), Seesing (3), Steinhaus (2).

VfL Lübeck-Schwartau – TuSEM Essen 29:28 (14:10). Die Essener hatten bei der Schluss-Sirene fast allen Grund, sich zu ärgern – weil sie den Ertrag für eine am letzten Spieltag durchaus nicht selbstverständliche Aufholjagd verpassten. Und besonders Eloy Morante Maldonado, der ab der kommenden Saison beim Bergischen HC in der 1. Bundesliga spielt, wird diese Szene hier vielleicht noch eine Weile nachhängen: Beim Stande von 25:25 tritt Maldonado in der 55. Minute zum von Alexander Schoss herausgeholten Siebenmeter an – und sein Wurf bleibt beim VfL-Keeper Dennis Klockmann hängen, sodass Essen die hier mögliche und sicher nicht unverdiente Führung entgeht. Dass Phlipp Homscheid kurz vorher per Strafwurf zweimal an Klockmann gescheitert ist (49./54.), wird Essens in den vergangenen Monaten mit weitem Abstand erfolgreichsten Werfer (157 Tore) ebenso kaum trösten wie die Tatsache, dass TuSEM später trotzdem eine zweite Chance bekommt, etwas Zählbares mitzunehmen. In der Summe bleibt sich das Team von Trainer Michael Hegemann sowieso in des Gegners Halle treu, weil es im 18. Auswärtsspiel die 14. Niederlage hinnehmen muss und deshalb auswärts bei eher mageren 8:28 Punkten landet. Weil dieses Minus aber die starke Heimbilanz von 30:6 Zählern ausgleicht (Rang zwei in der 2. Bundesliga), springt in der Endabrechnung mit 38:34 Punkten und Rang neun der erhoffte einstellige Tabellenplatz heraus. Essen qualifiziert sich zudem für den DHB-Pokal 2023/2024 – wie Lübeck-Schwartau (33:39), das durch den knappen Erfolg auf den letzten Drücker noch auf den mindestens erforderlichen Rang zwölf klettert.

Essen legt bis zum 4:3 (7.) jeweils eine Führung vor, gerät beim 4:5 (10.) erstmals in Rückstand und verliert übers 8:10 (19.) mit dem 8:12 (23.) bis zum 10:14 (26.) den Anschluss, ehe sich beide Seiten bis nach der Pause eine offensive Auszeit nehmen. Die beendet Alexander Schoss zwar mit dem 11:14 (32.), doch näher heran kommt TuSEM zunächst nicht – 15:19 (39.), 16:20 (41.). Noch beim 19:22 (44.) sieht es nicht wesentlich besser aus, aber die Gäste geben nicht auf. Das 20:22 (45.) und 21:22 (46./Siebenmeter) von Nils Homscheid sorgen für den Anschluss, bevor das 22:22 (48.) von Finley Werschkull eine fast dramatische Schlussphase einläutet. Beim 25:24 (53.) gelingt Justin Müller anschließend die erste Führung, die Lübeck schnell mit dem 25:25 (53.) beantwortet. Was für eine tolle Moral spricht: Essen lässt sich weder von den ausgelassenen Siebenmeterchancen noch vom folgenden 25:28 (58.) völlig aus der Bahn werfen – im Gegenteil. Drei schnelle Treffer von Justin Müller (58.), Felix Eißing (59.) und wiederum Müller (60.) bringen in der letzten Minute den 28:28-Ausgleich – und die Chance, sich fürs hohe Engagement zu belohnen. Glück für Lübeck, Pech für Essen: Zehn Sekunden vor Schluss ahnden die Unparteiischen eine Abwehraktion von Finley Werschkull nicht nur mit einer Zeitstrafe, sondern dann konsequent auch mit einem Siebenmeter – den Janik Schrader sicher zum entscheidenden 29:28 nutzt.

TuSEM Essen: Fuchs, Bliß, Diedrich – Rozman (1), Reidegeld, Wolfram (1), Dangers (1), Homscheid (3/2), Eißing (4), Buschhaus, Müller (4/1), Seidel, Morante Maldonado (6), Mast (1), Werschkull (3), Schoss (4).