1. Bundesliga
Gummersbach findet die passenden Antworten
VfL gewinnt letztes Saison-Heimspiel gegen Göppingen nach Rückstand und hartem Kampf mit 35:32.

Schaffen wir das noch? Trainer Gudjon Valur Sigurdsson konnte sich letztlich auf Spielmacher Dominik Mappes, der mit 28 Jahren zur Abteilung Erfahrung im Team gehört, und seine Mannschaft verlassen. (Foto: Thomas Wirczikowski)

VfL Gummersbach – Frisch Auf Göppingen 35:32 (16:15). Am Ende war die Welt doch wieder in Ordnung für die Gummersbacher, die ihr letztes Heimspiel in dieser Saison nach wechselhaften 60 Minuten voller Höhen und Tiefen in der Summe verdient für sich entschieden. Das Team von Trainer Gudjon Valur Sigurdsson machte dabei einen ziemlich schwachen Start wett und steckte einen Durchhänger in der zweiten Halbzeit ebenfalls weg, als es trotz einer klaren Führung fast noch einmal vom Kurs abgekommen wäre. Dass die meisten Fans in der erneut mit 4132 Zuschauern offiziell ausverkauften Schwalbe-Arena die Schuldigen für vorübergehend viel Spannung in der Endphase sowieso klar ausgemacht hatten und dies wie selbstverständlich lautstark kundtaten, gehörte dabei ebenso zu den störenden Begleiterscheinungen wie wiederholt deutlich übers Ziel hinausschießende Unmutsäußerungen in Wortwahl und Gestik durch den einen oder anderen Gummersbacher Funktionsträger. Wie sich das alles mit dem Grundgedanken des Handballs verträgt, der ja Respekt und Achtung vor sämtlichen mit dem Spiel befassten Menschen für sich in Anspruch nimmt, müssen die Beteiligten aber mit sich selbst ausmachen. Im Reinen mit sich und der Handball-Welt kann der Aufsteiger unter dem Strich sowieso sein, weil er zu keinem Zeitpunkt in der Saison etwas mit dem Thema Abstieg zu tun hatte und mit dem zehnten Platz bei 32:34 Punkten noch auf ein ausgeglichenes Konto kommen könnte.

Dass Gummersbach schwer in Tritt kam, lag unter anderem am Mann zwischen den Pfosten der Gäste – was sie beim VfL mit einem weinenden und einem lachenden Auge sehen mussten. Daniel Rebmann raubte den Hausherren im ersten Durchgang immer wieder den Nerv – unter anderem, allerdings bei Weitem nicht nur durch seine Siebenmeter-Paraden gegen Dominik Mappes (9.) und Lukas Blohme (13.). In diesem Spiel war der 29-Jährige demnach ein echter Störfaktor für die Bemühungen der Gastgeber, die immerhin gleichzeitig eine sehenswerte Bestätigung dafür bekamen, dass sie für die kommende Saison eine gute Verpflichtung getätigt haben – denn Rebmann wird demnächst in Sigurdssons Aufgebot gemeinsam mit Tibor Ivanisevic das Torhütergespann bilden. Gummersbachs Trainer hatte im Übrigen einen weiteren Grund, sich persönlich über die Arbeit in den vergangenen Monaten zu freuen: Rund um die Partie gegen Göppingen wurde bekannt, dass ihn die Geschäftsführer/Geschäftsführerinnen und Trainerkollegen in der höchsten deutschen Klasse zum „Trainer der Saison 2022/2023“ gewählt haben.

Julian Köster eröffnete die Partie zwar mit dem 1:0 (1.), doch in der Folge passte bei den vor allem Fehler und Fehlwürfe produzierenden Gastgebern wenig – 2:4 (4.), 4:7 (9.), 6:10 (15.). Vom 8:11 (17.) konnte sich der VfL anschließend auf 10:11 (19.) herankämpfen und nach dem 10:12 (21.) beim 12:12 (23.) wieder ausgleichen. Das 12:14 (27.) drehten die Gummersbach durch vier Treffer innerhalb von dreieinhalb Minuten sogar zur 16:15-Führung am Ende der ersten Halbzeit, ehe sie am Anfang der zweiten auf dem Weg zur Entscheidung zu sein schienen: Der Blitzstart zum 20:16 (34.) brachte den ersten komfortablen Vorsprung, der bis zum 24:19 (38.) auf fünf Treffer kletterte. Weil jedoch Gummersbach nun selbst noch mal die eine oder andere Chance vergab und Göppingen gleichzeitig nicht daran dachte, die drohende Niederlage kampflos hinzunehmen, kam Frisch Auf auf 22:24 (41.) heran. Sigurdsson reagierte sofort mit einer Auszeit – und er durfte wenig später darüber rätseln, was seine Mannschaft falsch verstanden haben könnte. Erstes Ergebnis: Ballverlust, 24:23 (42.). Zweites Ergebnis: Zeitstrafe gegen Stepan Zeman, Siebenmeter für Göppingen, 24:24 (43.). Den Gästen gelang in Überzahl auch das 25:24 (44.) und bis zum 28:27 (47.) legten sie nun jeweils vor.

Die Partie stand auf der Kippe, auch nach dem Doppelschlag des VfL zum 28:28 (48.) und 29:28 (49.). Dies galt umso mehr, weil sich kurz darauf Zeman seine dritte Zeitstrafe einhandelte, die nach dem Foul an Göppingens Krsimir Kozina in Ordnung ging, und hier konsequenterweise die Rote Karte sah (51.). Reaktion auf den Rängen: Extremes Unverständnis und „Schieber“-Rufe – was den Spielleitern nach allgemeinem Verständnis beinahe eine bewusste Falsch-Entscheidung unterstellt. Handballerische Reaktion der Mannschaft auf der Platte: Sie steckte das folgende 29:29 (51.) weg und fand in der Schlussphase ausreichend richtige Antworten – 31:29 (54.), 32:30 (57.), 34:31 (59.), 35:32 (60.). Mit den beiden Punkten im Rücken kann Gummersbach nun noch gelassener als ohnebin schon zum letzten Saisonspiel am Sonntag beim als Absteiger feststehenden Vorletzten TSV GWD Minden (12:54 Punkte) antreten. Und holt Gummersbach einen Auswärtssieg, der nicht völlig utopisch ist, verfügt es erstens über ausgeglichene 34:34 Zähler und rückt zweitens höchstwahrscheinlich auf einen einstelligen Tabellenplatz vor. Ganz sicher: Jemand wird zum Abschluss das 1000. Tor des VfL in dieser Saison erzielen (bisher 998).

VfL Gummersbach: Norsten, Ivanisevic (1) – Vidarsson (4), Kodrin (6), J. Köster (5), Blohme (9), Schroven, Häseler, Schluroff, Mappes (5/3), Pregler (1), Styrmisson, Kiesler (1), Stüber, Jansen (2), Zeman (1).