3. Liga
Staffel Süd/West: Viel Aufwand, viel Neues, viel Klasse
Die meisten Vereine von Aldekerk bis Longerich finden den Umzug sehr reizvoll. Für alle wichtig: Sie sind zusammengeblieben.

Bravo! Aldekerk und sein Trainer Tim Gentges nehmen auch im zweiten Jahr nach dem Aufstieg in die 3. Liga jede Herausforderung gerne an. (Foto: Thomas Schmidt)

Es wird aufwändiger. Garantiert. Es wird sportlich hochklassig – mindestens auf dem Niveau wie in der vergangenen Saison, wenn nicht höher. Auch garantiert. Ganz unromantisch haben die zuletzt in der Gruppe West der 3. Liga angesiedelten Klubs aus dem Harzhelden-Gebiet nach der Reduzierung und dem Umbau der Gruppen vier Spiele mehr vor sich. In der Summe ist die Anzahl der Drittligisten, die als Spätfolge der Pandemie (Verzicht auf Absteiger) immer noch bei 68 lag und auf fünf Gruppen verteilt war, wieder auf 64 gesunken – die jetzt aber (wie früher) auf nur noch vier Gruppen mit jeweils 16 Klubs verteilt sind. Erste Folge: Statt der zuletzt 26 Partien pro Mannschaft stehen nun immerhin 30 auf dem Programm. Gleichzeitig kam auch ein veränderter Gebiets-Zuschnitt heraus – der nicht in jedem Fall zwingend logisch aussieht und nicht bei jedem reine Euphorie auslöst. Die größten Bedenken mit dem Blick auf die am 2./3. September beginnende Saison äußert Marcel Mutz, Trainer der Bergischen Panther: „Total begeistert bin ich von dieser Einteilung nicht. Ich verstehe manche Dinge nicht. Wir wären klar lieber in der Weststaffel gewesen.“

Einigkeit herrscht bei den meisten in diesem Punkt: Sie sind sehr zufrieden damit, dass sie gemeinsam umziehen müssen – Panther, Longericher SC, TV Aldekerk, TuS 82 Opladen und HSG Krefeld Niederrhein. Ebenfalls in dieser Gruppe angesiedelt ist der Aufsteiger Interaktiv.Handball. Longerichs Coach Chris Stark fasst ganz gut zusammen, was er und die Kollegen denken: „Das ist sicherlich sehr attraktiv.“ Darüber hinaus scheint gerade der Reiz des Neuen die meisten doch zu Locken – wie immer und besonders intensiv wohl den TV Aldekerk, bei dem dieselbe innere Leidenschaft zu spüren ist wie vor einem Jahr nach dem Aufstieg. „Wir müssen uns ganz neu beweisen“, sagt Trainer Tim Gentges, „wir dürfen zwar im zweiten Jahr in der 3. Liga antreten, aber es ist wie eine neue Liga für uns. Ich werde sehr viel neues Video-Material sammeln und schneiden müssen. Die Fahrten werden natürlich ein bisschen länger, es geht in den Süden. Aber der Süden ist ja ein schönes Fleckchen Erde. Von daher ist das alles okay.“ Viele Spieltage werden in der Summe länger dauern, weil unter anderem mehrere rund 300 Kilometer entfernte Hallen aufzusuchen sind. Und viele Spieltage werden vielleicht auch sportlich anspruchsvoller, weil hochwertige Konkurrenz hinzustößt.

So sieht die Gruppe Süd/West für die Saison 2023/2024 aus: Bergische Panther, HG Saarlouis, HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II, HSG Hanau, HSG Krefeld Niederrhein, HSV Rodgau Nieder-Roden, Interaktiv.Handball, Longericher SC, mHSG Friesenheim-Hochdorf II, TSG Haßloch, TuS Kaiserslautern-Dansenberg, TuS 82 Opladen, TuS Ferndorf, TV Homburg, T VAldekerk, TV Gelnhausen. Für Trainer Fabrice Voigt und seine Opladener ergibt sich daraus eine ganz klare Aufgabenstellung: „Wir können stolz darauf sein, mit in dieser Gruppe drin zu sein. Jetzt wissen wir Bescheid. Wir arbeiten weiter, um dann Anfang September bereit zu sein für den ersten Gegner.“ Wer das sein könnte und wie die Aussichten sind, wird sich im Detail frühestens nach einer Sitzung der Spielkommission (23./24. Juni), die auch Durchführungsbestimmungen klären soll, und dem folgenden Staffeltag (4. Juli) zeigen. Dass es aufwändiger wird und sportlich besonders anspruchsvoll, steht allerdings jetzt schon fest.

Trainerstimmen in voller Länge

 

Tim Gentges (TV Aldekerk): Das ist auf jeden Fall spannend. Da ist auch ein Kitzel und ein Reiz bei und Aufregung vor großen neuen Aufgaben. Bis auf die vier, fünf Mannschaften, die mit uns aus dem Westen des letzten Jahres mit reingerutscht sind, ist das für uns sehr, sehr viel Neuland. Es sind viele Mannschaften dabei, gegen die wir noch nie spielen durften. Bis auf Hanau und Ferndorf kann ich die anderen von der Stärke her noch nicht so einschätzen. Allerdings werden alle verdammt gute Handballer in ihren Reihen haben und ich habe schon mal auf die Abschlusstabellen der vergangenen Saison geschaut. Da kommen knackige Aufgaben auf uns zu. Die Spannung und die Vorfreude auf diese neue Einteilung überwiegt aber. Wir müssen uns ganz neu beweisen. Wir dürfen zwar im zweiten Jahr in der 3. Liga antreten, aber es ist wie eine neue Liga für uns. Auch wir sind für viele eine große Unbekannte. Unser einziges Ziel wird wie im letzten Jahr sein, am Ende des Tages über dem Strich zu stehen. Ich werde sehr viel neues Video-Material sammeln und schneiden müssen. Die Fahrten werden natürlich ein bisschen länger, es geht in den Süden. Aber der Süden ist ja ein schönes Fleckchen Erde. Von daher ist das alles okay.

 

Alexander Oelze (Interaktiv.Handball): Ich finde, das ist eine sehr anspruchsvolle und schwierige Staffel mit wirklich sehr, sehr starken Gegnern, gerade aus dem Südwesten. Da kommt einiges auf uns zu. Das heißt einfach, dass wir jedes Training Vollgas geben müssen, damit wir gut vorbereitet in die Saison starten, so schnell wie möglich Punkte holen und in der Liga ankommen. Das wird keine einfache Aufgabe, aber wir wollten das ja so. Wir freuen uns darauf. Wir genießen jetzt erst mal ein bisschen die freie Zeit und dann legen wir ab Mitte Juli los.

 

Marcel Mutz (Bergische Panther): Total begeistert bin ich von dieser Einteilung nicht. Ich verstehe manche Dinge nicht – etwa, wie man uns und Schalksmühle/Halver, das von Wermelskirchen gesehen nur 20 Kilometer entfernt ist, trennen kann. Das heißt für uns natürlich neun „weite“ Auswärtsfahrten. Die Gruppe ist bärenstark, alleine mit Ferndorf, Hanau, Nieder-Roden und Gelnhausen, die letztes Jahr Platz eins bis vier belegt haben, plus Longerich. Dansenberg hat immer hohe Ambitionen, Saarlouis ist auch dabei. Es gibt keine Mannschaft, bei der man von vornherein sagen kann, dass wir da auf jeden Fall punkten werden, wie das vielleicht im Westen der Fall ist. Von daher wird das sicherlich sehr brutal. Wir müssen aber auch das Positive sehen. Wir werden ein paar neue Hallen, neue Mannschaften und andere Hallen sehen. Darauf freuen wir uns, das hat auch noch mal einen gewissen Reiz. Von daher ist das mit gemischten Gefühlen zu sehen. Wir wären klar lieber in der Weststaffel gewesen.

 

Ich sag mal so: Chris Stark findet als Trainer des Longericher SC nur die Dauer der Saison störend, die sich aus seiner Sicht straffen ließe. (Foto: Thomas Schmidt)

Chris Stark (Longericher SC): Wir freuen uns darüber, dass wir mit den Bergischen Panthern, Ratingen, Krefeld, Opladen, Ferndorf richtige Lokalduelle haben. Auch Aldekerk als Niederrhein-Vertreter ist noch zu nennen. Das ist sicherlich sehr attraktiv. Ich bin aber auch sehr darüber erfreut, dass wir mal nicht die Vereine aus Westfalen oder Ostwestfalen haben, sondern dass wir mit Kaiserslautern, Haßloch, Homburg, Gelnhausen, Rodgau oder Hanau, Dutenhofen und Saarlouis Mal Mannschaften aus dem Südwesten dazubekommen haben. Ich schätze diese Staffel als die stärkste ein, weil mit Hanau, Krefeld und Ferndorf drei Mannschaften dabei sind, die in der Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga dabei waren. Außerdem sind saustarke Teams wie Gelnhausen oder die Aufsteiger Homburg und Düsseldorf oder absolut etablierte Teams wie die Panther und Opladen drin. Wir haben Bock drauf. Was mir ein Dorn im Auge ist, ist die Spieltagsplanung. Wir haben Mitte März ein freies Wochenende, wir haben am 11. Mai mit Christi Himmelfahrt noch einmal ein freies Wochenende. Das erschließt sich mir nicht so richtig. Wir spielen dann danach das Pfingst-Wochenende und das Folge-Wochenende, sodass die Saison bis zum 25. Mai dauert. Das halte ich für ein bisschen unglücklich. Ich hätte das viel lieber ein bisschen gestrafft, sodass wir an Christi Himmelfahrt das letzte Spiel hätten.

 

Fabrice Voigt (TuS 82 Opladen): Die Staffeleinteilung ist doch etwas überraschend. Ich hätte eher gedacht, dass wir etwas mehr zusammenbleiben mit der Staffel vom letzten Jahr, weil ja auch der Aufwand eigentlich überschaubarer war. In dem Topf mit Westfalen hatten wir eine Basis von zehn, elf Mannschaften, wo die Aufwände für Auswärtsfahrten nicht so groß sind. Das ist gerade für uns als kleiner Verein, der jeden Euro umdrehen muss, immer wichtig, nicht zu viele lange Auswärtsfahrten zu haben. Es ist jetzt etwas anders gekommen. Wir haben die Derbys behalten, das ist das Wichtigste, und wir haben auch viele Mannschaften hier um die Ecke. Aber wir haben auch größere Fahrten Richtung Süden, die anspruchsvoll werden. Insgesamt ist es natürlich spannend, neue Mannschaften und neue Hallen kennenzulernen. Dafür ist man ja in der 3. Liga, um ein bisschen überregional zu spielen. Von daher ist das sehr interessant. Vom Niveau her ist das eine sehr starke Gruppe mit drei Mannschaften aus der letztjährigen Aufstiegsrunde mit Krefeld, Ferndorf und Hanau und sehr ambitionierten Vereinen wie Dansenberg oder Saarloius. Wir können stolz darauf sein, mit in dieser Gruppe drin zu sein. Jetzt wissen wir Bescheid. Wir arbeiten weiter, um dann Anfang September bereit zu sein für den ersten Gegner.