Regionalliga Nordrhein
Ist der Weg jetzt frei für Korschenbroich?
TVK unternimmt nächsten Anlauf in Richtung Aufstieg. Für andere von HC Weiden über den BTB Aachen bis zur TSV Bonn rrh. geht es um den Klassenerhalt.

Er kennt die Richtung: Auch Torhüter Felix Krüger will jetzt mit seinem TV Korschenbroich den Sprung in die 3. Liga nachholen. (Foto: Michael Jäger)

Das wäre doch die beinahe logische Folge und wenn denn hier sogar etwas wie ein Gesetz der Serie gilt, ist der TV Korschenbroich jetzt an der Reihe. Fünfter war er in der Sais0n 2018/2019, Dritter in der zum ersten Mal von der Pandemie beeinflussten und nach zwei Dritteln abgebrochenen Serie 2019/2020, Sechster in der nicht wertbaren und nach drei Partien beendeten Saison 2020/2021, dann Dritter 2021/2022 hinter dem TV Aldekerk und Interaktiv.Handball nach einem lange spannenden Dreikampf sowie Zweiter in 2022/2023 nach einem bis auf die Zielgerade sehr intensiv geführten Fernduell mit Interaktiv. Inzwischen sind die Aldekerker und die Ratinger in der 3. Liga unterwegs, während ansonsten hinter den Top-Teams praktisch niemand mehr für den Titel in Frage kam: Selbst der Dritte HC Gelpe/Strombach lag im Mai 2023 reichhaltige 14 Punkte hinter dem TVK. Daraus ergibt sich natürlich, dass die Korschenbroicher ihren Hut in Sachen Meisterschaft mit ihrer auf vielen Positionen nahezu perfekt eingespielten Mannschaft in den Ring werfen. „Die letzte Saison haben wir sehr gut gespielt und in jedem anderen Jahr wären wir mit so einer Leistung auch aufgestiegen“, sagt Trainer Gilbert Lansen, „daran wollen wir natürlich anknüpfen. Das bedeutet, dass das Ziel wieder der Aufstieg ist.“ Insofern ist natürlich ein Erfolg zum Auftakt am Freitagabend gegen die HSG Refrath/Hand klar eine Pflichtaufgabe.

Eine Einschränkung, begründet im Respekt vor der Konkurrenz und den Unwägbarkeiten einer über acht Monate langen Saison, liefert Lansen gleich hinterher: „Dadurch, dass nur einer aufsteigen kann, ist der Aufstieg aber nicht planbar. Da spielt viel zusammen – erst mal die Leistung, aber auch das Glück und sicher die Verletzungen, dass man da auch Glück haben muss. Sicher ist unser Ziel, um Platz eins mitzuspielen. Es wird wieder eine spannende Saison. Wir hoffen, dass wir an unsere Leistungen anknüpfen können und diesmal am Ende der Saison ganz oben stehen.“ Drei Teams, die bereits zuletzt im ersten Drittel zu finden waren, rechnet Lansen dabei zu den stärksten Widersachern. „Ich persönlich gehe davon aus, dass Remscheid wieder oben sein wird, genau wie eventuell der OSC Rheinhausen, die gut eingekauft haben“, findet Korschenbroichs Trainer, „ich könnte mir auch vorstellen, dass Gelpe/Strombach eine entsprechende Rolle spielt.“ 

Dass die Remscheider unter der Federführung ihres neuen Trainers Nelson Weisz erneut oben mitmischen, hoffen sie natürlich in erster Linie selbst. Für die Zukunft haben sie bei der HGR eindeutig das Ziel, die höhere Klasse in Angriff zu nehmen: „Wir wollen in zwei bis drei Jahren die 3. Liga angreifen“, fand Weisz bereits vor einigen Wochen praktisch in der Mitte der Vorbereitung. Das hört sich zunächst relativ vorsichtig an – und dafür gibt es einen guten Grund: Weisz, vorher bei TuSEM Essen tätig und gerade erst dabei, sich ins Bergische hineinzudenken, muss nach den durchaus zahlreichen Abgängen einiger bisheriger Stammspieler erst einen Umbau vollziehen und ein paar Neuzugänge integrieren – von Rechtsaußen Julian Athanassoglou bis hin zu Torhüter Max Conzen. Dass die Test-Ergebnisse in der Vorbereitung zum Teil nicht berauschend waren, muss zwar nicht unbedingt viel heißen, deutet jedoch an, dass vor der HGR durchaus noch reichlich Arbeit liegt. „Vieles muss sich erst einspielen, wir müssen uns entwickeln“, betont Weisz.

Kollege Lars Brümmer, einst ebenfalls in Essen tätig und dann über die SG Langenfeld zum OSC Rheinhausen gewechselt, verzeichnet in der Summe den größten personellen Zuwachs. So kamen etwa Torhüter Sebastian Büttner von Interaktiv sowie die Rückraumspieler Daniel Zwarg und Justin Kauwetter vom in die Oberliga abgestiegenen Neusser HV. Pech für Rheinhausen: Zwarg und Matthias Meurer, Neuzugang vom Oberligisten Adler Königshof, fallen vorerst aus (verletzt). Ob der OSC tatsächlich in der Lage sein kann, die Korschenbroicher zu bedrängen, wird sich spätestens am 24. September im direkten Duell in Rheinhausen zeigen. Der HC Gelpe/Strombach prüft den TVK erst am 28. Oktober in eigener Halle – dann unter anderem ohne die zum Oberligisten SSV Nümbrecht gewechselten Tim Hartmann und Tobias Schröter. Auf der anderen Seite kamen der junge Keeper Islam Ahmed Elnoamany (19/TSV Bonn rrh.) und Rückraumspieler Eldar Starcevic (25/HBD Löwen Oberberg) nach Gelpe, das demnächst (Oktober) noch einen ganz besonderen Auftritt hat – in der zweiten Runde des DHB-Pokals womöglich gegen einen der Großen der Branche aus der 1. Bundesliga. Verdient hat sich die Mannschaft von Trainer Markus Murfuni diese Belohnung durch den Einzug ins Finale des Deutschen Amateurpokals.

Zu den besonders spannenden Mannschaften in der Regionalliga dürfte der Aufsteiger Borussia Mönchengladbach gehören, dessen erste Mannschaft nun nach dem einen oder anderen missglückten Anlauf doch in der höheren Klasse angekommen ist. Um den Blick nach unten wollen sich Trainer Ronny Rogawska und seine Mannschaft nicht kümmern: „Wir brauchen uns nicht zu verstecken. Ich denke, wir können gut mithalten.“ Daraus folgt, dass die Borussia erst einmal „nur“ sicher in der Regionalliga ankommen will, ehe sie sich später allmählich erneut höheren Zielen zuzuwenden gedenkt. „Wir gehen das mit Respekt an“, erklärt Rogawska, „aber wir müssten ein vernünftiges Ziel hinkriegen. Ich sehe uns um Platz sechs herum. Wir freuen uns sehr auf die Saison. Mittelfristig ist unser Ziel schon die 3. Liga.“ Dass ihnen dabei niemand irgendwo oder irgendwie ein Geschenk machen wird, ist Rogawska klar. Und so wird bereits die Auftakt-Aufgabe am Samstag gegen TuSEM Essen II (zuletzt Achter) eine aufschlussreiche Standortbestimmung – mit einer immerhin erkennbaren Chance auf etwas Zählbares. Die dürfte für die HSG Refrath/Hand nach einem nicht kleinen personellen Umbau eher dünner aussehen, denn das Team des neuen Trainers Kelvin Tacke (vorher Pulheimer SC) tritt ja in Korschenbroich an – und bestimmt als klarer Außenseiter. Den siebten Platz aus der vergangenen Saison in etwa zu bestätigen, wäre für die HSG insgesamt bereits ein guter Erfolg. Tacke sieht den Umbau fast als Langzeit-Aufgabe: „Das ist ein Prozess, der die ganze Saison über dauern wird. Der TVK ist logischerweise einer der Favoriten. Ich bin froh, dass wir sie direkt am Anfang haben.“

Was den Kampf gegen den Abstieg angeht, redet der mit einer sehr jungen Mannschaft an den Start gehende Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II nicht lange um den heißen Brei herum. „Knallhart geht es für uns um den Klassenerhalt“, findet Trainer Martin Berger, „wir haben eine höhere Dichte an Spielen, wo wir nicht in der Favoritenrolle sind. Wir müssen uns reinarbeiten.“ Die Dormagener werden sich tatsächlich zuerst an Kontrahenten orientieren müssen, die in der vergangenen Saison in der unteren Hälfte zu finden waren – wie TSV Bonn rrh., HC Weiden, BTB Aachen und Bergischer HC II. Auf ein größeres Entgegenkommen dürfen sie beim TSV Bayer vermutlich nicht hoffen – obwohl noch nicht alle anderen einen genauen Plan haben, wie die Serie laufen soll. „Vorab wünschen wir uns, dass wir nicht noch einmal so eine Horrorsaison, was Verletzungen angeht, erleben müssen“, betont BHC-Trainer Mirko Bernau, „zum Ende der vergangenen Saison haben wir mit unserer sehr jungen Mannschaft gezeigt, dass wir in der Liga mithalten können. In dieser Saison gilt es die vielen jungen Spieler individuell weiterzuentwickeln und in unser Spielsystem weiter zu integrieren. Ein konkretes Saisonziel werden wir frühestens nach den Herbstferien definieren.“

Lasst uns abwarten! Aachens Trainer Simon Breuer ist gespannt darauf, wie seine Mannschaft in die Saison starten kann. (Foto: Thomas Schmidt)

Für den BTB Aachen und seinen Coach Simon Breuer steht eindeutig im Vordergrund, den weiteren Liga-Verbleib zu sichern: „Wir wollen möglichst früh möglichst viele Punkte holen, um den Klassenerhalt rechtzeitig unter Dach und Fach zu bringen und danach zu schauen, wie es weitergeht. In der Vorbereitung haben wir die ganzen Wochen damit zu kämpfen, dass wir sehr wenige Jungs sind. Wir hoffen, dass wir einen guten Start hinlegen, das ist aber total schwierig vorherzusagen. Wenn wir alle an Bord sind und auch so haben wir immer wieder die Möglichkeit, Spiele zu gewinnen. Bei der Ausgeglichenheit der Liga kann das aber schnell mal anders herum gehen.“ Ebenfalls kleinere Brötchen backen die Bonner, deren Trainer Frank Berblinger praktisch vor einem Neu-Aufbau steht: „Wir haben natürlich eine größere Veränderung bei uns und ausschließlich interne Neuzugänge aus der A-Jugend und der zweiten Mannschaft. Die Spielsituation wird sich ein bisschen verändern. Wir müssen sehen, wie wir die jungen Burschen gut einbauen. Für uns geht es darum, relativ schnell ein gutes Gesamtkonstrukt zu haben, und dann hängt es letztlich davon ab, wie wir in die Saison reinkommen. Wir haben direkt das Heimspiel gegen den Bergischen HC II, was ja auch von Anfang an kein unwichtiges Spiel ist. Natürlich wollen wir uns so schnell wie möglich unten raushalten und schauen, dass wir eine konstante Saison spielen, vielleicht nicht so achterbahnmäßig wie letzte Saison. Aktuell ist es recht schwierig, zu sagen, wie die Prognosen sind. Wie sich das Ganze entwickelt, kann man vielleicht Richtung Herbstferien oder zur Winterpause hin sehen.“ Nicht mehr als Spieler an Bord sind unter anderem die langjährigen Stützen Florian Benningshoff-Lühl (jetzt Co-Trainer) und Simon Röhrig (Karriereende). Dafür gilt Rückkehrer Daniel Fischer nach einjähriger Verletzungspause (Kreuzband) fast als Neuzugang.

Wenig Spaß an einer Zitterpartie hätte auch der HC Weiden, der sich mit einigen personellen Problemen durch die Vorbereitung arbeiten musste. „Faktisch werden wir Teile der Vorbereitung noch mit in den Saisonbetrieb mit reinnehmen müssen“, erklärt Trainer Marc Schlingensief, „mit Blick auf das Auftaktprogramm und generell den Spielplan haben wir aber eigentlich keine Zeit zu verlieren mit acht Heimspielen in der Hinrunde. Wäre toll, wenn wir auf den Saisonendspurt der letzten Saison aufbauen könnten. Es wird sehr wichtig sein, nicht von vornherein hinterherzulaufen. Generell ist unser Ziel natürlich, mehr Stabilität in unseren Leistungen zu zeigen. Neben dem TVK sehe ich den OSC Rheinhausen ganz weit oben, der auch direkt unser erster Gegner sein wird. Richtungsweisender werden die danach folgenden Heimspiele gegen Bonn und Gladbach für uns sein. Die Heimspiel-Trilogie wird mit dem Spiel gegen Gelpe/Strombach vollendet. Nach den vier Spielen werden wir auf jeden Fall viele wichtige Erkenntnisse gesammelt haben, die wir bisher so in der Vorbereitung nicht sammeln konnten.“ Die ersten Ergebnisse sind – ganz nebenbei – auch mit dem Blick auf den 23. September und den fünften Spieltag nicht ganz unwichtig: Dann steht beim BTB Aachen das Derby auf dem Programm, das für beide Seiten immer einer der Saisonhöhepunkte ist. Dass die Weidener in der vergangenen Saison beide Duelle mit dem BTB für sich entscheiden konnten (32:26, 24:23), ist auch eine Art Serie. Ein Gesetz lässt sich daraus aber nicht ableiten.