Regionalliga Nordrhein
Spannender Start: TVK zieht Kopf aus der Schlinge
Titelkandidat Korschenbroich gewinnt gegen Refrath nach 9:14 am Ende mit 30:27. Bonn holt gegen BHC II einen 24:22-Sieg.

Rein damit! Dustin Franz (Mitte/beim Wurf) war in der Endphase der Partie ein Schlüssel zum Erfolg für Korschenbroich und der starke HSG-Keeper Oliver Kierdorf (links) zweimal machtlos. (Foto: Michael Jäger)

TV Korschenbroich – HSG Refrath/Hand 30:27 (16:16). Am Ende war es wohl auch diese besondere Qualität eines ernsthaften Titelkandidaten, die das lange spannende Duell zum Auftakt der neuen Saison in jene von den Korschenbroichern erwartete Richtung lenkte. Wer etwa nach einem miserablen Start und einem 9:14-Rückstand in der 21. Minute wenigstens vorerst den Anschluss zu verlieren droht, könnte ja durchaus komplett aus den Fugen geraten. Und wer in der zweiten Halbzeit eigentlich die Wende eingeleitet hat und in der 46. Minute bei einem 23:20 mit drei Toren führt, nun aber schnell den 23:23-Ausgleich kassiert (49.), könnte wieder nervös werden und erneut falsche Entscheidungen treffen – erst recht, wenn der Gegner bis zum 25:25 (55.) extrem hartnäckig bleibt. Genau hier zeigte der TVK allerdings eine Mischung aus Entschlossenheit und schnellem Handeln – während Refrath ausgerechnet in der wichtigsten Phase den einen oder anderen Fehler zu viel machte. Kelvin Tacke, der neue Trainer des Außenseiters, war jedoch weit entfernt davon, einem der Spieler einen Vorwurf zu machen: „Wenn es in der 55. Minuten noch Unentschieden steht, ist eigentlich ein Punkt verdient. Aber meine Mannschaft hat ein geiles Spiel gemacht. Ich bin echt stolz auf die Jungs.“ In der Summe konnte natürlich der Kollege Gilbert Lansen mit dem Ergebnis etwas mehr anfangen. „Die erste Halbzeit war nicht so positiv, da stand unsere Abwehr nicht so gut“, fand der TVK-Coach, der seiner Mannschaft eine deutliche Steigerung bescheinigte und am Ende auch ein Lob für den Gegner fand: „Natürlich ist es so, dass wir aufsteigen wollen. Aber wer geglaubt hat, dass wir in jedem Spiel den Gegner einfach so weghauen, schätzt die Liga falsch ein. Außerdem hat Refrath ein starkes Spiel gezeigt und das gut gemacht.“ Aus allem sprach dann nicht zuletzt eine gute Portion Erleichterung über den ersten Erfolg am Anfang eines 26-Spiele-Marathons, der bis in die 3. Liga führen soll.

Refrath beraubte die Hausherren ihrer sonstigen Stärken und ließ unter anderem kaum Tempospiel zu. Darüber hinaus nutzte die HSG, obwohl sie ohne den bisherigen und zum Drittligisten Longericher SC gewechselten Top-Angreifer Lennart Niehaus auskommen musste, die eigenen Chancen relativ konsequent aus – übers 4:1 (6.) und 9:6 (14.) jedenfalls bis zum 14:9 (21.). Korschenbroich kam durch drei Treffer hintereinander auf 12:14 (26.) heran und war ab jetzt deutlich intensiver in der Partie. Den ersten Beleg dafür lieferten die letzten 128 Sekunden vor der Pause: Hier wurde nach dem nächsten Dreierpack aus dem 13:16 (28.) das 16:16 (30.) als Startschuss für eine jederzeit umkämpfte zweite Halbzeit. Mit dem Tor zum 13:15 (27.) hatte der TVK außerdem kurz zuvor gehobenes Niveau nachgewiesen: Mats Wolf vollendete den von David Klinnert eingeleiteten Kempa-Trick perfekt.

Die Partie schien im zweiten Abschnitt schnell zugunsten der mit einer deutlich ausgeglichener besetzten Bank ausgestatteten Hausherren zu kippen – 16:17 (31.), 19:17 (37.), 23:20 (46.). Obwohl die HSG den Abend mit viel Einsatz dennoch bis zum Schluss offen und in der Regel sogar auf Augenhöhe gestalten konnte, setzte Korschenbroich letztlich die entscheidenden Nadelstiche. Beispiel eins: Aus dem 23:23 (49.) machte Lansens Team während einer Zeitstrafe gegen Refraths Cosmin Capota die 25:23-Führung (53.). Und dass die Unparteiischen die Reaktion (Schubser) des von Capota gefoulten Regisseurs Mats Wolf mit der Roten Karte ahndeten, richtete gleichzeitig keinen Schaden an – weil vor allem Dustin Franz entsprechend bei den Gastgebern in die Bresche sprang. Franz war mit den Treffern zum 27:25 (56./Überzahl bei Zeitstrafe gegen Refraths Marius Schrage) und 29:26 (59.) so etwas wie der Mann der letzten Minuten – und das Finale wohl wieder ein Nachweis für diese besondere Qualität eines ernsthaften Titelkandidaten,

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger – Schiffmann (3), Krantzen (3), Bark, Klinnert (6/5), Eugler (4), Klause (1), Brinkhues (2), Zidorn, Wolf (4), Neven, Franz (6), Küpper Ventura (1).

HSG Refrath/Hand: Krämer, Kierdorf – Merz, Schallenberg, Faulhaber (1), Geerkens (1), Funke (8), Georgi (1), Schrage (2), Speckmann (3), Asselborn (2), Mokris (5/2), Natzke (4), Capota.

TSV Bonn rrh. – Bergischer HC II 24:22 (12:11). Zeitgleich mit dem Meisterschaftsfavoriten aus Korschenbroich und den Refrathern eröffneten am Freitagabend die Bonner die neue Regionalliga-Saison gegen die Gäste aus dem Bergischen Land. Am Ende sahen alle Beteiligten hier ein ziemlich ähnliches Bild und bei beiden Mannschaften noch reichlich Luft nach oben – vor allem in der Offensive. Das bessere Ende hatte hier die TSV, die insgesamt ein paar Fehler weniger einstreute. „Es war sehr warm in der Halle, dazu die Unsicherheit bei dem einen oder anderen, dementsprechend ein paar technische Fehler zu viel, die dann im Laufe der Saison nicht mehr da sind. Es war kein schönes Spiel, sondern eher ein emotionales Spiel, trotz allem ein gutes Spiel. Es war spannend für die Zuschauer“, fand Bonns Trainer Frank Berblinger, den letztlich vor allem das Resultat auf der Anzeigetafel interessierte: „Hauptsache, wir haben die ersten zwei Punkte im Sack.“

Über die gesamten 60 Minuten lagen die beiden Teams fast immer auf Augenhöhe und das 4:2 (9.) und 6:4 (13.) waren im ersten Durchgang tatsächlich die deutlichsten Führungen für Bonn. Doch auch der BHC legte vor der Pause mal vor (24./9:8 und 25./10:9), bevor kurz vor der Halbzeit wieder alles ausgeglichen war – 11:11 (29.). Auch nach dem Seitenwechsel sahen die Zuschauer eine Partie mit wechselnden Führungen bis in die Schlussphase hinein. Erst nach dem 20:20 (54.) konnten sich die Hausherren durch Franz Krohn (54.), Luca Bohrmann (55.), Nils Bullerjahn (57.) und Daniel Fischer (57.) das entscheidende 24:20 herausspielen. Der Doppelpack von Kristian Nippes (59./60.) zum 22:24 aus Solinger Sicht kam zu spät. BHC-Coach Mirko Bernau schloss sich in der Bewertung der Partie weitgehend seinem Kollegen Berblinger an: „Ein typisches erstes Saisonspiel mit vielen Fehlern auf beiden Seiten. Insgesamt sind wir an uns selbst gescheitert mit über 20 Fehlwürfen und 13 technischen Fehlern.“

TSV Bonn rrh.: Czerwinski, Meissenburg – Schöneseiffen, Bullerjahn (3), Krohn (6), Behr, Santen, Fischer (4), Palmen (1), Worm (4/2), Windhorst, Bohrmann (6/2), Rohloff.

Bergischer HC II: Elsässer, Johann – Höschler (1), Santos (1), Nippes (7), Keull, Puschmann (1), Mussumeci (1), Artmann (5/1), Schäfer (2), Mucha (2), Berger (2), Babic.