Regionalliga Nordrhein
Verrückter Sonntag: 104 Tore – und kein Sieger
SG Langenfeld kassiert in letzter Sekunde das 25:25 in Dinslaken, HC Weiden das 27:27 in Rheinhausen.

Im Anflug: Routinier Vinzenz Preissegger (35) erzielte in Dinslaken vier Tore für Langenfeld – das sich aber mit einem Unentschieden begnügen musste. (Foto: Thomas Ellmann)

MTV Rheinwacht Dinslaken – SG Langenfeld 25:25 (13:15). In Langenfeld werden sie vielleicht selbst mit etwas Abstand eine Weile darüber rätseln, wie sie das Resultat mit dem Blick auf die gesamte Saison wirklich einordnen sollen. Nach einer überlegen geführten ersten Hälfte und einer vorübergehenden Fünf-Tore-Führung entwickelte sich später ein immer enger werdendes Duell auf Augenhöhe, in dem keiner dem anderen etwas schenkte. Dass es dann tatsächlich ein Unentschieden wurde, war aus der Sicht der Gäste eher unglücklich – zumal nie aufgebende Dinslakener durch den Siebenmeter-Treffer von Philipp Tuda erst ganz kurz vor Schluss zum 25:25 kamen, auf das die SGL alleine in Ermangelung ausreichender Zeit keine finale Antwort finden konnte. „Das ist am Ende für uns gefühlt eher ein verlorener Punkt, weil wir eigentlich das ganze Spiel über führen“, sagte Langenfelds Trainer Christian Paul, „in der zweiten Halbzeit kriegen wir auch zu viele Zwei-Minuten-Strafen und am Ende in der letzten Sekunde einen Siebenmeter gegen uns und mit dem Schlusspfiff noch den Ausgleich. Von daher ist das Ergebnis nicht so zufriedenstellend.“

Langenfeld erwischte in Dinslaken mit dem 3:1 (4.) den besseren Start, musste den MTV allerdings kurz darauf vorbeiziehen lassen – 5:6 (15.), 6:7 (16.). Darauf reagierte die SGL zuerst mit der nächsten Wende zum 10:8 (18.), ehe sie sich nach dem 12:10 (24.) mit dem 15:10 (26.) den ersten größeren Vorsprung verschaffte und mit dem 15:13 (30.) trotz dreier Gegentore hintereinander für den zweiten Durchgang weiter alle Vorteile auf ihrer Seite hatte. Das blieb anschließend bis zum 19:16 (37.) so, ehe Dinslaken schrittweise für eine völlig ausgeglichene Partie sorgen konnte – 19:19 (43.), 22:22 (49.), 24:24 (55.). Danach erzielte Michael Sorg mit dem 25:24 (56.) fast vier Minuten vor Schluss erneut eine Führung der Langenfelder und das letzte Kapitel in dieser Partie war nicht zuletzt eine Frage der Nerven – die Tuda aus Sicht der Gastgeber mit jenem Strafwurf richtig beantwortete. „Das war ein klassisches erstes Saisonspiel, wo noch viel Unsicherheit da war“, fand Paul, „es gab viele technische Fehler, gerade in der zweiten Halbzeit. Insgesamt hat vieles schon ganz gut funktioniert, ich war mit der Abwehr im gebundenen Spiel sehr zufrieden. Wir müssen weiter an uns arbeiten und die vielen Fehler, die wir gemacht haben, einfach abstellen. Dann können wir so ein Spiel auch gewinnen.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron (1), Christmann – Rosendahl (1), Hoffmann (3), Sanders (3), Höffner (5), Asci, Lelgemann, Tuda (3/2), Krölls (1), Dreier (4), Reede (2), Kölsch (2).

SG Langenfeld: Nusch, Faust – Pötzsch, Guggenmos, Bisten, Preissegger (4), Rahmann (2), Sorg (3), Schulz (1), Winter (4), Richartz (1), Gohly (5), Baup (2), Raschke (3).

OSC Rheinhausen – HC Weiden 27:27 (12:14). Hätte den Weidenern diesen Punkt vorher jemand angeboten, wären sie sicher sofort zur Unterschrift geeilt. Schließlich sieht es ganz danach aus, dass die beiden Kontrahenten in der neuen Saison in einigermaßen verschiedenen Welten unterwegs sein sollen. HC-Trainer Marc Schlingensief hatte es kürzlich so formuliert: „Neben dem TV Korschenbroich sehe ich Rheinhausen ganz oben.“ Für seine eigene Mannschaft sah er gleichzeitig aufgrund einer schwierigen Vorbereitung mit personellen Problemen einen eher komplizierten Start voraus. Insofern war der Aufritt im Ruhrgebiet ein durchaus angenehmer Irrtum, denn Weiden verkaufte sich als Außenseiter teuer und war mit viel Einsatz und Leidenschaft sogar auf dem besten Weg zu einem Überraschungssieg – auch noch in der letzten Minute. Genau 43 Sekunden vor dem Ende erzielte Paul Fiedler mit dem 27:26 mal wieder die Führung – und der Favorit suchte kurz darauf in seiner letzten Auszeit nach Mitteln, wenigstens einen Punkt zu retten. Das gelang schließlich auf den allerletzten Drücker mit dem 27:27 – das Weiden jedoch trotz der entgangenen Chance auf mehr keineswegs in tiefe Enttäuschung oder Verzweiflung stürzte. „Das ist ein absolut verdienter Punkt“, stellte Schlingensief fest, „mit etwas mehr Cleverness und Coolness nehmen wir zwei Punkte mit, aber meine Mannschaft kann extrem stolz auf sich sein.“ 

Weiden übernahm relativ schnell die Initiative und setzte die Hausherren nach dem 1:2 (7.) mit einem 5:0-Lauf zum 6:2 (12.) früh unter Druck. Abschütteln ließ sich Rheinhausen nicht, aber der HC lag am Ende der ersten Halbzeit mit dem 14:12 (30.) und anschließend im zweiten Durchgang lange vorne – 17:16 (39.), 20:18 (44.), 24:22 (52.). Nachdem der OSC mit dem eigenen 25:24 (58.) die Wende gelungen war, schien sich die Waage zu neigen, doch Weiden reagierte gut und legte selbst wieder zweimal vor – 26:25 (58.), 27:26 (60.). Schlingensief nahm später weniger das ausgefallene Happy End mit, sondern eher das Positive am Auftritt seines Teams: „Von Anfang an passte die Abwehr- und Torhüterleistung. Darauf gestützt,  haben wir nach dem 2:1 nur noch beim 24:25 zurückgelegen, und davon aber nicht beirren lassen.“