Regionalliga Nordrhein
Ein Knaller: Korschenbroich stolpert in Dormagen
Aufsteiger TSV Bayer II bezwingt den Titelfavoriten TVK verdient mit 29:27. Neuer Erster ist die HG Remscheid.

Das gibt es nicht: Trainer Gilbert Lansen und seine Korschenbroicher hatten sich ihre kurze Dienstreise nach Dormagen ganz anders vorgestellt. (Foto: Michael Jäger)

TSV Bayer Dormagen II – TV Korschenbroich 29:27 (14:11). Das ist die bisher größte Überraschung in der noch jungen Saison und sie deutete sich bereits in den ersten Minuten an. Aufsteiger Dormagen, mit einem 29:35 bei der HG Remscheid eher übersichtlich ins Abenteuer Regionalliga gestartet, legte schnell das 1:0 (3.) vor und geriet kurz darauf nur beim 3:4 (11.) und 4:5 (11.) mal in Rückstand. Nach der Fünfer-Serie zum 9:5 (18.) nahm der Abend zunehmend einen unerwarteten Lauf – 11:6 (21.), 14:11 (30.). Dormagens Trainer Martin Berger stellte trotzdem beinahe sachlich fest, wo er die Gründe sah: „Die Jungs haben eine tolle Reaktion auf das Remscheid-Spiel gezeigt. Matthias Broy im Tor war in der ersten Halbzeit ein Garant, dass wir uns mit plus drei absetzen konnten, und Lennart Kull entschärft dann noch drei, vier freie Bälle.“ Die guten Keeper-Leistungen, gepaart mit der Treffsicherheit der Außen Felix Böckenholt (10 Tore) und Kaj Kriescher (11/5), legten in der Summe die Basis dafür, dass der TSV Bayer das Duell als Team immer kontrollieren konnte – ohne dafür eine überragende spielerische Leistung abrufen zu müssen. „Wir haben weniger Fehler gemacht – und trotzdem immer noch zu viele. Prinzipiell war das für mich auch kein gutes Viertligaspiel. Aber wir haben uns reingebissen und gekämpft“, meinte Berger, „wir freuen uns über die ersten zwei Punkte gegen eine sehr starke Mannschaft. Den Schwung wollen wir logischerweise in die nächsten Wochen mitnehmen.“

Weil der TVK als Favorit direkt nach der Pause auf 13:14 (32.) verkürzte, schien auf einmal eine Wende im Bereich des Möglichen zu sein – was sich allerdings neun Minuten später mit dem 22:15 (41.) der Gastgeber wieder erledigt hatte. Auch in der Schlussphase, als Korschenbroich das 20:25 (48.) auf 23:25 (53.) verkürzt hatte, gelangen den jungen Dormagenern die aus ihrer Sicht passenden Antworten – 27:23 (53.), 28:25 (58.), 29:26 (60.). Dass die Gäste mit dem 27:29 von David Klinnert genau 14 Sekunden vor Schluss das letzte Wort hatten, war kurz darauf höchstens ein billiger Trostpreis – und die Niederlage angesichts der hohen Korschenbroicher Ziele definitiv ein derber Schuss vor den Bug. Der Druck für die bevorstehende Aufgabe am nächsten Samstag beim neuen Spitzenreiter HG Remscheid ist jedenfalls nicht kleiner geworden für den TVK (Siebter/2:2), dessen Coach Lansen die Pleite sachlich sah und sich als fairer Verlierer zeigte: „Wir waren nicht von der ersten Minute an da. Die Körpersprache war nicht so, wie wir sie mit dem Ziel Aufstieg hätten. Dagegen war Dormagen sofort brandheiß. Wir machen zu viele Fehler und kassieren sechs Zwei-Minuten-Strafen. Dann sind wir trotzdem wieder dran, schaffen es aber nicht, die Chancen alle reinzumachen. Man muss sagen, dass der Gegner verdient gewonnen hat. Wir müssen das Spiel jetzt aufarbeiten und deutlich unsere Körpersprache verbessern. Vielleicht ist das der kleine Dämpfer, den wir brauchten. Gegen Remscheid müssen wir die passende Antwort geben.“

TSV Bayer Dormagen II:  Broy, Kull – Nitsche, Böhnert (1), Kasper (1), Kriescher (11/5), Marquis (2), Böckenholt (10), Beckers (1), Emmerich, Ostrowski (1), Kremp (2), Rügenberg.

TV Korschenbroich: Schoolmeesters, Krüger (1) – Krantzen, Klinnert (5/2), Eugler, Klause (6), Ingenpaß (4), Brinkhues (1), Zidorn (3), Wolf (4), Neven (1), Franz, Küpper Ventura (2).

 

HSG Refrath/Hand – MTV Rheinwacht Dinslaken 28:21 (18:12). Für die Refrather war der letztlich ungefährdete Erfolg dreifach wertvoll. Einmal gab es eine gelungene Heimpremiere in der neuen Saison und zweitens damit gleichzeitig den ersten doppelten Punktgewinn unter der Federführung des neuen Trainergespanns Kelvin Tacke/Manfred Zybarth (davor viele Jahre beim Mittelrhein-Oberligisten Puheimer SC). Und drittens stellte Refrath auch unter Beweis, dass die sehr anständige Leistung vom Start beim Titelfavoriten TV Korschenbroich (27:30) durchaus kein Zufall war. Dass die Gäste am Anfang mal mit 3:1 (5.) und 4:3 (7.) führten, konnte die HSG bald korrigieren und besonders in den letzten fünf Minuten vor der Pause legte sie dann nach jeweils knappen Führungen ein aus ihrer Sicht angenehmes Polster vor – auf dem sie für den später ausgeglicheneren zweiten Durchgang aufbauen durfte und entsprechend nicht mehr in Gefahr geriet. Während die Refrather ihr Konto auf 2:2 Zähler ausgleichen und sich dadurch ins Mittelfeld orientieren konnten, wartet Dinslaken, mit einem 25:25 gegen die SG Langenfeld gestartet und in der vergangenen Serie als Vorletzter soeben dringeblieben, bei nun 1:3 Punkten weiter auf ein Erfolgserlebnis in der neuen Saison.

Der MTV blieb übers 6:8 (15.) und 10:12 (23.) bis zum 12:13 (25.) dran, verlor aber auf der Zielgeraden wie aus dem Nichts den Kontakt – durch fünf Gegentreffer hintereinander, die Refrath den Gästen innerhalb von viereinhalb Minuten durch fünf verschiedene Schützen zum 18:12 (30.) mit in die Kabine gab. Näher als auf vier Tore beim 18:14 (34.) kam Dinslaken dann nicht mehr heran und beim 25:16 (50.) gab es nach einem 7:2-Lauf auch keine kleinen Zweifel mehr am verdienten Sieg der Gastgeber, die anschließend das letzte Teilstück der Partie trotz einiger aufkommender Ungenauigkeiten gelassen über die Bühne brachten. Trainer Tacke wirkte vor allen Dingen erleichtert: „Wir haben einen verdienten Sieg eingefahren, es war der erwartet zähe Gegner. Grundlage war eine bärenstarke Abwehr mit einer überragenden Torhüterleistung von Marcel Krämer. In der zweiten Halbzeit sind immer wieder ein paar Leichtsinnsfehler passiert, die mir nicht so gefallen haben. Unter dem Strich ist das ein mega-wichtiger Sieg und mir persönlich ist schon eine ziemliche Last von den Schultern gefallen. Das hat die Mannschaft super gemacht, wir waren sehr diszipliniert.“

HSG Refrath/Hand:  Krämer, Kierdorf – Schallenberg, Geerkens (3), Funke (6), Pohen, Georgi, Schrage (3), Speckmann (1), Kraus (1), Asselborn (3), Merz (2), Mokris (6/3), Natzke (3), Capota.

MTV Rheinwacht Dinslaken: Bystron, Christmann – Rosendahl, Hoffmann (3), Sanders (3), Höffner (1), Asci, Lelgemann, Tuda (7/3), Krölls (2), Dreier (2), Reede (2), Kölsch (1).

TuSEM Essen II – HC Gelpe/Strombach 40:28 (22:14). Beide Seiten schienen sich darauf verständigt zu haben, dass Abwehrarbeit vielleicht überschätzt wird – und die Gäste aus dem Oberbergischen wirkten hier zu Beginn sogar wie von allen guten Geistern verlassen, weil sie sich von Essen tatsächlich überrennen ließen. TuSEM, vor einer Woche mit einer 28:35-Pleite beim Aufsteiger Borussia Mönchengladbach im ersten Spiel in der höheren Klasse chancenlos, legte einen Blitzstart vor und setzte sich immer weiter ab – 6:1 (7.), 11:4 (13.), 15:7 (18.). Von diesem Essener erholte sich die Mannschaft von HC-Trainer Markus Murfuni im Prinzip nicht mehr – und am Ende stand eine Zwölf-Tore-Pleite mit durchaus sehr unangenehmen Folgen auf der Anzeigetafel: Gelpe/Strombach, beim Saisonstart schon mit dem 26:28 gegen den BTB Aachen überraschend gestolpert, hängt nun mit 0:4 Zählern erst einmal auf dem letzten Tabellenplatz fest – als einziges Team der Klasse ohne einen einzigen Punkt auf dem Konto. Der bisherige Letzte Essen zog ebenso am letztjährigen Dritten vorbei wie der Aufsteiger TSV Bayer Dormagen II, der mit dem 29:27 über den Titelfavoriten TV Korschenbroich die größte Sonntags-Überraschung beisteuerte.

Gelpe tat nach dem 10:17 (22.) in seiner besten Phase bis zum 14:17 (26.) durchaus etwas für ein günstigeres Ergebnis, aber der kurze Zwischenspurt erwies sich bald als Strohfeuer – und Essen setzte sich mit einer eigenen 5:0-Serie zum 22:14 (30.) weiter ab. Beim 28:18 (42.) war das Polster zum ersten Mal zweistellig – und nicht zum letzten Mal. Fünf Sekunden vor dem Ende verpasste Alexander Ernst den Gummersbachern mit dem 40:28 sogar noch den 40. Gegentreffer. HC-Trainer Murfuni redete anschließend nicht lange um den heißen Brei herum. „Das war ein gebrauchter Tag heute, da hat nicht viel funktioniert. Dementsprechend sind wir abserviert worden. Mit 18 technischen Fehlern und vielen kleinen Dingen, die wir in der Abwehr nicht in den Griff gekriegt haben, bekommt man mal schnell 40 Tore. Das werde ich mir jetzt genau anschauen und wir müssen jetzt endlich anfangen, Punkte zu sammeln. Wir werden uns auf jeden Fall erst mal nicht nach oben orientieren. Wir schauen erst, dass wir unsere Hausaufgaben machen.“

TuSEM Essen II: L. Stumpf, Solbach Domingo (1) – Scholten (8), Frederic Neher, Petersen (1), N. Stumpf (1), Lewndowski (12/7), M. Stumpf (1), Ernst (2), Telohe (4), Scherz (1), Weiss, Elsässer (1), Kostuij (8).

HC Gelpe/Strombach: Stöcker, Ahmed Elnoamany – Bostan, Maier (4), Rostalski, Altjohann (4), Heinzerling (2), Roth, Meinhardt (2), Elverfeld, Panske (5), Mayer (9/1), Brüning (2).

 

HC Weiden – TSV Bonn rrh. 28:29 (13:17). Die Bonner machten durch den knappen Erfolg am Sonntagnachmittag ihren Traumstart in die neue Saison perfekt. Eine Woche nach dem 24:22 über den Bergischen HC II sammelte die Mannschaft von Trainer Frank Berblinger bereits die nächsten beiden Punkte ein und sie steht bei 4:0 Zählern für den Moment auf Rang zwei. Der HC wartet dagegen noch auf den ersten Sieg in dieser Saison und konnte die starke Leistung beim OSC Rheinhausen und das 27:27 dort nicht vergolden. „Ich denke, im Großen und Ganzen kann man sagen, dass wir verdient als Sieger vom Platz gehen. Man muss sagen, dass das ein extrem schweres Auswärtsspiel war bei einem Gegner, der aus meiner Sicht dieses Jahr deutlich stabiler und variabler in die Saison reingegangen ist“, fand Berblinger.

Die Gäste fanden gut ins Spiel, lagen direkt mit 3:0 (3.) vorne und führten die gesamte erste Hälfte an. Das 9:5 (12.) war der erste Vorsprung mit vier Toren für die TSV. Weiden verkürzte zwar einmal auf 10:11 (18.), mit dem 17:13 zur Pause hatten die Bonner den alten Abstand aber wieder hergestellt – was natürlich noch lange keine Entscheidung war. Die Hausherren kamen mit viel Dampf aus der Kabine und glichen schnell zum 18:18 (40.) aus, doch nach dem 20:20 (43.) fanden die Gäste den Faden wieder und brachten sich entscheidend mit 28:24 (57.) nach vorne. Weiden probierte in der Schlussphase mit einer offenen Deckung alles, kam aber nicht mehr entscheidend heran. „Wir verschlafen den Start vollkommen. In der zweiten Halbzeit decken wir grundsätzlich so, wie wir uns das vorgenommen haben. Zu viele Spieler haben heute Normalform und in der Crunchtime machen wir zu viele Fehler. Deswegen verlieren wir unglücklich, aber verdient“, fand Weidens Coach Marc Schlingensief.

HC Weiden: Schroif, Keller (1) – Xhonneux (11/2), Wolff (1), T. Meurer (5), Scheidtweiler (3), Gerke, Redding (4), Kemper (1), Boesel (1), Fiedler, S. Meurer, Klinkenberg, Eissa (1).

TSV Bonn rrh.: Krouß, Meissenburg – Schöneseiffen (4), Bullerjahn (1), Krohn (5), Behr, Weisleder, Fischer (1), Palmen (4), Worm (6/5), Windhorst, Bohrmann (6/2), Struif (1), Rohloff (1).

BTB Aachen – HG Remscheid 27:30 (12:15). Die über 100 Kilometer lange Rückfahrt am Sonntagabend aus Aachen mag den HG-Akteuren vermutlich gar nicht so weit vorgekommen sein, denn die Mannschaft um Trainer Nelson Weisz hatte nicht nur die zwei Punkte im Gepäck, sondern sie kam auch als Tabellenführer in Remscheid an. Dort empfangen die Bergischen am kommenden Samstag den TV Korschenbroich zum Spitzenspiel – und haben dabei sicherlich viel weniger Druck als die Gäste, die den Aufstieg in dieser Saison als Ziel ausgegeben haben. Mit dem 5:2 (11.) und 9:4 (19.) fand Remscheid gut in die Begegnung, bevor Dominik Hertz eine direkte Rote Karte sah – aus Sicht von Weisz eine Fehlentscheidung (19.). Weil kurz darauf Dimitriy Stukalin und Sebastian Pflüger beide für zwei Minuten vom Platz mussten (jeweils 22.), konnte Aachen auf 9:11 (24.) verkürzen und war beim 12:13 (28.) sogar wieder dran. Maximilian Conzen im HG-Tor sorgte dann mit seinen Paraden dafür, dass die Gäste doch mit einem 15:12 in die Kabine gingen.

Die Hausherren gaben sich nach dem Seitenwechsel allerdings lange nicht geschlagen, sondern glichen zum 21:21 (47.) aus. Bis zum 24:24 (53.) blieb der BTB auf Augenhöhe, dann brachten Ole Vetterlein (54./56.) und Moritz Klose (56.) ihr Team mit dem 27:24 nach vorne. Felix Horn traf noch einmal zum 27:28-Anschluss für Aachen (59.), doch in der Schlussminute machten Felix Handschke und Kaan Taymaz mit dem 30:27 den Deckel auf den Sieg der HG. BTB-Coach Simon Breuer war trotz der Niederlage mit der Vorstellung seines Teams einverstanden: „Wir haben eine überragende kämpferische Leistung gebracht. Aber am Ende des Tages haben wir leider eine sehr hohe Zahl an technischen Fehlern gemacht und einige Hundertprozentige liegen lassen. Letztlich hat Remscheid einfach deutlich weniger Fehler gemacht und dadurch auch das Spiel gewonnen.“

BTB Aachen: Dosch, Schüler – Korsten (2), Jacobs, Oslender (1), Bökmann (1), Horn (4), Monteiro Pai (5), Kaesgen (1), Wagner, Kepp (4), Schnalle (3), Bock (6/1).

HG Remscheid: Conzen, Mathes – Sikic (1), Taymaz (6), Pflüger (1), Klose (2), Vetterlein (6), Hertz, Stukalin (2/1), Handschke (3), Athanassoglou (7/3), Grewel (2).